OPERATION LONDON (Outbreak 2). Luke Duffy

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Название OPERATION LONDON (Outbreak 2)
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958353572



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zuerst mit eigenen Augen Gewissheit verschaffen. Nachdem sie noch einmal nach ihrem Bruder geschaut hatte und sicher war, dass er rein gar nichts von seiner Umgebung mitbekam, trat sie durch eine der Türen, die rechts aus dem Empfangsbereich führten.

      Dahinter lag ein langer, schmaler Flur, die Wand links zog sich bis zum Ende, wohingegen sich rechts mehrere kleine, halbprivate Bürowaben aneinanderreihten, die durch dünne Raumteiler voneinander abgetrennt waren. Dieser Bereich war gut ausgeleuchtet, weil die Sonne durch mehrere breite Fenster mit Blick auf die Parkfläche schien. Das Licht drang durch die Jalousien jedes Büros und wurde von den hell gestrichenen Wänden reflektiert.

      Tina ging langsam bis zum anderen Ende, blieb aber vor allen Waben stehen, um zuerst nach Geräuschen aus dem Inneren zu lauschen. Erst dann steckte sie vorsichtig den Kopf hinein. Die meisten Büros standen leer, doch einige waren auch mit Schreibtischen, Schränken und Stühlen möbliert. Doch in keinem davon sah sie Anzeichen von der Panik und dem Chaos, von denen die meisten Häuser und Gewerbe ergriffen worden waren. Das Wichtigste für sie war allerdings, dass alle Bürofenster intakt waren.

      Schließlich erreichte sie die hintere Tür des schmalen Flurs. Diese war dick und schwer, weshalb sie sehr fest drücken musste, um sie öffnen zu können. Dahinter herrschte vollkommene Dunkelheit. Da der Flur hier keine Fenster besaß, durch die natürliches Licht hätte einfallen können, blieb Tina kurz in der Tür stehen und lauschte in die Finsternis hinein. Es roch unverkennbar nach Asche, und als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie mehrere Türen an einer Seite des Ganges erkennen. Dank der Sonne, die durch die Fenster hinter ihr schien, konnte sie vage sehen, dass mikroskopisch feine Partikel von etwas Verkohltem in der Luft waberten.

      In einem Teil des Gebäudes hatte es offenbar gebrannt, doch es war aus irgendeinem Grund nicht vollkommen von den Flammen verzehrt worden. Tina konnte nicht abschätzen, ob dies den massiven Feuertüren zu verdanken war oder zu einem frühen Zeitpunkt im Zuge der Katastrophe geschehen war, als es noch Strom gegeben und die Sprinkleranlage noch funktioniert hatte. Obwohl das eigentlich gar keine Rolle spielte, beschäftigte sie diese Frage dennoch.

      Letzten Endes sammelte sie sich und trat ein. Es roch hier extrem streng nach verbranntem Holz und geschmolzenem Kunststoff, und als sie die Tür vorsichtig hinter sich schloss, wirbelte ein schwacher Luftzug winzige Flocken aus Asche auf, die ihr sofort in die Nase drangen. Sie blieb still stehen und konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen, während sie auch noch auf die leisesten Geräusche achtete. Irgendwann hatten sich ihre Augen an die Düsternis gewöhnt und sie tastete sich langsam weiter vorwärts, um herauszufinden, was sich hinter den Türen verbarg.

      Die Wände waren schwarz verrußt und von der Hitze verzogen, die sich offenbar in diesem Flur entwickelt hatte. Beim Auftreten knirschten spröde Bodenplatten, die aufgrund der hohen Temperaturen gerissen oder zerbrochen waren. Das Geräusch wirkte in der Dunkelheit umso lauter, weshalb Tina sich bei jedem Schritt verkrampfte.

      Die erste Tür führte in eine Abstellkammer hinein, und nach einem kurzen Schrecken, weil etwas Borstiges ihre Finger streifte, begriff Tina, dass es sich nur um einen Besen handelte. Sie ging hastig zum nächsten Raum weiter.

      Darin konnte sie nichts sehen, doch es stank so sehr, dass sie annahm, dass es eine Personaltoilette war. Neben dem Geruch von verkohltem Holz und versengtem Beton nahm sie auch jene typische Mischung aus stehendem Urin und Reinigungsmitteln wahr, doch dass sie nichts von dem üblen Odeur verwesender Menschen roch, erleichterte Tina sehr. Sie hatte ihn in letzter Zeit viel zu oft gerochen, und so abstoßend er auch auf ihre Sinne wirkte, brachte er vor allem ihren Verstand aus der Fassung. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, setzte sie ihren Weg durch den dunklen Gang fort.

      An der Schwelle unter der vorletzten Tür sah sie erneut einen Lichtstreif. Sie drehte vorsichtig den Knauf, ohne ein Geräusch zu verursachen, öffnete sie und stieß plötzlich auf gleißende Helligkeit. Da sie mehrere Minuten lang gar nichts hatte sehen können und sich nur auf ihre Nase und Ohren hatte verlassen können, blendete sie dieser hell erleuchtete Raum unfassbar. Während sie hektisch blinzelte und sich eine Hand über die Augen hielt, hob sie mit der anderen das Brecheisen.

      Es war eine Cafeteria. Auf jeden Fall hatte man den Bereich einmal in dieser Funktion benutzt. Ordentlich aufgestellte Tische und Stühle nahmen die gesamte Fläche ein. Alle waren von dem Rauch und durch die Hitze schwarz verkohlt, die den Raum buchstäblich entzündet hatte. Den einst weißen Anstrich der Wände schraffierten nun dunkle Streifen, wo die Flammen an ihnen gezüngelt hatten. Schwarz und verschmiert reichten sie bis unter die Decke, deren Schaumstoffplatten ebenfalls verschmort waren und nun wie Stalaktiten aus Plastik in ihren Rahmen hingen.

      Am hinteren Ende befand sich eine Theke mit Wärmeplatten und anhand des Schadens in jenem Teil der Cafeteria ging Tina davon aus, dass sich das Feuer dort konzentriert hatte. Mitten in dem ganzen Schutt glaubte sie, auch mehrere Leichen zu entdecken. Diese waren allerdings bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und praktisch eins geworden mit einer Masse aus verklumpter Asche und ausgehärtetem Kunststoff. An mehreren Stellen ragten bleiche Hand- oder Beinknochen aus dem Wust auf, und je länger Tina dort hinstarrte, desto mehr erkannte sie. Einige der verkohlten Leiber bewegten sich anscheinend noch. Beinahe unmerklich zwar, doch es war keine Einbildung … dürre Finger, die zuckten und wackelnde Beine.

      Als sie dies beobachtete, wusste sie nicht so recht, ob sie hinauslaufen oder bleiben sollte. Doch letzten Endes machte sie sich klar, dass diese Menschen keine Bedrohung mehr für sie darstellten. Irgendwie hatten sie das Feuer überstanden, waren aber zu schwer verletzt, um sich aufraffen zu können. Tina fragte sich, ob sie schon vor der Feuersbrunst infiziert gewesen waren oder erst nach ihrem Tod in den Flammen reanimiert worden waren. Obgleich sie es gern gewusst hätte, lag es ihr fern, genauer nachzuforschen.

      Die hintere Wand der Cafeteria verfügte über eine Reihe breiter Fenster, die die gesamte Breite einnahm. Die Scheiben waren allerdings trüb und vom Rauch beschmiert, doch an ein paar Stellen konnte man noch hindurchschauen und erkennen, dass davor ein leerer Abschnitt der Parkfläche lag. An dieser Gebäudeseite deutete nichts auf weitere Untote hin, und Tina hoffte, dass es sich dabei um die Parkplätze der Angestellten oder um eine Lieferannahme ohne öffentlichen Zugang handelte. Bei Bedarf würde sie diesen Bereich als möglichen Fluchtweg in Erwägung ziehen können.

      Die letzte Tür auf dem Flur führte zu einer Plattform mit einem Blick auf ein gewaltiges Warenlager. Dort herrschte wegen der Fenster hoch oben an der Decke nur wenig Licht, weshalb sie nur ein paar Meter weit sehen konnte. Von ihrer erhöhten Position aus beschränkte es sich auf wenige Reihen aus gestapelten Gütern, die jedoch nach einem kurzen Stück bereits unkenntlich wurden, weil sie im Schatten verschwanden. Tina konnte die Ausmaße der Halle aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse nicht einschätzen, rechnete aber damit, dass sie sehr beachtlich war, einfach, weil es sich dabei um ein Versorgungsdepot einer großen Supermarktkette handelte und auch wegen der Länge der Außenmauern.

      Leider schienen die Flammen auch das Lager nicht verschont zu haben. Es roch hier drin genauso streng nach Feuer wie in der Cafeteria und dem Flur. Viele der Regale in Tinas Nähe waren zusammengebrochen, und ihr Inhalt lag von der hohen Hitze zerstört auf dem Boden herum. Mehr zu erkennen war zwar unmöglich, doch sie ahnte, dass der Rest der Halle dem gleichen Schicksal anheimgefallen war.

      Sie blieb kurz an der Tür stehen und horchte eine Weile. Nie hätte sie voraussehen können, ob sich in dem Lager Infizierte aufhielten, und die einzige Möglichkeit, sich zu vergewissern, bestand darin, sich selbst bemerkbar zu machen. Vorerst aber wollte sie ihre Anwesenheit nicht preisgeben.

      Nachdem sie die Tür sorgfältig verschlossen hatte, kehrte sie zu der Rezeption zurück. Dort hielt sie hinter dem Empfangstisch inne und schaute verstohlen durch die gläserne Eingangstür hinaus auf den Parkplatz. Die Untoten waren immer noch da, suchten jedoch nicht mehr gezielt nach ihr und Chris. Sie irrten stattdessen wieder stumpfsinnig herum.

      Ihr Bruder saß noch immer zusammengesackt an der Wand und schnarchte laut. Sein dicker Bauch ging dabei auf und nieder, während er tief und laut atmete.

      »Nutzloser Bastard«, murrte Tina leise im Vorbeigehen und näherte sich nun einer offenen Tür zu seiner Linken.

      Diese