OPERATION LONDON (Outbreak 2). Luke Duffy

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Название OPERATION LONDON (Outbreak 2)
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958353572



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man für sich selbst aufkommt.«

      Kapitel 4

      Die langen Grashalme schwankten sanft in der milden Nachtluft. Über die offene Landschaft wehte den Männern eine Brise in die Gesichter und kühlte ihre erhitzte Haut. Der Mond war voll, die Sichtweite durchaus nicht zu verachten. Marty, der gerade neben seinem Rucksack kniete, drückte die rote Taste des Satellitentelefons und fuhr die Antenne ein.

      »Fünf Minuten«, flüsterte er den anderen beiden zu.

      Bull und Danny kauerten ebenfalls in der Nähe auf dem weichen Boden. Sie brummten zur Bestätigung, verstanden zu haben, und hielten dann weiter in ihrem jeweiligen Umkreis Ausschau. Das stete Rauschen des Weizens, den niemand mehr erntete, hielt ihre Sinne auf Trab. Es schärfte ihr Gehör, während sie in das schwarze Nichts starrten und auf jedes Geräusch achteten, das andeuten könnte, dass jemand oder etwas näherkam.

      Aber außer dem Wispern, der sich wiegenden Gräser und dem leisen Pfeifen des auffrischenden Windes in der Sommernacht, war es ruhig und friedlich in der gesamten Umgebung. Nichts bewegte sich und Verkehrslärm oder die Geräusche von Menschen in ihren Häusern gab es nicht mehr. Der Himmel schwieg und die einzigen Geräusche vor Ort, waren jene der Natur. In den Klein- und Großstädten sah es allerdings ganz anders aus. Diese platzten sozusagen aus allen Nähten vor Infizierten, die auf den Straßen umhertorkelten und die Lebenden jagten. Ihr Stöhnen und Heulen durchdrang ununterbrochen den städtischen Raum, weshalb jeder Überlebende längst geflohen war, falls er es geschafft hatte. Die Reste der zivilisierten Welt befanden sich nunmehr vollkommen in der Gewalt der Untoten.

      Fernab im Westen hörte man das leise Knattern von Rotorblättern, das langsam immer lauter wurde, je näher der Hubschrauber kam.

      »Das sind sie«, verkündigte Marty.

      Er griff in die Tasche seiner Panzerweste und nahm eine jener Infrarotlampen heraus, die unter dem Namen »Fire-Fly« bekannt waren. Er hielt sie so hoch, dass sie in Richtung Westen zeigte, und schaltete sie dann ein. Mit bloßem Auge konnte man nicht erkennen, dass das Gerät tatsächlich Licht abstrahlte, doch wer ein Nachtsichtgerät trug, dem entging das helle pulsierende Signal, das sich im Ein-Sekundentakt wiederholte, auf keinen Fall.

      Während Danny weiterhin die Umgebung überwachte, begann Bull, ihre Ausrüstung zusammenzupacken und sich darauf vorzubereiten, sofort in den Helikopter zu steigen, wenn dieser den Boden berührte. Dadurch, dass der Maschinenlärm ihr Hörvermögen minderte und ihnen der Abwind den Blick in das Gelände verwehrte, waren sie nun angreifbar. Je schneller sie also an Bord gingen, desto besser.

      Der Kasten war schwer und umständlich zu tragen, denn er war über einen Meter lang und noch einmal halb so breit und hatte ein Gewicht von ungefähr neunzig Kilogramm. Bull wuchtete ihn hoch, packte ihn mit beiden Händen und stützte ihn mit einem Knie, bis er Kraft gesammelt hatte, um mit dieser klobigen Last loszulaufen, sobald die Heckklappe des Chinooks heruntergeklappt wurde.

      Danny, der sein Gewehr weiterhin in die Dunkelheit richtete, die sie umgab wie eine Wand, warf noch einen Blick zurück auf den Kasten in den Händen seines Freundes.

      »Mein lieber Schwan, Bull, was auch immer du tust, lass das Ding bloß nicht fallen.«

      Der Angesprochene starrte Danny verdrossen an, weil dieser es offenbar für nötig hielt, ihn daran erinnern zu müssen, dass man pfleglich mit dem großen, schweren Behälter umzugehen habe. Umso fester packte er die Griffe nun und grummelte in sich hinein.

      »Sieh du nur zu, dass du alles im Blick hast, du Sackgesicht.«

      Der CH-47 war nicht mehr weit entfernt. Er knatterte so laut, dass man die hin- und herwiegenden Gräser nicht mehr hören konnte. Noch ein paar Sekunden, dann würden sie fast gar nicht mehr verbal miteinander kommunizieren können, da die Rotoren die Luft derart aufwühlten und die Triebwerke so schrill heulten. In diesem Moment waren sie darauf angewiesen, dass der Hubschrauber möglichst schnell landete, damit sie nicht länger als nötig so angreifbar und verletzbar dastanden.

      Marty richtete sich in der Hocke auf, ohne die Infrarotlampe herunterzunehmen, und machte sich darauf gefasst, vorwärtszuspringen. Plötzlich erschien am dunkelblauen, fast schwarzen Himmel ein noch dunklerer Schatten. Die Rumpfform war nun deutlich erkennbar, als der Pilot anfing, behutsam das Tempo zu drosseln und die Flughöhe zu verringern. Es wurde nun unsagbar laut und der heulende Abwind brauste zu einem regelrechten Sturm auf, der gegen ihre Körper wehte und ihnen die Sinne raubte.

      Der Helikopter brauchte nur wenige Sekunden, um ein paar Meter hoch über ihre Köpfe hinwegzufliegen und federnd auf der dunklen Erde zu landen. Seine dicken Räder absorbierten die Erschütterung und noch während das gewaltige Fluggerät aufkam, leuchtete an der Oberkante der Heckklappe bereits ein dünner, heller Streifen auf. Augenblicke später sah man das Innere des Chinooks in einem unheimlichen mattgrünen Licht, als der Frachtoffizier vortrat und den drei Männern zu verstehen gab, dass sie an Bord kommen sollten, und er ihnen, solange mit seinem Gewehr Deckung geben würde.

      Marty, Bull und Danny ließen sich nicht zweimal bitten. Sie erhoben sich gemeinsam und liefen sofort auf das Heck der Maschine zu. Danny sicherte sie nach hinten ab, wohingegen Bull anfing zu humpeln, weil ihn der schwere Kasten hinunterzog. Er schnaufte und keuchte bereits vor Anstrengung. Die Rampe zu betreten war eine richtige Quälerei. Der stämmige und muskulöse Soldat musste seinen Anlauf zeitlich genau abpassen, um keine Energie und keine wertvollen Sekunden zu vergeuden, weil er nicht richtig landete oder schlimmer noch – ausrutschte und ihr empfindliches Mitbringsel fallenließ. Die Vorstellung, mit dem Kasten in seinen Händen zu stürzen, jagte ihm unwillkürlich einen kalten Schauer über den Rücken.

      Danny, der dem Gelände als Letzter den Rücken zukehrte, betrat jetzt die offene Klappe des Chinooks und nickte dem Frachtoffizier im Vorbeigehen zu. Nun waren sie alle an Bord, die Rampe schloss wieder, und der Lärm der Triebwerke veränderte sich.

      Doch da geschah das Undenkbare: Außerstande, den Boden des Hubschraubers zu sehen, und weil er sein Gewicht mit dem schweren Behälter in den Händen immerzu verlagern musste, solange die Klappe eingefahren wurde, fiel Bull hin. Er hielt den Kasten dennoch beharrlich fest, als er mit einem stummen Schrei, der ihm im Hals stecken blieb, aufschlug und spürte, wie ihm das unhandliche Ding langsam entglitt. Während er mit seiner Last vorwärts in den Innenraum des Hubschraubers segelte, kniff er die Augen zusammen und stöhnte.

      Danny und Marty blieben wie vom Blitz getroffen stehen. Sie sorgten sich allerdings nicht um Bull oder die Verletzungen, die er sich bei dem Sturz zugezogen haben könnte, sondern beobachteten vielmehr mit Entsetzen, wie der Kasten über den harten Boden der Fluggastzelle polterte. Das Knirschen beim Aufprall übertönte sogar die donnernden Triebwerke, bis er schließlich gegen die lange Sitzreihe auf der Steuerbordseite schlitterte und dort liegenblieb.

      »Du nutzloser, tollpatschiger Trottel!«, brüllte Danny außer sich vor Wut, so laut er konnte, und sprang dann über Bull hinweg, der immer noch langgestreckt auf dem Boden lag und den Kopf zwischen den Schultern eingezogen, die Augen aber nicht wieder geöffnet hatte.

      Marty eilte hinüber, presste beide Hände auf den langen, schweren Kasten und stemmte sich mit vollem Gewicht dagegen, um ihn festzuhalten. Obwohl er wusste, dass der Behälter nicht mehr weiter rutschen würde, als er es bereits getan hatte, verspürte er, weshalb auch immer, den Drang, weitere Bewegungen zu verhindern, so gut er konnte. Er schaute Bull fassungslos an und schüttelte ungehalten den Kopf.

      Dieser schlug nun die Augen auf und erwiderte Martys Blick. Er schämte sich zwar, ließ aber trotz allem ein tonloses »Leck mich« auf seinen Lippen erscheinen.

      Eine Stunde später überflog der Helikopter die Isle Of Wight. Die drei Soldaten, die länger als drei Wochen auf der Insel Großbritannien gewesen und der vollkommenen Erschöpfung nahe waren, hingen komplett ausgepowert in ihren Sitzen, weshalb ihre Köpfe in den Turbulenzen, die der Hubschrauber durchqueren musste, hin und her wippten. Auf dem Boden vor ihnen lag der klobige Kasten und jeder von ihnen hatte seine Füße daraufgelegt, um ihn nahe und sicher bei sich zu wissen.

      »Warum