Название | Adda Fried |
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Автор произведения | Angelika Nickel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847680901 |
55 – Agathe Wunderlich – warum nur?
57 – Ein Gläschen für den Mörder
Vorwort
Adda Frieds sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen. Sie war zur Mannheimer Miss Marple geworden.
Zwar war sie noch nicht derartig bekannt, wie es die legendäre Miss Marple gewesen war, dennoch war es ihr gelungen, auf ihre ersten Leichen gestoßen zu sein, und zusammen mit ihrer Tochter Elfriede und Kommissar Edgar Braun, den Täter zur Strecke und hinter Schloss und Riegel gebracht zu haben.
Dabei hatte sie natürlich Blut geleckt, und war auf den Geschmack gekommen. Die ältere Dame hatte sich vorgenommen, dass der erste Fall niemals auch ihr letzter Fall gewesen sein sollte, den sie mit Braun gemeinsam, zu lösen gedachte.
Täglich wartete sie darauf, dass endlich ihr Telefon klingelte und Braun die magischen Worte, denen sie aufgeregt entgegenfieberte, sagen würde: »Adda Fried, ich brauche dich. Wir haben ein neues Mordopfer.«
Dass der Kommissar allerdings immer noch nicht wusste, dass sie eigentlich nur eine simple Imbissbuden-Besitzerin, und gar keine echte Kommissarin war, störte sie nicht weiter. Nur ab und zu war sie bange, dass er eines Tages doch noch dahinter kommen und sie wegen Amtsanmaßung verhaften könnte.
1 – Knuth Neumann
Der Mann schob den Teller von sich, die zusammengeknüllte Serviette lag gleich neben dem Besteck.
Er ging und holte die Zeitung aus dem Flur, wo er sie morgens abgelegt hatte.
Mit Zeitung und Cognacschwenker in der Hand setzte er sich auf die Couch. Das Glas zur Hälfte geleert, stellte er es auf den Tisch zurück, dabei klirrten die beiden Eiswürfel, die auf dem Cola-Cognac schwammen.
Neugierig durchblätterte er die Anzeigen. Im lokalen Teil suchte er nach einem neuerlichen Mord.
Frauenmorde, die sich in der letzten Zeit mehrten, erregten seine Aufmerksamkeit.
Kopfschüttelnd faltete er die Zeitung wieder zusammen. Nichts, er hatte nichts gefunden. Konnte doch aber gar nicht sein, dass es keinen neuerlichen Mord gegeben haben sollte; immerhin, der Mann tötete schon seit einer Weile und das in einer fast regelmäßigen zeitlichen Wiederkehr.
Neumann stand auf. Er warf die Zeitung in den Karton fürs Altpapier, den er in einer versteckten Ecke in der Diele stehen hatte. Meist nahm er den Karton morgens mit hinunter und leerte ihn im Papiercontainer aus, um ihn abends geleert wieder mit nach oben zu nehmen.
Knuth Neumann schaute auf die Uhr. Kurz vor zwanzig Uhr. Eigentlich noch recht früh am Abend. Er blickte an sich herunter und überlegte, ob er noch ausgehen, oder besser zuhause bleiben sollte.
Für diesen Abend entschied er sich für Letzteres.
Zurück im Wohnzimmer legte er sich auf die Couch und zappte mit der Fernbedienung durch die Sender. Auf Die Stunde des Jägers, einem Klassiker mit Robert Mitchum und Shelly Winters in den Hauptrollen, blieb er stehen.
Dies war ein guter Film und er hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen, und war es schon von daher wert, wieder einmal angeschaut zu werden.
2 – Kolasa
Die Zigarette im Aschenbecher qualmte vor sich hin.
Es klopfte an der Tür, doch der Major antwortete nicht. Zu sehr war er in sein Telefonat vertieft, als dass er das Klopfen überhaupt wahrgenommen hätte.
Der Mann klopfte nochmals gegen die Tür, dieses Mal lauter. Es glich fast einem Hämmern, und seine Knöchel taten ihm bereits weh.
»Wart‘ mal Kleines, ich glaube, es hat geklopft.« Major Kolasa wandte den Kopf Richtung Tür. »Ja!«, rief er, und drückte die Kippe im Ascher aus. Er war dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, so dass die meisten seiner Zigaretten vor sich hin qualmten.
Leutnant Damir Groskow öffnete mit einem Ruck die Tür. »Herr Major, es ist schon wieder passiert!«, stammelte er aufgeregt.
Kolasa schlug ein Bein übers andere, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. »Nur mit der Ruhe Groskow. Wo brennt’s denn?“
»Ein Mord, Major, schon wieder eine Frauenleiche.«
Der Major zog eine Braue hoch, und steckte sich eine Kippe an, ohne dabei den Blick vom Leutnant zu wenden. »Wo dieses Mal? Wieder in einer Spelunke?«
Groskow schüttelte den Kopf. »Nein, im Wald hat man sie gefunden.« Der Mann setzte sich seinem Chef gegenüber. »Das ist schon die …«
Kolasa winkte ab, und der Leutnant schwieg auch sofort.
»Mir brauchen Sie nicht zu sagen, die wievielte Frauenleiche das ist. Ich kann rechnen, Groskow.«
Der Mann fuhr zusammen. Mit eingeknickten Schultern saß er da. »Ich habe einen Suchtrupp losgeschickt. Aber bisher haben die Hunde keine Spur aufgenommen.«
Major Kolasa ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Zu lange kannte er Groskow schon, um nicht zu wissen, dass da noch etwas war, was er ihm bisher noch nicht gesagt hatte. »Das ist doch noch nicht alles, oder?«
Groskow fühlte sich unwohl unter dem Blick seines Chefs. Er kam sich ertappt vor, dabei hatte er doch gar nichts getan, außer, dass er noch nicht alles erzählt hatte. Er druckste herum, nahm die angebotene Zigarette, die ihm Kolasa hin hob, und steckte sie ungeschickt an. »Die Leiche, sie ist an der Grenze gefunden worden. Es könnte von daher sein, dass der Mörder gar nicht aus unserer Gegend ist«, erklärte er und verschluckte sich dabei am Rauch.
»Hat irgendjemand etwas gesehen, vielleicht Wanderer?«, hakte der Major nach.
»Es gibt da ein Pärchen, die sind der Meinung, dass sie einen Wagen davon rasen gesehen haben. Aber richtig sicher sind sie sich nicht. Die Aussagen der beiden sind zu widersprüchlich.«
»Widersprüchlich? Was habe ich darunter zu verstehen?«
Groskow drückte die Zigarette aus. »Die Frau meint, dass es ein dunkler Volkswagen war, der Mann ist der Meinung, dass es sich um einen inländischen Kombi gehandelt habe.«