Название | Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen |
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Автор произведения | Billy Remie |
Жанр | Языкознание |
Серия | Legenden aus Nohva 3 |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742790316 |
Meine Gesichtszüge wurden hart.
»Wie Ihr sprecht, wie Ihr Euch bewegt ...« Der Elkanasai wedelte mit seiner schmalen Hand in meine Richtung. »Man sieht Euch an, Ihr seid hochgeboren.«
Ich spuckte aus, direkt auf den Boden seiner hübschen, neuen Residenz. Zu gerne wäre ich nach vorne gestürmt und hätte ihn mit meiner Klinge durchbohrt. Ich wollte zusehen, wie sich seine weiße Tunika mit den goldenen Verzierungen durch sein Blut rot färbte.
Aber es war mein Fehler, dass er mich durchschaut hatte. Ich konnte aussehen wie ein Straßenköter, aber ich konnte meine angelernten adeligen Attitüden einfach nicht ablegen.
Ich begann, gezwungen zu lächeln. »Ich lief vor zehn Jahren von Zuhause fort.«
Der Elkanasai runzelte die Stirn. »Vor zehn Jahren? Wie alt seid Ihr?«
»Ich bin neunzehn Jahre jung«, erklärte ich geradeheraus, mein Lächeln wurde breiter. »Ich war neun, als ich fortlief.«
Mit verengten Augen wurde ich betrachtet und konnte spüren, wie es in dem Kopf meines Gegners ratterte. Wie es arbeitete.
»Wie ist Euer Name?«, fragte er mich.
Ich zuckte mit den Achseln.
»Wollt Ihr hängen?«, fragte der Elkanasai mit gefährlichem Unterton in der ansonsten samtweichen Stimme. »Verratet mir Euren Namen, oder sterbt.«
»Ihr wollt mich grundlos aufknüpfen?«, fragte ich teils amüsiert, teils spöttisch.
»Ihr verweigert Befehle.«
Erneut zuckte ich mit den Achseln. »Und wenn schon? Ich muss Euren Worten keine Folge leisten.«
Bedrohlich erhob sich der Elkanasai aus seinem Stuhl. »Ich vertrete die Gesetze des Kaisers von Elkanasai, Ihr habt zutun, was ich Euch-«
»Ja, ja. Schon gut.« Ich winkte ihn ab und drehte mich zu dem, von der Decke hängenden, gefolterten Mann. »Wer ist das, frage ich mich.«
Während ich unbeirrt zu dem Gefoltertem ging, zogen meine Männer ihre Waffen und übernahmen die Kontrolle.
Ich hörte Speere zu Boden fallen und erschrockenes Einatmen. Keiner wurde getötet, aber die Elkanasaisoldaten befanden sich schnell in der Gewalt meiner Männer.
»Ihr wagt es ...« Der Elkanasai brach sein wütendes Schreien ab, als Derrick mit der Armbrust auf ihn zielte.
Ich umrundete den schlaffen Körper des gefolterten Mannes und betrachtete ihn wie ein Fleischer ein Stück Fleisch betrachtete. Er war gut gebaut, trotz seiner schmalen Erscheinung. Unter der hellen Haut sah ich feste Muskelstränge, sein Rücken war breit.
Ich zog meinen Dolch und legte ihn unter das Kinn des Gefolterten, um sein Gesicht anzuheben.
Er hatte eine blutige Lippe und es blutete aus seiner Nase, ich glaubte, sein Wangenbein war gebrochen, es leuchtete violett.
Blaue Augen sahen mich erbost an.
»Wie ist dein Name?«
»Janek«, wurde mir geantwortet.
Mir gefiel, dass er sofort antwortete.
Ich drehte mich zu dem Elkanasai um, der von Derrick bedroht wurde, und wollte von ihm wissen: »Wieso hängt dieser Mann hier? Welchen Grund habt Ihr, einen der Euren derart zu erniedrigen?«
Es kümmerte mich nicht wirklich, ich hatte meinen eigenen Männern, wenn sie sich mit mir anlegten, schon wesentlich Schlimmeres angetan. Aber ich hatte Interesse an Janek.
Wenn ein Mann unter meinen Feinden zum Feind meiner Feinde wurde, ist dieser Mann dann mein Verbündeter?
Der Elkanasai auf dem Podest atmete geräuschvoll aus, dabei zuckten seine langen Spitzohren. Ich wollte sie ihm abschneiden und sie mir als Trophäe um den Hals hängen.
Geduldig wartete ich ab, bis er mir eine Erklärung gab.
»Janek war Soldat«, berichtete der Elkanasai schließlich. »Er verstieß wiederholt gegen Gesetze und dafür wurde er bestraft.«
»Verstehe.« Ich nickte, wollte aber wissen: »Was hat er verbrochen?«
»Er ... verweigerte Befehle und verstieß gegen Gesetze.«
»Welche Befehle?«
»Befehle, die Sklaven betreffen.« Der Elkanasai knirschte mit den Zähnen. »Er hat versucht, Gefangene zu befreien.«
Ich starrte den Elkanasai einen Augenblicklang reglos an.
Dann sagte ich: »Vielleicht habt Ihr Eure Männer einfach nicht gut erzogen, hm?«
Mit einem arroganten Heben meiner Augenbraue wandte ich mich von dem Elkanasai ab und betrachtete wieder den gefolterten Soldaten.
Nachdenklich fragte ich: »Und gegen welche Gesetze verstieß er?«
»Gegen Gesetze der Ethik«, wurde mir geantwortet.
Ich sah wieder hinauf zu dem Elkanasai. »Die da wären?«
»Das ist eine Angelegenheit des Kaiserreichs Elkanasai«, blockte dieser ab.
»Zu schade«, murmelte ich, ehe ich ihn anlächelte. »Aber ... nun ja, vielleicht möchte mir Euer Freund hier später davon erzählen.«
»Dazu wird er keine Gelegenheit haben, fürchte ich«, erklärte der Elkanasai. »Er wird hängen, gemeinsam mit Euch, weil Ihr meine Soldaten angegriffen habt und mich bedroht.«
»Es sind nicht Eure Soldaten, die ich angreifen wollte«, entschuldigte ich mich.
Ich begann, den Gefolterten zu umrunden, bis ich hinter ihm stand.
Argwöhnisch wurde ich von den schmalen Augen des Elkanasais verfolgt.
»Soldaten befolgen nur Befehle«, sagte ich laut. Dann legte ich meine Lippen an das Ohr des verurteilten Soldaten und fragte: »Nicht wahr, mein neuer Freund?«
Der Soldat nickte schwach.
Ich lächelte zufrieden, als ich weiter im Flüsterton fragte: »Ihr verweigerte Befehle des Kaiserreichs, bedeutet das, Ihr stellt Euch gegen Eure Heimat?«
Janek war nicht dumm, er wusste, welche Antwort er mir geben musste, um zu überleben. Durch vor Schmerz zusammen gebissenen Zähnen presste er so hasserfüllt, wie ich es selbst nicht gekonnt hätte – und ich hatte wirklich viel Hass für die Elkanasai übrig – hervor: »Elkanasai ist nicht meine Heimat!«
»Ihr trag viel Hass in Euch.« Es war eine Feststellung und keine Frage. Ich kratzte mich mit der Dolchspitze an meinem Kinn, das von blonden Bartstoppeln überzogen war. Das Schaben über meinem Bart klang überlaut, weil es ansonsten toten still blieb.
»Draußen warten hundert Soldaten, die Euch sofort den Kopf von Euren Schultern trennen werden«, wies mich der hochgeborene Elkanasai auf meine augenscheinlich verzwickte Lage hin. Denn in diesem Raum möge zwar ich die Oberhand an mich gerissen haben, doch außerhalb dieses Gebäudes sah es für mich und meine zwanzig Mann, die ich mitgenommen hatte, ehe düster aus.
Den Kommentar ignorierend, beugte ich mich erneut zum Ohr des Gepeinigten: »Wie viel Hass steckt in Euch?« Es interessierte mich wirklich. »Zeigt es mir!«, verlangte ich, blitzschnell hob ich meine Hand mit dem Dolch und schnitt Janek los.
Ich tat es nicht, weil mir dieser Mann etwa Leid getan hätte, um ehrlich zu sein, hätte mich sein Schicksal nicht weniger interessieren können, aber ich war eben sehr ... neugierig. Schon in frühster Kindheit hatte Menard immer über mich gesagt, ich sei experimentierfreudig, wenn es um das Verhalten von Lebewesen ginge, insbesondere intelligenter Lebewesen, wie Menschen und Elkanasai. Ständig wollte ich herausfinden, wie dieser oder jener in unterschiedlichen Situationen und mit unterschiedlichen Launen reagierte. So war es auch jetzt. Ich wollte sehen, was ein gepeinigter Mann, der von seinen eigenen Waffenbrüdern gefoltert worden war, eben jenen antun konnte. Ich wollte es nicht nur sehen ... ich