Jhoseph und die Villeroy Lady. Doreen Brigadon

Читать онлайн.
Название Jhoseph und die Villeroy Lady
Автор произведения Doreen Brigadon
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738060782



Скачать книгу

er so weiter machen wie bisher. Ich konnte viel unternehmen mit ihm. Er war ja mein Chauffeur. Aber als ich weniger bis keine Zeit mehr für ihn hatte, änderte sich alles. Auf einmal war ich nicht mehr lieb und nett, nur mehr gestresst. Und statt mir zu helfen, trieb er noch an, die Firma zu verkaufen, denn dann könnten wir das Leben genießen. Von da an zeigte er sein wahres Gesicht. Ein halbes Jahr später hatte er eine andere, und ich keinen Chauffeur mehr. Und auch keine Zukunft mit einem Mann. Darum bin ich so enttäuscht von den Männern und nutze sie auch aus, wo es geht. Sie machen dasselbe ja auch mit mir.“

      Dann sah sie wieder auf das Meer. Jetzt konnte ich so einiges verstehen.

      „So jetzt haben wir genug salzige Luft getankt! Jetzt fahren wir wieder in mein Büro.“

      Ich blieb noch kurz stehen. Da ich mich nicht bewegte, sah sie zurück.

      „Darf ich etwas Persönliches fragen?“

      Sie sah mich zuerst ernst an, dann sagte sie: „Ja, bitte.“

      „Sind Sie deswegen so zwiespältig? Einmal Abstand, dann Nähe, einmal sehr vertraut, dann zugeknöpft?“

      Zuerst sah sie mich scharf an, dann kam sie wieder auf mich zu.

      „Als ich dich das erste Mal im Büro vom Anwalt sah, dachte ich mir: ‚Das wäre der Mann fürs Leben!‘, Aber leider brauche ich einen, der sich auch auskennt und vielleicht noch besser ist, als ich in der Branche. Aber irgendetwas zieht mich immer bei dir an. Und dann kommt die Vernunft. Aber auf der einen Seite brauche ich einen Chauffeur, aber auch einen Berater und Vertrauten. Und in den paar Tagen habe ich schon gesehen, du hast sehr viel Hausverstand und Intuition. Was ich bei vielen anderen nicht mal ansatzweise gefunden habe, in der Zeit, wo sie bei mir waren. Darum habe ich dir auch so schnell das Du angeboten. Ich hoffe, du nimmst es mal an und nutzt es nicht aus. Aber so viel habe ich auch schon gesehen, du bist nicht schüchtern, sondern stark. Innerlich stark“, und klopfte mit dem Finger auf meine Brust.

      Aber was mich innerlich diese Stärke kostete, wusste sie nicht. Gott sei Dank nicht. Hätte ich sie als Manager früher getroffen, hätte ich sie unverschämt genommen und nach dem Abschluss wäre sie weggewesen und ich auch. Und ich wäre ihr eigentlich ebenbürtig, aber wie sollte ich ihr das verdeutlichen, ohne dass es unvorteilhaft rüberkommt. Nicht dass sie noch glaubt, ich würde sie ausspionieren. Oder es auch nur auf ihr Geld und ihre Firma absehen. Also besser nichts sagen, dass ich mich bei ihrer Arbeit fast besser auskenne als sie. Kommt Zeit, kommt Rat. Sie ist schon so genug verletzt worden. Dann gingen wir beide still zum Auto und stiegen ein. Nur das Navi sprach in die Stille hinein.

      „17 Uhr wie immer“, sagte sie nur, als wir vor der Firma stehen blieben.

      Ich konnte mir noch einen Kaffee und Kuchen holen, bevor ich wieder vorfahren musste. Ich sah einige Leute die mich schief oder süß lächelnd ansahen. Konnte mir aber denken, was sie so dachten. Und es störte mich überhaupt nicht. Früher hätte ich sie sofort angesprochen darauf. Ich hätte mich bald mit Kaffee bekleckert, da fiel mir ein, ich musste ja noch den Schneider anrufen. Das tat ich sofort. Ich konnte mir morgen meine anderen Anzüge holen.

      Wir waren dann schon auf halbem Wege wieder nach Hause zurück, als sie mich bat, irgendwo zu halten. Auf der Autobahn wollte ich nicht direkt, aber nach der Abfahrt war eine Park-and-Ride-Anlage. Dort wollte ich parken. Sie wurde immer unruhiger und als ich nach der Abfahrt mich dort hinstellte, stieg sie auch sofort aus. Sollte ich ihr folgen? Meine Gefühle waren widersprüchlich. Auf der einen Seite „Ja“, auf der anderen Seite „Nein“. Ich wartete. Aber nach einer bestimmten Zeit wurde ich unruhig. Ich ging langsam zu ihr.

      „Frau Voss?“, sprach ich sie an.

      Sie drehte sich um und ich sah in ihre roten Augen. Sie sah mich damit ganz traurig an und dann war es um sie geschehen. Sie fing laut an zu heulen. Gut, dass ich diesen Parkplatz gewählt hatte. Er war etwas abgeschirmt. Intuitiv umarmte ich sie und sie schmiegte sich an mich. Ich wartete, bis sie sich beruhigt hatte, und verlor auch jegliches Zeitgefühl. Traute mich nicht einmal auf die Uhr zu sehen. Bis irgendetwas brummelte. Wir sahen uns an und dann fing sie laut an zu lachen.

      „Tut mir leid, aber ich glaube, das ist mein Magen.“

      Sie wischte sich die letzten Tränen fort. Dann besah sie sich meinen Anzug.

      „Oh! Tut mir leid. Jetzt hat er leider Flecken.“

      „Macht nichts, es ist ja nur Wasser. Morgen bekomm ich schon meine anderen Anzüge. Falls es sich ausgeht, dass ich sie vormittags oder nachmittags holen kann.“

      „Ja sicher geht sich das aus.“

      Sie machte noch keine Anstalten, sich von mir zu entfernen, und ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen und sie wegdrücken.

      „Kannst du dir vorstellen, außer mein Chauffeur auch mein Berater, Begleiter und Vertrauter zu sein?“

      Ich sah ihr in die Augen und wusste nicht, was ich sagen sollte. Am liebsten hätte ich sie an mich gedrückt und geküsst, aber ich war hier als Chauffeur angestellt und nicht als Liebhaber. So wie ihr Ex es war, und der Neffe vom Butler es sich vorgestellt hatte. Ich wollte sie nicht auch so verletzen. Darum sagte ich: „Als Chauffeur bin ich ja eingestellt, das ist ja kein Problem. Als Berater fungiere ich gerne. Begleiten muss ich Sie ja fast überall hin und als Vertrauter kann ich schweigen.“

      Ich hoffte, dass reichte ihr. Sie legte den Kopf wieder auf meine Schulter.

      „Frau V …“

      Sie ruckte hoch und legte sofort einen Finger auf meinen Mund.

      „Ich möchte, dass der Vertraute spricht, nicht der Chauffeur.“

      Das hieß wohl …?

      „Valerie?“

      „Ja, Jhoseph?“

      „Ich glaube, wir sollten fahren.“

      Sie sah auf die Uhr.

      „Ja, du hast Recht.“

      Sie versuchte noch den Fleck zu trocknen.

      „Das funktioniert nicht. Er trocknet von alleine.“

      „Aber …“

      „Nichts aber …er trocknet von alleine“, und sah sie zuversichtlich an.

      Ich half ihr dann, sich noch etwas frisch zu machen. Dann stiegen wir ins Auto und fuhren still nach Hause. Ja nach Hause, denn es wurde ja jetzt auch zu meinem neuen Zuhause. Ich stellte wie gewohnt das Auto zurück und ging in die Küche. Herta wartete schon auf mich. Sie sah mich gespannt an.

      „Wie war der heutige Tag?“, fragte sie mich zuerst, bevor sie mir das Essen brachte.

      „Wieso? Wie sollte er gewesen sein? Vielleicht etwas komisch, aber sonst normal.“

      Sie sah mich genau an und tippte mir auf die Schulter, wo noch der Fleck zu sehen war.

      „Heute ist der Sterbetag vom Vater der gnädigen Frau“, dann drehte sie sich um und holte die Nachspeise und den Kaffee.

      Das war das Geheimnis von heute! Als Vertrauter durfte und sollte ich nichts sagen. Aber dem geschulten Auge von Herta konnte man nichts vormachen.

      „Ja, er war anders als sonst.“

      Mehr sagte ich nicht. Aber das reichte Herta.

      „Ist gut, dass sie wen hat zum Ausweinen, der eine breite Schulter hat.“

      Dann genossen wir Kaffee und Kuchen. Der Butler kam dann und holte eine Flasche Wein und zwei Gläser. Ich dachte mir nichts dabei. Bis er es auf den Tisch stellte und verärgert meinte: „Ich bin ihr nicht mehr gut genug! Der Herr hier darf den Wein ins Kaminzimmer bringen“, drehte sich um und verschwand.

      Wir sahen uns an und Herta nickte ermutigend mit dem Kopf. Ich stand auf und nahm vorsichtig das Tablett. Ich wollte gerade fragen: „Wo ist das Kaminzimmer?“

      Da sagte auch schon Herta: „Gleich neben dem Empfangszimmer, rechts davon.“

      Ich