Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk

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Название Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Die Pferdelords
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750221420



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nannte das Königreich Alnoa nicht umsonst das Reich der weißen

      Bäume. Nur hier wuchsen diese einzigartigen Bäume, deren Anblick

      Lomorwin so faszinierte. Er war schon oft in dieses Land gereist und hatte sie

      immer wieder betrachtet. Ihr Stamm war fast makellos weiß, von einigen

      schwarzen Stellen abgesehen, und an ihren weit ausladenden Zweigen

      sprossen tiefgrüne, spitz auslaufende Blätter, die sich im Herbst erst rot, dann

      golden färbten, bevor sie schließlich abfielen. Doch selbst im Winter, wenn

      kein Blatt die Bäume zierte, wirkten sie nicht so bedrückend kahl wie die

      Stämme vieler anderer Laubhölzer. Zumindest nicht auf Lomorwin, der diese

      Pflanzen liebte, besonders, wenn sich im Frühling neue Blätter an ihren

      Zweigen zeigten und zartes Grün sich wieder über den weißen Stämmen zu

      erheben begann.

      Das Königreich von Alnoa war das älteste noch existierende Königreich

      der Menschen. Ursprünglich hatte es sieben davon gegeben, doch im Laufe so

      vieler Jahrtausende war ihre Macht allmählich erloschen. Einst waren sie ein

      wehrhafter Bund gewesen und hatten der Dunklen Macht an der Seite der

      Elfen getrotzt und sie niedergezwungen. Scheinbar niedergezwungen, denn

      während die siegreichen Menschenstaaten sich dem Frieden hingaben und

      ihre Wachsamkeit zu vernachlässigen begannen, rüstete die dunkle Seite

      wieder auf und fand zu neuer Stärke. Als die Königreiche der Menschen von

      Machtgier und Hochmut geschwächt und ihre Könige zerstritten waren,

      erlagen sie schließlich dem Ansturm des Schwarzen Lords und seiner Orks.

      Alnoa hatte standgehalten, auch dank der Hilfe der Elfenhäuser, doch es

      hatte alle nur erdenkliche Kraft gekostet. Das letzte der sieben alten

      Königreiche hatte schwer unter dem Ansturm der Horden gelitten und

      schließlich den südlichen Teil seiner Besitzungen verloren. Doch noch immer

      besaß Alnoa Macht, und es beherrschte ein großes Gebiet im Süden der

      Marken der Pferdelords, das sich im Osten bis zu den Grenzen des dunklen

      Landes und im Westen bis hin zum Meer erstreckte. Noch immer hielten die

      Truppen Alnoas an den Grenzfesten die Standarte des Königreichs aufrecht.

      Das Banner zeigte drei weiße Bäume auf grauem Grund, wobei die graue

      Farbe für den gewaltigen Vulkankrater stand, auf dem die Hauptstadt Alnoas

      errichtet war, und die drei weißen Bäume jene einzigartige Baumart im

      Königreich Alnoa symbolisierten.

      Einst standen die Ebenen voll dieser weißen Bäume, doch nun, nach so

      vielen Jahrtausenden des alten Königreiches, war ihr Vorkommen auf wenige

      Wälder geschrumpft. Allerdings waren auch diese wenigen Wälder noch

      immer imposant. Die weißen Bäume standen mittlerweile unter dem Schutz

      des Königs, aber es gab genug andere Wälder mit den überall vorkommenden

      Nadelhölzern und Laubbäumen.

      Alnoa bot den Menschen vielfältige Landschaften mit weiten Ebenen, die

      vor allem entlang des gewaltigen Flusses Narquan reiche Ernten

      hervorbrachten und die Bevölkerung mit den wichtigsten Nahrungsmitteln

      versorgten. Hornvieh, Pferde und Wolltiere gediehen hier, und die Bergwerke an

      den Ausläufern der Gebirge brachten reiche Erträge an Erzen. Der Reichtum

      an Nahrungsmitteln und Rohstoffen befähigte die Menschen Alnoas, die

      Legionen der Orks und die Übergriffe der Barbaren abzuwehren, aber er

      brachte verlorenes Leben nicht zurück. Zu viele Menschen waren in all den

      Jahren dem fortwährenden Krieg zum Opfer gefallen. Und auch wenn Alnoa

      über viele Jahrhunderte wieder erstarkt war, so konnte es doch seine alte

      Macht nie ganz zurückerlangen.

      Dann, vor nunmehr vier Jahren, waren die Legionen der Orks

      überraschend zurückgekehrt und bis an die Mauern der Hauptstadt Alneris

      gebrandet.

      Das erneuerte Bündnis der Elfen mit den Menschen hatte die Stadt gerettet,

      und Alnoa gedachte nun jedes Jahr der aufopfernden Attacke der Pferdelords,

      deren furchtloser Angriff den Sieg ermöglicht, aber auch den König der

      Pferdelords das Leben gekostet hatte. Mit den Jahren war so ein festes

      Bündnis zwischen den Marken der Pferdelords und dem Königreich Alnoa

      entstanden, das von gegenseitigem Respekt getragen wurde. Doch obwohl

      beide Völker gleichermaßen Menschen waren, blieben die Pferdelords und

      die Bewohner Alnoas einander auf seltsame Weise fremd. Waren die einen

      ein Reitervolk, das noch immer seinem nomadischen Ursprung folgte,

      bildeten die Menschen Alnoas ein dem Stadtleben verbundenes Volk, das sich

      der Kunst und Kultur widmete. Handwerk und Technik hatten bei ihnen einen

      Stand erreicht, der dem der Pferdelords weit überlegen war. Diese

      Entwicklung ermöglichte es, dass kaum zwanzig Prozent der Bevölkerung auf

      dem Land lebte und den Rest ernähren konnte. Sinnbild dieser überragenden

      Technik war die gewaltige Hauptstadt Alnoas, die weiße Stadt Alneris.

      Lomorwin hatte sich immer den Pferdelords zugehörig gefühlt, auch wenn

      er nie deren grünen Umhang getragen hatte. Zeit seines Lebens hatte er

      Handel getrieben, wie schon sein Vater vor ihm. Zunächst mit einem kleinen

      Laden in Eodan, der Hauptstadt der Nordmark, welchen er von seinem Vater

      übernommen hatte. Doch dann hatte es ihn hinausgezogen, und er war von

      Stadt zu Stadt, von Weiler zu Weiler gereist. Dabei hatte er die Bedürfnisse

      der Menschen erkannt und sie mit seinen Waren zu stillen vermocht. Er war

      ein erfolgreicher Händler und betrieb inzwischen Handelsposten in allen

      Hauptstädten der Marken. Sogar in Alneris hatte er sich etablieren können. Er

      hätte sich längst bequem niederlassen und die Geschäfte anderen überlassen

      können, aber er fühlte sich immer noch jung genug, um selbst

      hinauszuziehen, was er auch gerne tat. So hatte er Dinge mit den eigenen

      Augen gesehen und mit den eigenen Händen berührt, von denen wohl

      niemand sonst aus dem Volk der Pferdelords jemals Kenntnis erlangen würde.

      Und doch wusste er, dass ein