Karl stand auch Katharina. Sie erklärte: „Wir sind schon um vier Uhr losgefahren. Karl ist vorausgefahren und ich hinterher.“ Thomas konnte es nicht fassen. Er stand auf und humpelte hinaus auf den Flur, damit er in die große Halle sehen konnte. Und tatsächlich, unten standen der Kleintransporter und sein Benz. Zwei Lagerarbeiter waren schon dabei den Transporter auszuladen. Karl hatte ihnen die Anweisung gegeben, nur die Möbel auszuladen und sie zu den anderen vom Konferenzraum zu stellen. Tommi humpelte zurück und sagte zu Klara: „Bringen sie bitte noch zwei Stühle und drei Kaffees.“ Karl half ihr beim Tragen der Stühle. Klara brachte den Kaffee und fragte für wen die dritte Tasse sei. Da sprach Thomas: „Der ist für sie. Setzen sie sich doch. Übrigens, das ist Frau Katharina Haber, ihre neue Kollegin.“ Er stellte auch die anderen untereinander vor und erläuterte noch einmal den neuen Schreibpool. Danach erstellte er eine Liste, für Dinge die in der nächsten Woche erledigt werden mussten. Zum Schluss meinte er: „Ich muss noch mit Herrn Konrad in den Baumarkt fahren, Farbe und andere Dinge für mein neues Büro holen. Herr Hasen kann ihnen mit Frau Schönfeld zusammen inzwischen den Betrieb zeigen. Die beiden wissen mehr als ich, wer was macht und weshalb. Wir brauchen vielleicht eine Stunde, dann sind wir wieder zurück. Später bringen wir die restlichen Sachen in die Bergmann Villa.“ Katharina, Klara und Karl gingen durch das Werk. Abwechselnd erklärten Karl oder Klara, was in den einzelnen Abteilungen gefertigt wurde. Als sie fast am Ende waren, bemerkte Katharina: „Das ist viel größer als ich gedacht hatte. Das ist kein Vergleich zum Online Handel bei der Investment Bank. Ich kann mir nun gut vorstellen, warum Herr Bergmann das Werk gerettet hat. So etwas darf man nicht verkommen lassen.“ Karl musste gerade seinen Transporter vor der Einfahrt wegfahren, als die beiden Frauen alleine waren. Klara fragte Kathi: „Wie ist er so als Chef?“ Kathi: „Ich kenne ihn fast vier Jahre, aber ich habe ihn nicht einmal wütend oder zornig gesehen. Er war immer korrekt zu mir und zu seinen Angestellten. Er trennt immer Geschäft und Privat. Wenn dem nicht so wäre, wäre ich bestimmt nicht mit nach Potsdam gekommen.“ Klara: „Und wie ist er privat?“ Kathi: „Das kann ich nicht sagen, ich war noch nie mit ihm aus. Aber ich kenne einen seiner Freunde und da war er immer locker drauf. Eigentlich ist das ein Traum von einem Mann, wenn man als Frau auf Männer steht.“ Klara stutzte und fragte: „Wieso stehen sie nicht auf Männer? Ich meine, na ja sie wissen schon?“ Kathi lachte und äffte einen Schwulen nach: „Aber bitte einen Prosecco bitte. Keine Angst, ich bin ganz normal gestrickt. Ich liebe Männer. Und sie?“ Klara: „Ich bin keine Leck Schwester.“ Kathi: „Sind sie verheiratet, haben sie Kinder?“ Klara: „Nein, ich bin solo und habe keine Kinder. Und sie?“ Kathi: „Das Gleiche wie sie. Wenn sie Lust haben, können wir ja einmal miteinander fortgehen. Ich habe ja noch nichts von Berlin gesehen, außer der Autobahn und der Schnellstraße hierher.“ Klara: „Kein Problem, aber erst am Wochenende, ich arbeite nicht gerne übermüdet oder mit einem dicken Kopf.“ Kathi: „Geht mir genauso. Sie wissen nicht zufällig, wo eine Wohnung frei ist?“ Klara: „Nein, das kann ich ihnen auch nicht sagen. Aber ich glaube, da kann ihnen Herr Bergmann weiter helfen, seine Familie ist ja aus Potsdam, die kennen Gott und die Welt, wie man so hört.“ Karl kam wieder zurück und fuhr mit der Führung fort. Als er damit fertig war, verabschiedete sich Karl und fuhr in die Bergmann Villa, um Tommis Kartons hinzubringen. Kathi ging derweil mit Klara ins Büro. Sie zeigte ihr die einzelnen Büros und stellte sie den einzelnen Mitarbeitern vor. Nur der Prokurist Herr Asmussen und der Marketing Chef Kevin Gassner waren außer Haus. Kathi fragte Klara: „Und wo ist mein Arbeitsplatz?“ Klara: „Wenn ich das wüsste, könnten wir ihn schon einrichten. Ich weiß nicht, was Herr Bergmann mit dem alten Konferenzraum vorhat. Könnte sein, dass er dort ein Büro einrichtet, sonst hätte er nicht die Büroeinrichtung von seinem alten Büro aus Frankfurt mitgebracht.“ Kathi: „Aber wenn wir tatsächlich in einem Schreibpool arbeiten sollen, müssten wir dann nicht in einem Büro sitzen?“ Klara: „Fragen wir ihn einfach wenn er kommt. Er wird schon wissen, wie er es haben möchte.“ Keine fünf Minuten später, kamen Franz und Thomas vom einkaufen zurück. Hausmeister Wuttke lud den Wagen aus und brachte die Farben und andere Dinge in den Konferenzraum. Thomas schrieb die Farbtöne an die jeweilige Wand, in der sie gestrichen werden sollte. Dann gab er ihm den Auftrag, noch zwei weitere Telefonleitungen dort zu legen. Die Anschlüsse für das eigene Netzwerk, lagen ja bereits dort. Thomas und Franz gingen zurück in das alte Bergmann Büro. Thomas setzte sich hin und legte seinen Fuß hoch, weil er höllische Schmerzen hatte. Klara sah das und brachte ihm eine Schmerztablette. Zuerst wollte er sie nicht nehmen, aber nach Zureden aller, nahm er sie endlich. Kathi fragte ihn: „Frau Schönfeld und ich haben uns vorhin gefragt, wo mein Arbeitsplatz ist?“ Thomas: „Ganz einfach. Der Konferenzraum wird ihr gemeinsames Büro. Herr Asmussen bleibt in seinem und ich beziehe das Büro von Herrn Gassner. Die Marketing Abteilung von Herrn Gassner kommt dann in Frau Schönfelds jetziges Büro. Alle anderen behalten ihre Büros. Wir müssen uns halt noch so lange behelfen, bis Hausmeister Wuttke alles fertig gestellt hat. Danach werden alle Büros nacheinander neu gestrichen. Jeder kann sich die Farbe selbst aussuchen, weil er ja den ganzen Tag dort arbeiten muss. Ausnahme ist der Schreibpool. Den gestalte ich, weil nur ich alleine, die neuen Möbel dafür kenne. Und das sollte farblich schon stimmig sein.“ Thomas erklärte auch, was er die nächste Woche alles klären wollte. Er hoffte, dass seine Füße in der nächsten Woche wieder besser sind. Es war nicht nur lästig, sondern schmerzte auch sehr. Sie hatten alles besprochen und Thomas verabschiedete sich ins Wochenende. Er fuhr mit Franz in die Bergmann Villa und Kathi folgte ihnen mit seinem Wagen. 15 Minuten später kamen sie in Potsdam Süd an, wo die Bergmann Villa stand. Kathi kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie vor der Villa stand. Sie hatte sich im Geiste eine Doppelhaushälfte vorgestellt, in der die Bergmanns wohnten. Aber das was sie hier sah, war ja eher ein Schloss, als eine Villa. Sie stieg aus und sah, wie Karl am Seiteneingang die restlichen Kartons auslud. Thomas fragte sie: „Und, wie gefällt ihnen die Bergmann Hütte?“ Kathi: „Das ist keine Hütte, das ist ein Traum. Das dürfen sie nie verkaufen, auch nicht für 100 Millionen. Wie groß ist die Bergmann Villa?“ Thomas: „Ich weiß es gar nicht, weil mich das noch nie interessiert hat. Wenn man alle Zimmer beider Flügel zusammen zählt, müssten es wohl über fünfzig sein. Bäder, WCs und Küchen nicht mitgezählt. Welchen Ausblick wollen sie genießen? Den in Richtung See, oder den nach vorne heraus nach Potsdam?“ Kathi: „Ist mir egal, Hauptsache groß genug für meine Klamotten und ein Bett. Da fällt mir gerade ein, ich habe ja noch gar kein Bett oder Matratze.“ Thomas: „Jetzt gehen wir erst einmal herein und dann sehen wir weiter. Wie ich sehe ist keine meiner Schwestern hier, die hätten ihnen sonst behilflich sein können.“ Kathi lief Thomas einfach hinterher, bis sie in der großen Küche standen. Dort war Maria gerade dabei, das Abendessen zu richten. Sie begrüßte ihn herzlich und Thomas stellte sie einander vor: „Das ist Maria, die gute Seele des Hauses Bergmann. Egal was sie brauchen oder möchten, sie weiß alles. Ohne sie würde hier alles zusammenbrechen. Und das ist unser Gast Katharina Haber, meine Sekretärin aus Frankfurt, die ab Montag für uns arbeitet.“ Kathi gab ihr die Hand und meinte: „Ich habe schon von ihnen gehört, Herr Bergmann spricht in den höchsten Tönen von ihnen.“ Maria: „Er übertreibt mal wieder. Wie Thomas mir sagte, bleiben sie länger bei uns, deshalb möchte ich sie gleich fragen, was essen sie nicht?“ Kathi überlegte und meinte: „Ich esse eigentlich alles. Hauptsache es schmeckt. Kann ich ihnen beim Kochen helfen? Gemüse schnippeln, Zwiebeln hacken oder so etwas?“ Maria schaute sie entgeistert an und sagte: „Wenn sie wollen, herzlich gerne. Ich kann jede helfende Hand gebrauchen. Außer Tommi oder ab und zu Karl, hilft ja hier sonst keiner.“ Thomas verstand den Wink. Maria hatte damit die Faulheit seiner Schwestern angesprochen, was Kathi ja nicht ahnen konnte. Sie gab ihr eine Schürze, damit sie sich nicht schmutzig machte. Thomas humpelte derweil in den Salon. Jetzt erst sah Maria, das er humpelte und fragte entsetzt: „Was ist los mit dir, du humpelst ja? Hattest du einen Unfall?“ Thomas hatte auf diese Frage schon lange gewartet und erwiderte: „Ja Maria, aber sieht schlimmer aus, als es ist. Ich bin nur beim Umzug in eine zerbrochene Flasche getreten, das ist alles. Jule hat mich schon versorgt, denn ich war mit Franz bei ihr im Krankenhaus.“ Wie aufs Stichwort, kam nun auch Franz in die Küche. Marias erste Frage war gleich: „Du isst doch mit, Franz?“ Der antwortete: „Ich lass mir doch nicht deine Kochkünste entgehen, Maria. Selbstverständlich