OPERATION LONDON (Outbreak 2). Luke Duffy

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Название OPERATION LONDON (Outbreak 2)
Автор произведения Luke Duffy
Жанр Языкознание
Серия Outbreak
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783958353572



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nicht unbedingt von einem seiner Mitstreiter erschossen werden, nur weil dieser verwirrt aus dem Schlaf schreckte. Darum hielt er sich dicht über dem Boden, als er neben ihn rutschte, und positionierte sich so, dass er seinen Gefährten im Bedarfsfall die Waffe entwenden konnte.

      »Marty«, flüsterte er behutsam, während er einen Arm ausstreckte, und rüttelte dann an der Schulter des Schlafenden.

      Dieser fuhr schreckhaft hoch. Bull betrachtete ihn ein paar Sekunden lang, wobei er auf die Pistole in dessen Hand achtete, doch Marty machte keine Anstalten, sie zu heben.

      »Deine Schicht hat begonnen, Sportsfreund.« Bull bezog sich auf die Wachablösung.

      »Was, jetzt schon?«

      »Nein, erst nächsten Dienstag. Ich dachte nur, ich könnte mir einen kleinen Scherz erlauben, indem ich dich schon früher wecke. Steh schon auf, du Lusche.«

      »So'n Scheiß, Mann«, nölte Marty schlaftrunken.

      Bull kroch zu Danny zurück, während ihr Freund langsam immer mehr zu sich kam. Er drehte sich noch einmal nach ihm um und beobachtete einen Moment lang, wie Marty sich streckte und am Kopf kratzte. Anschließend blickte er auf seine Armbanduhr und schließlich blinzelnd zur Baumkrone hinauf, um zu erkennen, wo die Sonne gerade stand. Dämmern würde es erst in ein paar Stunden, weshalb er mit dem Gedanken spielte, sich wieder hinzulegen, umzudrehen und weiterzuschlafen.

      »Komm ja nicht auf die Idee«, wisperte Bull von drüben. »Du bist jetzt mit Aufpassen an der Reihe, während ich mir etwas zwischen die Kiemen schiebe.«

      Marty rieb seine Augen und machte sich daran, zu den anderen beiden zu kriechen. Nachdem er sich dicht neben ihnen auf den Bauch gelegt hatte, spähte er durch den Feldstecher den Hügel hinab.

      »Und, geht da unten was ab?«

      »Gar nichts.« Bull schüttelte seinen Kopf. »Bist du dir sicher, dass es sich lohnt, hinunterzusteigen?«

      Marty zuckte mit den Achseln. »Ein Blick kann ja nicht schaden. Das ist die letzte bebaute Gegend, bevor wir zur Abholstelle gelangen, also wäre es fahrlässig, wenn wir hier nicht ausgiebig herumschnüffeln würden. Außerdem ist Danny derjenige, der auf Gedeih und Verderb hinunter will.«

      »Ich bin gar nicht weit von hier aufgewachsen«, erklärte dieser ruhig, als er bemerkte, dass Bull ihn fragend anschaute.

      »Du kommst uns jetzt aber nicht auf die sentimentale Tour, oder Danny?«

      »Ich weiß nicht«, erwiderte er gleichmütig. »Davon einmal abgesehen, finden wir vielleicht etwas Nützliches an dem Checkpoint am anderen Ende der Straße.«

      Bull drehte sich nach rechts um, wo eine Absperrung zusammengestürzt war. Von Schüssen durchsiebte Militärfahrzeuge standen dort mit zerbrochenen Scheiben und platten Reifen. Kein Motorengeräusch, kein Licht, die Türen offen, und die Soldaten längst verschwunden. Dutzende Leichen lagen an der Stelle herum, und man erkannte, dass die Truppe tapfer gekämpft hatte. Obwohl es sinnlos gewesen war, denn die Infizierten hatten die Reste der Verteidigung einfach mit ihren verrotteten Füßen niedergetrampelt und sich an den überforderten Militärs gütlich getan.

      Während die Dunkelheit hereinbrach, bereiteten sich die drei zum Aufbruch vor. Intuitiv und ohne Worte, überprüften sie, ob ihre Waffen funktionierten und ihre Ausrüstung gesichert, alle Taschen befestigt und alle Gurte arretiert waren.

      »Sollte etwas passieren und wir werden getrennt, kommt wieder genau hierher«, flüsterte Marty den anderen zwei zu und zeigte auf den Baum. »Das ist unser Notfallsammelpunkt. Wartet zehn Minuten, falls möglich, und lauft dann zur Abholstelle.«

      Danny und Bull gaben mit hochgestreckten Daumen zu verstehen, dass sie die Anweisung zur Kenntnis genommen hatten.

      Marty trat jetzt vor die beiden anderen und begann, sie den grasbewachsenen Hang hinunter zu der Autoreihe zu führen. Im Westen war der Himmel noch blassblau und hell genug, sodass sie sich auf dem Weg die Straße hinunter, zurechtfanden und nicht allzu sehr auffielen. Allerdings wussten sie, dass sie diese Annehmlichkeit nicht mehr allzu lange nutzen konnten, denn die Sonne war längst hinter dem Horizont verschwunden, und es wurde rasch dunkler. Ebenso rapide sank die Temperatur, die bei Tag sehr hoch gewesen war, und die Luft wurde durch den kühlen Wind fast frisch, während die Finsternis über den Abendhimmel rollte und die Umgebung in unterschiedliche Blau- und Grautöne färbte.

      Danny bildete die Nachhut und genoss die abendliche Kühle auf seiner geröteten Haut. Während sie liefen, konnte er links undeutlich »Schumacher« erkennen, der immer noch zuckend am Steuer des Autos saß. Der Typ würde wohl niemals Leine ziehen. Was er tat, nahm ihn offensichtlich vollkommen in Beschlag.

      Deinetwegen habe ich jetzt fünf Snickers verloren, dachte Danny.

      Als sie den Fuß des Hügels erreichten, versteckten sie sich hinter den geparkten Wagen und schlichen daran entlang auf das andere Ende der Straße zu. Links von ihnen, wo die Vororte der ländlichen Kleinstadt an die unberührte Natur grenzten, lauerten die Infizierten. Die Geräusche, wenn sie auf den düsteren Hauptstraßen, über Trümmer stolperten, hallte durch die engen Gassen der Appartementanlage. Ihre Stimmen, das Stöhnen und das Schreien, trugen sich weit in der Stille hinein, die sie umgab. Die Dunkelheit schien zu bedingen, dass man nächtliche Geräusche auch aus größerer Entfernung hören konnte, weshalb die drei Männer jeden Schritt umso vorsichtiger machen mussten.

      Alle paar Meter blieben sie stehen, um sich in der Umgebung zu orientieren und zu überprüfen, ob sie entdeckt worden waren. Marty fragte sich allmählich, warum er sich dazu verpflichtet gefühlt hatte, Danny diese nostalgische Neugier durchgehen zu lassen, allerdings waren sie jetzt schon fast da, und weiterzugehen war genauso leicht wie Umkehren.

      Hinter einem Auto verharrte das Trio kurz und wartete, dass das letzte Licht stetig schwächer wurde. Am Himmel über ihnen glitzerten bereits die ersten Sterne, und als sich ihr natürliches Nachtsehvermögen einstellte, erkannten sie immer mehr Einzelheiten in ihrem Umfeld. Nach einer Weile konnten sie deutlich in beide Richtungen schauen, und soweit es sich bestimmen ließ, befanden sich keine Infizierten in ihrer unmittelbaren Umgebung.

      Nachdem sie hinter der Wagenreihe vorgetreten waren, machten sie sich auf den Weg zu den dunklen Geschäften und dem Checkpoint zu ihrer Rechten. Danny hielt nun wieder an und überblickte das Areal, um seine Freunde decken zu können. Als er sich sicherheitshalber nach hinten umdrehte, schrie er vor Überraschung beinahe auf.

      Überall am Horizont erschienen plötzlich menschliche Silhouetten. Er brauchte nicht genauer hinzusehen, um zu wissen, dass es sich dabei um unzählige Infizierte handelte. Woher kamen die? Er hatte keine Ahnung, doch sie bewegten sich auf die Häuser zu, weshalb Danny und die anderen innerhalb kürzester Zeit zwischen dem Land und der Stadt eingeschlossen sein würden … in die Zange genommen von Untoten.

      Er drehte sich zu seinen Begleitern zu und zischte leise, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Marty erstarrte und schaute zu ihm, um herauszufinden, was los war. Er erkannte die Gefahr sofort, und auch Bull erblickte die Untoten. Die drei zogen sich hastig hinter das nächste Fahrzeug zurück.

      »Woher zum Geier kommen denn die auf einmal?«, fragte Bull aufgeregt, während er über das Autodach zum Hügel hinüberschaute.

      Danny schüttelte den Kopf.

      »Weiß der Teufel, Mann, aber es wird keine Minute dauern, bis die Straße hier vor ihnen überquillt.«

      Immer mehr von ihnen kamen über die Hügelkuppe, während die ersten Reihen zügig den Hang hinunterstiegen und sich der Autoreihe näherten. Sie torkelten, strauchelten und grunzten auf dem Weg zur Siedlung.

      »Das ist ja eine ganze Horde«, flüsterte Bull erschrocken.

      Marty drehte sich zu der Straße und den Gebäuden um. Ihnen blieb wohl nichts anderes mehr übrig, als sich zu bemühen, nicht gesehen zu werden und zu hoffen, dass der Schwarm an ihnen vorbeizog. Er fand keine Erklärung dafür, wie oder warum die Untoten plötzlich aufgetaucht waren, und war überzeugt davon, dass seine Freunde und er nichts getan hatten, um sie anzulocken.