jederzeit erreichen. Freitagmittag bin ich wieder zurück. Danke, das wäre alles für den Moment, Frau Schönfeld.“ Fünf Minuten später klopfte es an seiner Bürotür. Es war der Hausmeister, Jürgen Wuttke. Er war auch zehn Jahre in der Firma. Thomas kannte ihn noch von früher, als er das eine Jahr im Werk gearbeitet hatte. Thomas: „Na Wuttke, altes Haus, alles in Ordnung?“ Wuttke: „Klar doch Chef. Schön das sie den Laden jetzt schmeißen. Was liegt an, Chef?“ Thomas: „Für dich immer noch Thomas. Ich habe einen Anschlag auf dich vor. Komm wir gehen in den alten Konferenzraum, ich zeige dir was ich möchte.“ Sie gingen zum alten Konferenzraum und Thomas öffnete die Tür. Hier standen alte Büromöbel, Werbeplakate und sonstige unnütze Sachen, die eigentlich schon lange auf den Sperrmüll gehörten. Thomas: „Bitte räume mir den ganzen Plunder hier raus. Wirf alles auf den Sperrmüll. Dann alle Tapeten herunterreißen und wenn nötig verspachteln. Auch die Decke muss weg. Schaffst du das bis zum Wochenende?“ Jürgen schaute sich im Raum um und meinte: „Da brauche ich noch jemanden, der mir bei den Möbeln tragen hilft. Aber sonst, sehe ich da kein Problem. Nur muss noch jemand die Tapeten besorgen.“ Thomas: „Das besprechen wir am Freitagmittag, wenn ich wieder hier bin.“ Mit Wuttke war alles besprochen und Thomas ging zurück in sein Büro. Dort wartete bereits der Betriebsratsvorsitzende Hubert Rohwein. Er war 51 Jahre alt und arbeitete schon seit 24 Jahre im Werk. Seit 12 Jahren gehörte er schon dem Betriebsrat an. Er kannte wie kein anderer, die Sorgen und Nöte der Belegschaft. Thomas kannte auch ihn, aber hatte arbeitstechnisch noch nichts mit ihm zu tun. Er gab ihm die Hand, begrüßte ihn und bat ihn in sein Büro. Klara brachte beiden einen Kaffee und ging wieder. Thomas begann das Gespräch: „Herr Rohwein, sie werden in nächster Zeit viel Arbeit wegen mir haben.“ Und Thomas erklärte ihm, was er alles vor hatte. Darunter auch die Angelegenheit des hohen Ausschusses in der Fertigung. Rohwein konnte ihm auch nicht den Grund dafür nennen, versprach aber Augen und Ohren aufzusperren und der Sache auf den Grund zu gehen. Als Thomas ihm noch darum bat, einen Kummerkasten für Beschwerden von der Belegschaft aufzuhängen, hatte er das Gefühl, dass alles seinen richtigen Weg nimmt. Thomas wollte auch, dass er einmal die Woche zu ihm kam, um eventuelle Probleme mit Mitarbeitern zu klären. Ihm lag es sehr am Herzen, dass ein gutes Betriebsklima herrschte. Er verabschiedete sich und Thomas zog seinen Arbeitskittel an und mischte sich unter seine Mitarbeiter. Den ganzen Tag ging er durch das Werk und sprach mit vielen Arbeitern. Dabei ließ er sich die einzelnen Abläufe der Fertigung und des Versandes erklären. Am späten Nachmittag läutete das Handy. Es war seine Verlobte Isabell, die ihn sprechen wollte. Er nahm das Gespräch an und lief dabei aus der Montagehalle ins Freie: „Hallo Isabell, was hast du auf dem Herzen?“ Isabell: „Hallo Tommi, wann kommst du morgen nach Frankfurt?“ Thomas: „Ich muss erst fragen, wann meine Maschine fliegt. Ich gebe dir später Bescheid, versprochen. Sonst alles klar in Frankfurt? Wie geht es deinem Vater?“ Isabell: „Dem geht es wieder besser, es war ja nur eine Erkältung die er hatte. Das Fieber ist jedenfalls weg. Ich denke, dass er morgen wieder in der Bank ist. Du fehlst mir. Ich freue mich schon auf morgen. Soll ich dich vom Flieger abholen?“ Thomas: „Wenn du Zeit hast, sehr gerne. Aber bitte nicht im offenen Cabrio.“ Isabell: „OK, dann komme ich mit Vaters Wagen. Also gebe mir noch Bescheid.“ Thomas legte auf. Ihm war klar, dass dies kein schmerzfreies Wiedersehen gibt. Er musste Isabell beibringen, dass er, ohne es mit ihr abzusprechen, das Erbe angenommen hatte. Damit stand auch fest, dass sein Lebensmittelpunkt nicht mehr Frankfurt, sondern Potsdam ist. Auch ihre Pläne, mit ihm gemeinsam nach New York zu gehen, wären damit geplatzt. Insgeheim wünschte er sich, dass er auf einen Schlag drei Tage älter wäre, damit er alles hinter sich hätte. Auf jeden Fall, wollte er Isabell dazu bewegen, mit ihm eine Woche nach Potsdam zu kommen. Sie sollte ihm doch wenigstens eine Chance geben und alles in aller Ruhe anzusehen. Mehr wollte er doch gar nicht. Auf der Heimfahrt, erklärte er Karl, was dieser machen sollte: „Du kommst bitte mit dem Kleintransporter am Donnerstag nach Frankfurt. Ich muss einige Dinge mitnehmen, die ich in hier dringend brauche. Ich lasse alles von einer Firma auf den Transporter aufladen und du fährst bitte am Freitagmorgen wieder zurück. Ich weiß noch nicht, ob ich mit meinem Wagen zurück fahre, oder ob ich fliege. Ich überlege es mir noch, vielleicht bringt auch ein Freund von mir nächste Woche den Wagen mit, wenn er den Betrieb inspiziert." Karl: „Ich darf auch dicke Brummis fahren, falls du deinen Hausstand gleich mitnehmen möchtest. Musst nur Bescheid sagen. Aber am Wochenende darf ich mit dem nicht fahren, erst wieder Sonntagnacht ab 22:00 Uhr.“ Thomas: „Nein, so eilig habe ich es doch nicht. Nur die paar Sachen vorerst. Ich muss auch noch mit meinem Chef und meiner Verlobten sprechen. Kennst du keinen, der das für mich übernimmt?“ Karl: „Ich glaube, das kann dir keiner abnehmen. Aber wie ich dich kenne, schaffst du das ganz bestimmt. Augen zu und durch, hat dein Vater immer gesagt.“
Kapitel 2 – Isabell außer Kontrolle
Karl hatte ihn vor zwei Stunden zum Flugplatz nach Berlin gefahren. Die übliche Durchsage des Kapitäns war gerade vorüber, da hob der Flieger auch schon ab. In einer Stunde und 15 Minuten würde er in Frankfurt landen. Ab dann, hatte er alle Hände voll zu tun. Viele Gespräche, auf die er liebend gerne verzichten würde. Aber er war es allen schuldig, ihnen von Angesicht zu Angesicht alles zu erklären. Sie wussten zwar, dass seine Eltern verstorben sind, aber von der Erbschaft und seinen Konsequenzen, hatten sie keine Ahnung. Zuerst wollte er sich einige Worte zu Recht legen, mit denen er die Gespräche beginnen wollte, aber er ließ es doch, weil er schon ahnte, dass alles anders kommen würde wie er glaubte. Um 10:20 Uhr landete die Maschine und fünf Minuten später ging er schon durch die Zollkontrolle, die aber bei Inlandsflügen nicht geöffnet war. Davor stand schon wartend Isabell. Sie war ohne Zweifel eine schöne Frau, sehr attraktiv und sexy. Aber wie heißt es doch, keine Rosen ohne Dornen. Isabell von Graben war 27 Jahre alt und die Tochter des Bankchefs der Frankfurter Main Bank, Heinrich von Graben. Von Graben war eines der ältesten Bankhäuser Frankfurts. Alter Geldadel würde man dazu sagen, trefflicher könnte man es nicht formulieren. Sie stand da und hatte eine Rose in der Hand. Als sie ihn sah, lief sie gleich mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu und umarmte ihn. Darauf folgte ein leidenschaftlicher Kuss und die Frage: „Wo ist dein Gepäck, oder hast du keins dabei? Egal, Hauptsache du bist wieder hier. Ich freue mich so dich wieder zu sehen. Komm, der Wagen steht gleich um die Ecke. Erzähl, wie ist es in Potsdam gelaufen?“ Auf Thomas prasselten viele Fragen ein, die er ihr schon zum größten Teil am Telefon beantwortet hatte. Er meinte: „Lass uns erst einmal in meine Wohnung fahren, dann können wir alles in Ruhe besprechen.“ Isabell: „Und ich dachte wir fahren zuerst zu mir, ich habe nämlich eine Überraschung für dich. Bitte, bitte.“ Er ließ sich überreden und sie fuhr zu ihrem Elternhaus nach Bad Soden. Er mochte ihr Elternhaus nicht sonderlich. Es gab dort zu viel Pomp und Glanz. Überall goldene Bilderrahmen, Teppiche in Hülle und Fülle und jede Menge Personal. Angefangen von einem Butler, Zugehfrau, diverses Küchenpersonal, Gärtner und etliche mehr. Zu keiner Stunde hatte man seine Privatsphäre. Ständig wuselte jemand durch die Flure und Räume der Graben Villa. Nach einer 45 minütigen Fahrt kamen sie dort an. Eine Art Diener öffnete ihm die Wagentür, nur aussteigen musste er noch selbst. Isabell stieg aus und warf dem Burschen den Schlüssel zu und meinte: „Park ihn bitte hinterm Haus, aber ohne Kratzer. Haben wir uns verstanden?“ Der junge Diener nickte gehorsam und fuhr den Wagen weg. Nun war sie in ihrem Element. Isabell liebte es, wenn sie rund um bedient wurde. Das war ihre Welt, in der sie sich wohl fühlte. Für Thomas war es eher peinlich, wie Isabell die Angestellten herum scheuchte. Wenn er etwas wollte, holte er es sich meisst selbst. Er brauchte keine Lakaien, die ihm praktisch den Arsch wischten, wie er es krass ausdrückte. Sie liefen in die Villa und an der Tür zum großen Salon, hingen Girlanden und ein Schild mit „Herzlich Willkommen“ darauf. Ihm war schon übel, wegen des ganzen Rummels den Isabell veranstaltete. Als sie den Salon betraten, ertönte Applaus. Ihre ganze Familie und einige Geschäftspartner der von Graben’s, klatschten Beifall. Tommi spielte den erfreuten Verlobten und bedankte sich artig. Dann meinte er zu Isabell: „Die Überraschung ist dir aber gelungen, vielen Dank.“ Isabell: „Aber Schatz, die Überraschung kommt doch erst. Warte es doch ab.“ Zwei Diener reichten nun Champagner und als jeder der Anwesenden sein Glas hatte, trat der Herr des Hauses, Heinrich von Graben mitten in den Raum und fing an eine Rede zu halten: „Mein lieber Thomas. Ich bin das erste Mal auf dich aufmerksam geworden, als es in Fachkreisen