Название | Afrikanische Märchen auf 668 Seiten |
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Автор произведения | T. von Held |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763129 |
Bann gebrochen, habe er sie gezwungen, mit ihm
zu gehen von Ort zu Ort und von Land zu Land. Nirgends
aber habe er sich wohl gefühlt, als allein hier in
Nuhas, wo kein menschlich Wesen lebe. Augenblicklich
sei er verreist, fügte sie hinzu, und nun ich da sei,
sei ja alles gut, denn nun würde ich sie mit mir fortnehmen.
Dann erzählte ich ihr, wie es mir gelungen
sei, an jenen Ort zu kommen, und sie hörte mir mit
fliegendem Atem zu. Als ich geendet hatte, sagte mein
Weib: »Hier muß alles den Willen des Affen tun, der
mich geraubt hat! Aber ich will dir sagen, was du zu
tun hast, um die Jins dir untertan zu machen. Du wirst
an einer Eisenstange einen Topf hängen sehen, in dem
ist Weihrauch. Den nimm, zünde ein Feuer an und
räuchere, indessen du den Namen Allahs anrufst. Alsbald
werden alle Jins vor dir erscheinen und nach dei-
nen Befehlen fragen.«
Ich tat, wie sie mir gesagt hatte, und alsbald erschienen
Wesen vor mir, welche nichts anderes als
Jins sein konnten: Krüppel und Lahme, Klumpfüßige,
solche mit einem Arm oder mit einem Auge, und alle
waren von gleich abschreckender Gestalt.
»Wir sind deine Diener!« riefen sie, »befiehl!« Und
ich sprach:
»Wo ist der, welcher mein Weib mir geraubt hat?«
Sie antworteten:
»Er ist verreist, aber jeden Augenblick kann er
heimkehren!«
Da sprach und befahl ich:
»Bringt ihn gebunden vor mich!«
Im Nu waren sie alle verschwunden, um nach wenigen
Augenblicken zurückzukehren, den Jin in ihrer
Mitte und gebunden.
»Hast du,« redete ich ihn an, »mir mein Weib geraubt?
«
Winselnd gestand er es, meine Gnade anflehend.
Ich aber rief:
»Als Lohn für deine Übeltat werde ich dich in eine
metallene Flasche zwingen und in die See werfen.«
Ihm geschah, wie ich gesagt hatte.
Danach befahl ich den Jins, alles, was an Gold und
Goldeswert in Nuhas sei, in mein Haus zu schleppen
und schließlich mein Weib und mich in meine Heimat
zu bringen. Alles wurde mit schier unglaublicher
Schnelligkeit ausgeführt. Daheim aber war große
Freude, als wir dort erschienen, und unsere Hochzeit
wurde noch einmal gefeiert mit allem Pomp, welchen
unser Reichtum uns gestattete.
»Alle diese Dinge, großer Sultan, die ich dir bringe,
bitte ich dich anzunehmen als ein Zeichen, daß ich
ihrer niemand außer dir für würdig erachte.«
»Ich danke dir,« sprach der Sultan; »nun aber bitte
ich dich, hier in Bagdad zu bleiben; gehe nicht wieder
zurück nach Bassara!«
Darauf erwählte er Männer, wert seines Vertrauens,
sandte sie nach Bagdad und ließ alle Güter Mahomeds
von ihnen nach Bagdad bringen.
Mahomed und sein Weib aber lebten fortan in
Glück und ungestörtem Frieden noch viele Jahre daselbst.
Fußnoten
1 Dieses Sansibarmärchen ist die Wiedergabe einer
der Erzählungen aus »Eintausend und eine Nacht« in
etwas veränderter Gestalt. Die Araber haben diese
und andere Sagen nach Sansibar gebracht, und dort
sind sie je nach der Lebensweise der dort lebenden
Mohamedaner etwas umgeändert, verkürzt oder verlängert
worden. – »Trinke eine Schale Kaffee« ist in
jedem arabischen Hause das Wort, welches der Begrüßung
sofort folgt. Ein Ablehnen ist eine grobe Unhöflichkeit,
da der Kaffee beim Araber etwa Salz und
Brot des Russen vertritt. Auch das Anbieten eines
Bades gehört zur arabischen Höflichkeit und Gastfreundschaft,
sobald ein Besucher einen weiten Weg
hinter sich hat. Je reicher ein Araber ist, desto mehr
Sorgfalt verwendet er in seinem Hause auf die Baderäume,
die jeden Tag mehrfach benutzt werden. Der
Araber ist wahrscheinlich infolge seines in dieser Beziehung
wohltätigen Einflusses der Ostafrikaneger
von Sansibar und Nachbargebiet ungemein reinlich an
seinem Körper. Auch vor jeder Mahlzeit wäscht der
Araber sich die Hände, und es werden die Schalen mit
dem Wasser in vornehmen Häusern stets vor Beginn
der Mahlzeit gereicht. – Das »Kanzu« ist ein langes,
feines, durchsichtiges Hemd, welches vom Hals bis
zu den Füßen reicht und an der Brust ein wenig offen
ist. Das »Kanzu« ist oft das einzige Kleidungsstück
und seine tadellose Reinheit der Stolz seines Besitzers.
– Scheik ist eine Bezeichnung für alte arabische
Männer, meist für solche, deren Gelehrsamkeit ihnen
einen gewissen Grad von Achtung ihrer Stammesgenossen
sichert.
Sodani nannten ursprünglich die Araber die Insel
Sansibar. Der Name hat im Laufe der Zeit allerlei
Veränderungen erlitten, und ist z.B. in einem Afrika
behandelnden Buche aus dem Jahre 1619 als Zanzebar
angeführt. – Der Ruf »Hodi« an der Suaheliküste
ist gebraucht, um sich vor der Tür des Hauses, welches
man betreten will, anzumelden. Die Türen stehen
in den arabischen Häusern meist offen, und der Ankommende
hat den Ruf »Hodi« zu wiederholen, bis
jemand antwortet oder an die Türe kommt; die Antwort
lautet entweder »Hodi« oder »karibu«, d.h. »tritt
ein«. Es wäre ein arger Verstoß gegen jede gute Sitte,
einzutreten, ohne Hodi gerufen zu haben. Auch die
Suahelis halten streng auf diese Form.
Drei Worte.
Sansibarsage.
Ein Geizhals pflegte Leute, in deren Schuld er stand,
zu betrügen; deshalb war es für ihn nach und nach