Public Relations für Bäderbetriebe. Heiko Reckert

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Название Public Relations für Bäderbetriebe
Автор произведения Heiko Reckert
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783946128106



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Was hat es mit der »Vierten Gewalt« auf sich?

       Welche Bedeutung hat die »Spiegel Affäre« für den Journalismus von heute?

      Wie die Presse die Welt verändert

      Die Presse, also Zeitungen, Magazine aber auch das Fernsehen, Radio und letztlich auch das Internet haben unsere Welt tiefgreifend verändert. Gäbe es keine Informationsschriften, wie Zeitungen, viele Ereignisse, die wir heute aus der Geschichte kennen, wären so sicherlich nicht passiert.

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      Der AvisoDie erste Zeitung

      Als die erste regelmäßig erschei-nende Zeitung auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands gilt der Avi-so, Relation oder Zeitung. Dies war eine Wochenzeitung, deren erste Nummer am 15. Januar 1609 in Wolfenbüttel erschien. Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Zeitung (03.02.2014)

      Avisio Nr. 1 vom Januar 1609, Quel-le: Wikipedia

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      Public Relations für Bäderbetriebe

      Zwar ist es heute für einen Laien schwer einzuschätzen, wie die Zeitungen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts die Meinungen und Handlungen ihrer Le-ser beeinflusst haben. Doch zeigt ein Blick auf die jüngste Pressegeschichte seit dem Ende des 2. Weltkriegs, welche Bedeutung die Medien in unse-rer Gesellschaft haben und welchen Schutz sie genießen. Insbesondere die »Freiheit der Presse« darf in ihrer Bedeutung hier in Deutschland nicht un-terschätzt werden, denn über lange Jahre war die Zensur der Presse der Normalzustand. Heute ist die Freiheit der Presse im Grundgesetz festge-schrieben.

      In Artikel 5 des Grundgesetzes steht:

      (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äu-ßern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen un-gehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichter-stattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

      (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

      Das heißt übersetzt, dass jeder sagen und schreiben kann und darf, was er will, sofern dadurch keine Gesetze oder die Rechte anderer verletzt werden. Der Staat mischt sich nicht in das ein, was in der Presse erscheint und ver-sucht nicht, auf die Darstellungen der Presse Einfluss zu nehmen. Soweit die Theorie.

      Schon bevor die ersten Zeitungen zu Beginn des 17. Jahrhunderts als re-gelmäßige Wochenschriften erschienen, waren Druckerzeugnisse zu einem nicht geringen Teil daran beteiligt, Meinungen zu beeinflussen und Politik zu prägen. So kann davon ausgegangen werden, dass ohne die (Neu)Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg im Jahr 1445 die Reformation ab ca. 1518 wohl deutlich langsamer verlaufen, vielleicht sogar gescheitert wäre. Luther und andere Reformatoren nutzen das neue Medium geschickt für ihre Zwecke.

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      Die Bedeutung der Presse

      Auch, wenn dies nirgendwo festgeschrieben ist, wird in unserer Gesellschaft die Presse in der Regel als so genannte »Vierte Gewalt« neben Exekutive, Legislative und Judikative gesehen und ihr wird die Aufgabe zugeschrieben, diese drei anderen Gewalten zu kontrollieren. So soll zum Beispiel sicherge-stellt werden, dass die politischen Ereignisse in Deutschland ab 1933 sich nicht wiederholen können. Insbesondere durch die Nazidiktatur und ihre Kontrolle von Presse und Rundfunk war und ist das Bewusstsein der Deut-schen im Hinblick auf die freie Äußerung der Meinung geschärft.

      Mit diesem (Selbst)Verständnis gehen viele Journalisten an ihre tägliche Ar-beit. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Missstände in unserem Lan-de aufgedeckt werden. Natürlich lassen sich weder Politiker noch Richter oder die Polizei gerne auf diese Art kontrollieren, vor allem nicht, wenn sie etwas zu verbergen haben. Zum Teil hat die Presse einen schweren Stand. Das erste Beispiel in der damals noch jungen Bundesrepublik war die Spie-gel Affäre.

      Die Spiegel Affäre

      1962 erschien im Magazin »Der Spiegel« ein Bericht mit dem Titel »Be-dingt abwehrbereit« in dem der Autor Conrad Ahlers, gestützt auf die Er-gebnisse des NATO-Manövers Fallex 62, das Verteidigungskonzept der Bundeswehr in Frage stellte.10

      In der Folge dieses Berichts kam es zu Verhaftungen hoher Spiegel-Mit-arbeiter und zur Durchsuchung der Spiegel-Redaktion. Bundeskanzler Konrad Adenauer ließ sich bei einer Fragestunde zu diesem Thema im Bundestag gar zu der historischen Äußerung »Wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande«, hinreißen.11

      Letztlich brachte die Affäre dem Spiegel seinen heutigen Ruf als »Wäch-ter der Demokratie« ein, und führte zum Rücktritt des damaligen Vertei-digungsminister Franz Josef Strauß. Spiegel Chef Augstein und der CSU Politiker wurden danach keine Freunde mehr. Im April 2014 lief auf arte eine Verfilmung dieser Affäre, die auch ein halbes Jahrhundert danach, Strauss und Augstein sind längst tot, noch ein Begriff ist.

      10 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25673830.html (03.02.2014)

      11 Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegel-Affäre (03.02.2014)

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      Public Relations für Bäderbetriebe

      Nie wieder seit der Spiegel Affäre hat die Politik in Deutschland versucht, so massiv Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen, sehen wir mal von einigen kleinere Affären ab, in denen z.B. CSU Chef Horst Seehofer vorge-worfen wurde, zu versuchen, auf die ARD-Polit-Sendung Monitor Einfluss zu nehmen.12

      Franz Josef Strauß war nicht der letzte Politiker, den auf die eine oder ande-re Art die Berichterstattung in der Presse den Job oder auch das Leben kos-tete. Bundespräsident Wulf stolperte über seine Vergangenheit, nachdem die Presse darüber berichtete, genauso, wie der damalige Verteidigungs-minister Karl-Theodor zu Guttenberg. Er musste nach Veröffentlichungen in der Süddeutschen Zeitung und dem Bekanntwerden seiner »fehlerhaften« Doktorarbeit, seinen Hut nehmen.

      Der Fall Guttenberg war darüber hinaus ein Beispiel dafür, wie Recherchen im Internet dazu beitragen können, Verfehlungen der Poli-tik aufzudecken. Die Plattform http://de.gutten-plag.wikia.com machte es sich zum Ziel, mög-lichst viele Fehler in der Arbeit des Ministers zu finden, was letztlich auch gelang. Die Bedeu-tung des Internets und der vielen »Laien-Jour-nalisten« für die Möglichkeiten der vierten Ge-walt betrachten wir im Kapitel über das Internet etwas genauer.

      Der Politiker Uwe Barschel, dem vom Spiegel vorgeworfen wurde, seinen damaligen Gegen-spieler, den SPD Politiker Björn Engholm, be-spitzelt zu haben, wurde, unter nie geklärten Umständen, knapp einen Monat nach Bekanntwerden des Skandals tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden.

      12 http://www.br.de/nachrichten/seehofer-aerger-monitor-100.html (03.02.2014)

      Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg Foto: Christoph Braun Wikipedia

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      Die Bedeutung der Presse

      Auch in anderen Ländern hat investigativer Journalismus schon zum Sturz bekannte Politiker