Tausend und Ein Gespenst. Александр Дюма

Читать онлайн.
Название Tausend und Ein Gespenst
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Серия
Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
isbn



Скачать книгу

Spur zurücklassen, gewisse Prophezeihungen, die in Erfüllung gehen. Wie wollen Sie erklären, Doctor, daß von Gespenstern gegebene Schläge schwarze Flecke auf dem Körper dessen haben entstehen lassen können, der sie erhalten hat? wie wollen Sie erklären, daß eine Erscheinung zehn, zwanzig, dreißig Jahre zuvor die Zukunft hat offenbaren können? Kann das, was nicht besteht, das verletzen was besteht, oder das verkünden, was geschehen wird?

      – Ah! sagte der Doctor, Sie wollen von der Erscheinung des Königs von Schweden sprechen.

      – Nein, ich will von dem sprechen, was ich selbst gesehen habe.

      – Sie!

      – Ich.

      – Wo das?

      – In Saint-Denis.

      – Wann das?

      – Im Jahre 1794, zur Zeit der Entweihung der Gräber.

      – Ah, ja! Hören Sie das, Doctor, sagte Herr Ledru.

      – Wie, was haben Sie gesehen? – erzählen Sie.

      – Hier ist es: – Im Jahre 1793 war ich zum Direktor des Museums der französischen Monumente ernannt worden, und als solcher war ich bei der Ausgrabung der Leichen der Abtei von Saint-Denis gegenwärtig, deren Namen die aufgeklärten Patrioten in den von Franciade umgeändert hatten. – Ich kann Ihnen nach vierzig Zahlen die seltsamen Dinge erzählen, welche diese Entweihung bezeichnet haben.

      Der Haß, den man dem Volke gegen den König Ludwig XVI. einzuflößen gewußt, und den das Schaffot des 21. Januar nicht zu stillen vermogt hatte, war auch auf die Könige seines Geschlechtes übergegangen; – man wollte die Monarchie bis an ihre Quelle – die Monarchen bis in ihr Grab verfolgen – die Asche von sechszig Königen in den Wind streuen.

      Dann war man vielleicht auch neugierig zu sehen, ob die großen Schätze, von denen man behauptete, daß sie in einigen von diesen Gräbern eingeschlossen wären sich ebenso unverletzt erhalten hätten, als man es sagte.

      Das Volk fiel daher über Saint-Denis her.

      Vom 6. bis zum 8. August zerstörte es ein und fünfzig Gräber, die Geschichte von zwölf Jahrhunderten.

      Nun beschloß die Regierung diesen Frevel zu ordnen, für eigene Rechnung die Gräber zu durchsuchen und von der Monarchie zu erben, welche in Ludwig dem XVI., ihren letzten Repräsentanten gefällt hatte.

      Dann handelte es sich darum, selbst den Namen, selbst das Andenken, selbst die Gebeine der Könige zu vernichten; es handelte sich darum, vierzehn Jahrhunderte der Monarchie aus der Geschichte auszustreichen.

      Arme Thoren, welche nicht begreifen, daß die Menschen zuweilen die Zukunft. . . niemals die Vergangenheit ändern können.

      Man hatte auf dem Friedhofe ein großes gemeinsames Grab nach dem Muster der Armen-Gräber vorbereitet. In dieses Grab und auf ein Bett von Kalk, sollten wie auf einen Schindanger die Gebeine derer geworfen werden, welche aus Frankreich die erste der Nationen gemacht hatten, von Dagobert an bis auf Ludwig XV.

      Auf diese Weise war dem Volke Genugthuung gegeben, aber besonders war diesen Gesetzgebern, diesen Advokaten, diesen neidischen Zeitungsschreibern, den Raubvögeln der Revolutionen, Genuß gewählt, deren Auge jeder Glanz verletzt, wie das Auge ihrer Brüder, der Nachteulen, durch jedes Licht verletzt wird.

      Der Stolz derer, welche nicht aufzubauen vermögen, besteht darin, zu zerstören.

      Ich wurde zum Aufseher der Ausgrabungen ernannt; das war für mich ein Mittel, eine Menge kostbarer Dinge zu retten. Ich nahm es an.

      Am Sonnabend den 12. Oktober, während man den Prozeß der Königin einleitete, ließ ich das Grabgewölbe der Bourbons zur Seile der unterirdischen Kapellen eröffnen, und begann damit den Sarg Heinrichs IV. herauszunehmen, der am 14. Mai 1610 im Alter von sieben und fünfzig Jahr ermordet gestorben war.

      Was die Statue des Pont-Neuf anbelangt, ein Meisterstück Johanns von Bologna und seines Schülers, so war sie eingeschmolzen worden, um Sous daraus zu schlagen.

      Die Leiche Heinrichs IV. war zum Verwundern erhalten; die vollkommen erkennbaren Züge des Gesichts waren ganz die, welche die Liebe des Volkes und Rubens Pinsel der Nachwelt überliefert haben. Als man ihn zu, erst aus dem Grabe hervorgehen und in seinem Leichentuche so gut erhalten erscheinen sah, war die Gemüthsbewegung groß, und es fehlte wenig, daß der in Frankreich so volkschümliche Ruf: Es lebe Heinrich IV.! nicht instinctmäßig unter den Gewölben der Kirche erschallte.

      Als ich diese Zeichen von Ehrerbietung, ich mögte sogar sagen von Liebe, sah, ließ ich die Leiche aufrecht gegen eine der Säulen des Chores stellen, und dort konnte sie jeder befrachten.

      Er war wie zu seinen Lebszeiten mit seinem Wammse von schwarzem Sammet, auf welchem sich seine weißen Krausen und Manschetten zeigten, mit seiner Faltenhose von Sammet gleich dem Wammse, mit seidenen Strümpfen von derselben Farbe und Schuhen von Sammet bekleidet.

      Seine schönen grauen Haare bildeten immer noch einen Heiligenschein um seinen Kopf, sein schöner weißer Bart fiel immer noch auf seine Brust herab.

      Nun begann eine unermeßliche Prozession, wie nach dem Reliquienkästchen eines Heiligen; die Frauen kamen, die Hände des guten Königs zu berühren, andere küßten den Saum seines Mantels, andere ließen ihre Kinder niederknien, indem sie leise murmelten:

      – Ach! Wenn er lebte, so würde das arme Volk nicht so unglücklich sein. Und sie hätten hinzufügen können: Noch so grausam; denn was das Volk grausam macht, ist das Unglück.

      Diese Prozession dauerte während des ganzen Tages Sonnabends, des 12. Oktobers, des Sonntage den 13. und Montag den 14. fort.

      Am Montage begannen nach dem Mittagessen der Arbeiter, das heißt gegen drei Uhr Nachmittags, die Ausgrabungen von neuem.

      Die erste Leiche, welche nach der Heinrichs IV. Zu Tage kam, war die seines Sohnes Ludwigs XIII. Sie war gut erhalten, und obgleich die Züge des, Gesichts eingefallen waren, so konnte man ihn doch noch an seinem Schnurrbarte erkennen.

      Dann kam die Ludwigs XlV., erkenntlich an seinen starken Zügen, welche aus seinem Gesichte die typische Maske der Bourbons gemacht haben; nur war sie schwarz wie Tinte.

      Dann kam allmählig die der Maria von Medicis, der zweiten Gattin Heinrichs IV.; Annas von Oesterreich, der Gattin Ludwigs XIII., Maria Theresias, Infantin von Spanien und Gattin Ludwigs XIV., und die des großen Dauphins.

      Alle diese Leichen waren verweset. – Nur die des großen Dauphins war in flüssiger Verwesung.

      Am Dienstage den 15. Oklober wurden die Ausgrabungen fortgesetzt.

      Die Leiche Heinrichs IV. stand immer noch an ihrer Säule, indem sie gleichgültig dieser großen Ruchlosigkeit beiwohnte, welche zugleich an seinen Vorgängern und an seinen Nachkommen vollzogen wurden.

      Am Mittwoch den 16., gerade in dem Augenblicke, wo der Königin Maria Antoinette auf dem Revolutionsplatze der Kopf abgeschlagen wurde, das heißt um eilf Uhr Morgens, – nahm man aus dem Begräbnißgewölbe der Bourbons nach seiner Reihe den Sarg König Ludwigs XV. Nach altem Hofgebrauch von Frankreich schlief er an dem Eingange des Gewölbes, wo er seinen Nachfolger erwartete, der dort nicht zu ihm kommen sollte. – Man nahm ihn, trug ihn fort und öffnete ihn nur auf dem Friedhofe und an dem Rande des Grabes.

      Anfangs schien die aus dem bleiernen Sarge genommene und gut in Leinwand und in Binden eingehüllte Leiche ganz gut erhalten; aber von dem befreit, was sie umhüllte, bot sie nur noch das Bild der abscheulichsten Verwesung, und es entströmte ihr ein dermaßen verpesteter Geruch, daß Jedermann entfloh und man genöthigt war, mehre Pfund Pulver zu verbrennen um die Luft zu reinigen.

      Man warf sogleich das, was von dem Helden des Park-aux-Cerfs, dem Geliebten der Madame von Châteauroux, der Frau von Pompadour und der Frau du Barry übrig geblieben war, in das Grab, und auf ein Bett von ungelöschtem Kalk gefallen, bedeckte man diese unreinen Reliquien mit ungelöschtem Kalk.

      Ich war bis zuletzt geblieben, um das Feuerwerk abbrennen und den Kalk werfen zu lassen, als ich einen großen Lärm in der Kirche hörte; ich kehrte rasch in dieselbe zurück und erblickte einen Arbeiter,