Название | Schwarzes Herz |
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Автор произведения | Andreas Menne Peter |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783746751320 |
Wie und gegen was sollte er denn nun kämpfen? Dass er den Kampf aufnehmen würde, das stand ausser Frage. Schliesslich ging es um seine Ehre und sein Land! Doch wie? Dieses Schwarze Herz stand ja nicht vor den Schlosstoren und wartete darauf, dass man mit dem Schwert in der Hand auszog, um auf dem Schlachtfeld Mann gegen Mann zu kämpfen.
Denn was sollte dieses Schwarze Herz sein? Ein Mensch, ein Tier, ein Ungeheuer? Wie sollte man es erkennen? Wie sollte er wissen, was er denn tun müsste, um diese Gefahr bannen zu können?
Und schon war sie wieder da, die Panik in seinem Inneren, die ihn daran hinderte einzuschlafen.
So hielten seine Gedanken ihn weiter wach, drehten sich immer mehr und immer schneller im Kreis. Bis er feststellte, dass er immer nur noch Gedanken begann, die er schon gedacht hatte und bei denen er immer wieder zu keinem Ergebnis kam. So stand er auf, kleidete sich an und hatte schon die Klinke seiner Zimmertür in der Hand, als er doch wieder inne hielt. Denn wo solle er mitten in der Nacht im Schloss hin gehen? Wo würde er Antworten auf seine Fragen finden, wenn doch alle schliefen bis auf die Wachen? Und wer würde ihm denn Antworten geben können?
Meister Mondschein kam ihm als erstes in den Sinn, doch dieser hatte ihm bereits alles erzählt, was er wusste.
Meister Wilhelm, der war dabei gewesen. Doch er würde sich als Rittermeister sicher seine eigenen Gedanken in den letzten Jahren gemacht haben. Vielleicht konnte er ihm seine Fragen besser beantworten.
Sein Vater, denn als König müsste er doch über alles, was in dem Zusammenhang stehen würde, informiert sein und von jedem Vorkommnis, das Meister Wilhelm bekannt sein könnte, auch Bescheid wissen.
Doch seinen Vater jetzt zu wecken, das traute er sich dann doch nicht. Denn wenn nicht das Schloss in Flammen stand hatten seine Fragen Zeit bis zum Morgen.
So hatte er sich an seinen Tisch gesetzt, sein Schreibzeug heraus geholt und wollte die Gedanken, die Fragen zu Papier bringen, damit sie ihm nicht verloren gehen oder durcheinander geraten könnten.
Doch blieb das Blatt leer und unbeschrieben. Denn die Müdigkeit schlug nun zu, als er am Schreibtisch sass und sich innerlich so weit beruhigt hatte, da er nun wusste, was für ihn als nächstes zu tun sei, dass er nur kurz die müden Augen schloss, um dann zu schreiben und erst wieder aufwachte, als es am Morgen an seinem Zimmer klopfte.
Natürlich hatte er dann verschlafen gehabt und war auf Geheiss seines Vaters von einem Diener gesucht worden, als er nicht zum Frühstück erschienen war. In Windeseile hatte er sich fertig gemacht, seine Kleidung gerichtet, in der er ja am Schreibtisch eingeschlafen gewesen war und zum Frühstück geeilt, bei dem sein Vater und seine Schwester bereits sassen. Sie hatten auch schon begonnen, so dass er sich hastig gesetzt und mit gegessen hatte.
So viel zu seinem Plan, gleich in der Früh noch vor dem Frühstück mit dem Vater zu sprechen.
Auch nach dem Frühstück wurde daraus nichts, denn als seine Schwester ihn mit dem Vater alleine gelassen hatte, war dessen Stimmung immer noch so schlecht, dass auch der Vater eher den Tisch verliess als sich Leonhard ausreichend Mut fassen konnte. Ob er wegen seines Verschlafens so erzürnt war oder es einen anderen Grund hatte, das wusste Leonhard nicht. Ob der Vater von Meister Mondschein informiert war, dass Leonhard die Legende erfahren hatte, das wusste er nun auch noch nicht. Und so wirklich konnte er sich auch keine Gedanken darüber machen, so sehr war er mit sich und seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Dann musste er sich auch schon beeilen, nicht auch zu spät in der Ritterschaft zu erscheinen und es ging für ihn bis zum Abend hinaus zu Reitübungen im Felde, so dass er weder mittags seinen Vater noch zwischendurch Meister Wilhelm zu Gesicht bekam.
Zum Abendessen erschien der Vater als letzter und verliess den Tisch auch nach kurzem, noch bevor er seinen Teller vollständig leer gegessen hätte, in Eile und so in Gedanken versunken, dass er vielleicht noch nicht einmal seine Umwelt mitbekommen hatte. So blieb Leonhard nichts anderes übrig, als direkt Meister Wilhelm aufzusuchen.
Doch das Gespräch, das sie führten war für ihn ernüchternd. Mehr als den Wortlaut der Legende wusste auch der Rittermeister nicht.
Natürlich hatten alle Ritter alles gemeldet, was irgendwie von Belang sein könnte. Doch all die Jahre war nie etwas dabei gewesen, was im Zusammenhang mit der Legende hätte stehen können. Er erstattete auch dem König regelmässig Bericht. Am Anfang, als die Ritterschaft am Schloss in der jetzigen Form aufgebaut worden war, noch wöchentlich, mit der Zeit immer weniger und inzwischen nur noch einmal im Jahr, denn zu berichten gab es immer noch nichts.
Auch hatten die Gedanken des Meisters Wilhelm ihn nie auf eine brauchbare Fährte geführt, das Schwarze Herz erklären oder gar finden zu können.
So war auch er all die Jahre dazu verdammt gewesen, ratlos aufmerksam sein zu müssen, ahnungslos, worauf genau er zu achten hatte.
Er konnte den übermüdeten Prinzen daher mehr als gut verstehen, war es ihm doch nicht anders ergangen, doch auf die brennenden Fragen hatte er ihm keine Antwort geben können.
Er griff auch einem Gedanken von Leonhard vorweg und ein Strohhalm, an den er sich die Nacht geklammert hatte, war damit auch weg. Denn natürlich hatte Meister Wilhelm auch mit Meister Mondschein lange und oft beratschlagt und gegrübelt, doch auch gemeinsam waren sie keinen einzigen Schritt weiter gekommen.
Mit Meister Mondschein hatte er dennoch ein paar Tage später noch einmal gesprochen. Doch der war genauso verzweifelt wie Leonhard selbst über seine Ratlosigkeit.
Oft hatte Meister Mondschein natürlich auch mit dem König zusammen gesessen und darüber gesprochen, der König von ihm Antworten verlangt, die er ihm damals genauso wenig geben konnte wie dem Prinzen jetzt, da er sie nicht hatte.
Gewälzt hatte er alle alten Bücher, die Sterne befragt, doch war auch ihm nicht der geringste zielführende Ansatz gekommen.
Nachdem sie beide, Meister Mondschein wie auch der König nach einem viertel Jahr immer noch keine Spur hatten und keine Ahnung, gegen wen oder was sie sich zur Wehr setzen müssten, um dieses Unheil von ihrem Land abzuwenden, da hatte der König angeordnet, die Ritterschaft am Schloss in der jetzigen Form zum Schutz des Landes gegen das Schwarze Herz zu gründen und auch den Befehl erlassen, das Geheimnis um die Legende zu wahren, um Panik oder Unruhen in der Bevölkerung zu vermeiden. Es sollte niemand als die Ritter, die ihren Eid geschworen hatten, davon erfahren dürfen.
Danach hatten sie nur noch selten über die Legende gesprochen und der König in den letzten Jahren auch immer nur noch fragend geblickt, wenn sie sich unter vier Augen hier getroffen hatten, worauf er, Meister Mondschein, nur traurig den Kopf schütteln konnte. Weitere Worte waren dem König nicht mehr nötig gewesen.
So hatte Leonhard die letzten Tage in innerer Unruhe verbracht, seinen Gedanken nachgehangen und den Vater nicht darauf angesprochen. Was hätte er ihm auch sagen oder ihn fragen sollen, wenn er doch inzwischen von Meister Wilhelm und Meister Mondschein erfahren hatte, dass auch der König nicht mehr wusste. Und auch da es immer schwieriger wurde, mit dem Vater überhaupt zu sprechen, hatte er sich bisher nicht überwinden können.
Der Blick des Vaters wurde in letzter Zeit zudem immer verbissener und düsterer. Bei allen alltäglichen Gesprächen war er extrem knapp angebunden und nicht gewillt, mehr als das Nötigste zu sagen oder zu erfahren.
So waren die letzten Tage die ersten eines neuen Lebens für ihn gewesen, mit dem er sich erst einmal zu Recht finden musste.
Tatsächlich war ihm auch bewusst geworden, dass er sich darüber gerne mit seiner Schwester ausgetauscht hätte. Denn wo sie früher als kleine Kinder immer zusammengehalten hatten und gegenseitig beigestanden waren, wenn es vom Vater wieder einmal eine Standpauke wegen irgendeinem Unsinn, den sie verzapft hatten, gegeben hatte, so stellte er gerade jetzt fest, dass sie kaum noch miteinander sprachen. Isolda ging ihre Wege und er die seinen in der Ritterschaft. Zudem war ihm aber auch bewusst, dass seine Schwester von der Legende genauso wenig wusste wie er vor ein paar Tagen noch und dass er ihr davon nicht erzählen durfte.
Der einzige, der ihm dann noch blieb war Winfried,