Название | Afrikanische Märchen auf 668 Seiten |
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Автор произведения | T. von Held |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763129 |
sich nahe bei ihr niederließen.
Die eine sprach zur anderen:
»Frage doch diese Frau, warum sie weint?«
Da fragte die Taube nach der Ursache ihres Kummers.
Sie erwiderte:
»Ich habe keine Kinder; deshalb liebt mich mein
Mann weniger als die andere Frau, die eine Tochter
hat und noch andere Kinder, die aber Krähen sind; sie
kommen, lachen mich aus und essen mein Korn.«
Die Taube sprach:
»Gehe heim, nimm zwei irdene Töpfe und bringe
sie hierher.«
Numbakatali ging und holte die Töpfe.
Darauf pickten die Tauben an den Knien der Frau,
bis das Blut aus ihnen floß; dieses fingen sie in den
Töpfen auf. Nachdem das Weib den Tauben Korn
zum Fressen gegeben hatte, flogen sie davon und
Numbakatali trug die Töpfe heim in ihre Hütte und
versteckte sie sorgsam in eine Ecke. Von nun an
kamen die Tauben täglich, um sich füttern zu lassen,
und sagten der Frau jedesmal, sie solle in die Töpfe
gucken, um zu sehen, was darin sei. Schließlich, als
sie eines Tages wieder nachsah, fand sie zwei Kinder,
ein Mädchen und einen Knaben, und beide waren von
wunderbarer Schönheit. Die Frau war hocherfreut;
aber sie erzählte niemandem von den Kindern. Als
diese nun etwas herangewachsen waren, machte sie
ihnen einen hübschen Platz in der Hütte zurecht; dort
mußten sie bleiben; denn ihre Mutter wollte sie niemandem
zeigen. Stets, wenn sie ausging, befahl sie
ihnen, unter keiner Bedingung das Haus zu verlassen.
So kam es, daß außer ihr und einer Dienstmagd niemand
von dem Vorhandensein der Kinder etwas
wußte; denn ihr Mann kam niemals zu ihr. Eines
Tages jedoch, als die Kinder ziemlich herangewachsen
waren und die Frau an den nahen Fluß gegangen
war, sprach der Knabe zu dem Mädchen:
»Komm', laß uns gehen und unserer Mutter Wasser
tragen helfen.«
Noch hatten sie den Fluß nicht erreicht, als ihnen
eine Gesellschaft junger Männer begegnete. Unter
ihnen war der Sohn eines mächtigen Häuptlings, der
war in das Land gekommen, um sich nach einem hübschen
Mädchen umzusehen, das er zum Weibe nehmen
würde. Der Name dieses jungen Mannes war
Breitbrust; denn er war schön und kräftig gewachsen
und hatte eine gewölbte breite Brust, die glänzendes
Metall war. Die Männer blieben stehen, als sie die
Geschwister kommen sahen, und baten den Knaben
um einen Trunk Wasser; aber der Sohn des Häuptlings
wollte nur aus des Mädchens Hand das Wasser
nehmen; denn ihre Schönheit hatte es ihm angetan;
und als sie fortging, paßte er wohl auf, um zu sehen,
in welche Hütte sie gehen würde. Dann ging er heim
zu seines Vaters Land, um sich von seinem Viehherden
die schönsten Tiere zu holen, die er dem Vater
des Mädchens zur Morgengabe bot und sprach:
»Gib mir deine Tochter zum Weibe; nimm für sie
diese Kühe und Ochsen, die ich von meinen Herden
gewählt habe, und wenn du mehr haben willst, so
sage es mir.«
Darauf befahl der Mann seiner Tochter, die
schwarz war wie Ebenholz, zu kommen, und gab sie
dem jungen Freier. Der jedoch sagte:
»Diese ist es nicht, von der ich sprach; das Mädchen,
welches ich sah, war heller in der Haut und
schöner als diese deine Tochter.«
»Eine andere Tochter habe ich nicht,« erwiderte der
Mann; »denn meine übrigen Kinder sind Krähen.«
Da rief der Mann seine beiden Weiber und befragte
sie vor dem Häuptlingssohne, ob sie etwas wüßten
von einem wunderbar schönen Mädchen, welches von
heller Hautfarbe sei. Die Frauen versicherten, ihnen
sei nichts bekannt von einem solchen Mädchen. Aber
die Dienstmagd ging hernach im geheimen zu Numbakatalis
Manne und sagte ihm die Wahrheit. Gegen
Abend ging er daher in die Hütte der Frau, um die er
schon lange sich nicht mehr gekümmert hatte, und
fand bei ihr die Geschwister, die seine Kinder waren.
Am anderen Morgen ließ der Mann eine neue Matte
vor die Tür der Hütte legen, gebot seinem Weibe, den
Geschwistern und der Dienstmagd sich darauf niederzusetzen
und rief den jungen Häuptlingssohn. Kaum
sah dieser das Mädchen, so rief er aus:
»Diese ist es, die ich zur Frau begehre.«
Darauf blieb er den Tag über dort; aber am Abend
ging er wieder heim, holte noch mehr von dem Vieh
seiner Herden und gab auch dies noch dem Vater des
Mädchens, welches er sehr lieb hatte. Die Frau, deren
Tochter so sehr dunkel war, sah, was vor sich ging
und war sehr neidisch; denn sie wußte gar wohl, daß
ihre Tochter nicht schön war, und daß kein Mann soviel
Vieh für sie je zahlen würde als jetzt für das Kind
Numbakatalis gegeben wurde. Da sie auf jeden Fall
nicht zurückstehen wollte, so tat sie ihr möglichstes,
ihre Tochter durch reiche Kleider zu verschönen,
immer in der Hoffnung, daß der reiche Freier sie auch
zum Weibe nehmen würde. Der Name dieses Mädchens
war Malungulaza, d.h. Schwester der Krähen;
des anderen Mädchens Name war Mbulukazi, weil sie
stets ein Kleid trug, das aus dem weichen Fell des
Mbulu gemacht war. Malungulazas Mutter bestürmte
ihren Mann mit Bitten, er solle Mbulukazi doch ja
nicht ihrem Freier zum Weibe geben, wenn er nicht
auch ihre Tochter heiraten wolle. So kam es, daß der
junge Mann schließlich einwilligte und beide Schwe-
stern zu seinen Frauen machte. Ehe sie das Land verließen,
bekam jede von ihrem Vater einen Ochsen