Название | Schwarzes Herz |
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Автор произведения | Andreas Menne Peter |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783746751320 |
Klar ist nur, dass Euer Grossvater das Papier, auf dem die Legende geschrieben steht, versiegelt hat. Anhand alter Dokumente war aber auch klar, dass es weder Eures Grossvaters noch Eurer Grossmutter Handschrift ist, welche die Legende niedergeschrieben hat.
Alles Wissen um die Legende oder ihre Herkunft hat Euer Grossvater mit sich ins Grab genommen, nur Eurem Vater den Schlüssel dazu vermacht. Ob er wusste, dass und wann Euer Vater die Niederschrift der Legende finden würde oder nicht, auch das lässt sich nicht sagen.«
Leonhard schaute ihn ungläubig an. Mit vielem hätte er gerechnet, doch nicht damit. So war seine Frage beantwortet, doch mit der Antwort taten sich gleich wieder neue Fragen auf. Fragen, auf die er genauso wenig eine Antwort finden würde wie sein Vater oder Meister Mondschein.
»Wo ist diese Truhe und das gesiegelte Schreiben denn nun?«
»In das Schlafgemach des Königs wurde die Truhe daraufhin verbracht. Und meines Wissens nach verwahrt er die Legende dort weiterhin. Doch wartet einen Moment.«
Mit diesen Worten stand Meister Mondschein auf und verschwand in einem Nebenraum seiner Gemächer.
Leonhard hörte ihn irgendwo herumkramen, eine Tür und eine Schublade öffnen und wieder schliessen. Als der Gelehrte zurück kam, hielt er einen kleinen Zettel in der Hand.
»Für meine Recherchen habe ich mir damals den exakten Wortlaut abgeschrieben.«
Damit reichte er Leonhard den Zettel, der ihn vorsichtig in die Hand nahm und wortwörtlich noch einmal das las, was Meister Mondschein ihm vor sechs Tagen erzählt hatte.
Dereinst wird ein Schwarzes Herz über das Land kommen. Dieses Schwarze Herz wird das Land ins Unglück stürzen, die Schwärze auch in die Herzen aller Menschen in diesem Lande bringen und sie verderben. Schleichend wie ein Gift wird es sich überall ausbreiten, unbemerkt, bis die Dunkelheit in allem Menschen eingekehrt und alles Leben in ihnen gestorben sein wird.
Seine Gedanken schwirrten wieder und drehten sich weiter im Kreis, nur dass ein paar neue Kreise mit dazu gekommen waren, die er zum Teil auch aussprach.
»Wenn das Siegel meines Grossvaters auf dem Blatt war und es verschlossen hatte, damit man es ohne das Siegel zu brechen nicht lesen konnte und wenn mein Grossvater meinem Vater den Schlüssel auf dem Strebebett gegeben hat, dann wusste er genau um den Inhalt und die Bedeutung der Legende. Damit ist auch ausgeschlossen, dass sie sich auf ein anderes Land beziehen sollte und nicht auf dieses hier.«
Meister Mondschein nickte dazu.
»Damit bleibt aber immer noch die Frage, wie die Legende eintreten wird und vor allem wann.«
Meister Mondschein nickte erneut.
»Mein Grossvater wird seine Gründe gehabt haben, genau so gehandelt zu haben und nicht anders. Sonst hätte er die Legende nicht genau so verwahrt.«
»Auch wenn nicht klar ist, warum er es vermeintlich dem Zufall überlassen hat, wann und wie sie wieder gefunden wurde«, ergänzte Meister Mondschein.
»Vielleicht wusste er es doch und hat deswegen genau so gehandelt wie er es getan hat. Er hätte meinem Vater die Legende auch direkt übergeben und ihm Anweisungen geben können, was er zu tun hätte. Er hätte ihm auch erzählen können, wo er sie her hatte, wer sie geschrieben hat und wie man das Schwarze Herz erkennt und bekämpft.«
»Auch diese Gedanken hatten wir schon«, pflichtete ihm Meister Mondschein bei. »Doch allein das Wissen darum, dass Euer Grossvater es wohl gewusst haben muss, hilft nicht weiter, denn was er wusste, das weiss niemand mehr.«
Und wieder drehten sich alle Gedanken im Kreis und kamen nicht weiter, stellte Leonhard fest.
Er warf noch einen Blick auf den Zettel in seiner Hand und reichte ihn dann Meister Mondschein zurück. Dieser stand auf und schlurfte wieder ins Nebenzimmer, um die Abschrift wieder sicher zu verwahren.
Als er zurück kam sass Leonhard in Gedanken versunken im Sessel.
»Mein Prinz«, sprach der Gelehrte nun mit leicht sorgenvoller Stimme, »zermartert Euch nicht zu sehr das Hirn über Dinge, die nicht mehr gelöst werden können. Wichtig ist, dass Ihr wissend und aufmerksam seid.«
Leonhard blickte ihn an.
»Ich wünschte, ich könnte Euch mehr sagen oder mehr helfen. Doch das einzige, was ich tun kann, ist genauso zu Euren Diensten zu sein, wie ich es seit eh und je für Eurem Vater bin.
Hütet dieses Geheimnis gut in Euch und geht richtig damit um.«
Als diese Worte gesprochen waren blickte Leonhard in ein eindeutig sorgenvolles Gesicht. Ja, ihm war inzwischen klar geworden, dass diese Legende wie ein Fluch über diesem Land lag. Und das sprach er nun auch aus: »Die Legende ist wie ein Fluch, der jederzeit zuschlagen könnte, was doch so viele Jahre und Jahrzehnte noch nicht eingetreten ist. Und keiner kann sagen, ob es morgen der Fall sein wird oder in einhundert Jahren erst.«
Meister Mondschein sah ihn traurig und müde an und nickte nur stumm.
Leonhard blickte ihn genauso stumm an, bis er doch eine Antwort bekam, wenn auch eine andere als er gedacht hätte.
»Drum lastet diese Legende auch so schwer auf den Schultern Eures Vaters, ohne dass er die Last teilen oder abgeben kann.
Sobald Ihr Eure Ritterweihe erhalten habt, könnt Ihr ihm eine Stütze sein, doch abnehmen kann ihm die Last niemand, solange er König ist und hoffentlich auch noch lange auf dem Thron sitzen wird.«
So hatte es Leonhard bisher noch nicht gesehen, doch hatte Meister Mondschein mit diesen Worten nur zu sehr Recht.
Er verstand seinen Vater nun auch deutlich besser, warum er so war, wie er war. Er konnte sich vorstellen, welche Gedanken hinter der Stirn des Vaters tobten und sich genauso im Kreis drehten wie bei ihm. Nur mit dem Unterschied, dass sie es bei ihm nicht einmal eine Woche taten, bei seinem Vater fast schon zwei Jahrzehnte.
»Ich danke Euch«, sprach Leonhard und stand auf.
»Und ich danke Euch und Meister Wilhelm auch, dass ihr mich vor der Ritterweihe bereits eingeweiht habt. So bleibt mir tatsächlich ein wenig Zeit, das alles zu verstehen und meine Aufgabe und Pflicht als Ritter dann direkt und richtig wahrnehmen zu können.«
Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf den Zügen des Gelehrten. »Ihr werdet ein guter, verlässlicher und verantwortungsvoller Ritter und genauso einmal ein König werden. Ihr habt das Herz am rechten Flecken sitzen und einen wachen und richtigen Verstand. Das ist es, was dieses Land braucht, sobald das, was die Legende vorhersagt, eintritt.«
Den weiteren Tag verbrachte Leonhard in den Ställen der Ritterschaft, seiner Pflicht für den heutigen Tag nachkommend, und versorgte die Pferde. Das Bürsten und Striegeln ging ihm inzwischen von ganz alleine von der Hand und die Tätigkeit tat ihm gut, denn er hatte ausreichend Zeit, nebenbei zu verarbeiten, was er heute neues erfahren hatte und dennoch hielt es ihn davon ab, zu sehr den Gedanken nachzuhängen.
Auch waren die Pferde in dem Falle wunderbare Zeitgenossen, die von ihm Aufmerksamkeit verlangten und ihm auch Aufmerksamkeit schenkten, ohne dass er sich erklären musste oder gar Fragen gestellt bekam, warum er so nachdenklich war.
Ausserdem verrichtete er die Arbeit nun mit einer anderen besonderen Sorgfalt, die er bisher noch nicht kannte. Denn er wusste, dass nicht nur er sich auf sein Pferd zu jeder Zeit blind verlassen können musste, sondern auch auf die Pferde der anderen Ritter, dass diese sich auf ihre Pferde genauso verlassen konnten und er sich damit auf seine anderen Ritter. Denn wenn sie gebraucht werden würden, dann müssten sie alle zu einhundert Prozent verlässlich funktionieren.
Er erschrak jetzt sogar selbst ein wenig über diese Gedanken. Da stand seine Ritterweihe ihm selbst gerade noch bevor, da dachte er schon über seine Ritter nach als wäre er ihr Befehlshaber, der sie in die Schlacht führen wird. Aber irgendwie war er das ja auch bzw. würde es demnächst sein.
»Das Leben ist verrückt«, sprach er so vor sich hin und bekam prompt als Antwort einen