Название | Die Brücke zur Sonne |
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Автор произведения | Regan Holdridge |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754170441 |
„Man könnte nicht meinen, dass der hier der erste für heute ist.“
Chris McKinley, der außerhalb des Zauns lehnte und alles genau verfolgt hatte, grinste belustigt: „Na, es wird ja für heute auch der letzte sein, wenn ich so auf die Uhr schaue“, entgegnete er zuversichtlich und versetzte Trey einen spielerischen Schlag gegen die Schulter. „Dann kannst du dich von deiner anstrengenden Aufgabe erstmal wieder erholen!“
Die Ironie in seiner Stimme ärgerte Trey. „Hey! Keine derartigen Witze gegenüber seinen besten Freunden, ja? Außerdem will ich etwas dazulernen, bezüglich dem Zureiten junger Pferde. Dan kennt noch die alten Traditionen, die will ich auch beherrschen.“
„Hört, hört! Welch weise Worte aus deinem Mund!“ Chris lachte auf und legte sein Kinn auf die Unterarme, die er auf der oberste Zaunlatte gestützt hatte. „Da musst du dir von unserem Boss aber noch eine Menge zeigen lassen!“
„Wieso nur ich?“ Entrüstet boxte ihm Trey den Ellenbogen zwischen die Rippen. „Du bist auch nicht perfekt! Wenn ich mir deinen Gaul manchmal ankucke…“ Er vollendete den Satz mit einem leisen Pfiff.
„Ich weiß. Er ist noch lange nicht so gut, wie er als Arbeitspferd sein sollte“, gab Chris zu und seufzte. „So, jetzt hoffe ich, dass meine Reitschülerin bald kommt!“
„Welche Reitschülerin?“ Fragend zog Trey die Brauen hoch.
„Mich erwartet heute Abend noch Arbeit!“
„Mich nicht mehr!“ Voller Vorfreude rieb Trey sich die Hände und zwinkerte seinem Kollegen übermütig zu. „Mich armen, einsamen Cowboy empfängt später nämlich noch die entzückende, kleine Tochter unseres allseits hochgeschätzten Hotelbesitzers zum Essen!“
„Dann lass dich bloß nicht von ihrem Alten erwischen!“ Chris beobachtete unaufhörlich den Vormann im Pferch, der mit fast unsichtbaren Zeichen und Handbewegungen und einem beneidenswerten Fingerspitzengefühl das junge, aufgeregte Pferd dazu bewegte, sich immer mehr auf ihn zu konzentrieren und das Tempo zu verlangsamen.
„Du weißt, was mit Lucys letztem potentiellen Verehrer passiert ist, der dem werten Herrn Vater nicht gepasst hat?“, fügte Chris seelenruhig hinzu.
„Hör auf“, befahl Trey. „Das ist mir gleich! Außerdem gehöre ich nicht zur Sorte der potentiellen Verehrer!“
Der schwarzhaarige Cowboy grinste. „Entschuldigung! Ich habe ja völlig vergessen: Du gönnst dir nur mal eine Abwechslung zu deinem eigenen, einsamen Bett!“
„Hast du schlechte Laune, weil der alte Mann dich heute Morgen in sein Büro zitiert hat?“
Als „den alten Mann“ bezeichneten die Männer, mehr freundschaftlich und respektvoll, ihren Arbeitgeber.
„Hmm.“ Chris’ Gesicht verzog sich geheimnisvoll. „Er hat jemand für eine besonders heikle Aufgabe gesucht.“
Neugierig drehte Trey sich auf der Zaunlatte herum. „Aha! Und dafür sucht er sich ausgerechnet dich aus? Da wäre ich doch genau der Richtige gewesen!“
Der Jeep ihres Vaters rollte die Straße entlang. Er hatte sich gerne dazu breitschlagen lassen, seine ältere Tochter zur Ranch hinüberzufahren. Sie trug ihre neuen Bluejeans, ein kariertes Hemd, genau wie Amy es besaß und nagelneue Cowboystiefel. All das hatte Matthew ihr zur ersten Reitstunde geschenkt.
Aufgeregt rutschte Jean auf ihrem Sitz hin und her. Ihre erste Reitstunde, endlich! Schon als kleines Kind hatte sie davon geträumt, einmal auf dem Rücken eines Pferdes sitzen zu dürfen, aber das wäre für ihre Mutter niemals in Frage gekommen. Hier draußen, in diesem Land, da war es etwas anderes. Hier schienen alle reiten zu können, weil es einfach notwendig war und von Anbeginn so gehandhabt wurde und sie wollte jetzt auch endlich ihre Wünsche erfüllen. Es kam ihr vor, als sei es längst überfällig.
Drei Tage hatte sie gebraucht, um sich mit ihrer Vorstellung gegen Rachel durchzusetzen. Ihre Mutter hatte geschrien und getobt, aber alles vergebens. Jean spürte tief in ihrem Inneren, dass sie kein kleines Kind mehr war und bereit dazu, sich selbst in der Welt ihren Weg zu suchen. Sie wollte nicht länger ihren Lebenspfad von ihrer Mutter vordiktieren lassen. Sie war anders als Rachel und auch anders als Patty. Beide besaßen diesen Drang nach Modebewusstsein und Schönheit, nach Bewunderung und Macht, aber bei beiden lag das auf der Hand, denn sie waren beide makellos und anziehend und wurden von allen Menschen bewundert. Sie, Jean, jedoch besaß nicht diese außergewöhnlich ebenmäßigen Gesichtszüge. Sie sah ihrem Vater ähnlicher und war sich durchaus bewusst, dass sie gegenüber ihrer Schwester in Bezug auf das Äußere keine Chance hatte. Patty war zwei Jahre jünger und besaß bereits den weiblicheren Körper von ihnen beiden. Sie war wohlgeformt, mit großen Brüsten, während Jean hochgewachsen und dünn blieb, ein Streichholz, wie ihre Mitschülerinnen sie bisweilen hänselten. Oft beneidete sie ihre kleine Schwester, wenn sie wieder einmal hübsch zurechtgemacht auf eine Party verschwand, stets begleitet von einem gutaussehenden Jungen und selten kam derselbe zweimal, um sie abzuholen. Dagegen hatte Jean noch nie jemand zu einer Party ausgeführt. Sie verblasste neben Patty und in ihrer Gegenwart kam sie sich stets nur zweitklassig vor. Gerade deshalb war es ihr so wichtig, für sich selbst etwas zu finden, was nur ihr etwas bedeutete. Sie wollte das mit der Reiterei mit niemandem teilen aus ihrer Familie. Es war wie eine Art Schatz, der ihr das Selbstbewusstsein schenkte, das ihr bisher gemangelt hatte.
„Ich bin sehr stolz auf dich“, sagte Matthew plötzlich und riss sie unvermutet aus ihren Grübeleien. Er warf ihr einen langen Blick zu.
Erstaunt hob Jean die Brauen. „Stolz? Auf mich?“
Sein linker Mundwinkel zuckte. „Ja, du hast dich gegenüber deiner Mutter behauptet und du machst jetzt das, wozu du alleine Lust hast.“
„Ja“, gab Jean zu. „Ich bin auch ein bisschen stolz auf mich.“
„Du musst das tun, was dir selber gefällt“, fuhr ihr Vater fort und verlieh jedem seiner Worte Nachdruck. „Lass dich nicht von deiner Mutter beirren. Du führst irgendwann dein eigenes Leben und dann wird sie nicht mehr da sein, aber du musst für dich selbst geradestehen können.“
Jean lauschte seinen nachdenklich gesprochenen Worten. Sie fragte sich häufig, ob er glücklich war mit dem Leben, das er führte oder ob er sich einfach damit arrangiert und abgefunden hatte.
„Ich danke dir, Paps.“
„Keine Ursache.“ Matthew nickte ihr zu. „Gib dein Bestes und finde heraus, ob es dir taugt. Du allein musst glücklich werden mit deinen Entscheidungen und sonst niemand!“
Als sie in den Innenhof fuhren, kam Amy aus dem Ranchhaus gelaufen. Sie winkte und lachte auf ihre herzliche, einnehmende Art.
„Guten Tag, Doktor van Haren!“, rief sie fröhlich und wartete, bis Jean ausgestiegen war. Ihr Blick glitt an der neuen Kleidung der englischen Arzttochter herunter. „Gut siehst du aus! Fast, wie eine von uns!“
„Hallo Amy!“, erwiderte Matt lächelnd. „Pass mir gut auf mein Mädchen auf!“
„Keine Sorge!“, versicherte die Rancherstochter und packte Jean am Arm. „Mein Vater hat den besten unserer Männer ausgewählt!“
„Na, das will ich hoffen!“ Matthew lachte, noch ein wenig zweifelnd, und blieb in der offenen Wagentür stehen, während seine Tochter bereits mit Amy in Richtung den Umzäunungen verschwand, wo noch immer die drei Männer beisammenstanden und miteinander schwatzten.
„Ruf mich an, wenn ich dich wieder holen soll!“, rief er ihr nach und schüttelte den Kopf. Sie hatte ihn schon nicht mehr gehört.
Bei der Einpferchung angekommen, deutete Amy auf einen der Männer. „Jean, du kennst Chris ja schon. Daddy und ich haben entschieden, dass er der Beste ist, dir das Reiten beizubringen. Er macht das andauernd mit irgendwelchen Touristen.“
„Na ja, übertreib mal nicht!“ Grinsend winkte der schwarzhaarige junge Mann ab. „Jetzt fangen wir erstmal an!“
Inzwischen