Название | Yorick - Ein Mensch in Schwierigkeiten |
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Автор произведения | Philip Hautmann |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738045956 |
...
Alexandra, dieser helle Stern
Ruht über Spanien und ist mir fern
Von dort sein Licht
Trifft leider mich nicht
Was vollkommen anderes hätt ich doch gern!
Und einiges mehr. Alexandra hatte ihm daraufhin gesagt, dass sie das zwar komisch finden würde und in Wirklichkeit noch nie so viel Aufmerksamkeit von einem Mann erhalten hätte, doch könne sie mit Yorick nichts anfangen, da sie unsterblich in einen Musiker verliebt sei, der eine modische Frisur hatte, verschuldet war und Lieder über Selbstmord sang, und zu dem sie, obwohl er sie mehr oder weniger ständig ignorieren würde und die ganze Sache hoffnungslos sei, eine ganz ungeheure und tiefe innere Verwandtschaft fühlen würde. Yorick hatte zu diesem Zeitpunkt jene Alexandra freilich schon wieder fast vergessen. Ein Jahr später jedoch geschah es, dass er Alexandra und ihre Schwester ein zweites Mal traf und ihr dabei sofort wieder eröffnete, wie unglaublich verliebt er in sie sei und dass er seit ihrer Begegnung am Flughafen ständig an sie denken würde und an keine andere, dass sie die Schönste sei, dass sie die Einzigartigste sei und ohne sich durch irgendetwas aufhalten zu lassen deklamierte er gleich wieder ein Gedicht, das er allein für sie geschrieben habe
Ihre Haare, in die Tiefe
Stürzen sie gewaltig und erhaben
Und dabei umgeben mit dem
Pathos eines Wasserfalles
Gleich dem Ausfluss einer Sonne
Und so stark wie dieser Lichtstrom
In diesem selben Maße gleicht es
Auch dem gold´nen Element
Fürwahr, dem Ausfluss einer Sonne
Welche angenehm mir leuchtet
Und mich glühend macht im Inn´ren
Gleicht ihr wunderbares Haar
Denn ihr Antlitz ist die Sonne
Die aus trüber Nacht befreit mich
Und die Wolken meiner Seele
Mit ihrem hellen Licht durchdringt
In den Höhlen dieser Sonne
Ruh´n die schönsten aller Monde
Und man merkt schon, hier ergibt sich
Ein Problem in meinem Gleichnis
Denn wer kann hier etwas and´res
Als zu nennen ihre Augen
Die allerschönsten aller Monde
Welche man jemals geseh´n
Und deren Bild auch uns´re Nächte
Mit ihrem sanften Schein erfüllen
Diese Nächte, die da werden
Wenn wir fern von Alex sind
Ja, allein schon durch so wenig
Wird man hier mit Alex glücklich
Doch auf tiefer Stufe ruht hier
Die Komplettheit meines Glücks
bis es der Schwester endlich gelang, Yorick zu bedeuten, dass er sie die ganze Zeit miteinander verwechseln würde und sie nicht Alexandra sei, sondern Elisabeth und noch dazu schwarze Haare habe und nicht blonde, so wie eben die, von der er die ganze Zeit reden und deklamieren würde und die genau daneben sitze! Alexandra allerdings fand Yorick irgendwie süß, und da der Musiker mittlerweile bei einem vorgeblichen Selbstmordversuch tatsächlich gestorben war, beschloss sie, mit ihm zusammenzukommen. Ihre Schwester hielt auf die Episode hinauf freilich Yorick für den allergrößten Trottel und ihre Schwester für den zweitallergrößten Trottel, da sie sich mit dem allergrößten Trottel auf was eingelassen hatte; könne sie denn eigentlich irgendetwas anderes als Idioten abzuschleppen? Yorick hingegen bemerkte von all dem nichts und dichtete unter dem Titel Für Alexandra noch albernere Sachen:
Tatsächlich blieb es mir versagt
Dich heute anzublicken
Doch sei´s mir deshalb nicht verargt
Dir Verse nun zu schicken
Der Zustand, in dem ich befindlich bin
Entlässt mir kein zustimmend´Nicken
Von Schmerz überzogen es mich nicht mal beginnt
Im Unterleibe zu zwicken
Wie nutzlos gilt mir nun dieser Tag!
Die Uhr hör´ich sinnlos nun ticken
Dein Antlitz ruht fern, was mich nicht vermag
In Zusammenhänge der Freude zu verstricken
Anstatt im Schatten deiner Brust zu ruhen
Und an dieser mich zu erquicken
Hab ich Armer nämlich nichts and´res zu tun
Als Verse zusammenzuflicken!
...
Selten hatt´ ich Grund zu klagen
Über den Mund in meinem Gesicht
Wahrlich, denn ich muss schon sagen,
Unpraktisch ist so ein Mund ja nicht!
Und so nähert sich dem prächtigen
Edlen Tor zu deinem Schlund
In einer ziemlich verdächtigen
Kussabsicht mein Mund
Einen Monat blieb Yorick mit Alexandra zusammen. Und Yorick entpuppte sich auf einmal als völlig unkomplizierter und seiner Freundin treu ergebener Mensch. Das wurde Alexandra zuviel, und so erinnerte sie sich daran, dass sie ja eigentlich schon seit Jahren hoffnungs- und erfolglos in jemanden verliebt war, der gar nichts von ihr wollte, von dem sie sich aber einbildete, er würde ihr seelischer Zwillingsbruder sein. So sagte sie zu Yorick, dass das zwischen ihnen niemals etwas werden würde und für alle Zeiten zum Scheitern verurteilt sei, wobei sie es aber freilich gerne haben würde, wenn sie beide gute Freunde bleiben könnten. (HÄHÄHÄ!! freute sich da die Schwester, aber nur für einen Moment, dann kam ihr zu Bewusstsein, dass das, was ihre Schwester damit tat, ja noch idiotischer oder zumindest nicht weniger idiotisch war, als das, über das sie sich vorher geärgert hatte.)
Elegie
Die Sonne
Trocknet meine Tränen nicht
Sie versengt sie nur
Und gräbt ihre Spuren in mein Gesicht
In denen