Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen. Billy Remie

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Название Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen
Автор произведения Billy Remie
Жанр Языкознание
Серия Legenden aus Nohva 3
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742790316



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      »Derrick, mach mal eine Dolchklinge heiß«, trug ich meinem Freund auf.

      Wenn es um die Versorgung meiner Wunden ging, ließ ich stets nur Derrick an mich heran. Conni hatte das auf die harte Weise lernen müssen. Dummes Ding!

      Es interessierte keinen der Brüder, dass ich Conni geschlagen hatte. Unter uns Männern war ihr gewiss schon Schlimmeres widerfahren. Vor allem dann, wenn wir lange unterwegs und weit und breit keine einzige Menschenseele in Sicht gewesen war. Als einzige Frau unter schlimmen Schurken musste man sich eben behaupten können. Es war nicht meine Schuld, wenn Conni sich mal nicht wehren konnte und gegen ihren Willen genommen wurde. Sie hätte uns ja auch verlassen können.

      Am amüsantesten fand ich es, wenn Manolo der Berg – der Name beschrieb wohl deutlich genug seine äußerliche Erscheinung – sie benutzte. Weil ich wusste, das Conni ihn nicht leiden konnte. Oft machte sie fiese Witze über sein bulliges Gesicht, das dem eines Stiers nicht unähnlich war. Meiner Meinung nach verdiente sie es, gerade von ihm gebumst zu werden.

      Ich schubste Conni in den Schnee, sie hielt sich noch immer die Wange, als sie mit hasserfüllter Miene auf dem Boden landete. Dann ging ich zu Derrick und Egid Einauge und setzte mich zu ihnen.

      Derrick hielt die heiße Dolchklinge hoch.

      »Einauge, halt mich fest«, trug ich Egid auf, weil ich wusste, dass ich Derrick umbringen wollen würde, sobald er meine Wunde ausbrannte, obwohl ich ihn darum gebeten hatte.

      Die Pranken des großen Egid legten sich um meine Oberarme. Ich nickte Derrick zu, der mit einem – man konnte es fast schon sadistisch nennen – Grinsen das heiße Eisen auf meine Wunde drückte.

      Ich hielt Blickkontakt mit Derrick, der es genoss, mir Schmerzen zuzufügen. Aber versteht mich nicht falsch, er hasste mich nicht, er fügte anderen Männern einfach nur gerne kontrollierte Schmerzen zu. Das machte ihn immer fröhlich.

      Die ersten Augenblicke spürte ich kaum etwas, aber dann fraß sich der Schmerz durch mich hindurch und ich brüllte aus zusammengebissenen Zähnen.

      Ich hätte ihn wirklich am liebsten umgebracht.

      Es roch nach verbranntem Fleisch – nach meinem verbrannten Fleisch.

      Als es vorbei war, trat Lazlo das Narbengesicht zu uns und zog genüsslich den Duft ein. »Ah ... köstlich.«

      Ich lachte humorlos auf. Gleich darauf verlangte ich von ihm zu erfahren: »Verfolgen sie uns?«

      Lazlo war unser Späher und ich erwatete von ihm Perfektion. Gut, ich gestehen, ich verlangte von allen meinen Männern Perfektion. Wir waren zu wenige um uns Fehler zu erlauben. Unsere Feinde machten Fehler, wir aber nicht. Das erlaubte ich nicht.

      Lazlo schüttelte gelassen den Kopf, er ließ sich am Feuer nieder. »Nein, nein. Hier ist weit und breit niemand.« Sein Blick zuckte zu Conni, die noch im Schnee saß und wegen mir schmollte. Lazlo zog die Nase hoch – er hatte ständig Schnupfen – und fragte mich: »Bist du fertig mit ihr?«

      Ich überging die Frage, als ich wissen wollte: »Ist es noch weit bis zum nächsten Gasthof?«

      »Nein«, antwortete Lazlo. »Bis zum Mittag sind wir dort.«

      Ich nickte zufrieden. Dann deutete ich auf Conni und sagte zu Lazlo: »Nimm sie dir. Aber beeil dich, wir brechen bald auf.«

      Mit einem lüsternen Grinsen ging Lazlo auf Conni zu.

      Conni zog einen Dolch. Lazlo lachte.

      Sie kämpften.

      Lazlo wurde verletzt und Conni rannte davon.

      »Ich wusste, dass das passiert«, lachte Derrick neben mir.

      »Versuch du doch dein Glück und fang sie wieder ein«, rief Lazlo sauer. Fluchend wischte er sich das Blut von der Hand, durch die Conni ihre Dolchklinge gestoßen hatte.

      Derrick schüttelte nur den Kopf, denn Derrick fasste Conni nicht ein. Aber nicht, weil er Mitleid mit ihr gehabt hätte, er ekelte sich nur vor benutzten Frauen. Jedenfalls behauptete er das stets.

      Mir war das egal, ich bestieg alles. Ich hätte auch mit einem Astloch vorliebgenommen, wenn es denn eng und warm gewesen wäre. Viel Freude empfand ich dabei ohnehin nicht, mir ging es nur darum, den stetigen Druck in meinen Lenden loszuwerden. Und das konnte ich bei Conni ebenso gut wie ich es bei unberührten Frauen oder einer bezahlten Hure loswerden konnte. Am liebsten mochte ich es ohnehin, wenn sie sich wehrten. Aber Conni werte sich nicht, nicht einmal, wenn ich sie schlug oder sie würgte. Sie hatte für mich über die vielen Jahre einfach an Reiz verloren. Während mir als Junge nur ihre großen Brüste und ihr warmes Fleisch genügt hatten, spürte ich nun immer mehr, dass ich mehr benötigte als das.

      Aber meine fleischlichen Gelüste waren mir ohnehin nicht so wichtig. Wie gesagt, solange ich irgendwo Druck loswerden konnte, war ich zufrieden, wenn auch nicht befriedigt.

      Wichtiger war mir nur, mein Leben endlich drastisch zu verändern. Es war an der Zeit, dass ich zurückeroberte, was mir nun rechtmäßig zustand.

      Und zwar mir allein.

      Ich stand auf und drängte meine Männer zur Eile. Ich schickte Lazlo, damit er Conni zurück zerrte. Ich kannte sie, sie würde uns nicht verlassen, egal was wir ihr antaten. Sie war vom gleichen Schlag, sie war auch eine Schurkin, eine Schwester, sie brauchte uns. Und ich vergeudete kein nützliches Leben, wenn es nicht unbedingt von Nöten war.

      »In zwei Wochen müssten wir zurück bei Menards Zuflucht sein«, vermutete Derrick, als wir nebeneinander auf unsere Pferde stiegen.

      Ich ließ meinen Blick über das Waldgebiet wandern, das sich vor uns erstreckte. »Meinst du?«, fragte ich gedankenverloren, mein Gesicht war unergründlich und spiegelte nicht die Ungeduld wieder, die ich seit einigen Monaten nicht mehr auszuhalten versuchte.

      Ich ließ sie einfach zu.

      Menard war schuld an meiner schlechten Laune. Er bremste mich aus, ich wusste nur noch nicht, wieso mich der Mann, der mir einst wie ein Vater gewesen war, an meinen Plänen zu hindern versuchte.

      Ich drehte Derrick das Gesicht zu und sagte: »Es wird Zeit, das wir heimkehren, Sir Derrick Einar.«

      Und ich sprach nicht von der Zuflucht des Schamanen.

      »Alles zu seiner Zeit«, sprach Derrick auf mich ein. »Vielleicht spuckt der Alte noch etwas Nützliches aus.«

      »Das hoffe ich.«

      Oh, und wie ich hoffte, dass er noch etwas ausspucken würde.

      ***

      »Unser Land ist vom Feind besetzt und Menard schickt mich in Tempel um Abschriften anzufertigen.« Ich schüttelte verdrossen den Kopf, meine Arme waren vor meiner Brust verschränkt und die Gerüche aus der Küche des Gasthauses kitzelten mir in der Nase.

      Was war das? Wildbret? Mir lief das Wasser im Mund zusammen, ich hatte seit Tagen nichts Warmes mehr gegessen.

      »Der Feind besetzt unser Land nicht«, warf Derrick ein, der vor mir saß und ebenso hungrig aussah wie ich. »König Amon hat sich mit dem Feind verbündet«, erinnerte er mich. »Wir gehören jetzt zum Kaiserreich der Elkanasai.«

      Ich schlug wütend die Faust auf den von Kerben gezeichneten Tisch, die einzelne Kerze, die uns Licht spendete, hüpfte dabei einmal und drohte, umzukippen.

      Derrick verstummte.

      Ich konnte nicht genau sagen, ob ich wütend darüber war, weil er mich daran erinnerte, das Carapuhr sich unterworfen hatte, oder weil er den Namen des Mannes ausgesprochen hatte, den ich zu meinem Erzfeind ernannt hatte, nachdem er meine Familie abschlachtete.

      König Amon ... Dieser Verräter, der sein eigenes Volk verkaufte, nur um sich weiterhin König nennen zu können. Wenn der alte Mann Mut gehabt hätte, dann wäre er den zahlreichen Armeen der Elkanasai trotz seiner Unterlegenheit entgegengetreten, statt sich auf ein feiges Abkommen einzulassen.

      Gut,