Название | Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch |
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Автор произведения | Walther Kabel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788075835246 |
„Bluß!!“ stöhnte Ethel Murray und bedeckte das Gesicht mit den Händen. „Das ist Kolonel Bluß, Arthur Bluß, Palomas Todfeind!“
Der Mann draußen im Wasser drohte mit der Faust und verschwand wieder.
„Bell Dingo, mein schwarzer Kamerad, meinte, die Polizei hier in Nord-Queensland trüge kurzes Haar,“ sagte ich ironisch. „Vorläufig glaube ich Bell Dingo, Frau Murray. Es sei denn, Sie beantworten mir eine Frage: Hörten Sie im Nebel ein Motorboot? – Es muß ein sehr großer starker Kutter gewesen sein …“
Sie ließ die Hände sinken. Ein scheuer Blick streifte das Fenster.
„Es war der Polizeikutter von Burketown, einer Stadt am Burke-Fluß westlich von Karumbo, mein Herr,“ erwiderte sie ohne Zaudern. „Ich kenne diese Gegend ganz genau. Die Schaffarm meines Vaters lag achtzig Meilen von hier landeinwärts. Die Ruxa-Farm war einst die größte der Gegend. Dann kam die Pest, und unsere Schafe krepierten zu tausenden an der entsetzlichen Drehkrankheit …“
„Ja, – Drehwurm im Gehirn,“ nickte ich. – Ob sie doch nicht log?!
Bell Dingo trat ein. Der neue Bell, schöner denn je, ganz in Weiß, mit Hemd mit Schillerkragen, weißer Krawatte, weißen Schuhen.
Er grinste eitel.
„Wundervoll!“ lobte ich.
Ethel Murray verbiß ein Lachen.
Dingos enorme Häßlichkeit feierte in dieser Kluft unerhörte Triumphe.
„Sag mal, Bell Dingo, kennst du Burketown?“
„Ai ai, Mussu … Schöne Stadt, viel Polizei …“
„Hat die Polizei dort einen Motorkutter?“
Er kam näher. Er nickte. „Ai ai … feinen neuen Kutter mit Funkanlage, Mussu … Ich hier sein geboren in diese Gegend, wenn Stadt Burketown nahe sein.“ Seine Fratze verzog sich zu einem wonnigen Lächeln. „Ai ai, dann das hier meine Heimat sein, Mussu … Aber lange lange nicht hier gewesen … Viele Jahre weg, viel erleben ich …“
Er nahm einen Schemel, setzte sich und zog die Beinkleider hoch, um die Bügelfalten zu schonen. Ihn umwehte der Duft von Mundwasser … Seine Krimmermütze glänzte feucht.
„Hast du dich parfümiert, mein Sohn?“
„Ai ai … – Kopfwäsche, Mussu, – das erfrischen …“
Nachher fand ich die Flasche Mundwasser leer vor.
5. Kapitel
Ethel zeigt Interesse
Ich hatte Ethel Murray schlafen geschickt. Sie war doch sehr erschöpft gewesen, und sicherlich hatte sie zumindest einen Streifschuß am linken Bein, wenn sie es auch abgeleugnet hatte. Sie konnte den Fuß kaum mehr heben.
Bell Dingo lag auf dem Sofa und schnarchte. Er hatte seinen wundervollen Anzug ausgezogen und lag in seidener Unterwäsche da, die einst einem vornehmen Engländer gehört hatte, dem Erbauer des Paradieses der Enterbten.
Ich hatte die Stahlblende vor das Fenster geschoben, saß im Schreibsessel und studierte nochmals die Zeitungen. Ethel Murray fand ich nur flüchtig erwähnt. Der Farmer Sebastian Ruxa, aus Spanien ausgewiesen und als politischer Flüchtling auch des Grafentitels entkleidet, hatte nur diese beiden Kinder gehabt. Seine Gattin, Engländerin, starb vor ihm. Er selbst erschoß sich aus Verzweiflung über den Verlust seiner Herden. Er mußte also ein schwacher Tor gewesen sein. Wer erschießt sich, weil er arm geworden?! Welcher Vater läßt zwei halberwachsene Töchter fast mittellos zurück?! – Wie Paloma dann Brigantin geworden, war nicht ganz geklärt. Wie Ethel diesen Kapitän Murray heiraten konnte, der doppelt so alt als wie sie, – eine zweite ungelöste Frage.
„La Kruxa und ihre Bande hat nie einen Menschen getötet,“ fand ich in einem der Artikel hervorgehoben. „Sie arbeiteten mit den modernsten Mitteln, sie besaßen Automobile, geheime Funkstationen, sogar zwei Flugzeuge. In allen Städten hatte die Bande Helfershelfer. Wo irgend nur neue Goldfunde die Schwärme der Abenteuerer herbeilockten: La Kruxa war sofort zur Stelle. Nie plünderte sie einzelne Goldsucher aus. Ihre Anschläge galten stets den großen Transporten der Weltfirmen, die die australische Goldausfuhr in der Hand haben.“
An anderer Stelle wieder:
„La Kruxas Verehrer soll ein englischer Lord sein. Erwiesen ist, daß sie seine Bewerbung ablehnte, daß dieser Unbekannte trotzdem treu zu ihr hielt und daß er eine eigene „Polizei“ organisierte, Paloma zu schützen. Dieser geheimnisvolle Fremde soll stets in Verkleidung auftreten. Gesehen hat ihn noch niemand. Aber er existiert.“
Was doch die Tintenfische so alles zusammenschmieren!! Sensationsmache!!
Ich glaubte an diesen „Lord“ ebensowenig wie an das sogenannte „Gute“ im Menschen. Das „Gute“ ist klug verschleierte Selbstsucht. Die Moral ist die Krücke der Schwachen, und die Strafgesetze sind das papierne Sieb, durch das sich die Starken, Gelenkigen hindurchwinden.
Ich sog an meiner Zigarre und blickte Bell Dingos schwarze Fratze an. Sein Mund stand offen. Und da sein Kopf tief lag, sah ich in der Reihe seiner Backenzähne zwei goldene Kronen.
Ein Australnigger mit Goldkronen?
Ich schlich zum Sofa.
Es stimmte.
Ich betrachtete Dingos Riesenflossen. Er hatte gepflegte Fingernägel. Auf dem linken kleinen Finger glänzte matt ein silberner Ring mit einem großen grünen Stein.
Silber?!
Nein, das war Platin, und der Stein konnte nur ein Smaragd sein. Ich nahm eine Taschenlampe und ließ den Lichtkegel auf den Edelstein fallen. Gerade in Smaragden findet man sehr häufig Trübungen, Blasen und Flecken.
Dieser Stein hatte in der Mitte im Innern eine schwärzliche Trübung in Form … eines Kreuzes.
Seltsam war das. – La Kruxa – Kreuz der Wüste – und hier ein Australnigger mit einem kostbaren Ring mit einem Kreuz und mit Goldkronen und so tadellosen Nägeln?! Hatte Bell Dingo mich belogen?! War er alles andere nur nicht Kajütwärter a. D.?! Flüchtig kam mir der Gedanke an den allzeit verkleideten „Lord“ … Doch nein, dieser Schwarze war echt. Solche Wulstlippen, solche Hände, Handschuhnummer fünfzehn, hat kein Lord. Immerhin, der gute Bell Dingo mit seinem famosen Ai Ai hatte wohl so manches verschwiegen.
Ich ging hinüber in den Vorraum und prüfte den Verschluß der Falltür. Ich überlegte: Vielleicht für zwölf Stunden würde die Luft hier im Unterbau der Insel für uns drei ausreichen. Dann mußten wir emportauchen. Und dann?!
Dingo hatte gemeint, es sei schon möglich, daß der Blonde vor dem Fenster Kolonel Bluß gewesen. Bluß war für Queensland eine Berühmtheit. Er hatte bereits an die zwei Dutzend Buschklepper baumeln lassen. Auch in den Zeitungen hatte ich ihn erwähnt gefunden. Wenn die Polizei wirklich draußen lauerte, konnte das zu peinlichen Verwicklungen führen. Ethel Murray ausliefern?! Niemals! Sie war mein Gast, und es gab immer noch Mittel, den Beamten zu entgehen.
Ich kehrte zu Bell Dingo zurück. Aber jetzt war er wach, saß aufrecht und hatte eine dick geschwollene Backe. Aus der Aschenschale fehlten die beiden Stummel.
„Na, wie heißt denn dein Zahnarzt, Bell Dingo?“ – ich pflanzte mich vor ihm auf.
„Ai ai, Doktor Bothwell, Sydney, Edward Kai 18 …“ Er grinste zufrieden. „Sehr gute Arzt, das …“
„Und dein Juwelier?!“
Er blickte auf seinen Ring. „Mussu, das sein Geschenk …“
„Was du nicht sagst! Der Stein ist wohl Glas?“
„Smaragd, Mussu