Von der Entstehung des Christentums. Beate Braumann

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Название Von der Entstehung des Christentums
Автор произведения Beate Braumann
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783844244649



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sahen, wie schön er glänzte.

      Der Tribun ließ eine silberne Münze springen, die der Belobigte aus der Luft pflückte. Ich vermeinte zu hören, wie Jakob, der neben mir stand, mit den Zähnen knirschte und spendete ihm Trost mit den geflügelten Worten:

      »Die Tat des Gerechten geschieht im Verborgenen und ihren Lohn kassiert ein anderer.«

      Jakob reckte die Nase spitz in den Wind und fasste die Sachlage aus seiner Sicht zusammen:

      »Schön ist das nicht.«

      Wir saßen auf, stimmten unsere Gangart auf das Aufsteigen der Sonne ab und gelangten nach einer Stunde vor die Tore der Stadt Caesarea.

      Ihre Einwohnerschaft hatte einst zur Hälfte aus Juden bestanden. Jetzt gab es keinen meines Volkes mehr, der hier wohnte, außer Gefangenen wie uns. Die Ausmordung einer halben Stadt, die lediglich wenige Stunden gedauert, hatte den Krieg eröffnet.

      *

      Vor dem Stadttor, einem großen, wuchtigen Portikus, standen die Wachen in Habacht, als hätten sie uns erwartet. Nachdem unsere Turma zur Ruhe gekommen war, zeigte sich jedoch ein anderer Grund. Vor einem Centurio, vermutlich dem Präfekten der Torwache, stand ein Tribun, die Arme in die Seiten gestemmt. Uns würdigte er keines Blickes. Er schrie den Centurio an, stauchte ihn wohl wegen irgendeiner Nachlässigkeit zusammen. Er stellte dem Untergebenen in Aussicht, dass er ihm, bei einer weiteren Verfehlung wie der vorgefallenen, die Geschlechtsteile abreißen, sie in einen Achterknoten schlagen und über dem Stadttor aufhängen werde, »damit jedem klar sein, dass hier Zucht und Ordnung herrschen«.

      Dann brüllte er dem Niederen, obschon der ihm dicht gegenüber stand, mitten ins Gesicht:

      »Verstehenwiemeinen?«

      Der Achterknoten ist einer der ältesten der Knotenkunde meiner Erde und ein Sinnträger gegenseitiger Zuneigung, Achtung und Treue. Man schürzt ihn, indem das zu Verknotende klariert und glatt gezogen wird, damit eine kleine Bucht hineingelegt werden kann. Die Bucht ist um 80 Grad zu einem Auge zu verdrehen. Das Auge nochmals um denselben Grad verdrehen. Es entsteht ein achtförmiger Ellenbogen. Das Arbeitsende durch das Auge ziehen. Abschließend das, was verknotet werden soll, an beiden Enden dichtholen. Wenn König Salomo aufbrach, um seine Freunde im Libanon zu besuchen, waren die Seilschaften seiner Sänften und Wagen mit Ketten von Achterknoten geschmückt.

      Der fremde Tribun drehte sich, wie verwandelt, zu unserem Anführer um und fragte leutselig und heiter:

      »Was geben? So früh unterwegs?«

      Ich gehe näher auf diesen Vorfall ein, weil jener Tribun noch eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf der Ereignisse spielen sollte. Er war für die Securitas des Hauptquartiers zuständig und ihr oberster Curator. Seine auffallendste Eigenart war, dass er den Gebrauch von gebeugten Verbformen für überflüssig erachtete und ausschließlich in Grundformen redete. Vielleicht scheute er die Sachverhaltsfestlegungen des zentralen Teiles der grammatischen Maschine. Aus Sicherheitsgründen. Sein Spitzname war denn auch die zuletzt zitierte Abschlussbemerkung, mit der er stets seine Belehrungen zu beschließen pflegte. Sein Name war Cornelius. Jakob und ich nannten ihn »das Hörnchen«.

      Mein Tribun wandte sich an mich und meinte, zur aufgehenden Sonne blickend, dass sie so funkelnd von den Bergen steige, als habe Helios von eigener Hand sein Gespann aus flüssigem Gold und Feuer gezäumt.

      Ich nickte. Es würde ein heißer Tag.

      Wir klapperten durch die Toranlage, um danach strohgedämpft den riesenhaften Augustustempel anzusteuern, der, weithin leuchtend, auf einer künstlich aufgeschütteten Anhöhe steht. Das Hauptquartier konnte sich manch Luxus leisten und unseren Begleitern war die Freude darüber anzumerken, dass sie ein paar Tage dessen teilhaftig werden würden, bis die Legion eintraf und ihr Lager bezog. Vor dem Gotteshaus hatten die Flamen des Erhabenen Vorsorge zu unserer Begrüßung getroffen. Es wurde ein imposantes Brimborium veranstaltet, das jeder Beschreibung spottet. Bereits als wir die Zufahrt hinaufritten, schallte es uns blechern entgegen. Von allen musikalischen Tönen peinigten solche meinen Körper am heftigsten und wurden bloß noch von jenen übertroffen, die aus Ziegenbälgen mit angenähten Flöten entwichen. Es wurde umeinanderstolziert, deklamiert und geweihräuchert. Den Höhepunkt bildete ein mit rituell getragener Stimme weithin und lauthals verkündeter Satz unseres Obersten:

      »Ich bringe das Evangelium, sein Name lautet: Titus Flavius Vespasianus.«

      Er gebrauchte mit dem Wort Evangelium eine Fachvokabel, die im Orient seit alters her dem Volk die Thronbesteigung eines neuen Herrschers ankündigte. Ich hatte sie deshalb gegenüber Vespasian angewandt.

      Oben, unter dem Giebel, stand: »Dies ist der Mann, der längst von den Vätern verheißene Caesar Augustus, Sohn Gottes und Bringer der goldenen Endzeit.« Sohn Gottes meinte dabei, dass der Heilsbringer, adoptiert, auf dem Rechtsweg leiblicher Sohn des Gottes Julius Caesar geworden sein sollte. Außerdem hatte der Göttliche sämtliche Titel des Ostens vereinnahmt. Er nannte sich Pharao, Soter, Kyrios, Heiland, Licht der Welt, Erlöser der Menschheit und so weiter. Die Welt wurde mit Titeln gekitzelt.

      An Jakob lernte ich eine neue Eigenart kennen, dass er nämlich angesichts von Feierlichkeiten zu starken Ermüdungserscheinungen neigte. Ich bemerkte das, kurz bevor ich selbst einnickte. Blech schreckte uns auf. Unser Trupp rückte ab. Durch letzte Zurufe, die hin und her flogen, erfuhr ich, dass sie über ihren Pferden einquartiert wurden, sich dem Trunk ergeben, die feinen Viertel erkunden und die Tempelfeierlichkeiten bestaunen würden. Vielleicht würde man sich in den Balnea treffen und wiedersehen. »Vielleicht«, stimmte ich zu, etwas zaghaft. Wir wurden zu unserem Gefängnis gebracht und der Gewahrsam unserer Turma endete vor der Principia. Der Abschied von Hektor fiel mir schwer.

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