deine eigene Abteilung von deinem Chef bekamst, wusste ich gleich, dass sich die Kunden nur so um dich reißen würden. Und so kam es auch. Wie ich dann hörte, dass meine Tochter ein Auge auf dich geworfen hat, habe ich erst so getan, als würde ich dich nicht mögen. Und wer selbst Kinder, oder besser gesagt Töchter hat, der weiß, das diese immer das Gegenteil von dem machen, was Eltern sagen. Nach ein paar Monaten hat sie dich mit nach Hause gebracht und dich uns vorgestellt. Ein halbes Jahr später wart ihr schon verlobt. Und du, mein lieber Thomas, hast in der Zwischenzeit ein Vermögen verdient. Zwar zu meinem Leidwesen, wie ich gestehen muss, aber zur Freude meiner Tochter. Vor einigen Wochen hat sie mich gebeten, ihr einen Herzenswunsch zu erfüllen. Sie verriet mir, dass ihr beide vor habt nach New York zu gehen, um dort eine neue Investmentbank zu gründen. Sie bat mich einmal meine Fühler, nach geeigneten Räumen auszustrecken. Vor zwei Wochen bin ich dann fündig geworden und habe ein geeignetes Objekt gefunden. Es ist im 75. Stock des Pionier Buildings. Eine ganze Etage nur für dich und deine Mitarbeiter. Ganze 480 m² in bester Lage. Vier Blocks von der Wall Street entfernt und die Miete ist für ein ganzes Jahr bezahlt. Hiermit überreiche ich dir die Schlüssel, mein Geschenk für eure Hochzeit. Herzlichen Glückwunsch, ihr beiden.“ Und wieder hallte der Beifall auf. Alle prosteten ihm zu und klopften ihm auf die Schulter. Thomas stand da wie in Trance. Er begriff erst gar nicht was da gerade geschehen war. Isabell küsste ihn auf den Mund und sagte: „Na, ist das eine Überraschung? Freust du dich? Ich habe immer gewusst, dass wir nach New York gehen. Prost, auf uns und unsere Zukunft.“ Sie hatte, so dachte sie sich, vollendete Tatsachen geschaffen und Thomas konnte nicht mehr zurück. Endlich Amerika. Der Hausherr meinte: „Und, was sagst du dazu?“ Thomas: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich brauch erst Mal einen Drink, aber einen großen.“ Ein Diener brachte ihm auf einem Tablett einen 28 Jahre alten Single Malt Whiskey. Thomas nahm das Glas und die Flasche an sich und sagte zu seinem noch Schwiegervater: „Ich brauche jetzt erst einmal frische Luft. Ihr entschuldigt mich bitte?“ Mit der Flasche in der einen Hand und dem Glas in der anderen, verließ er den Salon. Isabell wollte ihn begleiten, aber er wehrte sie ab und meinte zu ihr: „Mir ist schlecht, lass mich bitte allein. Soviel Liebe und Fürsorge von dir ertrage ich jetzt nicht, sonst müsste ich mich übergeben.“ Thomas setzte sich im Garten auf einen Liegestuhl und zündete sich eine Zigarette an. Dann fluchte er: „So eine hinterlistige Schlange. Sie hat mich regelrecht vorgeführt. Nicht mit mir Isabell.“ Eine halbe Stunde und vier Whiskey später, kam Isabell zu ihm. Sie fragte vorsichtig: „Geht es dir wieder besser?“ Thomas: „Mir ist immer noch schlecht. Ich möchte nach Hause und mich hinlegen. Rufst du mir bitte ein Taxi?“ Isabell: „Der Fahrer meines Vaters bringt dich nach Hause. Und du bist sicher, das ich nicht mit gehen soll?“ Thomas schüttelte nur mit dem Kopf und meinte: „Absolut sicher. Ich brauche jetzt meine Ruhe.“ Isabell ahnte wohl, dass sie zu weit gegangen war. Sie ließ ihn in Ruhe, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Sie gab dem Fahrer ihres Vaters Bescheid, dass dieser ihn nach Hause brachte. Eine halbe Stunde später saß Thomas in seiner Wohnung. Er stellte erst einmal die Heizung höher und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und bestellte sich eine Pizza, bei seinem Stammitaliener um die Ecke. Thomas hatte es immer noch nicht verdaut, was Isabell mit ihrem Vater zusammen, mit ihm gemacht hatten. Eines war für ihn klar, New York kam für ihn nicht in Frage. Und je mehr er darüber nach dachte, desto klarer wurde seine Vorstellung, was er in der Zukunft machen würde. Sein Entschluss stand fest. Entweder Isabell kommt mit ihm nach Potsdam, oder er würde sich von ihr trennen. Kein leichter Schritt, aber in der Summe konsequent und nachvollziehbar. Als er die Pizza gegessen hatte, legte er sich noch etwas hin. Der Termin bei seinem Chef war ja erst um 17:00 Uhr. Thomas schlief bis 16:00 Uhr, duschte und lief zu Fuß zu seinem Büro. Es lag gerade fünf Minuten von seiner Wohnung weg. Nun war das Nächste unangenehme Gespräch angesagt. Thomas hatte eigentlich zwei Chefs. Der eine war Bob Faller, er war der Chef der Investment Abteilung. Und der andere, war der Chef der Bank, Dr. John Gordon. Tommi hatte keine Ahnung ob beide, oder nur Bob anwesend ist. Er fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben und schloss die Eingangstür zu seinem Büro auf. Seine Sekretärin, Katharina Haber, sah ihn als Erste. Sie ging ihm entgegen und nahm ihn in den Arm und meinte: „Schön das sie wieder hier sind. Bob erwartet sie schon. Haben sie etwas ausgefressen, weil er so sauer ist?“ Thomas: „Wer weiß Kathi, aber ihnen sage ich es als Erste. Ist er in seinem Büro?“ Sie nickte und er begab sich in die Höhle des Löwen. Er klopfte an seine Tür und trat ein. Thomas begrüßte ihn mit: „Hi Bob.“ Dieser blickte nur über seine Brille und erwiderte: „Hi Tommi.“ Dann war es still im Raum, bis Bob fragte: „Wie lange kennen wir uns schon?“ Thomas: „Ungefähr vier Jahre.“ Bob: „Habe ich sie in diesen Jahren schlecht behandelt, oder warum sonst tun sie mir und der Bank so etwas an?“ Thomas: „Bob, ich fürchte ich kann ihnen nicht ganz folgen.“ Bob: „Sie streiten es auch noch ab? Tom, das ist kein guter Stil, nach all den Jahren guter Zusammenarbeit, ich hätte mehr Anstand und Rückgrat von ihnen erwartet. Anstatt zuerst mit John und mit darüber zu sprechen, um vielleicht etwas gemeinsam zu machen, schicken sie diesen widerlichen von Graben. Was haben wir ihnen getan, Tom?“ Thomas wusste erst nicht von was Bob da sprach. Als er aber von Graben hörte, klingelten bei ihm die Glocken. Es konnte sich nur um das New York Geschäft handeln, weil ja nur wenige über die Geschäftsübernahme der Bergmann Werke wussten. Er fragte zaghaft: „Herr von Graben hat mit ihnen gesprochen?“ Bob: „Tun sie nicht so, als wüssten sie nichts. Wären sie zu mir oder John gekommen, hätten wir über alles sprechen können. Aber in diesem Fall, muss ich leider auf eine Vertragserfüllung bestehen. Und wehe sie nehmen uns einen Kunden mit, dann…“ Thomas: „Stopp Bob. Ich bin hierher gekommen, um mit ihnen offen und ehrlich über meine Zukunft zu sprechen. Ich habe nichts mit ihm und er nichts mit mir zu tun. Ich denke, es geht um die Gründung einer Investment Niederlassung in New York, stimmt‘s?“ Bob: „Um was denn sonst, Tom. Lassen sie diese Spielchen, das haben sie doch gar nicht nötig.“ Thomas stand auf, holte einen Ordner aus seinem Koffer den er dabei hatte. Dann sagte er zu Bob: „Lesen sie das. Ich bin nur deswegen da.“ Bob nahm den Ordner und öffnete ihn. Darin waren das Testament und alles was zum Kauf der Bergmann Werke gehörte. Er las alles durch und meinte: „Wow, sie haben soeben einmal die Bergmann Werke gekauft. Herzlichen Glückwunsch. Dann denke ich, haben sie gar nicht vor nach New York zu gehen?“ Thomas: „Genau so ist es.“ Bob: „Aber warum ruft mich dann dieser schleimige Aal von Graben an und erzählt mir so einen Shit?“ Und Thomas erzählte ihm, was sich am Morgen in Bad Soden abgespielt hatte. Bob schüttelte nur mit dem Kopf und fragte: „Das hat alles ihre Verlobte eingefädelt?“ Thomas: „So sieht es aus. Ich hatte nicht die Absicht, nach New York zu gehen. Warum sollte ich auch? Alle Geschäfte lassen sich auch von hier aus managen. Ich brauche nur ein Telefon und eine Internetverbindung, sonst nichts.“ Bob: „Tom, was machen sie nun mit ihrem zukünftigen Schwiegervater und ihrer Verlobten?“ Thomas: „Ich werde noch einmal mit Isabell sprechen. Sollte sie weiter auf ihre Pläne mit New York bestehen, werde ich die Verlobung lösen, so einfach ist das. Ich habe mich nun einmal entschlossen die Familientradition weiterzuführen. Ich habe keine Lust 50 Jahre Bergmann Werke in die Tonne zu treten.“ Bob: „Und nun wollen sie so schnell wie möglich aus dem Vertrag heraus, ist das richtig?“ Thomas: „Wenn das machbar ist, ja.“ Bob wollte gerade etwas sagen, da kam Thomas Sekretärin reingestürmt. Sie war außer sich vor Wut und schrie: „Ich habe jetzt die Nase voll, dieser Vandenberg. Ich lasse mir das nicht länger bieten. Ich kündige und nehme meinen Resturlaub.“ Thomas war genauso ratlos wie Bob. Der fragte aber: „Was ist den los, Frau Haber?“ Katharina Haber schnaubte vor Wut und sagte völlig aufgelöst: „Dieser miese kleine Wichser. Seit Herr Bergmann nicht mehr da ist, spielt er sich auf wie Gott persönlich. Das kann ich ja noch ertragen, aber dass er mich dauernd betatscht und mir in den Ausschnitt schaut, wie ein geiler Pennäler, dass muss und will ich mir nicht mehr bieten lassen. Ich kündige. Tut mir leid Herr Bergmann, mit ihnen habe ich immer gerne gearbeitet, sie waren immer korrekt. Entschuldigung.“ Sie drehte sich herum verließ den Raum und schlug die Tür zu. Sie war kaum draußen, da hörte man es laut klatschen und hörte wie sie sagte: „Fassen sie mich nie wieder an, oder ich erschlage sie.“ Bob und Thomas schauten sich kopfschüttelnd an. Bob stand auf und meinte: „Einen Moment bitte, ich bin gleich wieder hier.“ Sprach es und verschwand nach draußen.