Seltsame Vorfälle. Elisa Scheer

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Название Seltsame Vorfälle
Автор произведения Elisa Scheer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754924525



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war wirklich hübsch gemacht und schaute in einen bepflanzten Innenhof.

      Und die Straße war wirklich langweilig. Sie war ja nicht einmal zugeparkt! Kein spannender Laden, die lagen nämlich alle am anderen Ende der Straße, näher beim Markt, den man von hier aus auch noch nicht sehen konnte.

      Aber den Krawall hätte doch wohl jemand hören müssen? So etwas lief doch nicht ohne Geräusche ab?

      Sie seufzte ungeduldig und schickte „Schalldämpfer?“ an die Tafel. Ben sah auf, als es piepste. „Nö. Niedergeschlagen. Schädel-Hirn-Trauma. Hast du vorhin nicht zugehört?““

      „Irgendein Auto, das man dort noch nie gesehen hat, wäre schön“, murrte Max, der sich mit einer Brezentüte an seinem Tisch niedergelassen hatte. Maggie stand auf und nahm sich eine Breze. „Danke. Frustfutter. Hast du irgendwas rausgefunden??“

      Max schüttelte den Kopf. „Die beiden Cafés hatten nicht mal Brezen. Das eine ist so auf nordländisch gepimpt, viel Fisch und so, das andere mit dem Wintergarten hat mehr Schokotorten für ältere Damen. Die konnten nichts hören und der Fischladen hat wohl eher gegen zwölf Hochbetrieb. Wann war der Überfall genau gleich wieder?“

      „Kurz vor halb drei.“

      „Und der Laden war echt ganz leer? Haben dann nicht mal die gelangweilten Bedienungen aus dem Fenster geschaut?“, wollte Maggie wissen.

      „Paar Leute waren schon drin, aber keiner wusste die Namen, und die haben bloß gegessen und dabei mit ihren Smartphones gespielt.“

      „Was sonst“, brummte Ben. „Früher haben die Leute sich auch mal umgeschaut.“

      „Früher konnten sie aber die Polizei nicht informieren, weil in der nächsten Telefonzelle der Hörer abgerissen war. Filmen konnten sie auch nichts“, gab Maggie zu bedenken.

      „Telefonzelle? Was ist das?“, piepste Max und warf Ben eine Breze zu.

      „Schluss mit der Nostalgie“, verlangte Ben. „Ist ja wie Opa erzählt vom Krieg!“

      Max trat ans Whiteboard. „Dann sollten wir mal überlegen, was wir als nächstes machen. Die Nachbargalerien haben wir noch nicht gründlich – wer möchte?“

      Liz meldete sich.

      „Und dieses Fischcafé? Welche Kunden genau? Ob denen irgendetwas aufgefallen ist, vielleicht nur Autos in der Nähe, vorzugsweise mit Kennzeichen?“

      Ben seufzte und hob die Hand.

      Max nickte. „Dann schau ich mal ins Städtische Museum, vielleicht hat da irgendwer was gesehen… um vier wieder hier, gut?“

      o

      Heute war ihr kurzer Nachmittag, freute Stella sich schon um drei – um vier konnte sie gehen. War nett gewesen gestern mit Paulie und Sabine, auch wenn sich Paulie wieder mit ihren komischen Eltern herumärgern musste.

      Sie arbeitete weiter an dem Projekt zur Stadtgeschichte und sah leicht belästigt auf, als ein freundlicher junger Mann durch die angelehnte Tür schaute und dazu vorsichtig klopfte.

      „Ja, bitte? Die Ausstellungsräume sind im Erdgeschoss, hier ist nur die Verwaltung. Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?“

      Der junge Mann zückte einen Ausweis. „Korka, Kripo Leisenberg. Haben Sie mitbekommen, dass vorgestern hier in der Straße eine Galerie überfallen wurde?“

      „Mehr indirekt. Ich hab´s gestern in der Zeitung gelesen. Gesehen habe ich, fürchte ich, gar nichts. Welche Galerie war es denn?“

      „Enkofer?“

      „Huch. Der arme alte Herr, er ist recht nett, liegt aber geschmacklich meist weit daneben, vor allem in letzter Zeit. Hat man wirklich Gemälde geklaut? Verkaufbare Gemälde?“

      Max grinste kurz. Nicht unzutreffend, was diese Frau sagte!

      „Würden Sie mir zunächst Ihren Namen sagen?“

      „Stella Mutén. Ich bin hier als Projektmanagerin tätig.“

      „Aha. Schwedin?“

      „Nicht schlecht geraten. Schwedischer Vater, ansonsten Leisenberger Urgewächs.“

      „Nun, ob der oder die Täter viel Freude an ihrer Beute haben werden, sei mal dahingestellt. Sie haben also gar nichts bemerkt? So gegen halb drei am Nachmittag?“

      „Wo war ich da – ach, noch beim Mittagessen. Art Café. Das ist tatsächlich schräg gegenüber der Galerie Enkofer. Ist dem armen alten Herrn dabei etwas zugestoßen?“

      Max nickte ernst. „Er liegt im Krankenhaus und ist noch nicht ansprechbar. Diese Täter waren recht brutal – und das für diese Gemälde!“

      Frau Mutén blätterte rasch durch ein Häuflein Prospekte und zog etwas heraus. „Da ist es ja – nein! Asmannsperger? Du lieber Himmel, der arme Enkofer, hat er davon überhaupt irgendetwas verkauft?“

      „Rote Punkte gab es keine, wenn Ihnen das weiterhilft. Sie haben im Café nicht zufällig aus Langeweile aus dem Fenster geschaut?“

      „Nein, eigentlich nicht. Ich habe eine sehr leckere Blätterteigtasche mit Fischfüllung verspeist und daneben durch mein Smartphone gescrollt. Draußen stand ein schmutziger Sprinter, das weiß ich noch, aber das Kennzeichen konnte ich von der Seite nicht sehen, vermutlich aber Leisenberg. Der Wagen hat auf jeden Fall recht alt ausgesehen, aber vielleicht war er auch nur ungepflegt. Rostspuren, glaube ich.“

      „Wissen Sie noch, in welche Richtung er gestanden ist?“

      „Hui! Moment…“ Sie stellte sich seitlich vor ihr Fenster und schaute betont beiläufig aus dem Fenster, dann nickte sie und zeigte über ihre Schulter nach hinten. „In die Richtung. Ich hab Richtung Markt geschaut, dann muss er mit der Schnauze mehr zur Carolinenstraße gestanden haben.“

      „Immerhin – das ist mehr, als andere Zeugen zusammengebracht haben. Die Farbe oder gar die Marke können Sie mir nicht nennen?“

      „Auf jeden Fall dunkel, damit sehen die ja immer besonders schäbig aus, gell? Aber die Marke – nein. Wissen Sie, wenn ich aufgepasst hätte, aber ich hab ja nichts geahnt und den Ausblick aus dem Fenster eher langweilig gefunden. Außerdem war das Fenster auch beschlagen, weil meine Fischtasche so gedampft hat. Kann man den Enkofer wohl besuchen?“

      „Im Moment noch nicht. Wir müssen ihn auch gut bewachen, denn vielleicht hat er etwas gesehen – und wenn den Tätern das klar wird, versuchen sie vielleicht: nun ja.“

      „Ich verstehe schon. Vielleicht schreib ich ihm ein Kärtchen…“

      „Da wird er sich freuen, wenn er wieder wach ist“, nickte Max und verabschiedete sich.

      Viel war’s nicht, stellte er auf dem Rückweg fest, aber besser als nichts. Wirklich alle anderen waren vergleichsweise blind und taub gewesen.

      o

      Ben hatte sich im Art Café umgesehen – jetzt war es recht gut besucht, Kunststück, zur Mittagszeit! Die Karte war interessant und er bestellte sich einen Burger mit Kabeljau in Kräutercreme, dazu Wedges und Gurkensticks.

      Schmeckte hervorragend, den Laden sollte er sich merken! Langsam und genüsslich arbeitete er sich durch den Burger und stellte hinterher fest, dass er jetzt zwar satt, aber keinesfalls vollgestopft und müde war. Vielleicht sollten sie den Brezenverzehr doch etwas einschränken? Gesund waren die in dieser Menge bestimmt nicht und müde machten sie auch…

      Der Laden begann sich allmählich etwas zu leeren, wahrscheinlich mussten die Leute langsam an ihre Schreibtische zurück. Als die Bedienung mit der Rechnung kam, konnte er sie fragen, ohne den Betrieb unnötig aufzuhalten.

      Ja, sie konnte sich dunkel an eine große Blonde erinnern, die am Fenster