Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk

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Название Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Die Pferdelords
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750221420



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Mortwin herbeieilte, um dem Verletzten beim Anlegen eines

      Verbandes zu helfen, trat Kormund zu seinem Freund Dorkemunt. »Wir sind

      glimpflich davongekommen.«

      Dorkemunt nickte. »Der Orkpfeil, der in dem Toten steckte, hat uns

      vorgewarnt. Wir waren einfach schneller.«

      Sie blickten einander an und dachten an den Toten, der ein gutes Stück die

      Straße zurück am Wegrand lag. »Die Bestien waren offenbar hinter dem

      Fremden her und haben ihn verfolgt«, sagte Kormund nachdenklich. »Sie

      müssen überrascht gewesen sein, uns zu begegnen. Sehen wir uns einmal an,

      hinter wem sie so eifrig her waren.«

      Sie gingen den Weg zurück und erreichten bald das seltsame braune

      Bündel, in dem der Orkpfeil steckte.

      »Ein Kind«, brummte Kormund und beugte sich vor.

      »Mit einem Helm?« Dorkemunt schüttelte den Kopf. »Das war kein

      Kind.«

      Sie wälzten den leblosen Körper herum und fuhren zusammen, als sie ein

      leises Stöhnen vernahmen. »Bei den Goldenen Wolken«, flüsterte Kormund,

      »er lebt noch.«

      Es war ein kleinwüchsiges Wesen, noch etwas kleiner als Dorkemunt,

      doch seine Statur wirkte ungeheuer kompakt. Die Falten seines Gesichts und

      der dichte rote Bart verrieten, dass es sich um einen älteren Mann handeln

      musste. Aber konnte man da sicher sein?

      »Meinst du, das ist ein Zwerg?« Dorkemunt kratzte sich im Nacken. »Was

      hat ihn hierhergeführt? Und sieh dir seine Rüstung an. Sie ist sehr kunstvoll

      gearbeitet. Ihr Träger muss von hohem Rang sein.«

      »Das alles werden wir wohl nur erfahren, wenn ihr Träger auch am Leben

      bleibt.« Kormund begann die Schnallen der Rüstung zu lösen und zog diese

      dann behutsam vom Körper des Verwundeten. Das dicke Wams des Mannes

      war rot durchnässt. »Er hat viel Blut verloren. Der Pfeil steckt tief, und ich

      kann ihn nicht entfernen.«

      »Dann schneide ihn ab. Wir sollten feste Polster um den Schaft binden,

      damit der Bursche nicht noch mehr Blut verliert.« Dorkemunt seufzte. »Wir

      müssen ihn zu Meowyn bringen, aber ich glaube nicht, dass er es durchstehen

      wird.«

      Haronem kam vom Kampfplatz herüber. Er hatte seine zerschnittene

      Oberbekleidung notdürftig umgelegt. »Was ist mit Hosmund?«

      Der tote Pferdelord. Sie mussten ihn bestatten, wie es der Brauch

      verlangte.

      Sie versorgten den Unbekannten, so gut sie es vermochten, dann schritt

      Dorkemunt zu dem schwer verwundeten Pferd und erlöste es mit einem Hieb

      seiner Axt. Es war Hosmunds Reittier gewesen, und so würde es ihn auf dem

      letzten Ritt zu den Goldenen Wolken begleiten. Dorkemunt trennte die Zügel

      des toten Tieres ab und ging zu der Stelle, wo die anderen bereits ein flaches

      Grab aushoben. Als es tief genug war, legten sie Hosmund hinein, wobei sie

      darauf achteten, dass sein Kopf richtig gebettet war. Dann gaben sie dem

      Toten seine Klinge in die eine Hand und die Zügel seines erschlagenen

      Pferdes in die andere, und Kormund sprach den Eid der Pferdelords. »In des

      Lebens Wonne und des Todes Not, soll Eile sein stets das Gebot, in Treue fest

      dem Pferdevolk, der Hufschlag meines Rosses grollt, soll Lanze bersten,

      Schild zersplittern, so wird mein Mut doch nie erzittern, ich stehe fest in jeder

      Not, mit schnellem Ritt und scharfem Tod.«

      Der Scharführer seufzte leise. »Hosmund war ein guter Schwertmann und

      Pferdelord. Er hat dem grünen Umhang wirklich alle Ehre bereitet. So lasst

      ihn uns nun zu den Goldenen Wolken geleiten.«

      Sie bedeckten das Grab mit Steinen, dann nahmen sie die grünen

      Rundschilde auf und schlugen rhythmisch mit den Klingen ihrer Schwerter

      dagegen. Der Rhythmus glich dem Hufschlag eines Pferdes, und das

      Trommeln wurde immer schneller, bis es mit einem letzten Schlag

      verstummte.

      »Möge er zwischen den Goldenen Wolken noch lange reiten«, sagte

      Mortwin leise.

      Haronem schnüffelte an seinem Umhang und rümpfte die Nase. »Wir

      sollten zusehen, dass wir zu dem kleinen Bach kommen. Wir müssen unsere

      Kleidung und Rüstung säubern. Es riecht recht übel.«

      Dorkemunt nickte. »Das Blut der Bestien stinkt wie ihre Kadaver. Wir

      haben reichlich davon vergossen und einiges davon abbekommen.«

      »Steckt eure Schwerter nicht in die Scheiden, bis ihr die Klingen gereinigt

      habt«, riet Kormund.

      Mortwin lachte spöttisch auf. »Wir haben nicht zum ersten Mal das Blut

      der Bestien an den Klingen, guter Herr Scharführer. Und wir wissen, dass

      man es kaum aus den Scheiden herausbekommt.«

      »Schon gut.« Kormund wischte sein Schwert an einem Stück seines

      Umhangs ab. Er würde ihn am Bachlauf auswaschen. »Ich habe mich nur um

      deine empfindliche Nase gesorgt, guter Mortwin.«

      Dorkemunt war der Leichteste von ihnen, und so fiel ihm die Aufgabe zu,

      den seltsamen kleinen Mann vor sich in den Sattel zu nehmen. Sie brauchten

      zwei Männer, um den Körper des Verletzten hochzustemmen. »Was ihm an

      Größe fehlt«, knurrte Dorkemunt, »macht der kleine Herr durch sein Gewicht

      wieder wett.«

      Kormund ließ die Männer aufsteigen und setzte sich mit dem Berittwimpel

      an ihre Spitze. »Die Hochmark muss erfahren, dass erneut Orks an der Grenze

      aufgetaucht sind«, sagte er entschlossen. »Und wir müssen herausfinden, was

      es mit diesem kleinen Mann auf sich hat. So lasst uns nun eilen, wie es das

      Gebot der Pferdelords ist.«

      Und so ritten sie an und trugen Balruk, den König der grünen Kristallstadt

      Nal’t’rund, in das Land der Pferdelords.