Название | Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge |
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Автор произведения | Michael Schenk |
Жанр | Языкознание |
Серия | Die Pferdelords |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750221420 |
sein. Manchmal bedauerte er es, den Handel nicht bis zu ihren Häusern
ausdehnen zu können. Er wäre neugierig genug gewesen, aber er war so nicht
leichtfertig, es zu versuchen. Der Weg hätte durch die Länder der Barbaren
geführt, und sosehr Lomorwin den Handel und seine Waren liebte, so sehr
hing er auch an seinem Leben.
An diesem Tag war Lomorwin sehr zufrieden, ja, er war sogar beinahe
glücklich. Er hatte einen guten Handel in Alneris abgeschlossen, hatte eine
der dortigen Theateraufführungen erlebt und sich und seinen Männern drei
Tage der Muße gegönnt, bevor es auf den beschwerlichen Rückmarsch ging.
Am Morgen hatten sie die weiße Stadt Alneris verlassen und waren auf der
alten Handelsstraße gen Norden marschiert.
Die Straße war schon viele Menschenleben alt und bereits zur Zeit der
ersten Könige angelegt worden. Sie war vier Längen breit und schien sich
schnurgerade ins Unendliche zu erstrecken. Alle Verbindungsstraßen im
Königreich der weißen Bäume waren ähnlich breit und durchschnitten die
Landschaft wie Geraden. Sie waren mit großen, dicken Steinplatten
gepflastert, deren jede Kante eine Länge maß. Dicht an dicht auf
festgestampftem Boden verlegt, trotzten sie der Witterung. Zudem wurden die
Straßen gepflegt, denn die Könige des Reiches Alnoa nutzten sie nicht nur für
den Handel. Die Jahre des Kampfes gegen den Schwarzen Lord und seine
Orks hatten die Krieger der Menschen gelehrt, wie wichtig es war, auch
schwere Lasten schnell bewegen und Truppen rasch von einem Ende des
Königreiches ins andere verlegen zu können.
Man konnte recht bequem auf diesen Straßen gehen, aber die Zeiten, da
Lomorwin seine Füße über die Maßen beanspruchte, waren schon lange
vorbei. Er gönnte sich mittlerweile den Luxus zu reiten, und letztlich
geziemte sich dies für einen Mann des Pferdevolkes. Auch Ildorenim, sein
Leibwächter, war beritten, doch die drei Treiber und die beiden anderen
Wachen gingen zu Fuß.
Lomorwin besaß neun Lastpferde, die er gegenüber Wagen bevorzugte. Es
gab Wagen mit einer oder zwei Achsen, und sie hatten Scheibenräder aus
massivem Holz, die in der Lage waren, schwere Lasten zu transportieren.
Zwei solcher Fahrzeuge, mit Pferden oder Hornvieh bespannt, hätten sicherlich
mehr Waren tragen können, aber der Händler kannte auch den entscheidenden
Nachteil dieser Fahrzeuge. Jedes Loch im Weg oder jeder aufragende Stein,
gegen den eines der Räder stieß, erschütterte den ganzen Wagen und somit
auch die Fracht. Gerade bei dieser Fracht wollte der Händler jedoch nichts
riskieren. Auch wenn längst nicht so viel Ware auf einen Pferderücken passte,
so wurde sie dort doch nur sanft geschaukelt und nicht bis zum Bruch
durchgeschüttelt. So trugen die Wachen ihre Spieße und die langen
Schwerter, während die Treiber die mit Handelswaren, Zelten und
Verpflegung bepackten Pferde führten.
Ildorenim hatte schon Lomorwins Vater als Wachmann gedient, und
eigentlich war der grauhaarige alte Pferdelord schon zu alt für diese Arbeit.
Längst hätte er sich einen ruhigen Platz in einem Weiler oder auf einem
gemütlichen Gehöft verdient gehabt. Doch er hing mit unverbrüchlicher
Treue an Lomorwin, und aus dem einstigen Verhältnis von Herrn und
Untergebenem war mit der Zeit eine feste Freundschaft geworden. Ildorenim
trug einen Harnisch mit den beiden Pferdeköpfen der Pferdelords, ihren
grünen Umhang und die traditionelle Stoßlanze, doch statt des Helms hatte er
an seinem Umhang eine Kapuze befestigt, die seine Augen beschattete und
vor der Sonne schützte.
Lomorwin ritt wie üblich seiner Gruppe voraus, und Ildorenim hielt mit
ihm Schritt, während er nach Gefahren Ausschau hielt, die hier, im
Königreich der weißen Bäume, allerdings kaum drohten. Der Leibwächter
beugte sich ein wenig im Sattel zur Seite und sah Lomorwin fragend an.
»Sagt, guter Herr Lomorwin, wann wollt Ihr Rast einlegen?«
Lomorwin blickte zur Sonne hinauf, um die Tageszeit abzuschätzen.
»Gegen Mittag werden wir am Grenzturm sein. Dort werden wir rasten.«
»Und mit der Wache ein wenig Handel treiben«, sagte Ildorenim
schmunzelnd.
Lomorwin lachte vergnügt. »Und mit der Wache ein wenig Handel
treiben.«
Irgendwie trieb Lomorwin immer ein wenig Handel. Aber seine Waren
hatten gute Qualität, und seine Preise waren gerecht. Der Instinkt hätte es
Lomorwin verboten, nicht wenigstens einen Handel zu versuchen.
Ildorenim räusperte sich. »Ich werde es den anderen sagen, guter Herr.
Helipator scheint das Marschieren noch nicht gewohnt zu sein.«
Lomorwin lachte erneut. »Helipator ist aus Alneris, und keiner der guten
Bürger Alnoas ist das Marschieren gewohnt. Wenn man von der Garde
einmal absieht.«
Einer von Lomorwins altgedienten Treibern war erkrankt, und die
kundigen Heiler der Hauptstadt Alnoas hatten Lomorwin versichert, er werde
keine weite Reise mehr unternehmen können. Lomorwin hatte den Kranken
ausgezahlt und ihm noch etwas hinzugegeben, damit er, sobald er gesundet
war, bequem nach Hause gelangen konnte. Er hatte in Helipator einen neuen
Treiber gefunden. Ein junger Bursche aus Alneris, den die Abenteuerlust aus
der Stadt hinaustrieb. Lomorwin hatte dem Jungen erst einmal festes
Schuhwerk besorgt, denn die eleganten Latschen, die für die Stadtbewohner
typisch waren, hätten den Marsch nicht lange überstanden und Helipators
Füßen keine guten Dienste geleistet.
Ildorenim rief den Treibern und Wachen zu, dass man gegen Mittag am
Grenzturm halten werde, und Herrik, der Führer der drei Treiber, grunzte
zustimmend. Herrik war ein wortkarger Mann mit bisweilen wenig
vornehmen