Adda Fried. Angelika Nickel

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Название Adda Fried
Автор произведения Angelika Nickel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847680901



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murrte sie.

      »Ho, ho, so war das nicht gemeint. Leichen, beste Adda, ich dachte, es könnte dir gar nicht schnell genug gehen, um zu denen zu gelangen.«

      »Lenk‘ nicht ab. Ich habe Hunger. Du etwa nicht?«

      »Doch, ich auch. Dort vorne kommt ein Rasthof, da machen wir Halt.«

      »Na, das ist doch ein Wort.« Zufriedengestellt lehnte sich Adda zurück. Die Anspannung allerdings blieb; seinen rasanten Fahrstil hatte Edgar nämlich dennoch nicht gedrosselt.

      An der Raststätte angelangt, bestellte sie sich Rippchen mit Sauerkraut, während der Kommissar Kartoffelsalat mit Würstchen den Vorzug gab.

      Das Essen nahmen sie schweigend zu sich. Jeder hing seinen Gedanken nach.

      Den letzten Bissen hinuntergeschluckt, und mit Mineralwasser nachgespült, fragte Adda: »Diesen polnischen Kommissar, kennst du den eigentlich?«

      Braun, der noch mit seinem Essen beschäftigt war, schüttelte den Kopf. »Nur vom Telefon«, antwortete er, und biss dabei ohne Scheu, ein Stück Wienerle ab.

      »Wofür hast du eigentlich Besteck vor dir liegen?«

      »Um den Kartoffelsalat auf die Gabel zu bekommen«, grinste er, und biss neuerlich von der Wurst ab. Anschließend leckte er sich mit der Zunge über die Finger.

      »Also ich weiß nicht«, murrte sie. »Ein bisschen mehr an guter Kinderstube beim Essen könntest du schon an den Tag legen.«

      »Beschwer‘ dich nicht, du bist nicht meine Mutter; und auch nicht meine Frau.«

      Sie zog schnippisch die Schultern in die Höhe. »Mich wundert, dass das deiner Waltraud nichts ausmacht.«

      Wieder durchzog ein breites Grinsen das Gesicht des Mannes. »Wie sollte es? Sie sieht es doch nicht.«

      »Ach, so einer bist du. Na danke!« Adda stand auf und holte sich eine Tasse Kaffee, und als Nachtisch entschied sie sich für ein Flammendes Herz.

      Zurück am Tisch, biss sie herzhaft in das Herz hinein. »Na, wer das gebacken hat, der hat seine liebestollen Tage auch längst hinter sich«, meckerte sie.

      »Was ist denn nun schon wieder los?«

      »Ach, das Gebäckteil, das ist trocken, als wenn’s seit Jahren an der Theke herumgelegen hätte.«

      »Tunk’s doch in deinen Kaffee. Wirst sehen, da wird’s gleich weicher.«

      »Als wenn ich das nicht selbst wüsste.« Denselben Gedanken hatte sie auch bereits gehabt. Nachdem sie sich umgesehen hatte, dass sie auch niemand beobachtete, nahm sie das Gebäck und tauchte es tatsächlich in ihren Kaffee ein.

      Als auch der Kommissar mit dem Essen fertig war, ebenfalls seinen Kaffee getrunken, und dazu ein Stück Käsesahnetorte gegessen hatte, brachen sie auf, um ihre Fahrt nach Polen fortzusetzen.

      Adda, die pumpsatt war, schloss die Augen und schlief ein, während Edgar Braun den Pferdestärken freien Lauf, und den Wagen über die Autobahn düsen ließ, dass er nur so dahinflog.

      Zum Glück schlief Adda und bekam davon nichts mit, ansonsten wäre sie womöglich noch ausgestiegen, dermaßen heftig schlug die Tachonadel aus.

      7 – Stippvisite in Polen

      »Major Kolasa«, stellte der polnische Kommissar sich seinen beiden Gästen vor. »Gehen wir doch gleich ins Haus«, schlug er vor, und nahm Adda ihre Reisetasche aus der Hand.

      »Danke.« In Edgars Richtung zischte sie: »Der Major ist noch ein Kavalier der alten Schule. An dem könntest du dir ruhig ein Beispiel nehmen.«

      »Ich? Was hab ich denn damit zu tun?«

      »Das weißt du sehr genau. Wer hat mich denn meine Reisetasche von meiner Wohnung bis zu seinem Wagen schleppen lassen?«, kam es vorwurfsvoll zurück.

      »Liebe Adda, jetzt mach aber mal ’nen Punkt! Von Schleppen kann gar keine Rede gewesen sein. Wir reden immerhin von einer leichten Reisetasche.«

      »Die hat auch ihr Gewicht«, widersprach sie auf der Stelle.

      »Außerdem waren es von dir bis zu meinem Auto nur ein paar Schritte.«

      »Und wenn schon! Die paar Schritte hättest du mir trotzdem meine Tasche tragen können. Das gehört sich nämlich, für einen Kavalier.«

      »Ich und ein Kavalier, und deiner noch dazu …« Missmutig lag sein Blick auf sie gerichtet. »Jetzt halt aber einmal die Luft an. Du tust gerade so, als wenn ich dir den Hof machen würde«, ereiferte er sich.

      »Das habe ich mit keinem Wort gesagt.« Beleidigt zog sie die Unterlippe nach unten und verschränkte die Arme vor der Brust.

      Um dem Thema endlich ein Ende zu setzen, gab er sich geschlagen. »Wenn es dich beruhigt: Beim nächsten Mal werde ich darauf achten, dir auch ja deine Tasche zu tragen. Zufrieden?«

      »Vergiss es bloß nicht!« Sie hörte mit dem Gemecker auf, und folgte Kolasa ins Haus.

      Das Haus des Majors war ein Anwesen von gewaltiger Größe. Auf der Koppel tobten sich bereits die Pferde aus, obwohl der Morgen noch zwei Stunden auf sich warten ließ.

      Im Haus strichen zwei Katzen um Addas Beine, kaum, dass sie den ersten Schritt über die Schwelle gemacht hatte.

      »Max und Moritz«, stellte der Major die beiden Katzen seinen Gästen vor. »Die müssen jeden begrüßen, das ist immer so. Aber daran gewöhnen Sie sich schon noch.«

      »Glaube nicht, dass wir so lange Ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen müssen«, stellte Adda richtig. »Wir sind nur gekommen, um uns Ihre Leiche anzusehen.«

      »Warten Sie’s erst einmal ab, wie lange Zeit das in Anspruch nehmen wird; danach sehen wir weiter.« Der Major zeigte ihr ihr Zimmer und stellte die Reisetasche neben dem Bett ab.

      Brauns Zimmer befand sich dem ihren gegenüber.

      »Wenn Sie Ihre Sachen ausgepackt haben …«, rief Kolasa aus der Diele. »Ich habe uns eine Kleinigkeit zu Essen gerichtet. Es gibt auch einen guten Wodka dazu.«

      Wodka und das, wenn schon fast der Morgen graut, der hat sie doch nicht alle! »Und meine Reisetasche packe ich auch nicht aus. So lange, wie der meint, will ich gar nicht bleiben«, meckerte die Hobby-Detektivin vor sich hin.

      Es klopfte an den Türrahmen. »Fertig? Alles ausgepackt?« Braun stand am Türrahmen gelehnt und schaute Adda verwundert an, die noch immer vor ihrer offenen, jedoch nicht ausgepackten Reisetasche stand.

      »Ich packe gar nichts aus. Bin doch nicht plemplem! Wie lange, meint dieser Major eigentlich, dass wir bleiben? Der nimmt anscheinend an, dass wir auch noch in Polen Urlaub machen wollen.« Ihre Augen funkelten, dermaßen empörte sie diese Vorstellung. Als wenn sie Zeit hätte, Urlaub zu machen! Unvorstellbar war dieser Gedanke für sie. Mein Imbiss, der ginge mir dann womöglich noch den Bach runter. »Ich weiß nicht, auf was für Ideen diese polnischen Kommissare kommen. Aber der da unten, der scheint von einer ganz speziellen Sorte zu sein«, schimpfte sie weiter. »Dabei ist unser Besuch hier, nichts weiter, als eine Stippvisite, und das auch nur, weil’s in diesem Land ‘ne deutsche Tote hat.«

      »Warum regst du dich eigentlich derartig auf? Wir sind doch gerade erst angekommen.« Der Kommissar schaute Adda verwundert bei ihrem Wutausbruch zu. Die Schuhe, die sie sich von den Füßen gestreift und wütend durch durchs Zimmer gekickt hatte, war sie gerade wieder dabei, zusammenzusuchen.

      »Ach, rutsch mir doch den Buckel runter«, brummte sie, während sie wieder in ihre Schuhe schlüpfte, und an ihm vorbei, aus dem Zimmer hinaus rauschte.

      »Das kann ja heiter weiter.« Braun folgte ihr, wobei er unentwegt mit dem Kopf schüttelte.

      8 – Wodka zum Kaffee