Jhoseph und die Villeroy Lady. Doreen Brigadon

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Название Jhoseph und die Villeroy Lady
Автор произведения Doreen Brigadon
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738060782



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Chauffeure mussten sich immer bei ihm melden, wenn sie etwas benötigten. Sonst ging es sowieso über die Anwälte, wenn irgendein Schaden war.“

      Jetzt wusste ich auch, wieso so wenige Papiere da waren. Mir fehlten aber mehr als die Hälfte.

      „Jetzt habe ich mal eine Frage an dich“, sagte sie.

      „Ja, bitte?“

      „Wieso sagst du immer Butler zu Rudolf?“

      „Weil ich ihn nicht mag und er mich auch nicht. Und ich kann mich nicht überwinden, „Rudolf“ zu sagen.“

      Sie lachte herzlich. So hatte ich sie noch nicht lachen gehört.

      „Das kann ich verstehen. Ich kenne ihn schon fast mein ganzes Leben lang. Aber jetzt wird es mir auch schon zu viel, wie er sich manchmal benimmt. Gut, dass er nur mehr zwei Jahre zur Pensionierung hat. Dann kann ich mir endlich einen neuen suchen. Eigentlich hätte ich ihn gerne nach dem Tod meines Vaters entlassen wollen, aber im Testament stand, dass ich ihn bis zur Pensionierung behalten muss!“

      „OH“, konnte ich nur sagen.

      Jetzt wusste ich auch, wieso sie ihn ‚duldete‘. Dann war es eine Weile still.

      „Ich werde veranlassen, dass dich heute jemand in der Firma herumführt. Ich hoffe, besser als zu Hause. Damit du auch weist, was wir alles machen.“

      Ich wusste etwas mehr, als sie ahnte, sagte aber nichts. So fuhren wir weiter in die Firma. Dort angekommen, stieg sie wie gewohnt aus, und ich stellte das Auto auf den Parkplatz. Dann ging ich wieder hinein. Silvia, die Empfangsdame, wartete schon auf mich.

      „Das ist Herr Hermann. Er wird mit dir eine Führung machen.“

      „Och schade! Warum kannst du das nicht machen?“

      „Weil ich dazu nicht berechtigt bin“, lächelte sie mich lieb an.

      Ich begrüßte ihn, und schon ging es los. Ich durfte mich in die Höhle des Löwen wagen. Denn nicht jeder, der mit der Firma zu tun hatte, durfte auch hinein. Meistens nur in die Besprechungszimmer. Mehr wurde nicht gezeigt. Ich genoss die Führung und zum Schluss gingen wir wieder zum Personalchef, wo ich meine Karte bekam, die mich berechtigte, fast überall hinzugehen. Herr Hermann zeigte mir dann auch noch die Kantine, wo ich jeden Tag zu Mittag essen konnte, falls die Chefin nicht auswärts aß. Nachmittags konnte ich, wenn es sich ausginge, noch gratis Kaffee und Kuchen holen. Wir gingen dann auch gleich essen und er erklärte mir, wie alles funktionierte. Da ich der Chauffeur von der Chefin war, hatte ich Essen und Trinken frei. Bevor ich noch fertig war, klingelte mein Telefon.

      „Ja, bitte Frau Voss.“

      „Bitte um 15 Uhr mit dem Wagen vor der Firma warten. Danke!“, und hängte wieder wie gewohnt auf.

      Sie wartete gar keine Antwort ab. Ich trank dann doch noch Kaffee und aß einen Kuchen dazu. Das wollte ich eigentlich erst später machen, aber später war dann schon zu spät.

      Ich suchte noch die Toilette auf. Dort musste ich mich in eine Kabine verziehen, so bekam ich ungewollt ein Gespräch mit. Zwei Männer kamen rein und sprachen über die Chefin. Zuerst wusste ich nicht, um welche es ginge. Es gibt ja verschiedene Abteilungen.

      Der eine sagte:

      „Die Chefin ist heute wieder schlecht drauf.“

      Der andere:

      „Ja wahrscheinlich hatte sie am Wochenende keinen Sex. Da ist sie immer so mies drauf.“

      Der erste:

      „Weißt du schon was, ob sie schon einen neuen Chauffeur hat?“

      Der andere:

      „Ich habe schon etwas munkeln gehört, aber gesehen habe ich ihn noch nicht. Der Arme tut mir leid, bei so einer Chefin!“

      Der erste:

      „Mir auch.“

      Dann kam jemand rein und sie verstummten und bald darauf gingen sie auch schon wieder. Ich wartete noch, bis der Mann auch verschwand. Also so wurde über die Chefin gesprochen. Nicht sehr fein. Denn das Privatleben kann ihnen Wurst sein. Aber es wird leider in jeder Firma gerne getratscht und gemunkelt. So auch hier. Und wieso tat ihnen der Chauffeur leid? Das verstand ich nicht. Ich ging zurück zur Empfangshalle und bedankte mich noch für die prompte und schnelle Hilfe bei Silvia.

      Dann ging ich zum Auto. Ich hatte noch etwas Zeit und beschäftigte mich mit dem Armaturenbrett, was wie funktionierte. Hatte noch nicht Zeit und die Möglichkeit, alles anzusehen. Kurz vor 15 Uhr fuhr ich vor und keine Sekunde zu spät. Denn sie kam auch schon mit zwei Männern heraus. Ich hielt die Türe auf und sie gab mir einen Zettel in die Hand.

      „Bitte die erste Adresse anfahren.“

      Ich stieg ein und tippte die Adresse ins Navi. Es dauerte kurz, dann schrie es schon, wie ich fahren musste. Dieses Navi war etwas lauter als das in der Limo. Ich versuchte es während der Fahrt leiser zu drehen. Heute hatte ich schon kein Navi mehr gebraucht, um in die Firma zu kommen. Gut, dass die Fahrt nicht lange dauerte und das Navi nicht viel sprechen musste. Dafür redeten sie hinten umso mehr. Während sie ausstiegen, versuchte ich das Navi leiser zu stellen. Dann stieg ich auch aus und sah mir das Gebäude an, vor dem wir standen. Ich kratzte mich am Kopf, dadurch rutschte meine Kappe zurück und ich konnte nur den Kopf schütteln. Denn im Mercedes habe ich so einiges aufgeschnappt. Und das wollte sie kaufen? Ich rückte die Mütze wieder zurecht und sah in dem Moment zu ihr. Sie sah mich an und dann machte sie mit dem Kopf einen Ruck zum Gebäude. Ich sah sie entsetzt an und schüttelte den Kopf und die Hände. Dann sprach sie noch mit den Männern und kam wieder zum Auto zurück.

      „Bitte zum nächsten Ziel“, sagte sie und stieg ein.

      Ich fuhr weiter und hörte so einige Sprachfetzen. Es ging darum, dass sie ein Gebäude brauchte und dieses wollten sie ihr um eine Million Euro verkaufen. Ich glaube, sie sah meinen Blick im Spiegel, leider musste ich mich auf die Fahrt konzentrieren. Sie hatte recht, hier hätte ich mit der Limo kaum fahren können. Bei der ersten Kurve wäre ich schon stecken geblieben. Der Mercedes war zwar auch groß, aber nicht so lang. Das andere Gebäude sah zwar besser aus, war aber auch kleiner. Sie verhandelten einige Meter weiter von mir. Mich würde das Gebäude von innen interessieren und wofür es genützt werden sollte. Sie stand so, dass sie zu mir rüber sehen konnte und die Männer mir den Rücken zu kehrten. Frau Voss sah zu mir, so als würde sie meine Meinung wissen wollen. Ich zuckte mit den Schultern und mit der Hand drückte ich zu Boden. Ich hoffte, sie wusste, was ich damit sagen wollte. Sie redeten weiter, danach kamen sie zurück und stiegen ins Auto. Es wurde noch weiter diskutiert, während ich sie zur Firma zurückbrachte. Die Männer stiegen aus und verabschiedeten sich von ihr. Wir fuhren wieder nach Hause. Vorher musste ich wieder tanken fahren. Da fielen mir die zwei anderen Autos ein.

      „Frau Voss?“

      „Ja bitte?“

      „Gestern bei der Durchsicht der Papiere und ich habe es heute in der Früh auch nochmal kontrolliert, bin ich draufgekommen, dass wir bald beim Cabrio die Plakette machen lassen müssen und bei der Limo bis spätestens Ende des Jahres.“

      Sie sah mich verwirrt an.

      „Und was habe ich damit zu tun? Das ist doch deine Aufgabe.“

      „Ich wollte Sie nur informieren darüber, nicht dass dann das Auto in der Werkstatt ist und Sie gerade dann damit fahren wollen.“

      Jetzt wusste sie auch, worauf ich hinauswollte. Sie war anscheinend mit ihren Gedanken nicht anwesend gewesen.

      „Okay, lass dir von der Firma einen Termin machen. Das geht, wie du weißt, viel schneller, als wenn du selber anrufst. Und mir sagst du dann, wann und wie lange das Auto nicht verfügbar ist.“

      „Danke, das werde ich machen.“

      Der Tank war auch voll und ich ging bezahlen. Auf der Autobahn, wo es leichter war zu fahren, fragte sie mich dann: „Wieso war das erste Gebäude nichts, deiner Meinung nach?“

      „Es