Die Erbschaft. Elisa Scheer

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Название Die Erbschaft
Автор произведения Elisa Scheer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783737555173



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      „Dauerauftrag“, gab ich brav Auskunft.

      „Gut, der wird morgen als erstes annulliert. Hast du eigentlich jemals was zurückbekommen, wenn die Nebenkostenabrechnung kam?“

      „Nein, ich weiß gar nicht, ob wir zuviel bezahlt haben.“

      „Ich gehe mal davon aus, dass er dich in der Beziehung über den Tisch gezogen hat. Was für eine Ratte! Als nächstes brauchst du einen neuen Job.“

      „Als nächstes brauche ich eine Wohnung“, protestierte ich, „ich kann dir doch nicht ewig zur Last fallen.“

      „Sarah, sei nicht so kleinlaut! Du hast noch keine Nacht hier verbracht, und ich hab doch genug Platz!“

      „Und wenn Freddy kommt?“

      „Du pennst doch nicht in meinem Schlafzimmer! Jetzt lass die Albernheiten, außerdem kannst du dir ohne neuen Job ohnehin keine Wohnung leisten. Job zuerst!“

      „Okay, Job zuerst. Wenn mir Christian meine Lohnsteuerkarte zurückgeschickt

      hat.“

      „Das kann dauern. Hol dir eine zweite Karte im Rathaus, gleich morgen. Und dann schauen wir, was wir für dich finden können. Buchhaltung, übliche PC-Kenntnisse, Führerschein, pumperlgesund und angenehme Umgangsformen. Wir finden schon was für dich.“

      „Ich kann ja wieder zu JobTime gehen, wie im Studium.“

      „Gute Idee. Meinst du, Christian schreibt dir ein anständiges Zeugnis?“

      „Kaum. Ich hab ihn Knall auf Fall sitzen gelassen.“

      „Aus gutem Grund. Wenn es ihm auch nur im Geringsten peinlich ist, dass er so ein mieses Schwein ist, dann schreibt er dir ein glänzendes Zeugnis.“

      „Ich glaube nicht, dass ihm das peinlich ist. Er hat gefunden, dass ich überzogen reagiert habe, als ich gegangen bin.“

      „Arschloch“, murmelte Cora, über den Block gebeugt, „was hättest du denn sonst tun sollen?“

      „Eben.“ Coras Verständnis baute mich wieder auf, aber bei dem Gedanken, wieviele Jahre ich für den Reichtum dieses treulosen Mistkerls gearbeitet und ihm ein komfortables Leben verschafft hatte, hätte ich vor Wut irgendwohin treten können. Stattdessen ließ ich meine Tränen wieder laufen.

      „Also, erstens Daueraufträge canceln, zweitens neue Lohnsteuerkarte, drittens JobTime. Hast du noch was in Christians Wohnung, was dir gehört? Oder sollen wir uns um einen Anwalt kümmern? Ich meine, du hast jahrelang für Peanuts gearbeitet, im Hinblick auf eine schöne Zukunft – soll er dir nicht eine Abfindung zahlen? Freddy kennt dafür die richtigen Leute, das ist überhaupt kein Problem.“

      „Nein, lass das. Und in der Wohnung hab ich auch nichts mehr, glaube ich. Aber mir ist noch was eingefallen – Nachsendeantrag. Kann ich erstmal dich angeben?“

      „Klar doch, wen sonst?“

      „Danke, Cora. Du bist wirklich meine einzige Rettung. Morgen gehe ich gleich an die Arbeit.“

      „Das machen wir zusammen, ich hab morgen sowieso frei, ich muss dringend Überstunden abfeiern. Wir könnten morgen Abend auch ein bisschen in die Kneipe gehen.“

      „Keine Lust“, murmelte ich.

      „Ausreden gibt´s nicht“, antwortete Cora streng. „Wie viel Geld hast du?“

      Ich überlegte. „Auf dem Konto wahrscheinlich nicht mehr als drei-, vierhundert Euro. Auf dem Sparbuch – naja, ich schätze etwa viertausend. Wie hätte ich mehr sparen können?“

      „Warum hat Christian dir nicht gesagt, wie du dein Geld intelligenter investieren kannst? Er wird doch sein Geld nicht auch so dumm angelegt haben, oder?“

      „Er hat doch die Wohnung und das Büro, ich glaube nicht, dass in bar so viel da ist. Naja, der Immobilienfonds, da steckt von mir auch ein knapper Tausender drin.“

      „Den holen wir zurück, umgehend. Sarah, du musst hart sein, mir scheint, der steckt alles ein, wenn man ihm nicht auf die Finger haut. Schau doch, wie er dich ausgebeutet hat!“

      „Anfangs konnte er mir nicht mehr zahlen!“

      „Wer seine Angestellten nicht anständig bezahlen kann, muss eben anderswo sparen. Kleinere Wohnung, einfachere Büroeinrichtung, nicht Golf spielen – er spielt doch Golf?“

      „Ja, er sagte, da käme man gut mit Mandanten ins Gespräch. Ich hätte es auch gerne gelernt, aber das war zu teuer.“

      „Na, typisch. Für dich war wohl alles zu teuer, oder?“ Ich heulte wieder los. „Cora, ich weiß, dass ich eine Idiotin war, reib es mir doch nicht auch noch unter die Nase!“ Cora nahm mich in den Arm. „Das will ich doch gar nicht, Süße. Ich will dir nur zeigen, dass er dich gar nicht verdient hat. Da kannst du leicht einen Besseren finden.“

      „Nie wieder! Einmal reingefallen genügt.“

      „Na komm, ab und zu braucht man schon ein bisschen Spaß. Aber wehe, wenn du einem Typen auch nur einen Kaffee zahlst! Wetten, Christian war der Typ, der dich zahlen lässt und dann die Rechnung einsteckt, weil er sie von der Steuer absetzen kann?“

      „Woher weißt du das?“, schniefte ich verblüfft. „Solche Typen machen das immer. Aber mit der Hälfte der Steuerersparnis kommen sie nicht rüber!“

      „Nein, natürlich nicht. Ach, Cora – was hab ich denn bloß falsch gemacht?“

      „Du hast gar nichts falsch gemacht, er ist der Arsch, vergiss das nicht. Warum glauben Frauen immer, es liegt an ihnen, wenn eine Beziehung nicht funktioniert? Werden wir schon mit Schuldgefühlen großgezogen? Du wartest jetzt ein bisschen, und dann suchst du dir einen Besseren und passt höllisch auf, dass er dich nicht über den Tisch zieht.“

      „So bald nicht, das sag ich dir.“

      „Ich hab doch gesagt, du wartest ein bisschen! Sarah, ich glaube, du gehst jetzt am besten ins Bett und schläfst dich richtig aus. Morgen frühstücken wir schön, und dann regeln wir alle Punkte auf der Liste.“ Sie tätschelte mir die Schulter. „Und wenn du Angst hast, mir lästig zu fallen, dann kannst du auch das Gästebad nehmen, das hast du ganz für dich alleine. Da ist auch eine anständige Dusche drin. Wenn du aber lieber ein Schaumbad willst, nimmst du eben das große Bad.“

      „Nein, Dusche ist toll, danke. Ich stelle meinen Kram gleich rüber, viel ist es ohnehin nicht. Ach, Cora – damit hätte ich heute Morgen auch nicht gerechnet. Alles hin...“

      „Nein, alles aufgedeckt, so musst du das sehen!“

      „Wenn du meinst...“ Ich tappte ins Gästezimmer und suchte eins meiner ordentlichen Nachthemden heraus, dann zog ich mich aus, schlüpfte ins Nachthemd und suchte mit meinem Kulturtäschchen unter dem Arm das Gästebad auf. Viel war wirklich nicht auszupacken – Shampoo und Duschbad, Deo, Gesichtswasser, Feuchtigkeitscreme, Kamm und Bürste, Zahnpasta und Zahncreme, Puder und Labello. Make-up hatte Christian als ordinär abgelehnt, genau wie farbigen Lippenstift. Wer fragte eigentlich danach, was er ordinär fand?, fragte ich mich ärgerlich und wischte mit einem Wattebausch über mein Gesicht. Und wenn ich weiterhin so aggressiv meine Zähne putzte, als versuchte ich, Christian mitten durchzusägen, dann brauchte ich schnell wieder eine neue Zahnbürste! Die Borsten standen schon ganz schief. Etwas Creme ins Gesicht, Toilette, Hände waschen und eincremen, zurück ins Gästezimmer. Cora hatte mir ein Buch auf den Nachttisch gelegt, eins von der Sorte, die Christian hasste. Es hieß Der Mann, das entbehrliche Wesen. Ich drehte es um, um die Rückseite zu studieren. Gott sei Dank, ein amüsanter Roman, nicht etwa ein ernsthaftes Sachbuch Marke Wenn Frauen zu sehr lieben. Ich streckte mich im Bett aus - sehr bequem! – und schlug den Schmöker auf. Es fing seltsam vertraut an, eine Frau wurde ziemlich abrupt aus ihrem gesicherten Leben gerissen, weil ihr Lover sich plötzlich als Totalflop entpuppte. Ach was?

      Cora klopfte und schaute noch herein. „Sag mal, wenn der