Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther Kabel

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Название Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9788075835246



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Stoff als Badehose bekleidet, aber trotzdem war es der Diener Kanarra.

      „Was tust du hier?“

      „Ich wache, Mr. Abelsen …“

      „Also hat dich Frau Murray hierher geschickt …“

      „Nein, Dingo tat’s. Er hat zu befehlen.“

      „Ihr fürchtet die Polizei?“

      Er nickte ernst. „Ich würde Ihnen raten, sich nicht zu weit zu entfernen, Mr. Abelsen. Es ist hier nicht alles so, wie es sein soll. Drüben fliegen die Papageien so unruhig …“ Er zeigte nach Nordost. Dort etwa mußte das große Kreuz stehen. – Kanarra wußte nicht, daß ich mich … recht weit entfernen wollte. Mochte er vorläufig des Glaubens bleiben.

      „Weshalb hat gerade Dingo hier zu befehlen?“ fragte ich beiläufig.

      Er schaute mich erstaunt an. „Dingo gehört doch die Farm, Mr. Abelsen …“

      „Natürlich – ganz recht … – Dort, wohin du soeben zeigtest, erblickte ich auf dem Herritt ein Kreuz … Liegt dort Graf Ruxa begraben?“

      „Nein,“ erklärte er zögernd …

      Und dann entschuldigte er sich – er müsse seinen Baumposten wieder einnehmen.

      „Warte noch … – Wann kaufte Dingo die Farm? Ist er denn so reich?“

      Er schielte mich verlegen von unten an. „Mr. Abelsen, Bell Dingo ist der reichste Farbige Australiens …“

      Er wollte weiteren Fragen entgehen und kletterte gewandt wie ein Affe wieder nach oben. Ich ritt in ein Tal hinab, übersprang zwei Zäune und galoppierte dann im Busch nach links. Das Kreuz mußte ich mir unbedingt aus der Nähe ansehen.

      Dingo – neues Rätsel – so reich, Herr der Farm?! Das warf eigentlich all meine argen Vermutungen über den Haufen.

      Weg mit den Gedanken, weg mit der leisen Reue, Ethel Murray so schlecht behandelt zu haben. Ein Pferderücken ist besser als tausend zärtliche Weiberarme, der Schweißdunst eines Gaules ist Kraftparfüm …

      Coy ritt unsichtbar neben mir, und ich hörte seinen gellenden Jagdruf, hörte sein liebes Geschwätz und roch seinen Trandunst. Er war nur ein armer Fischer und Jäger und Dieb von der Gallegosbucht, aber er war ein ganzer Kerl und Enkel eines Königs und Besitzer unermeßlicher Schätze, die er nie anrührte und die niemand mehr finden wird.

      Von Coy hatte ich alles gelernt: Reiten, Fährtenlesen, Sich-Orientieren, – jenen sechsten Sinn zu wecken, der auch in pechfinsterer Nacht ein fernes Ziel unfehlbar erreicht.

      Ich durchritt einen dünnen Wald, verscheuchte grasende Känguruhs, und mit einem Male lag die weite flache Lichtung vor mir.

      Ich sah das Kreuz von der Seite, und ich zügelte den Braunen so jäh, daß er vorn stieg und schnaubte.

      Ich hatte Grund dazu:

      Au dem Kreuz hing ein menschliches Skelett. Das war das Weiße, das ich vorher nicht erkannt hatte.

      Davor stand neben einem Maultier mit riesigen Ohren ein Mann in einem grünlichen Reitanzug, über der Schulter ein Schmetterlingsnetz mit Bambusstock, auf dem Rücken eine knallgelbe große Botanisiertrommel.

      Der Fremde zeichnete das Kreuz. Er hatte seinen Zeichenblock auf den Sattel des Maultieres gelegt, das wie eine Mauer stand und nur die Ohren spielen ließ. – Er hatte einen fuchsigen Vollbart, eine Hornbrille auf der Wippnase und am Filzhut einen Nackenschleier.

      … Eigene Wege – Vorsicht!!

      Dieser Gelehrte hier in Nordaustralien unweit des Golfes von Carpentaria gefiel mir nicht.

      Ich stieg aus dem Sattel und beobachtete ihn. Er zeichnete …

      Dann packte er den Block in die Satteltasche und schritt bis zum Fuße des Kreuzes, reckte sich hoch, befühlte das Skelett und schüttelte mehrmals den Kopf. Er kehrte um und betrachtete nun die Steinreihen im Sande. Wieder das Kopfschütteln.

      Der Mann war harmlos. Immerhin, – ich nahm den Karabiner in den Arm und ritt im Schritt hinter ihn. Er kniete jetzt und schlug mit dem Netz nach einem bläulichen Falter. Sein Maultier wandte faul den Kopf. Es war ein hochbeiniges Geschöpf mit tadellosen Formen, sicherlich ein vorzügliches Reittier.

      „Was tun Sie hier?“ fragte ich, und er, durchaus mit dem blauen Falter beschäftigt, blickte nur flüchtig auf …

      „Ist Schmetterlingfangen hier verboten?“ meinte er belustigt. „Mein Name ist Lonnel, Professor Conny Lonnel von der Queens-Universität … – Sind Sie der Farmbesitzer?“

      Er hatte seinen Falter in eine Blechschachtel getan, nachdem er ihn behutsam durch einen Tropfen Äther getötet hatte.

      Er lachte vergnügt. „Wissen Sie, ich bin immer so ein wenig zerstreut … Meine Frage war Unsinn. Die drei Buschpolizisten, die ich morgens dort nach dem Burke-Fluß lagernd antraf, sagten mir ja, daß der neue Besitzer der Ruxa-Farm der schwarze Millionär Bell Dingo sei …“

      Ich hatte neugierig die Steinreihen gemustert, ich sah erst jetzt, daß sie einen Namen bildeten, ein Monogramm:

      R. B.

      Aber auch diese seltsame Entdeckung zerrann in Nichts gegenüber Lonnels Bemerkung über die Polizei.

      „So – Beamte trafen Sie …“

      „Es war recht interessant …“ nickte er schmunzelnd. „Sie haben doch sicherlich schon von der Kruxa gehört. Das muß ein ganz verteufeltes Frauenzimmerchen sein …“

      „Die Wegelagerin?!“

      „Oh – sie hat Schneid, und es würde mir leid tun, wenn sie gefaßt würde. Aber das hat wohl seine Schwierigkeiten, sie ist überall und nirgends, und ihre Bande verfügt über ungezählte Spione … Die Polizei kommt immer zu spät, und Oberst Bluß – er war mit am Lagerfeuer – hat gewettert und geflucht und …“

      „Wie – Kolonel Bluß, Mr. Lonnel?!“

      „Na ja, wundert Sie das? Sind Sie hier fremd? Bluß ist doch Kommandeur der Polizei von Nordqueensland, und man redet so allerlei über ihn … Er soll in diese Paloma Ruxa verliebt sein und will sie trotzdem baumeln lassen … Auf Straßenraub steht hier noch immer der Strang, Mr. … – wie war doch Ihr Name?“

      „Elsen, Mr. Lonnel … Meine Stahljacht ankert an der Küste. Ich befinde mich auf einer Tour um die Welt und wollte nur einmal einen kleinen Abstecher zu Pferde machen.“

      „Beneidenswert! – Entschuldigen Sie …“ und er rannte hinter einem braunen Riesenfalter her. Ich vermißte ihn nicht. Was hieß das nun wieder? Kolonel Bluß an einem Lagerfeuer?! Bluß lag doch schwer verwundet auf der Ruxa-Farm!

      Der Professor kehrte atemlos und freudestrahlend zurück. „Ich habe ihn!“ meinte er fast kindlich und zeigte mir den armen Falter. „Eine höchst seltene Art, Mr. Elsen … Die lateinische Bezeichnung lautet …“

      „War es wirklich Bluß, mit dem Sie sprachen?“ fragte ich nachdenklich.

      „Manula graziosa australis … erklärte er wichtig. „Diese braune Spielart des …“

      „Zum Teufel mit Ihren Schmetterlingen! Der Polizeibeamte kann nicht Bluß gewesen sein …!“

      Er blickte mich mißbilligend an. „Sie sind kein Engländer, Mr. Elsen … Engländer fluchen anders.“

      „Ich bin Deutscher,“ log ich getrost.

      „Natürlich …“ murmelte er. … Das war eine Frechheit, aber dieses ulkige Männchen war mir zu wertvoll, um gegen sein „Natürlich!“ energisch zu protestieren. „Oberst Bluß ist anderswo, sagte man mir …“

      „Wo denn?! Ich muß den Kolonel wohl am besten kennen, wir sind innig befreundet. Es war Arthur Bluß, und er erzählte mir im Vertrauen, daß er …“

      „Halt