EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018). Andreas Bulgaropulos

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Название EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018)
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742744098



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ihm unbekannte Gesprächskennung auf dem Visier. Er zog die Augenbrauen hoch. Ein simples Privatgespräch fand den Weg hier herunter? Und ein Privatgespräch, das über den abgesicherten Sol Guard-Kanal lief, stellte eine noch größere Merkwürdigkeit dar. Außer, die Priorität entsprach einer Stufe, die von der Zentrale genehmigt worden war. Versuchte irgendwer ihn auf diesem Weg zu erreichen?

      Der Anführer eines Teams bekam jedoch auch jene Signale angezeigt, die an die Mitglieder seiner Einheit gingen. Und der Anruf betraf tatsächlich nicht ihn, sondern war für jemanden bestimmt, mit dessen Beteiligung er gerade jetzt nicht gerechnet hatte.

      Cit!

      Coffee brauchte nicht lange auf den Beginn der Übertragung zu warten. In einem Display-Fenster leuchtete Bazille auf und in dem anderen – er hielt den Atem an – eine außergewöhnlich attraktive Frau. Sie besaß die Züge eines Göttinnen-Bildnisses der Antike, kurzes brünettes Haar, sinnliche Lippen und Augen so dunkel wie der Nachthimmel. Ihre Gesichtssymmetrie definierte den Begriff Perfektion neu und ihr Bronze-Teint unterstrich ihre mediterrane Abstammung. Eine Aura umwaberte ihren Kopf, die ihr etwas Übermenschliches verlieh.

      Coffee erschauerte. Der Blick, mit dem sie Cit fixierte, hätte Welten in Stücke zu schneiden vermocht.

      »Hey Darling, was ist los bei dir?«, raunte sie. »Du hast meinen Anruf vor ein paar Minuten nicht entgegengenommen. Warst du beschäftigt? Ich hoffe, du hast die Sache erledigt, um die ich dich gebeten habe.«

      Der Junge wirkte überrumpelt und lief knallrot an.

      »Äh … hi, B… Baby. Shit, das is jetzt … also jetzt ist das grad ganz schlecht, dass du m… mich hier anrufst.« Verstohlen schaute Cit nach beiden Seiten und flüsterte: »Wir sind noch hier unten, äh … und mein Boss … also, der is noch mit der Leiche zugange. Wie haste das überhaupt geschafft … ich meine … auf meinem VidCom zu landen? Dachte, das ist unmöglich … wegen der Filter …«

      »Lenk nicht ab«, unterbrach ihn die Frau rüde. »Sagtest du, der Officer ist alleine bei dem Körper dieses Miststücks? Warum hast du ihn nicht begleitet?«

      Cit druckste herum und wich aus. »Na ja … äh … hab ich ja. Hab alles unter Kontrolle, ehrlich Baby … alles im grünen Bereich. Den hab ich so zugequatscht … vor allem im Fahrstuhl … war echt cool. Das hättest du mal hören sollen, wie …«

      Die Frau geriet in Rage. »Halt die Klappe, du Vollidiot! Du solltest ihn nicht nur ablenken, sondern ihn vor allem nicht aus den Augen lassen. Ist das so schwer zu kapieren? Der Körper darf auf keinen Fall aus der Mine transportiert werden. Kein Teil davon! Muss ich dir alles dreimal sagen? Jetzt beweg dich und sieh nach, was der Officer treibt.«

      Die Dominanz in ihrer Stimme gestattete keinen Widerspruch.

      »Ja … also … da gibt’s ’n Problemchen. C… Coffee hat mich hier draußen … sozusagen vor der Zelle … äh … er hat mich auf Eis gelegt. Ich darf nich mehr rein. Verstehste, da war …«

      Der Gesichtsausdruck der Göttin verzerrte sich zu einer hasserfüllten Fratze. »WAS?«, fuhr sie ihn an. »Du hast keinen Zutritt mehr zu der Reinigungszelle? Du inkompetente Null! So ein Fehler hätte dir nie unterlaufen dürfen. Hat der Sol Guard-Mann eine Gewebe- oder Blutprobe genommen?«

      »Ich, ähm … keine Ahnung. Er kam raus und quatschte mit dem Droiden wegen ’ner Untersuchung. Dann gab er ihm was und ist wieder …«

      Vor Zorn begann die Frau zu rasen. »ER GAB IHM ETWAS?!«, kreischte sie, und ihre Augen glühten. »Was war das? Ist der Droide noch da?«

      »R… reg dich doch nich so auf, Ambrosia«, murmelte Cit. Ihm saß die blanke Furcht im Nacken. »I… ich bieg das wieder hin … echt … wirst sehen, kein Probl…«

      »Nichts biegst du hin, Trottel! Du hast es versaut!«, schrie sie wie eine Furie. Die Aura um ihren Kopf nahm eine violette Färbung an. »Ich habe dich nur um diesen Gefallen gebeten und nicht mal das bringst du fertig. Wir hatten eine Vereinbarung, als Gegenleistung für die heißen Nächte in dem Heliopolis-Szenario, weißt du noch? Du erinnerst dich an die Palastsklavinnen oder an unsere Fesselspielchen? Jeden deiner Wünsche habe ich erfüllt. Wer hat dich gekratzt, gebissen und geleckt, hm?«

      »Klaro … ich steh auf unsere geilen Ex-R Treff…«

      »Und was kriege ich dafür? Nichts, du Versager! Ich habe keine Verwendung mehr für …«

      Schlagartig entspannte sich das Antlitz der Frau. Das Violett ihrer Aura verschwand, und ihre Stimme nahm einen bedrohlich ruhigen Ton an.

      »Wie ich gerade merke, haben wir einen ungebetenen Zuhörer, Cit, Schatz. Meine Abschirmungstechnik bedarf wohl noch einiger Verbesserungen. Guten Morgen, Officer. Wie laufen die Ermittlungen?«

      Coffee kam sich ertappt vor. Die Anzeige auf seinem Visier bestätigte ihm aber, dass die Frau ihn nicht sehen konnte.

      Er schwieg.

      »Ich bitte Sie, Master Officer Cole Goffey«, säuselte die Göttin. »Sie haben unser Gespräch belauscht, nicht wahr? Aber das spielt ohnehin keine Rolle. Denn der Augenblick ist nah … Sie werden den Körper meiner Schöpfung nicht mehr bergen können. Ach, mein geliebtes Kind.« Die Zärtlichkeit in ihren Worten schwang in Traurigkeit um. »Mein unartiges Kind. Jetzt erhält es seine gerechte Strafe, verstehen Sie, Officer?«

      Da sie Coffees vollen Namen und den Dienstrang wusste, brach er das Schweigen. »Ich mache Sie darauf aufmerksam, Lady, dass Sie eine strafbare Handlung begehen. Auf das Hacken der Sol Guard-Kanäle steht nach Artikel 52, Paragraph 14 des Kap Rosa Gesetzbuches die Höchststrafe von bis zu zehn Jahren Freiheitsentzug ohne Bewährung. Ein Strafmaß, welches insbesondere für alle involvierten Personen gilt, die ihre reale Identität verschleiern. Wir kennen Mittel und Wege …«

      Die Frau mit dem Namen Ambrosia brach in schallendes Gelächter aus. »Officer Goffey, Officer Goffey … was soll ich jetzt mit Ihnen machen? Sie scheinen mir ein Mann zu sein, der etwas von seiner Arbeit versteht und die Nerven behält, habe ich recht? Und Sie haben mich natürlich durchschaut. Doch ich frage Sie, was ist real und was nicht? Und besteht da ein Unterschied? Und wenn, nach Ihrem Ermessen, ein Unterschied bestünde und wir uns dennoch gegenseitig beeinflussten, gehörten wir dann nicht einer einzigen, gemeinsamen Realität an? Einer Überrealität? Das würde uns zu etwas wie … Weggefährten machen. Zu einer großen Familie, nicht wahr?«

      Sie giggelte wie ein Mädchen.

      »Denn keiner von uns könnte ohne den anderen das erreichen, wonach wir alle streben. Wesen zu sein, die in der Lage sind, das Universum unseren Wünschen anzupassen. Wir würden nebeneinander wachsen und gedeihen, bis einer von uns jene Art der Vollkommenheit erreicht, die den anderen einbezieht und ihn an der Erleuchtung teilhaben lässt. Keine Machtkämpfe mehr, nur noch ehrliches Miteinander. Wäre das nicht wundervoll? Aber das sind philosophische Fragen, über die ich mich jetzt nicht mit Ihnen unterhalten kann. Da ich das Thema jedoch so liebe, vielleicht ein andermal, ganz intim und nur wir zwei … denn was heute nur als Idee existiert, könnte morgen zur Realität werden, richtig, Officer Goffey? Oder darf ich Sie Coffee nennen?«

      Der Master-Officer beobachtete, wie sich die Frau in eine Schönheit verwandelte, die seinen Idealvorstellungen entsprach. Ihr Haar verformte sich zu einer dunklen Lockenfrisur, Karibikbräune überzog ihre Haut, die Pupillen weiteten sich und ihre Nasenflügel begannen zu beben. Sie sprühte vor Erotik.

      Lasziv strich sie eine Strähne hinter das Ohr, befeuchtete ihre vollen Lippen und hauchte: »Ich könnte dich glücklich machen, Coffee. Du würdest keine andere mehr wollen, denn ich kann jede sein, die du begehrst. Abwechslungsreich, deinen Wünschen entsprechend, die Erfüllung deiner Träume. Es gäbe keine Unstimmigkeiten zwischen uns, da ich immer wüsste, wonach es dich verlangt. Ich wäre deine Sklavin, deine Gebieterin, dein Schicksal. Lass uns ein Date vereinbaren, Darling … ich will dich!«

      Coffee hatte es bereits zu Beginn der Unterhaltung vermutet. Die Frau war eine hochkomplexe und durchgeknallte Computerintelligenz. Dennoch äußerte er eine Vermutung. »Mit Infiltrationsprogrammen der Crystal-Jackers vereinbart