Название | Eingeäschert |
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Автор произведения | Doug Johnstone |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948392437 |
Keine Antwort.
»Sie finden uns in Greenhill Gardens, kennen Sie das?«
»Ja.«
»Wann wäre es Ihnen recht?«
Jenny stellte sich vor, wie sie allein zu Hause saß und nichts zu tun hatte.
»Heute Nachmittag?«, fragte Mary.
»Gerne, sagen wir doch vierzehn Uhr.«
»Vielen Dank, Sie haben mir sehr geholfen.«
Jenny fragte sich, ob das sarkastisch gemeint war. »Keine Ursache.«
Mary legte auf, und Jenny saß da, starrte den Hörer in ihrer Hand an und spürte den Schweiß auf ihrer Handfläche. Sie schluckte schwer und begann, mit dem Hörer gegen ihre Stirn zu klopfen, behutsam zuerst, dann fester und fester, bis sie den Schmerz spüren konnte.
7
DOROTHY
Dorothy liebte den Middle Meadow Walk, das Kommen und Gehen der Studenten, die vorbeirasenden Radfahrer, selbst die schrägsten Straßenmusiker. Ein Typ die Straße hinauf spielte einen funkigen Shuffle auf einem ramponierten alten Schlagzeug, und sie lächelte, als sie an ihr eigenes, glänzendes Schlagzeug im Studio auf der zweiten Etage ihres Hauses dachte. Das Festival war vorbei, und sie war erleichtert, als die Stadt endlich kein Hindernisparcours mehr von Kids war, die einem Flyer in die Hand zu drücken versuchten, aber sie vermisste auch diese spezielle Energie. Das alles wurde schnell ersetzt durch Studenten, die sich begeistert in ein neues Abenteuer in der großen Stadt stürzten. Der Walk war ein langer, breiter Boulevard, der sich von Marchmont bis ins Herz der Old Town erstreckte. Studenten lebten im erstgenannten Stadtteil und studierten in Letzterem, daher kam einem die Straße wie eine Arterie vor, und Dorothy stellte sich vor, ein Blutkörperchen zu sein, auf dem Weg zu einem anderen Körperteil Edinburghs, wobei sie ihre Nährstoffe dorthin brachte, wo sie gebraucht wurden.
Als sie das Söderberg erreichte, sah sie Thomas draußen sitzen. Er trug eine dunkelgrüne Jacke, weißes T-Shirt, Jeans, schwarz umrandete Brille. Es war ein strahlend heller Tag mit einem Hauch des nahenden Winters in der Luft. Er las ein Buch, und als sie ihn erreichte, sah sie, dass es von einer Japanerin war.
Sie berührte seine Schulter. »Ist es gut?«
Er drehte sich zu ihr und setzte die Brille ab, lächelte und klappte das Buch zu. »Sehr.« Er stand auf und umarmte sie. »Schön, dich zu sehen.«
»Gleichfalls.«
»Wie geht’s dir?« Eine große Frage.
Sie dachte darüber nach, statt einfach zu antworten, es gehe ihr gut. »Ich denke, es wird wieder.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Thomas und zog ihr einen Stuhl heran.
Sie befanden sich an einem kleinen Tisch vor dem Café. Das Gebäude war groß und hatte eine Glasfassade, war Teil des modernen Stadtentwicklungsprojekts mit dem Namen Quartermile, das sich zwischen die Turmspitzen des alten Krankenhauses und die Universitätsgebäude schmiegte. Auf der Rückseite befand sich eine großräumige, offene schwedische Bäckerei, einer der Gründe, warum Dorothy es hier mochte. Helles, klassisches skandinavisches Mobiliar weckten in ihr die Sehnsucht nach einem Ort der klaren Linien und des Minimalismus, an dem sie nie gewesen war.
Sie bestellten Gebäck und Kaffee, Thomas wechselte ein paar schwedische Worte mit dem Kellner, der ihre Bestellung aufnahm.
»Er studiert Philosophie«, sagte Thomas, als der junge Mann fort war.
»Na, dann viel Glück!«
Dorothy genoss es, wie ihre Stimmen eine Geschichte transportierten. Ihre dezenten Spuren von Kalifornien, sein skandinavischer Akzent, sie beide, mittleren und höheren Alters, im matten schottischen Sonnenschein sitzend, zwei Einwanderer aus Liebe, jetzt allein. Wenn man lange Zeit woanders lebt, hat man eigentlich kein Zuhause mehr. Sie liebte Edinburgh, liebte den selbstironischen schottischen Humor, aber ihr Herz sehnte sich nach der Ehrlichkeit und dem Ehrgeiz der Pazifikküste. Sie fragte sich, was Thomas vermisste, wenn er an Göteborg dachte.
»So«, sagte Thomas und griff in seine Jackentasche. »Deine geheimnisvollen Überweisungen.«
Kein Drumherumgerede, etwas, das Thomas und Jim gemeinsam hatten. Aber sie musste aufhören, so zu denken. Er faltete ein Blatt auseinander und strich es auf dem Tisch glatt. Er setzte seine Lesebrille auf und blinzelte.
»Sie reichen etwa zehn Jahre zurück«, sagte er.
»Immer derselbe Betrag?«
Thomas nickte.
Meine Güte, das waren über fünfzig Riesen.
Thomas verlagerte sein Gewicht. »Sagt dir der Name Rebecca Lawrence etwas?«
Dorothy dachte einen Moment nach. Es hatte so viele Menschen in ihrem Leben gegeben, so viele Namen. »Nein, ich glaube nicht.«
»Sie ist fünfundvierzig Jahre alt, lebt mit ihrer zehnjährigen Tochter Natalie in Craigentinny.«
Genauso alt wie Jenny, was Dorothy nachdenklich machte. Und sie hatte eine Tochter. »Nein, das sagt mir nichts.«
Thomas ließ einen Finger über das Blatt gleiten, als der Kellner mit ihrer Bestellung kam. Er wartete, bis der Junge wieder fort war.
»Sie arbeitet als Rezeptionistin in einer Arztpraxis. Schon seit Jahren.«
Dorothy schüttelte den Kopf.
»Eine interessante Sache«, sagte Thomas und schaute auf. »Sie ist Witwe. Gewissermaßen.«
Der Duft ihres Kaffees und der Zucker des Gebäcks machten Dorothy für einen kurzen Moment schwindlig. Drei junge Frauen gingen vorbei, unterhielten sich laut über ihren gemeinsam verbrachten Abend, lachten, berührten sich zwanglos und voller Selbstvertrauen.
»Was meinst du mit ›gewissermaßen‹?«, fragte Dorothy.
»Ihr Mann ist verschwunden«, sagte Thomas. »Vor zehn Jahren. Sie hat eine offizielle Vermisstenanzeige aufgegeben.«
»Und?«
Thomas zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck von seinem Espresso. »Er ist nie wieder aufgetaucht. Vor drei Jahren hat sie bei Gericht den Antrag gestellt, ihn offiziell für tot erklären zu lassen. Das bedeutet, er gilt von Rechts wegen als verstorben. Das kann man beantragen, wenn jemand seit sieben Jahren verschwunden ist. Es bedeutet, sie hat eine Sterbeurkunde erhalten, womit sie Anspruch auf seine Rente und so weiter erhält.«
Etwas nagte in Dorothys Hinterkopf. Ein in Tweed gekleidetes Paar mittleren Alters schlängelte sich an ihrem Tisch vorbei, wurde überholt von einer Gruppe drängelnder Jugendlicher in Sportkleidung.
»Dann ist er also etwa zu dem Zeitpunkt verschwunden, als diese Zahlungen anfingen?«, fragte Dorothy.
»Ein paar Monate vorher.«
»Das ist Zufall.«
»Ja.«
Dorothy berührte ihre Schläfe.
Thomas seufzte und spreizte die Hände. »Ich bin überzeugt, dafür gibt es eine vernünftige Erklärung.«
»Hier spricht jetzt aber nicht der Polizeibeamte. Das stinkt doch, und du weißt es.«
»Jim würde nie …« Er hatte den Anstand, seinen Satz nicht zu beenden.
»Wie heißt der verschwundene Ehemann?«
Thomas sah Dorothy an. »Simon Lawrence.«
Oh. Scheiße, sie kannte ihn.