Название | Eingeäschert |
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Автор произведения | Doug Johnstone |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783948392437 |
Dorothy legte die Hände auf die Hüften. »Thomas Olsson.«
Jenny hatte den Namen schon gehört, war Dorothys schwedischem Cop-Freund aber nie begegnet. Die Skelfs hatten seine Frau beerdigt, und Indy sagte, er habe was von einem Silberfuchs.
»Du willst dich einen Tag nach der Einäscherung deines Mannes mit einem attraktiven Witwer treffen?«
Dorothy hob eine Augenbraue angesichts von Jennys Ton. »Ich kann tun und lassen, was ich will.«
»Wie du’s ja auch schon siebenundachtzig gemacht hast.«
Dorothy erstarrte. Siebenundachtzig war die Kurzform für das, was in der Familie irgendwann als »Dorothys Episode« angesehen wurde. Eine Solo-Reise, um ihre Mum in Pismo Beach zu besuchen, vorgeblich für zwei Wochen, aus denen fast zwei Monate wurden. Jim und eine triebgesteuerte Jenny blieben in Schottland und fragten sich, was zum Teufel da los war. Wie sich herausstellte, traf Dorothy sich mit einer alten Flamme aus der Schulzeit, frisch geschieden, und die zwei versuchten, sich ein letztes Mal an ihre schwindende Jugend zu klammern. Am Ende musste Jim nach Kalifornien fliegen und Dorothy überreden, zurückzukommen. Jenny hatte nie wirklich verstanden, wie sie es hinbekommen hatten, jedenfalls schafften es ihre Mum und ihr Dad, die Sache hinter sich zu lassen. Jim verzieh Dorothy, und sie wurde offensichtlich von Schuldgefühlen geplagt, aber Jenny kam nie wirklich darüber hinweg. Der Gedanke an die Möglichkeit von Verrat und Betrug hatte sich in ihrem Kopf eingenistet, und Jahre später, als Hannah fast so alt war wie sie damals, machte Craig dann genau das Gleiche, nur eben viel schlimmer. Das riss die alte Wunde auf und machte es ihr sehr schwer, während ihrer eigenen Trennung und der nachfolgenden Scheidung Trost und Unterstützung von ihrer Mum anzunehmen. Und jetzt das, Jims verbrannte Überreste unten auf einem Tisch, und Dorothy zog sich hübsch an und war unterwegs zu einem Date mit einem geeigneten Witwer.
»Untersteh dich«, sagte Dorothy. »Du hast kein Recht, das zu erwähnen.«
»Wenn du meinst.«
»Dein Dad war die Liebe meines Lebens. Was damals passiert ist, war ein Fehler, den ich immer bedauert habe. Und das jetzt aufs Tapet zu bringen, mein Gott …«
Jenny hob beschwichtigend die Hände. »Okay.«
»Ich brauche keine Erlaubnis zum Leben.«
»Schön.«
Der Kaffee blubberte in der Kanne auf dem Herd, während Schrödinger zu Dorothy schlenderte und seinen Schwanz um ihre Beine streichen ließ. Sie streichelte ihn und deutete auf die Tür.
»Ich brauche dich eine Weile vorne an der Rezeption«, sagte sie. »Indy hat heute frei.«
Jenny spürte eine tiefe Besorgnis in sich aufsteigen, während sie den Kaffee einschenkte. »Ich weiß gar nicht, was ich machen muss.«
»Geh einfach ans Telefon, wenn es klingelt, und schreib auf, worum es geht. Du hast mir oft genug dabei zugeschaut.«
»Aber nicht in letzter Zeit.«
»Du machst das schon.« Dorothy nahm ihre Strickjacke von der Rückenlehne eines Stuhls und zog sie an. Jenny roch an ihr den Rauch vom Vortag und stellte sich den Geist ihres Dads in der Wolle vor.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Mit dir alles in Ordnung?«
»Nein«, antwortete Dorothy durchaus nicht unfreundlich. »Bei keinem von uns ist alles in Ordnung, und ich gehe auch nicht davon aus, dass sich das in absehbarer Zeit ändert. Aber wir müssen weitermachen, oder?«
»Müssen wir?«
Dorothy nahm Jennys Hand. »Was können wir sonst tun?«
Das Telefon klingelte.
Jenny war im Einbalsamierungsraum und starrte auf das Häufchen Staub, das ihr Dad war, als sie das Telefon in der Rezeption klingeln hörte. Sie war nicht sicher, wie lange sie dort so gestanden hatte, es konnten Sekunden, aber auch Wochen gewesen sein.
Sie ging in die Rezeption. Was für ein Kontrast zum Einbalsamierungsraum: Hier gab es dicke Teppiche, Einbauten aus geschnitzter Eiche und Blumensträuße, die in einer Ecke auf den nächsten Gottesdienst warteten. Üppige Stuckverzierungen am Rand der Decke, ein eleganter Schreibtisch mit Laptop und Telefon. Von der Rezeption aus konnte sie den gesamten Kundenbereich des Geschäfts im Erdgeschoss überblicken – die kleine Kapelle links, den Vorbereitungsraum rechts und die drei Verabschiedungsräume auf der Rückseite.
Sie setzte sich auf den Schreibtischstuhl und starrte das Telefon an, schließlich nahm sie den Hörer ab.
»Skelf, guten Tag.« Sie erinnerte sich, nicht Bestattungsunternehmen oder Detektei zu sagen, denn es konnte für beide sein.
Ein Schniefen am anderen Ende der Leitung.
»Es ist in Ordnung, lassen Sie sich Zeit.« Jenny stellte sich ihre Mum vor, die über die Jahre genau dasselbe Abertausende Mal gesagt hatte.
»Es geht um meinen William.«
Jenny hörte in ihrem Kopf die Stimme ihrer Mum. Sei einfach da, du musst gar nichts sagen. Die Leute wollen sich mit jemandem verbunden fühlen oder mit irgendetwas.
Mehr Schniefen. »Ich muss mich um seine Beerdigung kümmern.«
»Tut mir leid, das zu hören.«
Dann brach die Frau in Tränen aus, und Jenny fühlte sich hilflos. Wären sie im gleichen Raum gewesen, hätte sie ein Taschentuch anbieten oder ihre Hand tätscheln können. Oder hätte eine dicke Umarmung angeboten, wie sie selbst eine brauchte, vielleicht hätten sie gemeinsam geweint, sie hätte den Single Malt hervorgeholt, und sie hätten gemeinsam ihre Sorgen ertränkt. Wie abgefuckt war das denn, sich einen Tag nach der Beerdigung des eigenen Dads den schlimmsten Augenblick im Leben eines anderen anzuhören?
»Wie heißen Sie?«, fragte Jenny.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie antwortete. »Mary. William und Mary Baxter.«
Als wären sie noch ein Paar, als wäre ihr nicht gerade erst die Seele herausgerissen worden. Jenny hörte Mary atmen und wie sie versuchte, die Kontrolle wiederzuerlangen.
»Es ist okay«, sagte sie. Es war nicht okay, es war dumm, das zu sagen, nichts würde je wieder okay sein. »Erzählen Sie mir von William.«
Was Mary dann machte. Sie erzählte von ihrem verstorbenen Mann, wie sie sich in den 1950er-Jahren bei einem Tanz an der Lothian Road kennengelernt hatten, er war bei der Navy gewesen, hatte schnittig ausgesehen in seiner Uniform, hatte die Wasserstoffbombentests über der pazifischen Weihnachtsinsel gesehen, aber trotzdem ein langes Leben gehabt, arbeitete bei Ferranti und baute Cockpit-Instrumententafeln für Kampfflugzeuge, zog vier Kinder groß, von denen eines bereits tot war. Dabei unterbrach sie sich kurz. Jenny konnte es nicht ertragen, für diese Arbeit war sie nicht geschaffen, hatte nicht, was Dorothy und Jim hatten oder Indy. Sie musste immer wieder an ihren eigenen Dad denken, der in einem Häufchen auf einer Metallschale in einem Hinterzimmer lag.
Mary redete immer noch, von ihren Enkelkindern, von Williams Schrittmacher und seiner künstlichen Hüfte, wie sehr er die Gartenarbeit liebte und Spaziergänge in den Meadows, wie er auf dem Weg zu den Geschäften immer noch ihre Hand hielt, immer romantisch war. Das alles notierte Jenny, auch wenn es zum größten Teil nicht relevant war. Mary erwähnte eine Lungenentzündung, pulmonale irgendwas, dann ging ihr selbst die Puste aus, brachte es nicht fertig, über das Ende zu sprechen.
»Und wo ist William jetzt?«
Ein langes Schweigen, während Mary sich sammelte. »Er ist im St. Columba’s. Er ist nachts verstorben. Sie haben gesagt, ganz friedlich, er hätte nichts mehr gespürt.«
Woher wussten die das? Vielleicht war er eine Stunde von Schmerzen gefoltert worden, konnte nicht atmen, hatte panisch versucht, am Leben zu bleiben, hatte in maßloser Angst vor dem