Название | Tausend und Ein Gespenst |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Dieser Richter, den er gewöhnlich als Arzt behandelte. verfiel sichtlich ohne irgend eine scheinbare Ursache der Störung in der Gesundheit; eine finstere Schwermuth hatte sich seiner bemächtigt. Seine Familie hatte bei verschiedenen Veranlassungen den Doctor befragt, und der Doctor hatte gleichfalls seine Freunde befragt, ohne etwas Anderes aus ihnen herauszubringen, als unbestimmte Antworten, welche seine Besorgnis, nur noch mehr erregt hatten, indem sie ihm bewiesen, daß ein Geheimniß obwalte, daß aber der Kranke dieses Geheimniß nicht sagen wollte.
Endlich drang der Doctor Sympson eines Tages dermaßen in ihn, daß sein Freund ihm gestehen mögte, daß er krank wäre, daß dieser, indem er ihn mit einem traurigen Lächeln bei den Händen ergriff, zu ihm sagte:
– Nun denn! Ja, ich bin krank, und meine Krankheit, lieber Doctor, ist um so unheilbarer, als sie gänzlich in meiner Einbildung liegt.
– Wie! In Ihrer Einbildung.
– Ja, ich werde wahnsinnig.
– Sie werden wahnsinnig! Und in was, ich bitte Sie? Sie haben einen klaren Blick, eine ruhige Stimme, – er ergriff ihn bei der Hand, – einen vortrefflichen Puls.
– Und das ist es gerade, was das Gefährliche meines Zustandes ausmacht, lieber Doctor, nämlich daß ich es sehe und es beurtheile.
– Aber worin besteht am Ende Ihr Wahnsinn?
– Verschließen Sie die Thüre, damit man uns nicht stört, Doctor, und ich will es Ihnen sagen.
Der Doctor verschloß die Thüre und kehrte zurück, sich neben seinen Freund zu setzen.
– Erinnern Sie sich des letzten Criminalprocesses, sagte der Richter zu ihm, in welchem ich berufen gewesen bin ein Urtheil auszusprechen?
– Ja; über einen schottischen Räuber, der von Ihnen zum Galgen verurtheilr und gehangen worden ist.
– Ganz recht. Nun denn! In dem Augenblicke, wo ich das Unheil aussprach, sprühte eine Flamme aus seinen Augen und er zeigte mir drohend die Faust. Ich achtete nicht darauf. . . Solche Drohungen sind bei den Verurtheilten häufig. Aber am Tage nach der Hinrichtung erschien der Scharfrichter bei mir, indem er mich demüthig über seinen Besuch um Verzeihung bat, aber mir erklärte, daß er geglaubt hätte, mich von Etwas benachrichtigen zu müssen; der Räuber war gestorben, indem er eine Art von Beschwörung gegen mich aussprach, und indem er sagte, daß ich am folgenden Tage um sechs Uhr, der Stunde, in welcher er hingerichtet worden war, Nachrichten von ihm erhalten würde.
Ich glaubte an irgend eine Ueberraschung seiner Kameraden, an irgend eine Rache mit bewaffneter Hand, und als die sechste Stunde herbeikam, schloß ich mich mit einem Paar Pistolen auf meinem Schreibtische in mein Kabinet ein.
Es schlug sechs Uhr auf der Standuhr meines Kamines. Ich war den ganzen Tag über mit dieser Mittheilung des Scharfrichters beschäftigt gewesen. Aber der letzte Schlag erbebte auf der Glocke, ohne daß ich etwas Anderes hörte, als ein gewisses Schnurren, dessen Ursache ich nicht wußte. Ich wandte mich um, und erblickte eine große schwarze und feuerfarbige Katze. Wie war sie herreingekommen? Es war unmöglich, das zu sagen; meine Thüren und meine Fenster waren verschlossen. Sie mußte während des Tages in das Zimmer eingesperrt gewesen sein.
Ich hatte mein Vesperbrod nicht genommen; ich schellte, mein Bedienter kam, aber er konnte nicht eintreten, da ich mich von Innen eingeschlossen hatte; ich ging an die Thüre und machte sie auf. Nun sprach ich ihm von der schwarzen und feuerfarbigen Katze; aber wir suchten sie vergebens, sie war verschwunden.
Ich bekümmerte mich nicht weiter darum; der Abend verfloß, die Nacht brach an, dann der Tag, dann verfloß der Tag, dann schlug es sechs Uhr. Im selben Augenblicke hörte ich dasselbe Geräusch hinter mir und sah dieselbe Katze.
Dieses Mal sprang sie auf meinen Schooß.
Ich habe keinen Widerwillen gegen die Katzen, und dennoch verursachte diese Vertraulichkeit mir einen unangenehmen Eindruck. Ich verjagte sie von meinem Schooße. Aber kaum war sie auf dem Boden, als sie von Neuem auf mich sprang. Ich stieß sie zurück, aber eben so vergebens, als das erste Mal. Nun stand ich auf und ging in dem Zimmer auf und ab; die Katze folgte mir Schritt vor Schritt; unwillig über diese Beharrlichkeit, schellte ich wie am Tage zuvor, mein Bedienter trat ein, aber die Katze entfloh unter das Bett, wo wir sie vergebens suchten; sobald sie sich unter dem Bette befunden hatte, war sie verschwunden.
Ich ging am Abend aus, und besuchte zwei bis drei Freunde; dann kehrte ich nach Haus zurück, in welches ich mittels eines Hauptschlüssels eintrat.
Da ich kein Licht hatte, so ging ich aus Furcht mich an irgend etwas zu stoßen vorsichtig die Treppe hinauf. Als ich auf die letzte Stufe gelangte, hörte ich meinen Bedienten, der sich mit der Kammerjungfer meiner Frau unterhielt.
Mein ausgesprochener Name veranlaßte, daß ich auf das horchte, was er sagte, und nun hörte ich ihn das ganze Abenteuer von gestern und Heute erzählen; nur fügte er hinzu: der Herr muß wahnsinnig werden, es befand sich eben so wenig eine schwarz und feuerfarbige Katze in dem Zimmer, als sich eine solche in meiner Hand befand.
Diese wenigen Worte erschreckten mich; entweder war die Erscheinung wirklich, oder sie war falsch; wenn die Erscheinung wirklich war, so befand ich mich unter der Last einer übernatürlichen Sache; wenn die Erscheinung falsch war, wenn ich etwas zu sehen glaubte, das nicht bestand, wie mein Bedienter es gesagt hatte, so wurde ich wahnsinnig.
Sie werden errathen, mit welcher mit Furcht gemischter Ungeduld ich die sechste Stunde erwartete; am folgenden Tage behielt ich unter dem Vorwand etwas zu ordnen meinen Bedienten bei mir zurück; es schlug sechs Uhr, während er da war; bei dem letzten Schlage der Glocke hörte ich dasselbe Geräusch und sah meine Katze wieder.
Sie saß neben mir.
Ich blieb einen Augenblick lang ohne etwas zu sagen, indem ich hoffte, daß mein Bedienter das Thier erblicken und zuerst davon sprechen würde; aber er ging in meinem Zimmer hin und her, ohne daß er etwas zu sehen schien.
Ich ergriff einen Moment, wo er in der Linie, die er durchschreiten mußte, um den Auftrag auszuführen, den ich ihm geben wollte, fast auf die Katze treten mußte.
– Stellen Sie meine Schelle auf meinen Tisch, John, sagte ich zu ihm.
Er stand an dem Kopfende meines Bettes, die Schelle stand auf dem Kamine; um von dem Kopfende
meines Bettes nach dem Kamine zu gehen, mußte er nothwendiger Weise über das Thier gehen.
Er setzte sich in Bewegung; aber in dem Augenblicke, wo sein Fuß sich aus sie zu stellen im Begriffe stand, sprang die Katze auf meinen Schooß.
John sah sie nicht oder schien sie zum Mindesten nicht zu sehen.
Ich gestehe, daß ein kalter Schweiß auf meine Stirn trat, und daß die Worte: »Der Herr muß wahnsinnig werden, sich auf eine schreckliche Weise meinen Gedanken wieder vorstellten.
– John, sagte ich zu ihm, sehen Sie nichts auf meinem Schooße?
John blickte mich an. Dann sagte er wie ein Mensch, der einen Entschluß faßt:
– Doch, mein Herr, ich sehe eine Katze.
Ich athmete wieder auf.
Ich nahm die Katze und sagte zu ihm:
– Dann tragen Sie sie hinaus, John, ich bitte Sie. Seine Hände kamen den meinigen entgegen; ich legte ihm das Thier auf die Arme, worauf er auf einen Wink von mir das Zimmer verließ.
Ich war ein wenig beruhigt; während zehn Minuten blickte ich mit einem Reste von Angst um mich; da ich aber kein lebendiges Wesen, das irgend einer Thierart angehörte, erblickt hatte, so beschloß ich zu sehen, was John mit der Katze gemacht hätte.
Ich verließ daher mein Zimmer in der Absicht, ihn darüber zu fragen, als ich, indem ich den Fuß auf die Schwelle der Thür des Salons setzte, ein lautes Gelächter hörte, das aus dem Toilettenkabinette meiner Frau kam. Ich näherte mich leise auf den Fußzehen, und hörte die Stimme Johns.
– Meine liebe Freundin, – sagte er zu der Kammerjungfer,