uns doch sehr viel.“ Thomas stand auf und gab ihr seinen Bademantel. Sie warf ihn aber zu Boden und sagte: „Ich bleibe solange hier stehen, bis wir wieder gut miteinander sind. Tommi, ich liebe dich doch, wenn ich nur wüsste wie ich es dir beweisen könnte.“ Thomas sah ihr in die Augen und sagte: „Da würden mir spontan viele Dinge einfallen. Zum Beispiel, werde schwanger, schenke uns ein Kind. Ziehe mit mir nach Potsdam und helfe mir, mein Erbe zu erhalten. Oder du denkst einmal nicht nur an dich, wenn wir miteinander schlafen. Möchtest du noch mehr hören?“ Isabell drückte nun auf die Tränendrüse: „Wir haben doch vereinbart, dass wir erst in ein paar Jahren Kinder haben möchten.“ Thomas: „Das hast du beschlossen und nicht ich. Du hast auch beschlossen, dass wir nach New York ziehen. Ich habe dir bestimmt ein Dutzend Mal gesagt, dass diese Stadt für mich eine Ausgeburt der Hölle ist und ich auf keinen Fall dort arbeiten, geschweige leben möchte. Wenn du dorthin willst, bitte dann gehe, ich halte dich bestimmt nicht davon ab.“ Isabell: „Aber in das verfickte Potsdam soll ich ziehen. Was soll ich dort?“ Thomas: „Das Gleiche wie in New York.“ Isabell: „Du beschwerst dich, dass sich Vater über unsere Zukunft Gedanken gemacht hat. Und was machst du? Du kaufst still und heimlich die Firma deines Vaters und erwähnst nicht einmal ein Wort darüber. Woher hast du eigentlich das Geld gehabt? Wer hat dir so viel geliehen?“ Thomas: „Ich habe mir kein Geld leihen müssen. Ich habe einfach mein privates Vermögen dafür hingelegt. Ich bin Geld technisch pleite. Auf meinem Konto sind gerade noch 5000.- Euro und das muss mir bis nächsten Monat reichen. Ich glaube kaum, das du so in Zukunft leben möchtest.“ Isabell wurde jetzt richtig laut: „Du hast was gemacht? Du hast deine Rücklagen für den Kauf dieser Klitsche eingesetzt? Bist du noch zu retten?“ Thomas wusste was jetzt kam. Er ließ sie alleine im Schlafzimmer zurück. Kaum dass er draußen war, flog auch schon der erste Gegenstand durch die offene Tür. Dicht neben ihm schlug der Aschenbecher in die Wand ein. Es gab einen Schlag und hunderte von Glassplitter flogen ihm um die Ohren. Thomas musste sofort außer Reichweite der Wurfgeschosse. Er lief Richtung Bad und hatte aber nicht an die Glassplitter auf dem Boden gedacht. Und prompt hatte er sich beide Füße aufgeschnitten. Er biss die Zähne zusammen und lief einfach weiter. Und wieder schlug etwas neben ihm in der Wand ein. Es war die Rolex Uhr, die ihm Isabell zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Viel war nicht mehr von ihr übrig, das Metallband war gerissen, das Gehäuse verbogen und das Werk hing heraus. Das Uhrenglas hatte sich schon beim ersten Kontakt mit der Wand verabschiedet. Wenn er ihr jetzt sagen würde, dass sie soeben 28.000 Euro an die Wand geworfen hat, würde sie völlig austicken. Thomas konnte es sich aber trotzdem nicht verkneifen und zitierte den Erlkönig in einer ganz neuen Fassung und sagte ganz laut: „ Der Tommi erreicht das Bad mit müh und Not, der Tommi lebt, nur die Uhr ist Tod.“ Dann sprang er ins Bad und verschloss die Tür. Gerettet, dachte er sich. Er schaute durch das Schlüsselloch und sah, wie Isabell alles was er gerichtet hatte, durch die Wohnung warf. Als sie alles abgeräumt hatte, kamen die Glaspokale dran, die er beim Börsenspiel gewann. Und wieder klatschte es an der Wand und die Splitter flogen durch die ganze Wohnung. Es klatschte noch zweimal, dann war für ein Moment Ruhe. Thomas sah sich seine Füße an und verband sie mit zwei Handtüchern. Plötzlich schrie Isabell: „Hilf mir bitte, ich glaube ich verblute. Da ist soviel Blut. Hilf mir, oder willst du mich verrecken lassen?“ Tommi schloss vorsichtig die Tür auf und schaute nach. Sie saß zusammen gekauert unter dem Panoramafenster und streckte ihre Füße von sich. Er sah sofort, dass sie sich schwer verletzt hatte. Das Blut schoss pulsierend aus einer Wunde am Fuß. Er nahm eine Krawatte die auf dem Boden lag und band den Fuß solange ab, bis es aufhörte zu bluten. Sekunden später rief er den Notarzt, welcher zehn Minuten später vor der Tür stand. Der Notarzt sah das Chaos und fragte Isabell: „Was war denn hier los? War das häusliche Gewalt?“ Isabell wusste ganz genau, dass sie Probleme bekommen würde, wenn die Polizei kommt, schließlich war sie es, die das angerichtet hatte. Geistesgegenwärtig sagte sie: „Nein, das waren unsere Schäferhund Welpen. Die sind gerade 9 Monate alt und tollen herum wie die bekloppten.“ Der Sanitäter fragte nach: „Und warum haben sie das nicht gehört und was dagegen unternommen?“ Isabell machte den Bademantel etwas weiter auf und ließ ihn auf eine Brust schauen und sagte: „Sorry, wir waren so mit uns beschäftigt. Erst als wir fertig waren haben wir es bemerkt.“ Der Notarzt schaute sich um und fragte weiter: „Und wo sind sie jetzt die Welpen?“ Thomas: „Wieder ausgebüchst. Wenn man bei denen die Tür nicht abschließt, hauen sie immer wieder ab. Wir mussten sie schon mehrfach aus dem Fahrstuhl und unten im Treppenhaus einfangen. Aber eines sage ich dir, jetzt bekommt sie dein Vater wieder zurück, jetzt ist Schluss mit lustig.“ Isabell: „Wenn du meinst, Schatz.“ Der Notarzt hatte Isabell inzwischen verbunden und die Blutung halbwegs gestillt. Beim herausgehen sagte er zu Thomas, als Isabell außer Hörweite war: „Ich würde die Köter erschießen oder ersäufen. Sind sie wenigstens versichert?“ Thomas schüttelte mit dem Kopf und sagte mitleidsvoll: „Gegen so etwas gibt es keine Versicherung. Wenn es fremde Hunde gewesen wären, würde deren Haftpflicht den Schaden bezahlen. Sie haben nicht zufällig Hunde?“ Der Arzt schüttelte den Kopf. Thomas meinte: „Ein kluger Mensch sind sie.“ Der Arzt fragte noch Thomas, ob er mitkommen möchte, der sagte aber er würde mit dem PKW nachkommen, damit sie nachher nicht noch mit dem Taxi fahren mussten. Zudem wollte er sich noch etwas anderes anziehen. Als die beiden Sanitäter Isabell in den RTW verfrachtet hatten, sagte der zu seinem Kollegen: „Mein Gott muss das eine heiße Nummer gewesen sein, weil sie den Krach nicht hörten. Ich will auch einmal so einen Abgang haben.“ Dann sagte der andere: „Dann musst du dir eben Hunde anschaffen und je lauter es scheppert, desto geiler ist der Abgang.“ Thomas stand im wahrsten Sinne des Wortes vor einem Scherbenhaufen. Überall lagen Glassplitter herum. Alle Krawatten und viele Hemden waren zerrissen. Und viel Blut lag auf den Boden. Wenn ein Fremder das gesehen hätte, würde er meinen, hier wäre ein Mord geschehen. Aufräumen war nun angesagt. Er nahm einen Besen und fegte zuerst die Splitter zusammen, bevor er sich an die Blutflecke machte. Zu guter Letzt, sortierte er die Klamotten. Die Guten in die Koffer, die Schlechten in den Plastiksack. Er war nur froh, dass er die Anzüge und Jacketts noch im Schrank hatte. Dann wäre es für Isabell verdammt teuer geworden. Morgens um drei Uhr hatte alles wieder seine Ordnung. Man sah nichts mehr von dem nächtlichen Desaster, außer ein paar Abdrücken an der Betonwand. Die Fußsohlen von Thomas hatten doch mehr abbekommen als ihm lieb war. Insgesamt waren es ein Dutzend Schnitte, die er an beiden Füßen hatte. Er tat noch etwas Alkohol darauf und hoffte, dass es sich nicht entzündet. Jetzt endlich konnte er sich schlafen legen. Nach dem Frühstück, machte er sich auf den Weg zum Notar. Er hatte den Kaufvertrag bereits unterschrieben, als er sich mit Robert „Bob“ Faller bei einem Notar in der Innenstadt traf. Es was das Notariat von Horst Reuter, der immer alle notariellen Dinge für das Bankhaus von Dr. John Gordon und Bob Faller erledigte. Es war nur eine notarielle Beglaubigung eines Kaufvertrages, indem Bob der Käufer und Thomas der Verkäufer war. Gleichzeitig wurde Thomas aus dem Grundbuch entfernt und Bob als neuer Besitzer eingetragen. Der Notar überprüfte auch den Scheck und Thomas ließ ihn gleich auf seinem privaten Konto gutschreiben. Das war es. Thomas wollte, sobald Karl hier war, seine Büromöbel noch abholen. Für die Räumung seiner Wohnung hatten sie die nächste Woche vereinbart. Er wollte Karl nicht noch einmal die Strapazen der langen Fahrt zumuten und beauftragte eine Spedition damit, den Umzug nach Potsdam vorzunehmen. Das sollte zeitgleich mit dem Umzug von Katharinas Möbeln stattfinden. Soweit war alles unter Dach und Fach, wer jetzt noch fehlte war Karl. Thomas saß zu Hause und wartete auf ihn. Als es an der Haustür klingelte, humpelte Thomas hin um sie zu öffnen. Die Füße machten ihm doch mehr schmerzen, als er zugeben wollte. Als er die Tür öffnete, stand Heinrich von Graben vor ihm. Der stürmte gleich in die Wohnung und fing an zu schimpfen: „Du undankbares Arschloch. Zuerst richte ich dir ein Büro in New York ein und als Dank verprügelst du meine Tochter. Wie krank muss man sein, um so etwas zu tun.“ Thomas dachte er hört nicht richtig und fragte nach: „Von was redest du da? Ich habe deiner Tochter nicht ein Haar gekrümmt. Die Verletzungen die sie an den Füßen hat, sind die gleichen die ich auch habe. Und die stammen von den Glasscherben, die auf dem Boden herum lagen. Und weißt du, warum sie da lagen? Ich sage es dir. Weil deine Tochter, alles was nicht niet- und nagelfest war, mir nachgeworfen hat. Ich kann dir noch die Scherben zeigen. Ach übrigens, hier habe ich noch die Rolex, die sie mir zum letzten Geburtstag geschenkt hat.“ Er hob einen Beutel hoch und warf ihn auf den