Luna's Töchter. Claudia Trapka

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Название Luna's Töchter
Автор произведения Claudia Trapka
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847621065



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mehr so billig unter ihrem Blick.

      Das Schlangenfleisch schmeckte tatsächlich hervorragend. Es war sehr zart und mild. Wenn man bedenkt, dass mich dieses Tier um ein Haar gebissen hätte, hatte ich einen erstaunlich guten Appetit. Außerdem muss ich zugeben, ich wäre allein nie auf die Idee gekommen, Schlangenfleisch zu kosten. Aber: es war richtig lecker.

      „Man muss bei der Zubereitung nur darauf achten, dass man den Kopf hinter den Giftdrüsen abtrennt, sonst vergiftet man sich selbst.“ Erklärte Laura. „Aber wenn Du etwa fünfzehn Zentimeter hinter dem Kopf bleibst, dann kannst Du bei keiner Schlange mehr etwas falsch machen.“ Sie lächelte.

      „Dafür, das mich das Tier vorhin selbst verspeisen wollte, finde ich es wirklich gut. Schmecken alle Schlangen gleich? Oder gibt es Unterschiede? Bei Geflügel hat man ja auch kleine Unterschiede,“ wollte ich wissen.

      Laura grinste etwas. „Wie bei den Vögeln ist es auch bei den Schlangen. Jede Art schmeckt etwas anders. Aber Du wirst wahrscheinlich nicht allzu oft in die Verlegenheit kommen, eine Schlange zu essen. Ich gehe davon aus, dass Du kaum in Gegenden sein wirst, in denen es so viele Schlangen gibt, wie hier in Australien.“

      Ich wiegte mit dem Kopf. „Nun ja, da ich noch nicht weiß, wo uns die Reise noch so hin führt, kann ich das nicht einmal bestätigen.“

      Nachdem wir gegessen hatten, verstauten wir alle möglichen Instrumente in Lauras Jeep, warfen unsere Rucksäcke mit hinein und fuhren zum kleinen Flughafen, wo uns ihr guter Freund bereits erwartete. Mit einem mulmigen Gefühl betrachtete ich das Flugzeug. Es sah irgendwie nicht vertrauenserweckender aus, als die Maschine mit der wir nach Alice Springs gekommen waren. Aber da musste ich wohl durch. Doch einen kleinen Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen.

      „Meinst Du wirklich wir müssen fliegen? Können wir nicht mit einem Auto fahren?“

      Laura lachte. „Können könntet Ihr schon, aber Ihr wärt vermutlich mehrere Tage unterwegs. Bis Townsville sind es fast tausendachthundert Kilometer. Wenn Du die mit dem Auto fahren willst, dann könntet Ihr auch einen Wagen nehmen.“

      Jo nahm mich in den Arm und ließ mich in seine Schokoladenseeaugen schauen. Darin stand: ‚Wir kommen gesund und munter in Townsville an, auch mit diesem Ding hier.’

      Ich nickte: „Also gut wir fliegen.“

      Wir bedankten uns bei Laura und versprachen, uns zu melden, sobald wir Neuigkeiten hätten. Mit Pudding in den Knien kletterte ich in das Flugzeug. Jo stieg hinterher und nahm meine Hand.

      „Ich bin bei Dir, es wird uns nichts passieren,“ wisperte er so leise, dass nur ich es hören konnte.

      Dankbar drückte ich seine Hand.

      Als wir starteten, hielt ich Jos Hand noch immer und ich glaube, ich hätte sie zerquetscht, wenn er sie mir nicht sanft entzogen hätte. Stattdessen nahm er mich sanft in seine Arme und summte eine beruhigende Melodie.

      Trotzdem empfand ich den Flug von Alice Springs nach Townsville als viel zu lang. Freiwillig bekam mich keiner mehr in so eine kleine Maschine. Es holperte mir darin einfach zu heftig. Übelkeit stieg in mir auf. Aber ich behielt alles bei mir.

      Als ich also glücklich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, musste ich mich erst Einmal setzen. Ich konnte mich einfach nicht mehr auf den Beinen halten, so schwummerig war mir nach diesem Flug.

      Jo und ich mieteten uns einen Geländewagen und suchten eine Unterkunft für eine Nacht. Dann begaben wir uns in die Bibliothek der Stadt und vertieften uns in die Karten, die es dort vom Great Barrier Reef gab. Wir versuchten, uns an die Karte zu erinnern, die uns Onkel Klaus gezeigt hatte. Dort hatte er auf eine Insel gewiesen, die einen Berg hatte, der bei Flut nicht unterging. Seine Höhle jedoch wurde bei Flut verschlossen.

      „Da!“, rief ich aus. „Fitzroy Island. Das ist es. Wir fahren also zunächst nach Cairns und von da aus müssen wir sehen, wie wir da rüber kommen.“

      Jo nickte, seine Augen leuchteten. Beschwingt verließen wir die Bibliothek und besorgten uns Proviant und Straßenkarten für die Fahrt nach Cairns.

      In unserem Zimmer machten wir uns etwas frisch und gingen hinterher ein wenig auf Townsville -Entdeckungsreise. Es war ein hübsches kleines Städtchen. Wir beobachteten das rege Treiben am Abend am Strand und genossen den herrlichen Sonnenuntergang. Um nichts in der Welt hätte ich darauf verzichten wollen. Für mich war es ein Abend, wie in einem Märchen.

      Wir hatten uns ein Doppelzimmer genommen. Erstens war es preiswerter und außerdem hatten wir bei Laura ja auch schon in einem Zimmer geschlafen. Also war es für mich in Ordnung.

      In der Nähe der Pension gab es ein paar Palmen, die jedoch nicht sehr gesprächig wirkten. Also gingen wir auf unser Zimmer, welches praktisch, aber einfach eingerichtet war. Ein gemütliches altmodisches Doppelbett, zwei Nachttische, ein Tisch mit zwei Stühlen und ein kleiner Kleiderschrank war die ganze Einrichtung. Es gab keinen Fernseher und keine Minibar. Aber es war für unsere Zwecke absolut ausreichend. Wir wollten darin nur eine Nacht schlafen. Trotzdem schmiedeten wir noch eine ganze Weile Pläne für den nächsten Tag.

      Nach dem Frühstück wollten wir mit dem Geländewagen aufbrechen und an der Küste entlang nach Cairns fahren. Ich freute mich auf diese Tour. Ich war noch nie richtig verreist gewesen, und so bot mir dieses Abenteuer auch noch einen unvergesslichen Urlaub nebenbei. Wenn man zum ersten Mal richtig verreist, kommt einem eine Abenteuer-Weltreise wie ein Traum vor, den man nie aufhören möchte zu träumen.

      Wir hatten auch während der etwa dreistündigen Fahrt nach Cairns Glück mit dem Wetter. Keine Wolke trübte unsere Aussicht und kein unerwünschter Windstoß vermieste uns die Tour. Immer wieder fuhren wir an den schönsten Aussichtspunkten direkt am Meer entlang. Und ich bat Jo mehrfach darum anzuhalten, weil ich einfach einen Blick von oben auf das Riff werfen wollte. Er genoss es genauso wie ich.

      „Dagi, eigentlich müssen wir uns bei Luna bedanken. Diese herrliche Aussicht und diese Reise hätten wir ohne unsere Aufgabe sicher nicht gemacht. Oder was meinst Du?“

      Ich lächelte: „Und vermutlich schon gar nicht wir zwei zusammen. Es ist schön, dass ich Dich kennenlernen durfte. Danke, dass Du mich in dieses Abenteuer hineingezogen hast.“

      Verschmitzt grinsend antwortete er: „Freu Dich nicht zu früh. Du weißt nicht, welche Gefahren noch auf uns warten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass all unser Suchen wie ein Urlaub sein wird.“

      Ich sah ihm ganz offen in die Augen und versank wirklich in den Schokoladen-Karamell-Seen.

      Doch ich riss mich schnell wieder zusammen: „Ach Jo, es wäre doch aber schön. Und vielleicht dürfen wir ja dieses Glück wirklich haben.“

      Doch diese Illusion nahm mir Jo gleich völlig.

      „Dagi, ich denke, diese Hoffnung solltest Du begraben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass es einfach sein wird, an das hier versteckte Wasserschwert zu gelangen.“

      Ich schmollte: „Ach menno, Jo, lass mich doch ein bisschen träumen.“

      Ich fand die Straßennamen, an denen wir vorbeifuhren und die wir befuhren immer wieder ziemlich interessant und fragte mich, ob es alles private Straßen waren. Denn irgendwie klangen sie ein bisschen wie Vornamen.

      In einem Städtchen mit dem Namen Cardwell machten wir eine ausgiebige Mittagspause. Ein kleines Restaurant, direkt am Meer mit Blick auf das wunderschöne Riff war unser Mittagsdomizil.

      „Ich kann mich an diesem Riff einfach nicht satt sehen. Meinst Du, wir haben, nachdem wir das Schwert gefunden haben, noch Zeit ein bisschen zu schnorcheln? Tauchen kann ich leider nicht, aber der Anblick ist sicher so kurz unter dem Wasser auch schon atemberaubend.“

      Jo schmunzelte: „Soviel Zeit haben wir ganz bestimmt. Und irgendwie habe ich das Gefühl, tauchen wirst Du lernen müssen.“

      Und so machten wir uns auf den Weg, den Rest der Fahrt bis Cairns zu meistern.