Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Название Afrikanische Märchen auf 668 Seiten
Автор произведения T. von Held
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742763129



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Fell des

       Schakals.

       Warum der Hase flieht.

       Fabel der Haussaneger.

       Der Mond sprach zum Hasen:

       »Gehe zu den Menschen und sprich zu ihnen: Der

       Mond läßt euch sagen, daß er stirbt und wieder lebendig

       wird, so wie ihr ihn jeden Morgen sterben seht

       und jeden Abend ihn von neuem begrüßt! Auch ihr

       sollt sterben, um wieder von neuem zu leben.«

       Nachdem er diese Worte vernommen hatte, trabte

       der Hase davon und erreichte bald die Wohnstätten

       der Menschen.

       »Der Mond läßt euch sagen,« rief er ihnen zu, »daß

       er stirbt und wieder lebendig wird, so wie ihr ihn

       jeden Morgen sterben seht und jeden Abend ihn von

       neuem begrüßt! Auch ihr sollt sterben!«

       Danach eilte er zurück zum Monde, dem er wörtlich

       berichtete, was er den Menschen gesagt hatte.

       Der Mond, als er hörte, daß der Hase seine Botschaft

       nur unvollkommen gegeben hatte, ward sehr zornig,

       nahm eine Axt und wollte mit ihr den Kopf des Hasen

       spalten, traf aber nur seine Oberlippe, die noch heute

       das Zeichen des Streites zwischen Mond und Hasen

       trägt. Der Hase, wütend gemacht durch den Schmerz,

       sprang in das Gesicht des Mondes und kratzte es mit

       seinen scharfen Nägeln. Seitdem sieht man schwarze

       Streifen in des Mondes Antlitz, die in Wirklichkeit

       nichts anderes sind als die Schrammen, die der Hase

       gekratzt hat. Entsetzt über seine eigene Kühnheit, floh

       der Hase, sobald er sah, was er getan hatte, und

       durchläuft noch am heutigen Tage fliehend die Welt.

       Warum der Feldhase keinen Schwanz hat.

       Sage aus dem Namaqualand.

       An dem Tage, da die Verteilung der Schwänze unter

       die Tiere stattfand, war der Himmel mit dicken,

       schweren Wolken behangen, und es drohte zu regnen.

       Der Feldhase, der von jeher den Regen sehr fürchtete,

       wagte sich nicht aus seiner Höhle hervor, sondern bat

       die anderen Tiere, ihm doch seinen Schwanz mitzubringen.

       Sie versprachen es zwar, aber in der Aufregung

       das Tages dachte hernach keines der Tiere an

       den armen Feldhasen, der sehnsüchtig seines Schwanzes

       harrte. Schön beschwänzt liefen alle an der Höhle

       vorüber, wedelten vor Freude mit dem eben erhaltenen

       Geschenk und hielten es kaum für nötig, sich bei

       dem Hasen wegen ihrer Wortbrüchigkeit zu entschuldigen.

       So ist es gekommen, daß der Feldhase nie mit

       dem Schwanze wedeln kann.

       Bestrafter Undank.

       Wolossische Fabel aus Boilats Grammaire de la

       langue Wolosse.

       Einstmals war die Hyäne auf ihren nächtlichen Streifzügen

       in eine Grube gefallen. Schon in weiter Ferne

       konnte man ihr klägliches Geheul und ihre Angstrufe

       hören. Ein Ochse kam gemächlich des Weges gegangen,

       blieb stehen, horchte und ging den Tönen nach.

       Als er an die Grube kam, blickte er hinab und erkannte

       sofort die Hyäne. Gutmütig, wie er und seinesgleichen

       ist, hätte er ihr gern geholfen; aber er fürchtete

       die Hyäne; denn er kannte ihren hinterlistigen Charakter.

       Seine Bedenken teilte er ihr denn auch ganz ehrlich

       mit. Die Hyäne bat aber weiter, der Ochse solle

       ihr doch hilfreiche Hand leisten, aus ihrer mißlichen

       Lage zu entkommen, und fügte hinzu, daß sie gar

       nicht begreife, wie er denken könne, daß sie ihrem

       Wohltäter etwas anderes als Gutes erweisen würde!

       Ja solcher Verdacht kränkte sie so schmerzlich, daß

       sie in Tränen ausbrach. Der gute Ochse ließ sich denn

       auch wirklich erweichen, hielt der Hyäne seinen langen

       Schwanz hin und zog sie an ihm heraus, indem

       sie sich festklammerte. Kaum aber sah die Hyäne sich

       außer Gefahr, als sie sich über ihren Retter herwarf,

       um ihn zu töten. Glücklicherweise kam gerade ein

       Elefant des Weges gelaufen. Der vernahm, wie der

       Ochse mit lauter Stimme der Hyäne ihre Undankbarkeit

       vorwarf. Schnell trat er hinzu, um Frieden zu stiften.

       »Laßt mich hören,« redete er die beiden Tiere an,

       »was der Grund eures Streites ist; ich will ihn schlichten.

       «

       Der Ochse berichtete, was vorgefallen war, und die

       Hyäne bestätigte seine Aussage.

       »Der Fall ist schwierig,« sagte der Elefant, nachdem

       er aufmerksam zugehört hatte, »sogar sehr, sehr

       schwierig! Um gerecht urteilen zu können, wäre es

       mir erwünscht, daß ihr beide zurückkehrt an den Ort,

       wo ihr vor Beginn eures Streites wart. Du, Hyäne,

       springe deshalb wieder in deine Grube.«

       Die Hyäne tat, wie ihr geheißen war; aber der

       Ochse zog sie nicht zum zweiten Male heraus, und

       der Elefant trollte vergnügt seines Weges weiter. So

       mußte die undankbare Hyäne elendiglich in der Grube

       verhungern.

       Wie du mir, so ich dir.

       Bullomfabel. Aus Grammar & Vocabulary of the

       Bullom language von Nylander (1814).

       Der Affe und das Chamäleon machten einst eine Fußtour

       miteinander. Sie fanden ein Gefäß voll köstlichen

       Palmweins, und der Affe trank ein gut Teil davon;

       aber das Chamäleon wagte nicht, davon auch nur zu

       nippen. Als der Affe sich satt getrunken hatte, setzten

       beide ihre Wanderung fort. Der Eigentümer des Weines

       kam bald darauf und fand den Krug zur Hälfte geleert.

       Empört, so bestohlen zu sein, ging er den frischen

       Fußspuren nach, um den Dieb zu strafen. Bald

       hatte er die Reisenden eingeholt und stellte sie zur

       Rede; beide beteuerten indessen, nicht von dem

       Weine getrunken zu haben.

       »Achte auf unseren Gang,« sagte schließlich der

       Affe; »taumelt einer von uns, so strafe den als den