Название | Die Brücke zur Sonne |
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Автор произведения | Regan Holdridge |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754170441 |
„Sie hat nicht ganz unrecht“, wandte Rachel sich an ihren Mann. „Erzähl uns doch ein wenig etwas! Besonders ausführlich hast du uns bislang ja nicht teilhaben lassen, außer, dass die Stadt Summersdale heißt und du dort in der Klinik arbeiten wirst.“
„Ja…also…“ Sichtlich in Verlegenheit gebracht, rang Matthew um die passenden Worte. „Die Klinik“, begann er nach kurzer Überlegung hastig, „ist natürlich nicht mit unserer in London zu vergleichen! Sie hat eine wesentlich überschaubarere Größe, ist aber trotzdem sehr modern ausgestattet und…“
„Matt!“, unterbrach Rachel ihn. „Die Klinik kann von mir aus lila mit froschgrünen Fenstern sein! Wie ist die Stadt? Ist sie klein oder groß? Ein Provinznest oder wird einem auch etwas geboten? Und ich schließe mich voll unserer Tochter an: Gibt es vernünftige Geschäfte? Ich kann nicht ein ganzes Jahr lang in denselben Kleidern herumlaufen!“
Plötzlich zornig schlug Matthew mit der flachen Hand auf das Lenkrad. „Himmel nochmal! Falls es dir entgangen ist, hatte ich während meines Besuchs nur drei Tage Zeit! Ich bin überhaupt nicht dazu gekommen, mich derartig unwichtigen Dingen zu widmen! Am ersten Tag habe ich mir die Klinik angesehen und die anderen beide Tage war ich damit beschäftigt, eine Bleibe für uns zu finden!“ Spöttelnd fügte er hinzu: „Schließlich bin ich als dein Mann gewöhnt, dass du in keinem Motel absteigst!“
Kopfschüttelnd überging Rachel den letzten Satz. „Schön, dann erzähl uns eben von dem Haus, das du uns organisiert hast. Schließlich wollen wir wissen, wo wir ein Jahr lang wohnen werden.“
„Das hat die letzten sechs Monate auch niemanden interessiert“, rutschte es ihrem Mann heraus. „Außerdem wird eure Geduld noch lange genug ausreichen.“
Patty seufzte genervt. „Gut. Was ist mit der Schule, in die ich gehen soll? Gibt es wenigstens dazu eine genauere Erläuterung? Ich hoffe bloß, sie hat einen ähnlichen Standard zu bieten, wie das Mädcheninternat in London!“
Ihr Vater stieß ein missfälliges Grunzen aus. „Das hier ist keine Gegend, in der die High Society absteigt! Die Schule hat einen sehr ordentlichen Eindruck auf mich gemacht mit netten Lehrern. Mit zweien und dem Direktor habe ich bereits gesprochen.“
„Das freut mich für dich.“ Düster starrte Patty zum Seitenfenster hinaus. Es wurde nicht besser, im Gegenteil. Ihr Leben war zerstört, sie musste in einem Provinznest eine Schule besuchen, vermutlich noch zwischen einfältigen Landkindern und Dummköpfen. Bei der erstbesten Gelegenheit würde sie ausreißen und nach London zurückfliegen, das schwor sie sich!
„Ich bin schon gespannt auf die neue Schule!“, rief Jean übermütig und rutschte ungeduldig auf ihrem Sitz hin und her. „Bestimmt haben ein paar Mädchen hier Pferde und ich kann endlich reiten lernen!“
„Das war ja klar!“ Patty kochte innerlich. „Du kannst ja auch gleich hierbleiben und unter die Kuhhirten gehen, das passt doch zu dir! Du immer mit deinem dämlichen Fimmel für Pferde!“
Ein wenig gekränkt blinzelte Jean ihre kleine Schwester an. „Es muss sich ja nicht jeder so unbeliebt machen wie du, mit deinem eingebildeten Getue!“
„Jetzt hört doch auf, euch zu streiten!“ Matt drückte demonstrativ einige Male auf die Hupe. „Es wird schon für jede von euch hier etwas geben, was euch gefällt!“
„Glaub’ das bloß nicht! Mir genügt schon allein der Gedanke an diese sogenannte Schule, in die ich gehen muss!“, rief Patty trotzig und warf sich gegen die Rückenlehne. „Wahrscheinlich laufen da nur so Trampel und Einfaltspinsel herum wie deine andere Tochter! Das ist ja wohl weit unterhalb meines Niveaus!“
Eine lange Minute herrschte Schweigen im Wagen und nur das unaufhörliche Dröhnen des Motors machte es erträglich. Rachel seufzte und fischte in ihrer Handtasche nach einem Spiegel, um den Sitz ihrer Frisur zu überprüfen.
„Siehst du“, sagte sie verständnislos, während sie an ihrem Pony zupfte, „jetzt sind wir genauso klug wie vorher. Das ist typisch dein Vater – er rückt mit der Wahrheit immer erst heraus, wenn er nicht mehr anders kann!“
Sie ahnte noch nicht, welche Wirkung dieser Satz zum jetzigen Zeitpunkt auf ihren Mann hatte, der beharrlich schweigend, geradezu stoisch seinen neuerworbenen Jeep weiter über den Highway lenkte.
Am frühen Nachmittag entdeckte Rachel zu ihrer Erleichterung das Schild an der Straßenkreuzung, nachdem sie schon geglaubt hatten, daran vorbeigefahren zu sein.
„Da, da steht Summersdale! Seht ihr?“ Ungeduldig deutete sie mit dem Finger darauf. „Gleich sind wir da!“ Lächelnd wandte sie sich zu ihren beiden Töchtern um. „Habt ihr gehört?“
Patty hatte sich wieder auf dem Rücksitz ausgestreckt und gab nur ein kurzes, mürrisches „Lass mich in Ruhe!“ zurück, während Jean den Hals reckte, um möglichst bald schon etwas zu entdecken.
Rachels Laune besserte sich mit jeder Minute. „Wieviele Meilen sind es denn nun noch?“
Matthew bog nach rechts, in die schmälere Asphaltstraße ab, die von da an nicht mehr als Highway gekennzeichnet war, sondern lediglich als Interstate.
„Nun, ich schätze, etwa zehn bis Summersdale“, antwortete er zögernd und starrte mit unbewegter Miene zur Frontscheibe hinaus. Prüfend ruhten Rachels schiefergraue Augen auf ihm. Er spürte es.
„Und weiter?“, hakte sie prompt nach, ein wenig triumphierend, ihn durchschaut zu haben. „Liebling! Vor seiner Frau darf man doch keine Geheimnisse haben!“
„Na…ja…“ Matt versuchte ein verzerrtes Lächeln. „Es ist nichts Dramatisches.“ Irgendwann musste er ja mit der Beichte der Tatsachen anfangen. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen. „Es ist bloß…das Haus liegt nicht direkt in Summersdale.“
Verblüfft wiederholte Rachel: „Nicht direkt in Summersdale?“
Mit einem Schlag war Patty wieder hellwach. Sie beugte sich nach vorn. „Heißt das, es gibt dort auch ein Villenviertel?“ Gespannt tippte sie ihrem Vater auf die Schulter. „Sag schon, Paps!“
Matthew sah ein, dass er nun beim besten Willen nicht länger ausweichen konnte – ob ihm vor den Folgen graute, spielte dabei keine Rolle. Er allein hatte sich dafür verantwortlich zu machen. Ein kurzer Seitenblick auf seine Frau genügte, um ihm klar zu machen, dass er ihre Geduld schon überstrapaziert hatte. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihm einer ihrer Wutausbrüche erspart blieb.
„Ach, weißt du, Summersdale ist keine allzu schöne Stadt und auch recht laut, aber ein Stück südöstlich davon gibt es eine kleine Ortscha…“ Er schaffte es gerade noch, sich zu korrigieren: „…ein kleines Städtchen namens Silvertown. Dazu gehört unser Haus. Es ist wirklich ganz reizend und hat genau die richtige Größe für uns vier. Als ich es zum ersten Mal gesehen habe wusste ich sofort – das ist es, eine Art Lebenstraum, der in Erfüllung geht!“ Ohne Pause fügte er erklärend hinzu: „Die Entfernung bis Summersdale ist kaum nennenswert und es fährt dreimal am Tag ein Bus für die Schüler.“
„Ein Bus?!“, wiederholte Patty entsetzt. Ihr Leben lang war sie mit keinem Bus gefahren, schon gar nicht zur Schule! Damit ruinierte sie sich ja ihre sämtlichen Kleider!
Matthew tat, als habe er sie nicht gehört. „Ich kann jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit und du, mein Liebling, findest bestimmt auch bald Anschluss und eine nette Beschäftigung.“
„Das heißt“, fasste Rachel schroff zusammen, wobei sie jedes Wort betonte, „du hast für uns ein kleines Kuhdorf irgendwo in dieser staubigen, eintönigen Pampas ausgesucht?!“ Ihre Gesichtszüge unter dem weißen Puder wurden blass.
„So würde ich es nicht direkt nennen!“ Noch stand sie unter Schock, begriff noch nicht das ganze Ausmaß – das war Matthews Chance. „Du kannst dich immer noch aufregen,