Название | Darcian |
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Автор произведения | Julia Lindenmair |
Жанр | |
Серия | |
Издательство | |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783946843887 |
White sieht Madame Dania entsetzt an, als hätte sie sich verhört. »Was?«, sie schüttelt den Kopf. »Das könnt ihr doch nicht machen! Wen habe ich dann noch, wenn sich meine Familie nicht an mich erinnern kann? Niemand wird an mich denken, mich vermissen …«
»Deine Schwester wird es«, unterbreche ich sie, in dem Versuch sie zu beruhigen.
»Und außerdem ist es ja nicht von Dauer«, wirft Mox ein.
White lacht hysterisch auf, noch immer den Kopf schüttelnd.
Ich rücke ganz nahe an sie heran. »Es ist sinnlos, dich zu wehren. Sie machen sowieso, was sie für das Beste halten«, flüstere ich White zu, die mich mit geweiteten Augen flehend anstarrt.
Wir sehen uns auf eine vertraute Art an, die mich erschauern lässt. Ich wende mich hastig von ihr ab.
»Es tut uns leid, derartige Maßnahmen anwenden zu müssen«, bringt Madame Dania mühsam hervor.
»Würdet ihr mir einen Moment Zeit lassen?«, höre ich White derart kummervoll erwidern, dass sie meinen Blick umgehend wieder auf sich zieht.
Sie senkt den Kopf und presst sich die Handfläche auf die Stirn. Merklich überfordert schließt sie für einen Moment die Augen, als könnte sie so einfach alles ausblenden.
»Also gut. Ich stimme zu, unter einer Bedingung.« Alle spitzen ihre Ohren. Niemand hat damit gerechnet, dass White so etwas wie Forderungen stellt. »Ihr löscht auch vorübergehend meine Schwester, Nora May, aus den Erinnerungen unserer Liebsten.«
»Was?«, platzen Lucien und ich gleichzeitig hervor.
»So erspare ich meiner Familie vorerst die Trauer über ihren Tod. Wenn ich wieder auf der Erde bin, werde ich ihnen beistehen und sie trösten können. Aber das kann ich von hier aus nicht.« Whites selbstlose Art lässt meine Zweifel an der Menschheit schwinden. Schon immer habe ich gedacht, dass Erdenbewohner im Grunde nur an sich selbst denken, aber die Liebe ist ein Phänomen, dem ich nicht gewachsen bin. Ich kenne keine Liebe, daher kenne ich auch keine Selbstlosigkeit. Niemand steht mir so nahe, dass ich ihn über mich selbst stellen würde. Und das ist auch gut so. Meiner Meinung nach machen sich Menschen damit ihr Leben auf der Erde nur unnötig schwer. Und das ausgerechnet Lucien der Engel der Liebe ist, bringt mich oft in Rage. Er selbst kennt genauso wenig die Gunst der kompletten Hingabe für jemanden. Trotzdem zwingt er Menschen dazu, voneinander abhängig zu werden. Wie absolut widersinnig.
»Also gut. Wir werden auch deine Schwester aus ihren Gedächtnissen löschen. Lady, würdest du White jetzt bitte auf ihr Zimmer führen?« Mox rutscht auf Ladys Schwanz herunter, bevor diese dem Befehl von Madame Dania folgt und durch die Tür schlüpft.
White sieht mich eindringlich an, als würde sie sich gedanklich von mir verabschieden. Ich öffne meinen Mund, um ihr alles Gute zu wünschen, aber sie kommt mir zuvor. »Könnte Darcian bitte an meiner Seite bleiben bis ich wieder auf der Erde bin?«
Mit dieser Bitte habe ich nicht gerechnet. Mein Atem bleibt mir in der Brust stecken.
Ich verschlucke mich und gebe peinliche Würgegeräusche von mir, während Lucien lachend auf meinen Rücken klopft.
»Natürlich. Darcian soll an deiner Seite bleiben. Ich werde für seinen Job bestimmt schnell Ersatz finden«, lacht mir Mox schadenfroh zu, als hätte er schon immer auf diesen Moment gewartet. Zwischen Mox und mir sprühen Funken.
»Glimm wird sich freuen«, Mox zwinkert mir zu, während ich ihm den bösesten Blick zuwerfe, den ich beherrsche.
Am liebsten würde ich ihn wie eine Fliege einfach erschlagen.
Ich wende mich an White und hebe eine Augenbraue. »Ich will dich ja wirklich nicht kränken, aber ich bin ein Todesengel und kein Dienstbote«, gebe ich so vorsichtig wie möglich zu verstehen, da ich keine Lust habe, meine kostbare Zeit im Elysium totzuschlagen. Hier fühle ich mich eingesperrt und von jeder Ecke aus beobachtet.
»Ach was, er macht nur Scherze.« Lucien tritt mir so heftig auf den Fuß, dass mir die Luft wegbleibt.
»Ich brauche keinen Dienstboten, ich brauche jemanden, dem ich hier vertrauen kann«, murmelt mir White zu. In diesem Moment passiert etwas mit meinem Körper, das mir Angst macht. Meine Knie zittern und mein Magen krampft sich zu einem einzigen stechenden Schmerz zusammen. Ein Gefühl der Machtlosigkeit hüllt mich ein und zwingt meinen Kopf dazu, ein Nicken zu formen.
»Siehst du. Du bist eben doch ein Gentleman«, haucht mir Lucien vergnügt ins Ohr.
Ich beiße mir auf die Lippen. »Und du bist und bleibst eine Nervensäge«, kontere ich matt.
Ich sehe, wie White ein Lächeln über ihr Gesicht huscht, mit dem sie mir ihre Dankbarkeit zeigt. Offenbar habe ich nun doch irgendwie ihr Vertrauen gewonnen. Hat mich ihr fehlendes Vertrauen in mich eben noch gestört, so ist es mir jetzt beinahe zu viel.
»Über die Anwendung des Pulvers des Vergessens an Menschen, ohne Genehmigung, sprechen wir noch!« Mox’ Stimme klingt höher als sonst. Geht das überhaupt noch? Als wäre ich jetzt nicht schon gestraft genug, verdrehe ich die Augen und trete hastig aus dem Konferenzraum.
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