Название | Schwarzes Herz |
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Автор произведения | Andreas Menne Peter |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783746751320 |
Bis zum Abendessen hatte er tatsächlich ein gutes Stück seiner inneren Ruhe wieder gefunden, die in den letzten sechs Tagen abhanden gekommen war.
Wie üblich hatte Isolda wieder Blumen aus dem Garten auf den Tisch stellen lassen, was er das erste Mal seit Tagen wieder bewusst wahrnehmen konnte. Das Essen verlief jedoch wie die letzten Tage in fast völligem Schweigen.
Ihr Vater blickte kaum zu ihnen und schwieg in sich hinein, seine Schwester blickte ihre Blumen an, das Essen und schaute aus dem Fenster. Nur ab und an blickte sie eher heimlich zum Vater und ihm rüber und es war ihm als musterte sie dabei sie beide genau.
Er fragte sich, was in ihrem Kopf wohl vor sich ginge. Doch mit ihr darüber zu sprechen wäre bei Tisch wohl keine gute Idee.
Schliesslich verliess Isolda den Tisch und den Speisesaal wieder als erste und liess Leonhard mit dem Vater alleine.
So recht wusste Leonhard immer noch nicht, ob er den Vater ansprechen sollte und als er zu ihm rüber blickte, hatte dieser die Augen fast komplett zugekniffen und den Kopf schwer in die Hand gestützt, so dass das Tischtuch um dem Ellenbogen, der die Last auf den Tisch stütze, in Falten warf.
Nein, was auch immer gerade im Kopf des Vaters vor sich ging, ansprechen konnte er ihn in dem Moment nicht, dafür war der Kloss, der sich gerade wieder in seinem Hals gebildet hatte, zu gross geworden.
Also stand er auf, um auch den Speisesaal zu verlassen. In dem Moment, als er seinen Stuhl zum Tisch zurück schob, blickte der Vater auf und ihn mit wachen Augen direkt an.
Leonhard erwiderte den Blick automatisch, blickte seinem Vater direkt in die Augen.
Vermutlich wusste sein Vater seinen Gesichtsausdruck richtig zu deuten, denn nach einem Moment, der Leonhard wie eine Ewigkeit vorkam, in der er bewegungslos da stand, nickte sein Vater.
So war Leonhard klar, dass er mit seinem Vater über die Legende nicht sprechen musste und würde, denn sein Vater wusste, dass er unterrichtet worden war.
Bevor er sich bewegte nickte nun auch Leonhard. Und die Gesichtszüge des Vaters entspannten sich daraufhin sichtbar ein wenig.
Es war eine stumme Absprache zwischen den beiden. Und beide brauchten sich nicht mehr zu sagen, um sich einig zu sein.
Kapitel 4
oder der 4. Tag im Adventskalender
Zwar war es heute früh frisch gewesen, das Wetter zeigte einem doch, dass es inzwischen eindeutig Herbst geworden war, doch als Isolda den Frühstückssaal direkt hinter Leonhard verliess, verirrten sich doch die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster ins Schloss hinein.
Da hielt sie natürlich nichts mehr und sie lief die Treppe hinunter und hinaus in den Schlosshof.
Ja, ihre Nasenspitze wurde von der Sonne gekitzelt. Aktuell noch nicht, doch im Laufe des Tages sollte die Sonne hoffentlich noch ausreichend Kraft bekommen, damit es angenehm warm werden würde.
Die Prinzessin grinste und freute sich, denn dann würde sie den Tag noch einmal draussen im Wald geniessen können, so wie sie es so gerne tat. Sie malte sich schon aus, wie sie an ihrem kleinen See sitzen würde, wie die Sonne durch die Baumwipfel fallen und den See zum Glitzern bringen würde.
Ja, das war ein Plan, beschloss sie, und lief zurück ins Schloss, sich umzuziehen.
Nur einige Minuten später war sie wieder im Schlosshof und spazierte quer über den Hof in Richtung Stall zu ihrem Pferd.
Das stand brav wie immer im Stall und freute sich wiehernd, als es die Prinzessin sah, bekam seine Streicheleinheiten am Kopf und natürlich auch eine Möhre und einen Apfel, welche in der Schale zum Füttern bereit standen und nicht schön genug oder schon zu alt und leicht schrumpelig waren, um in der Küche des Schlosses verwendet zu werden.
Sie war gerade dabei, den Sattel aufzulegen, als drei Ritter ihre Pferde an ihr vorbei nach draussen führten und dabei höflich grüssten.
Sie schaute genauer, doch ihr Bruder war nicht unter ihnen, sie waren alle samt viel zu alt für den Prinzen.
So folgte sie den Rittern, als auch sie ihr Pferd aus dem Stall führte, die nur einen Moment vor ihr zum offen stehenden Tor hinaus ritten, grüsste die Torwachen freundlich mit einem Winken und Lächeln auf den Lippen zurück, als diese artig grüssten, wie es sich gehörte und bekam auch ein Lächeln von dem jüngeren der beiden Wachen zurück, was er nicht ganz verkneifen konnte.
Als sie aus dem Tor hinaus war musste sie leicht kichern und ganz sacht den Kopf schütteln. Klar war sie die Prinzessin und wollte auch auf keinem Fall dem Burschen den Kopf verdrehen, doch dass es die Vorschriften ihnen nicht zuliessen, auch zurück zu lächeln, wenn sie das wollten, das fand sie schon schade. Daran war doch nichts Verwerfliches.
Ein paar Minuten noch folgte sie gemütlich der Strasse, die vom Schloss zur Stadt führte, sah die Ritter auf ihren Pferden eilig in einer leichten Staubwolke vor sich kleiner werden und bog dann von der Strasse ab in einen kleineren Feldweg in Richtung Wald.
Es dauerte nicht lange, dann war sie auch schon unter dem Blätterdach der Bäume verschwunden. Überall ringsum war alles noch glänzend und feucht vom Morgentau und die Sonne blinzelte durch das bunter werdende Blätterdach, brach sich hier und da in den Wassertropfen und liess den ganzen Wald zauberhaft funkeln.
Isolda stieg ab, nahm ihr Pferd am Zügel und führte es gemütlich neben sich her, achtete mehr auf das schöne Schauspiel des Glitzerns als wohin ihr Weg sie führte.
Das machte sie öfter, dass sie einfach so ohne Ziel durch den Wald unterwegs war und dabei immer wieder neues entdeckte, was ihr definitiv entgangen wäre, wenn sie immer nur den bekannten Wegen gefolgt wäre.
Verirren konnte sie sich dabei nicht, denn spätestens nach fünf bis zehn Minuten geradeaus gehen war sie bisher immer wieder an eine bekannte Stelle gekommen.
Plötzlich hielt sie jedoch inne, als sie vor sich im Wald, noch ein gutes Stück entfernt etwas huschen sah.
Im ersten Moment dachte sie von der Grösse her an ein Reh, doch das Knacken, dass sie hörte passte nicht zu einem Tier, viel zu langsam waren die Schritte und zu oft knackte es.
Da ihre Neugier geweckt war, lief sie mit ihrem Pferd am Zügel einmal in die Richtung und kaum, dass sie drei Bäume passiert hatte sah sie es wieder, ganz klar die Gestalt eines Kindes.
Wer das wohl war, fragte sie sich. Ungewöhnlich war es nicht, jemanden im Wald zu treffen, das geschah schon ab und an. Und die meisten, denen sie hier über den Weg laufen könnte, kannte sie inzwischen ja auch.
Dann hatte das Kind auch sie entdeckt und sich erschrocken umgedreht. Es war ein Mädchen und ihr Schreck liess auch schon nach, als sie die Prinzessin erkannte und blieb stehen.
Als Isolda noch drei Schritt entfernt war, machte das Mädchen, das wohl um die acht Jahre alt sein dürfte, einen artigen Knicks und sprach schüchtern: »Hallo Frau Prinzessin.«
»Hallo meine Liebe«; antwortete Isolda mit warmer Stimme und dann meinte sie das Kind auch zu erkennen.
»Du bist doch Nora, die Tochter von einem unserer Stallburschen, habe ich recht?«
Die kleine strahlte auf einmal bis über beide Ohren und rief schon aufgeregter, aber immer noch schüchtern: »Ja, das bin ich.«
»Bist du denn alleine hier im Wald?«, wollte Isolda weiter wissen.
Nora nickte eifrig: »Ja, Papa ist im Stall bei der Arbeit und Mama hat mir erlaubt, heute in den Wald zu gehen, weil sie im Schloss der Näherin hilft.«
»Das ist schön«, stellte Isolda mit einem Lächeln fest. »Wohin führt dich der Weg dann hier im Wald?«
»Zum Pilze sammeln«, plapperte die kleine nun fast ohne Scheu los. »Guckt,