Nephilynn. Vanessa Olschansky

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Название Nephilynn
Автор произведения Vanessa Olschansky
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754948033



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ich mir.

      »Du wirst nicht sterben, das verspreche ich dir, aber du wirst den Rest deines Lebens hier verbringen. Von daher wäre es besser für dich, wenn du kooperierst.«

      Er stützte die Ellenbogen auf seinen Armlehnen ab und formte mit seinen Händen ein Dach. Seine Fingerkuppen ließ er in einem langsamen Takt gegeneinander tippen und vor uns tat sich eine durchsichtige Wand auf. Ich konnte Mona sehen, wie sie und Rachel nach mir suchten und bitterlich weinten, Jerry und Dean schmissen derweil das Melissima und ich fühlte mich schrecklich, dass sie meinetwegen so leiden mussten.

      Ich wollte gar nicht hinsehen und tiefe Verzweiflung machte sich in mir breit, nährte die Schattenwesen und auch Luzifer ergötzte sich an meinem Leid. Er lachte laut und die nächsten Bilder zeigten eine wunderschöne blonde Frau, die orientierungslos, wie ich es einst war, durch die Straßen irrte und etwas zu suchen schien. Mir war nicht klar, wer sie war, doch obwohl ich ihr Gesicht nicht sah, wirkte sie vertraut auf mich. Ich kannte sie.

      »Ja, sie ist es«, knurrte er und bestätigte mir so meine Vermutung, es könnte sich dabei um Sarah handeln. »Es ist deine Entscheidung«, fügte er hinzu. »Tust du nicht, was wir von dir verlangen, wird sie das gleiche Schicksal ereilen wie dich.« Ich schluckte. »Kooperierst du, wird deiner Schwester nichts passieren und sie kann weiter auf ihren Wolken herumspringen.«

      Im selben Moment verblasste das Bild, ohne dass ich auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, wo sie war. Wütend und zutiefst traurig, dass meine Schwester ohne Halt und Orientierung auf der Erde umherirrte, nicht wusste, wo ich war und mich auch nie wieder finden würde, sprang ich auf und stürzte mich auf dieses Monster, was hatte ich noch zu verlieren? Doch er lachte nur. Je mehr ich auf ihn einschlug, desto lauter wurde es. Dann wischte er mit seiner Hand durch die Luft und ich hob ab. Er stoppte seine Hand und auch ich blieb abrupt in der Luft stehen. Er schwenkte seine Hand und ließ mich so zu Boden fallen. Ich landete unsanft und spürte etwas unter mir. Ich war auf etwas drauf gefallen, doch ich wagte es nicht mich zu bewegen. Zwei Hände ergriffen mich und ich wurde hinausgetragen und verlor dabei das Bewusstsein.

Grafik 14

      KAPITEL 6

      Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem Käfig, weit über der Erde. Unter mir nichts als Leere, von Weitem hörte ich die flehenden Hilferufe der verlorenen Seelen. Ich war nicht mehr gefesselt und so beschloss ich, in meinen Taschen nach etwas zu suchen. Ich wusste selbst nicht, nach was, aber vielleicht würde ich etwas finden, was mir hier raushelfen würde. Ich ertastete etwas in meiner Hosentasche und kramte es hervor. Es war der Stein, den Mona mir gegeben hatte. Ich hatte völlig vergessen, dass ich ihn noch bei mir trug und wusste nun auch, worauf ich vorhin gelandet war. Ich blickte verstohlen in alle Richtungen und öffnete dann, als ich mir sicher war, dass niemand zusah, meine Hand. Der Stein hatte die Farbe gewechselt, er erstrahlte in einem grellen Grün und ich erleuchtete den ganzen Raum. Noch während ich mich wunderte und mich selbst fragte, wie das denn möglich sei, veränderte er die Farbe und blinkte in einem alarmierenden Rot. Ich verstand erst, als Damian vor mir in meinem Käfig auftauchte, was dieser Stein tat, er warnte mich. Das meinte Mona damit, dass er mich schützen würde. Ein Wunder, dass Damian ihn nicht bemerkte, denn sobald er vor mir in meinem Käfig stand, war es wieder ein gewöhnlicher Stein, den ich unbemerkt zurück in meine Tasche schob.

      »Wie ich sehe, hast du dich bereits eingelebt!«, sagte er mit einem fiesen Grinsen und ignorierte meinen vernichtenden Blick in seine Richtung, was wohl auch besser war, sonst hätte er mich vermutlich direkt wieder bestraft. »Du hast meinen Vater ja bereits kennen gelernt und weißt, dass er es nicht mag, wenn man ihn reizt.« Seine Hand schnellte vor, er packte mich am Hals und hob mich hoch, um die Aggression in seinen Worten noch zu unterstreichen. Meine Füße baumelten in der Luft und ich sah ihn an. »Du hättest es so schön haben können, aber wer nicht hören will, muss eben fühlen«, sprach er und mit einem Mal waren wir nicht mehr in meinem Käfig, wir befanden uns in einer Folterkammer und er lachte. »Es wird mir ein Vergnügen sein, dir Manieren beizubringen, Fotze.« Woraufhin ich ihm ins Gesicht spuckte, was fiel ihm ein, mich so zu nennen? Auch wenn ich Angst hatte und wusste, dass diese Aktion von mir nicht ungestraft bliebe, so hatte ich noch Stolz und Würde, die er nicht brechen konnte. Er schlug mir mit der Faust ins Gesicht und ich hörte ein unangenehmes Knacken.

      Er hatte mir die Nase gebrochen und ich fühlte, wie das Blut über meine Lippen floss, der metallische Geschmack benetzte meine Zunge. Es tropfte auf mein Shirt und tränkte es in ein tiefes Rot. Er hielt mir Mund und Nase zu, was gar nicht nötig gewesen wäre, denn zum Atmen konnte ich meine Nase ohnehin nicht mehr benutzen. Panik breitete sich langsam in mir aus. Aus Instinkt fing ich an, um mich zu schlagen.

      Es waren unerträgliche Schmerzen und ich konnte das hungrige Röcheln der Schattenwesen schon hören, die über mir ihre Kreise zogen. Dunkle Rauchgestalten mit leuchtend roten Augen blickten auf mich herab, bereit zuzuschlagen, sobald Damian mich frei gab. Doch er dachte nicht daran, viel lieber ergötzte er sich an meinem kläglichen Versuch, mich zu befreien. Er raubte mir jegliche Kraft. Meine Knie sackten zusammen und ich war gelähmt und betäubt von dem Schmerz in meinem Gesicht. Ich hatte aus dem Augenwinkel gesehen, dass wir nicht alleine waren, doch je mehr ich mich zwang bei Bewusstsein zu bleiben, desto schwieriger wurde es.

      Als ich zu mir kam, war ich wieder woanders, ich hing, mit dem Gesicht zur Wand, an Füßen und Händen gefesselt, an einer dieser Specksteinwände. Meinen Kopf hatte ich zur Seite gedreht und wurde von zwei Wächtern beobachtet, die ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Unbändige Angst überkam mich, es war mir egal, wie nah diese Kreaturen an mich hereinkamen, Luzifer hatte versprochen, dass ich am Leben bleiben würde. Aber wollte ich überhaupt am Leben bleiben, wenn ich meine Familie und Freunde nie wieder sehen konnte? Was nützte es mir, als Sklave weiter zu leben? Ich zitterte am ganzen Körper, meine Kleidung hatten sie mir weggenommen und ich hing, nackt und sichtbar, für jeden, der es wollte, wie eine Trophäe an der Wand.

      Mein Gesicht schmerzte nicht mehr und ich vermutete, dass sie es geheilt hatten. Ich war noch immer schwach und mein Lebensmut sank je länger ich hier hing. Meine Gliedmaßen schmerzten von der ungewohnten Haltung. Meine Arme wurden über meinem Kopf mit Eisenscharnieren befestigt und meine Füße wurden starr nebeneinander festgekettet. Es erklang ein Horn und sein dunkler Ton ließ mich ehrfürchtig zusammenzucken. Was es bedeutete, würde ich in wenigen Sekunden am eigenen Leib erfahren. Die Wächter verschwanden und es kamen an ihrer Stelle zwei in schwarzen Masken gekleidete Männer auf mich zu. Einer von ihnen kehrte mir den Rücken zu während der andere eine lange Peitsche ausrollte. Das Geräusch der Peitsche, deren Ende auf dem Boden aufprallte, ließ mein Herz schneller schlagen. Mit dem Bewusstsein, was mir gleich angetan werden würde wuchs das Entsetzen in mir. Meine eigentliche Bestrafung erwartete mich jetzt. Ich kniff die Augen zusammen, denn ich wollte nicht sehen, was auf mich zukam und mir war nun auch klar, warum ich völlig nackt hier hing. Nichts sollte den Aufprall des Peitschenhiebs auf meiner Haut abbremsen. Ich hörte das Schnalzen der Luft als die Peitsche in die Höhe schoss. Eine Sekunde später prallte sie mit aller Wucht auf meinen Körper auf, riss tiefe Wunden in mein Fleisch und ich schrie voller Schmerzen auf.

      Ich hatte keine Ahnung, wie oft dieser beißende Schmerz meinen Körper durchzog und wie viele Peitschenhiebe auf meinen Körper aufprallten. Ich versuchte es auszublenden und dachte erneut an meine Familie. Ich stellte mir meine Mutter vor, wie sie uns liebevoll Gute-Nacht-Geschichten vorlas und mit ihrer zarten Stimme Kinderlieder vorsang.

      Letzten Endes wusste ich nicht einmal mehr, wo ich war und was mit mir geschehen war, meine Haut schmerzte unerträglich und mir wurde bewusst, dass dies erst der Anfang meines Leidens war. Ich begriff nach wie vor nicht, zu welchem Zweck ich hier war und welches Ziel sie verfolgten.

      Einer der Männer befreite mich von meinen Fesseln, warf mich über seine Schulter und marschierte los. Durch seine Maske war es mir nicht möglich Gesichtszüge auszumachen oder mir einzuprägen, wie er aussah. Ich hing kopfüber an seinem Rücken hinunter, meine Beine hatte er an der Vorderseite mit einem Klammergriff fest in seinem Arm. Selbst, wenn ich noch Kraft gehabt hätte, mich mit meinem schmerzenden nackten