Public Relations für Bäderbetriebe. Heiko Reckert

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Название Public Relations für Bäderbetriebe
Автор произведения Heiko Reckert
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783946128106



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wie Jahre später der Barschel Fall. Über die Watergate Enthüllungen musste der involvierte US-Präsident Richard Nixon zurücktreten.

      Die Washington Post mit ihren zwei Reportern Bob Woodward und Carl Bernstein bekam für ihre Berichterstattung den Pulitzer Preis.13

      Auch heute ist die Presse, nicht nur in Deutschland, zu einem großen Teil daran beteiligt, Skandale und Verfehlungen aufzudecken. So konnte Edward Snowden sein Wissen über die NSA auch nur deshalb so schnell verbreiten, weil namhafte Zeitungen ihm halfen. Insbesondere der britischen Presse wehte in der Folge allerdings ein scharfer Wind entgegen und es kam, ähn-lich wie bei der Spiegel Affäre, zu Durchsuchungen und Beschlagnahmun-gen.

      Wir können also festhalten, dass die Presse sich selbst als Wächter der De-mokratie versteht. Das Aufdecken von Skandalen geschieht nicht nur, weil so die Auflage zu steigern ist. Vielmehr sind Reporter nicht selten vom tiefen Wunsch getrieben, die Welt ein Stück besser, und dabei eine gehörige Porti-on der eigenen Meinung den Rezipienten (also dem Leser oder Zuschauer) zugänglich zu machen.

      Natürlich wird nicht jeder kleine Redakteur vor Ort mit diesem Selbstver-ständnis an die Arbeit gehen, aber der Wunsch, Missstände aufzudecken, ist wohl bei jedem fest angestellten Mitarbeiter zu finden.14 Dazu muss man sich nicht immer in Regierungskreisen in Berlin bewegen. Auch ein defekter Überweg oder eine holprige Straße in der Heimatstadt, können schon die Presse auf den Plan rufen. Sicher ist das natürlich nicht. Ich habe im Laufe meiner Arbeit auch solche Journalisten getroffen, die nur von Dienstbeginn

      13 Der Pulitzer Preis ist ein Journalisten- und Medienpreis, der bei US-Journalisten ebenso begehrt ist, wie der »Oscar« bei den Schauspielern.

      14 Freie Mitarbeiter sind allerdings oft nur an den rein finanziellen Aspekten der Arbeit inter-essiert.

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      bis Dienstende arbeiten und deren einzige Sorge war, am Monatsende Ge-halt auf dem, Konto zu haben. In den meisten Fällen treffen wir aber auf Journalisten, die ihrem Beruf durchaus mit Ernst und auch mit Stolz nach-gehen.

      Somit dürfte klar sein, dass man einen Vertreter der Presse weder mit den Worten: »Schreiben Sie das mal so«, noch mit Anweisungen wie »Das dürfen Sie auf keinen Fall über uns schreiben, sonst bekommen Sie richtig Ärger«, beeinflussen kann. Insbesondere die zweite Formulierung wird mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass genau das Gegenteil eintrifft.

      Ist der Journalist also per Definition jemand, der Missstände aufdeckt und dem man darum unbedingt aus dem Weg gehen sollte, um nicht irgendwann in einer Badewanne zu enden?

      Nein, natürlich wäre es falsch, die Presse deshalb zu meiden, weil man selbst (vielleicht) etwas zu verbergen hat. Vielmehr geht es darum, die Pres-se geschickt für die eigenen Belange einzusetzen und es zu erreichen, dass die Berichterstattung über das eigene Bad so wohlwollend wie möglich ist. Das geht nicht, wenn der Redakteur vor Ort als Feind gesehen wird. Das Gegenteil sollte also der Fall sein. Die Presse hat ihre eigenen Regeln und Abläufe. Wollen wir uns die Medien zu Nutze machen, müssen wir diese Regeln kennen und uns daran halten.

      Kummerkasten Lokalredaktion

      In keiner Stadt ist alles so, wie die Menschen es sich wünschen. Es gibt immer wieder Missstände, die die Bürger gerne beseitigt hätten. Auch unser Bad ist davor nicht gefeit. Und wenn etwas schief geht und die Kunden sich darüber beschweren, dann wundert man sich immer wieder darüber, wie schnell die Zeitung von dem Fall erfährt. Wie komm das?

      Das Beeindruckende ist, dass viele Bürger Beschwerden weder beim Betrei-ber, noch bei der Polizei oder sonst wo melden, sondern oft zuerst die Zei-tung anrufen. Die Ampel ist defekt, da ist ein Loch in der Straße, die Kinder

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      Die Bedeutung der Presse

      haben die Parkbank beschmiert? Alles keine Dinge für Polizei oder Kommu-ne, sondern für die Zeitung. Zumindest in den Köpfen mancher Bürger ist die Redaktion der Heimatzeitung erster Anlaufpunkt für diese Probleme. Und so macht uns dann vielleicht nicht der Badegast darauf aufmerksam, dass die Temperatur im Bad zu gering ist, sondern wir hören es vom Redakteur der lokalen Zeitung. Wenn wir Glück haben, BEVOR er den Bericht über unser saukaltes Wasser fertig hat.

      Ein Beispiel aus meiner Zeit in einer Lokalre-daktion:

      Anrufer: Hallo liebe Lokalredaktion. Vor mei-nem Haus parkt schon seit einer Woche ein Auto. Können Sie das nicht mal schreiben?

      Ich: Steht es da im Weg?

      Anrufer: Ähhh, nein.

      Ich: Gilt da bei Ihnen vor dem Haus ein Park-verbot?

      Anrufer: Nein.

      Ich: Ist das Auto abgemeldet, hat es platte Reifen oder sieht es sonst irgendwie aus, als könne es nicht mehr fahren?

      Anrufer: Nein.

      Ich: Da kann ich ihnen leider auch nicht hel-fen, vielleicht wenden sie sich an die Polizei, die kann das vielleicht überprüfen.

      Anrufer: Meinen Sie wirklich?

      Ich weiß nicht, wie diese Sache ausging, aber solche Anrufe kamen nicht selten vor. Einmal bat mich eine ältere Frau am Telefon, ich möchte doch bitte in der Zeitung schreiben, dass die Jugendlichen sich nicht immer auf die

      Foto: Paulwip / pixelio.de

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      Lehnen der Parkbänke setzen sollen, denn dann würden sie mit ihren Füße die Sitzfläche so schmutzig machen, dass dort niemand mehr Platz nehmen könne.

      Die Dame ging in der Tat davon aus, dass die Jugendlichen nicht nur die Zeitung lesen, sondern auch das, was dort geschrieben steht, befolgen.

      Wenn es mal so einfach wäre, die Menschen mit Presseberichten so zu ma-nipulieren. Meistens benötigt man (zum Glück) einen etwas größeren Auf-wand.

      Lässt sich ein Journalist dennoch einmal dazu breitschlagen, über den einen oder anderen ärgerlichen Fall zu berichten, weil er in der Saure-Gurken-Zeit vielleicht nichts anderes hat oder weil es wirklich von Bedeutung für die Stadt und ihre Bürger ist, dann müssen wir, bzw. unsere Öffentlichkeitsarbeit, dar-auf reagieren. Es werden also unter Umständen von uns wieder PR-Kennt-nisse erwartet.

      Heutzutage kann man den Nörgel-Anruf bei der Presse aber getrost über-springen und stattdessen auf der Facebook-Seite seinen Frust in Worte fas-sen. Man wundert sich, wie solcherlei Postings sich in Windeseile virtuell verbreiten. Das schafft keine Zeitung.

      Und dabei kann man vielen Menschen noch nicht einmal böse sein, dass sie sich an die Presse wenden oder ihren Frust per Facebook und Co. arti-kulieren. Vielerorts hilft es schlicht und einfach nicht, wenn man sich offiziell beschwert. Das durfte ich selbst schon erfahren.

      2012 war ich mit meiner Frau und unserer kleinen Tochter (damals 2 Jahre) in Hannover. Wir wollten mit der S-Bahn am Abend nach einem anstren-genden Vorweihnachtsshoppen zurück nach Bad Nenndorf fahren. Nun war unser Kinderwagen damals etwas zu breit, um durch die Gänge der Wagons der S-Bahn zu passen. Leider hielt die S-Bahn so unglücklich, dass wir nicht in den für Räder und Kinderwagen vorgesehenen Teil der Bahn einsteigen konnten, ohne etliche Meter und Türen weiter zu gehen. Als wir schließ-lich die nächste Tür zu einem Abteil für Räder und Kinderwagen