Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Название Leopold von Ranke: Historiografische Werke
Автор произведения Leopold von Ranke
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9788027206056



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Absicht zu sparen, die Opposition gegen die königliche Autorität und der Haß gegen die vorwaltenden Minister; extreme Whigs und Tories hatten sich gegen sie vereinigt. Wenn man fragt, ob in der Tat und Wahrheit seine europäische Stellung, die er als eine besondere ihm selbst eigene Angelegenheit zu behandeln pflegte, dadurch gestört wurde, so ist das außer Zweifel. Als der Kurprinz von Bayern326 gestorben war und Frankreich mit Ansprüchen hervortrat, welche er prinzipiell verwarf, was war es dann, wodurch er sowohl wie Heinsius bewogen wurde, auf dessen Vorschläge einzugehen?327 Vor allem doch die Unmöglichkeit, das damalige Parlament zum Widerstand gegen Frankreich zu vermögen. Unter keinen Umständen aber durfte er es zu vollem Bruch kommen lassen. Er schloß die Session am 4. Mai, nicht ohne sein Mißvergnügen über die Resultate der Sitzung auszudrücken. Die Subsidien, die man ihm bewilligt hatte, betrugen kaum die Hälfte der früheren; seine militärische Macht war ihm bereits zum großen Teil entwunden.

      Ein Umschwung der öffentlichen Meinung in England trat dadurch ein, daß Ludwig XIV. nach dem Tode Jakobs II., im September 1701, sofort dessen Sohn Jakob (III.) als rechtmäßigen König von England anerkannte. Im Januar 1702 beschloß das Parlament, 40 000 Mann Landtruppen und 40 000 Matrosen auszurüsten; Englische Geschichte 7, 271. 277. Am 8./19. März starb Wilhelm III., nachdem ein englisches Heer unter Marlborough in Holland gelandet war.

      38. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg

       Inhaltsverzeichnis

      Preußische Geschichte I u. II, Werke Bd. 25 u. 26 S. 378-382.

      Kurfürst Friedrich Wilhelm erscheint als ein Mann von natürlichster Einfachheit, der, wenn er über den Markt geht, wohl ein paar Nachtigallen kauft, die man feilbietet, denn er liebt Singvögel in seinen Gemächern; der in seinem Küchengarten das aus der Fremde gebrachte Reis mit eigner Hand pfropft, in Potsdam die Trauben im Weinberge lesen, die jungen Karpfen im Teich fischen hilft. Dabei aber richtet er sich doch eine stattliche Hofhaltung ein; er hält auf die Abzeichen, die ihn von allen andern unterscheiden, er legt selbst Wert darauf, daß er einen gewissen Aufwand machen kann, nach welchem ihn niemand zu fragen hat. Für die Künste wohnte ihm ein natürliches Talent inne, so daß er das Gute und Brauchbare auf den ersten Blick unterschied. Er war mehr ein Kriegsmann als ein Gelehrter, aber er hatte Sinn für Gelehrsamkeit und den Wunsch sich allseitig zu unterrichten. Wichtige Fragen über zweifelhafte Punkte legte er den Gelehrten vor, die er erreichen konnte, und ließ sich von ihnen Vortrag halten, ohne die Kontroverse zu scheuen. In seinen mittleren Jahren geschah das alle Tage; die Staatsgeschäfte litten dabei nicht. Er war vielmehr überzeugt, daß er eben des Rates der Gelehrten bedürfe, um sie zu führen.

      Seine Staatsverwaltung hatte eine patriarchalisch-familiäre Ader. Eine große Anzahl eigenhändiger Briefe von ihm an seinen vertrautesten Rat, Otto von Schwerin, sind aufbehalten. Alle öffentlichen Geschäfte und häuslichen Ereignisse werden darin in den Formen der herzlichsten Freundschaft erörtert. Der Fürst wünscht z. B. seinem Minister einen glückseligen guten Morgen oder Gottes Beistand bei der bevorstehenden Entbindung seiner Frau Liebsten. Darum aber durfte dieser keine persönlichen Interessen in die Verhandlungen mischen. Er wird wohl bedeutet, keine Affekte blicken zu lassen, wo er nur seine Meinung zu sagen habe.

      Sehr bequem und beliebt war sein Regiment mit nichten; die allgemeine Klage war, daß er die Untertanen zu sehr belaste, und zwar immer stärker, je älter er wurde. Man hatte viel von seinem Jähzorn zu leiden, der dann auch keineswegs ohne Einfluß auf die Geschäfte blieb. Wenn die großen Angelegenheiten überhaupt selten ohne Leidenschaft verwaltet werden, so war das auch bei ihm nicht der Fall; aber in der Situation lag ein gutes Korrektiv momentaner Aufwallungen. Man hat wohl erlebt, daß er nach irgendeiner ihm geschehenen Mißachtung Feuer und Flamme war, um sich zu rächen, den andern Tag aber Friedensentwürfe zum Vorschein brachte, welche sehr wohl erwogen und von der andern Seite angenommen werden konnten. Alles war voll von Gärung und Wechseln der Entschlüsse; wer im vorigen Jahre mit Krieg und Verderben bedroht worden, dem wurden nach veränderten Umständen im laufenden Anerbietungen zu der engsten Verbindung gemacht. Jede neue Wendung der Dinge regte neue Entwürfe auf; die persönliche Stimmung wurde doch immer durch die allgemeine Erwägung beherrscht.