Название | Leopold von Ranke: Historiografische Werke |
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Автор произведения | Leopold von Ranke |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027206056 |
Mit der damaligen aristokratischen Regierung in Holland hatte überdies der König seinen eignen dynastischen Streit. Seit jener Vermählung des Prinzen Wilhelm II. von Oranien mit einer Tochter Karls I., die von diesem im Moment der ausbrechenden Unruhen bewilligt wurde, waren die Häuser Oranien und Stuart auf das engste verbündet; die Stuarts haben die beste Unterstützung, die ihnen überhaupt zuteil wurde, bei den Oraniern gefunden. Daher kam es dann, daß ihre Gegner in beiden Ländern, Cromwell und die Löwensteinsche Faktion, gemeinschaftliche Sache machten. Der Verjagung der Stuarts entsprach die Ausschließung des Hauses Oranien von der Statthalterschaft301 und den hohen Ämtern im Kriegsdienst zu Land und See, die es bisher besessen, nach dem frühen Tode Wilhelms II., von welcher zunächst dessen Sohn, der Sprößling aus jener Ehe, Wilhelm III., betroffen wurde. Karl II. hatte zugleich mit der Großmutter des Prinzen und dem Gemahl der Vatersschwester desselben, dem Kurfürsten von Brandenburg, die Vormundschaft übernommen. Seine Absicht war, den Neffen und Mündel wieder in die Stellung seiner Vorfahren einzusetzen; so brachte es die Verflechtung der Begebenheiten mit sich, nachdem er selbst auf den Thron hergestellt worden war. Er hat gesagt, seine Ehre erfordere, in den Niederlanden das Gegenteil von dem zu tun, was Cromwell getan habe. Die aristokratische Partei in Holland hatte an dem König von England einen Gegner, der nur die Zeit erwartete, um mit seiner Feindseligkeit offen hervorzutreten.
Unter diesen Umständen konnten die Annäherungen, die im Anfange zwischen beiden Regierungen gewechselt wurden, doch zu keinem wirklichen Verständnis führen. Man dürfte sich eher wundern, daß es im September 1662 noch einmal zu einem Vertrage kam. Doch blieb in diesem vieles unentschieden, und die Mißhelligkeit zwischen den beiden Nationen stieg immer höher. Die Erwerbung des Besitztitels auf Bombay,302 denn zu wirklicher Besitzergreifung ließ es die Widersetzlichkeit des portugiesischen Befehlshabers und des dortigen Klerus nicht sogleich kommen, hatte die Eifersucht der Holländisch-ostindischen Kompagnie verstärkt. Die Engländer wurden um so sorgsamer von dem Verkehr mit den Eingeborenen ausgeschlossen; eine ihnen im Vertrage zugesprochene Insel, Polaroon, wurde ihnen entweder nicht ausgeliefert oder doch bald wieder entrissen. Sie erhoben laute und heftige Beschwerde, aber die Meinung der Holländer war, wenn sie nachgäben, so würden die Forderungen der Gegner nur um so größer werden, und auch auf ihrer Seite hatte man über tausenderlei Beschädigungen zu klagen. Es kam zu Unterhandlungen, welche die Gemüter beiderseits nur erhitzten. Downings303
Briefe verraten eine immer feindseligere Ungeduld. Er sagt endlich unumwunden, daß von diplomatischen Unterhandlungen nichts mehr zu erwarten sei; man müsse die Holländer mit ihrer Münze bezahlen und Repressalien gegen sie brauchen; nur wer ihnen weh tue, finde Rücksicht bei ihnen. Unter dem Eindruck dieser Berichte und der von verschiedenen Handelsgesellschaften eingehenden Klagen über holländische Übergriffe beschloß das Parlament im April 1664, den König um Abhilfe derselben zu ersuchen. Es versprach ihm zugleich, ihn gegen allen Widerstand, den er dabei finde, mit Gut und Blut zu unterstützen. Karl II. war bisher durch die Besorgnis zurückgehalten worden, daß das Bedürfnis parlamentarischer Unterstützung seiner Autorität nachteilig werden könne; die Initiative, die das Parlament ergriff, machte seiner Bedenklichkeit ein Ende. Er antwortete, er werde noch einmal den Weg der Unterhandlung versuchen; sollte es ihm unmöglich sein, seinen Untertanen auf demselben Gerechtigkeit zu verschaffen, so rechne er auf die Erfüllung des von dem Parlament gegebenen Versprechens.
Indem aber die Unterhandlung fortging und viele noch Erhaltung des Friedens hofften, ließ er doch zu, das nach dem Rate Downings auch von englischer Seite, wiewohl nicht in seinem Namen, Feindseligkeiten begangen wurden. Immer freigebig in Verleihung amerikanischer Landschaften hatte Karl II. seinem Bruder Jakob Long-Island und die vorliegende Küstenstrecke, von der Westseite des Connecticutflusses bis zur Ostseite der Delawarebai, mit allen Rechten der Regierung überlassen. Schon seit vierzig Jahren aber war dies Gebiet von der Holländisch-westindischen Kompagnie kolonisiert worden; Neu-England304 zur Seite hatte sie ein Neu-Niederland gegründet, das bereits eine Anzahl blühender Pflanzorte auf der Insel und an der Küste begriff, unter ihnen auf einer von den Eingebornen durch Kauf erworbenen Stelle ein neues Amsterdam, welches mit dem alten in ununterbrochener Verbindung stand. Die englische Krone hatte ihrerseits diese Ansiedlungen immer für unbefugt erklärt, denn vorlängst seien diese Landstriche von Jakob I. in Besitz genommen worden. Karl II. trug kein Bedenken, den Bruder und einige Kavaliere, die zu ihm hielten, mit denselben zu beleihen.
Es war nicht eigentlich die holländische Regierung, sondern die Holländisch-westindische Kompagnie, mit der man hier sowie noch an andern Stellen zusammenstieß. Karl II. hatte vor kurzem eine ältere, zum Handel nach Afrika gestiftete Gesellschaft erneuert und seinen Bruder an ihre Spitze gestellt. Die Unternehmungen derselben waren vornehmlich nach Guinea gerichtet; aus dem Golde, das ihre Schiffe von der Goldküste zurückbrachten, hat man die ersten Guineen geprägt. Einen sicheren Gewinn warf der Sklavenhandel nach Barbadoes und andern Kolonien ab. Auch in Afrika waren jedoch die Holländer im Vorteil. Ihre Manufakte von Leyden entsprachen dem Geschmack der Eingebornen; mit den einen im Frieden, mit den andern im Krieg griffen sie immer weiter um sich. Damals hatten sie sich in Besitz des vielleicht besten Platzes an der ganzen Küste, Kap Corso – es ist die Station Coastcastle – gesetzt; überall sahen sich die Engländer ausgeschlossen oder benachteiligt.
Nach diesen beiden Regionen nun richteten die Engländer ihre Angriffe, die sie als Repressalien gegen vermeintlich oder wirklich erlittene Unbill bezeichneten. Ein kleines Geschwader der Afrikanischen Kompagnie, zu dem auch der König ein paar Fahrzeuge stoßen ließ, bemächtigte sich des Kap Corso; ein andres, mit einer hinreichenden Anzahl von Landungstruppen ausgerüstet, nahm seinen Lauf nach Neu-Niederland und machte sich ohne viel Mühe zum Meister von Neu-Amsterdam. Der Führer, Oberst Nicholas, der dem Hofhalt des Herzogs von York angehörte, gab der Stadt den Namen New-York.
Wenn man bemerkt, wie gleich darauf Tabago, das von ein paar seeländischen Kaufleuten in Besitz genommen war und durch seine vor der Wut der Orkane gesicherten Häfen die beste Station in den Antillen bildete, von den Engländern überfallen und weggenommen wurde, so ermißt man erst die ganze Tragweite dieses Friedensbruches. Man sollte ihn fast einem überlegten Plane, etwa nach dem Rat des von Karl II. eingerichteten Handels-Kommitee zuschreiben. Denn auf das beste greifen diese Unternehmungen zusammen. Es war, als wollte England, indem es die nordamerikanische Küste ausschließend in seine Hand brachte, zugleich die große Seestraße, die sich zwischen den beiden Kontinenten im Angesicht von Britannien eröffnet, entweder in Besitz nehmen oder doch mit einem Schlage von den verhaßten Nebenbuhlern säubern.
Die Republik sah sich in ihrer großen maritimen Stellung angegriffen. De Ruyter, der vor Malaga kreuzte, erhielt Befehl, sich nach der afrikanischen Küste zu verfügen, um die Engländer zu verjagen und hierauf auch ihre westindischen und nordamerikanischen Ansiedlungen heimzusuchen. Die Unterhandlungen, die indes in Gang gesetzt waren, betrafen hauptsächlich Geldforderungen der englischen