Public Relations für Bäderbetriebe. Heiko Reckert

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Название Public Relations für Bäderbetriebe
Автор произведения Heiko Reckert
Жанр Учебная литература
Серия
Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783946128106



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es sich bei den PR-Kräften sogar um ehemalige Journalisten, die quasi die Fronten gewechselt haben. Kein Anlass also für den Meister für Bäderbetriebe, dem diese journalistische Ausbildung fehlt, sich auf diesem Feld zu engagieren.

      Schuster bleib bei deinen Leisten, mag man da sagen. Oder gibt es doch Gründe, sich mit Presse und Öffentlichkeitsarbeit zu beschäftigen? In der Schule, als Vorbereitung auf die Prüfung. Ja, sicher. Aber braucht man das dann in der praktischen Arbeit jemals wieder? In der Tat gibt es gute Gründe dafür, dass man als Fachangestellter oder als Meister für den Umgang mit Medienvertretern fit sein muss. Auch außerhalb des Klassenraums.

      Selten können wir als Fachangestellter oder Meister sagen, in welchem Bad wir in einigen Jahren arbeiten werden und dementsprechend können wir auch nicht sicher sein, dass wir nicht plötzlich doch gefordert sind, den Ver-tretern der Presse Rede und Antwort zu stehen.

      Nicht in jedem Fall werden wir den Luxus haben, dass ein Pressesprecher diese Aufgabe übernimmt. Doch auch wenn die Pressemeldung von diesem Pressesprecher erstellt und an die Zeitung weitergeleitet wird, ist dennoch nicht sicher, dass er etwas von den Dingen versteht, über die er da schreibt. Und schon führt eine falsche Formulierung der Pressestelle, die der Journa-list dann wiederum falsch versteht, zu einer Meldung in der Zeitung, die uns die Zornesröte ins Gesicht treibt. Hätten wir das nicht besser gekonnt?

      Zu sagen, dass man ein fundiertes Wissen über Pressearbeit nicht benötigt, ist so, wie die Ausrede, man benötige kein Wissen über Bädertechnik, weil man ja einen Techniker im Keller hat. Der wird schon zur richtigen Zeit den passenden Schalter umlegen. Mit einer solchen Einstellung kann man viel-leicht gut durch die Situation im eigenen Bad kommen. Sollte es im Laufe der Jahre aber doch einmal nötig sein, die Stelle zu wechseln, steht einem die-ses »Nichtwissen« vielleicht beim Kampf um eine neue Anstellung im Weg.

      Aber auch sonst gibt es Gründe, sich mit der Arbeit seines Pressesprechers etwas genauer auseinanderzusetzen.

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      Public Relations für Bäderbetriebe

      Insbesondere in großen Kommunen muss der Pressesprecher zu einer Viel-zahl von Themen Beiträge verfassen und es ist fragwürdig, ob er sich in jedem Bereich gleich gut auskennt. Dabei muss es nicht sofort zum oben be-schriebenen Missverständnis kommen, das uns Bauchschmerzen bereitet.

      Man kann von einem Pressesprecher der Kommune nicht in jedem Fall er-warten, dass er von sich aus auf die Idee kommt, spannende Beiträge als Pressetext zu veröffentlichen. Und wenn er es tut, fehlt ihm sicherlich in eini-gen Fällen, wie beschrieben, das notwendige Hintergrundwissen.

      Nicht jeder macht sich einen Redaktionsplan, nach dem dann, verteilt über das Jahr, genau zum optimalen Zeitpunkt entsprechende Beträge an die Presse übermittelt werden. Genau so ein Redaktionsplan über das Jahr soll-te aber vorhanden sein, allein schon, um den richtigen Zeitpunkt für eine Pressemeldung nicht zu verpassen.

      Mit unserer Erfahrung als Fachkraft können wir also eine solche Pressemit-teilung aufwerten und interessanter gestalten oder sogar Hinweise zu mögli-chen Themen und dem optimalen Zeitpunkt geben.

      Allerdings wird mir auch vereinzelt von Pressesprechern berichtet, die offen-bar aus einem anderen Bereich der Kommune in die Pressestelle versetzt wurden und mit Öffentlichkeitsarbeit so viel zu tun haben, wie der Rettungs-schwimmer mit der täglichen Kassenabrechnung.

      Hier sind die Mitarbeiter des Bäderbetriebes besonders gefordert, denn sie wissen als Angestellte ihres Bades am besten, was sie ihren Kunden berich-ten wollen und können die Zusammenhänge theoretisch fehlerfrei darstellen. Das wissen natürlich auch die Journalisten und so wird es gelegentlich vor-kommen, dass sich der Journalist zunächst an uns als Fachkraft wendet, wir ihn dann an unseren Pressesprecher verweisen und der schließlich wieder mit uns Kontakt aufnimmt, um sicher zu sein, dass er auf die Anfrage des Journalisten die richtige Antwort gibt. Ähnlich kompliziert wie dieser Satz ist dann auch das Vorgehen des Unternehmens bei einer Presseanfrage. Nicht selten wird es vorkommen, dass der Pressesprecher der Stadt kleinere An-

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      Der Beruf des Fachangestellten wird abgeschafft

      fragen direkt durch die Mitarbeiter des Bades beantworten lässt. Und plötz-lich ist man als Fachangestellter oder Meister dann doch gezwungen, einem Vertreter der Presse gegenüber ein Statement zu geben. Aus diesem Grund macht es Sinn, in den Grundlagen des Umgangs mit Medien bewandert zu sein. Nur wer weiß, wie Journalismus in Deutschland funktioniert, weiß auch, wie er sich und sein Unternehmen am besten präsentieren kann.

      Für uns als Vertreter eines Hallenbades reicht es manchmal nicht aus, zu wissen, worüber wir berichten möchten, sondern wir müssen diese Informa-tion auch pressegerecht aufarbeiten. Dabei sollten die Beiträge von unserer Seite aus so beschaffen sein, dass der Journalist sie seinen Lesern oder Zu-hörern möglichst unverändert präsentieren kann, so dass diese dann auch genau die Information bekommen die wir vermitteln wollten.

      Was ist wichtig, was eher zweitrangig? In dieser Frage unterscheiden sich unsere Ansichten zum Teil erheblich von denen des Journalisten. Wir wollen darüber berichten, dass wir die Wassertemperatur in unserem Bad um ein Grad angehoben haben, um auch den Senioren das Baden wieder angeneh-mer zu gestalten. Der Journalist hingegen stellt die Tatsache, dass dafür die Preise um 1,- Euro angehoben wurden, in den Vordergrund. Statt „Wärme-res Wasser im Westbad“ titelt die Zeitung dann „Westbad zieht Preisschrau-be erneut an.“

      Dieses Buch ist kein all umfassendes Werk über Journalismus, Public Re-lations, Marketing und die Medienlandschaft in Deutschland. Die einzelnen Kapitel reißen die Themen nur an. Allein über den Bereich des Marketings gibt es Hunderte Bücher, von denen man mindestens eine Hand voll auch zur Lektüre empfehlen kann. Letztlich geht diese Literatur aber tiefer in die Materie, als es für uns als Fachangestellte und Meister nötig ist.

      Ich will mit diesem Buch all das vermitteln, was ein Fachangestellter oder ein Geprüfter Meister für Bäderbetriebe benötigt, um im Zweifelsfall die Arbeit eines Pressesprechers in einem begrenzten Rahmen ausüben zu können. Wer weiß, wie das Geschäft mit den Journalisten läuft, wird weniger ins Fett-näpfchen treten.

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      Public Relations für Bäderbetriebe

      Nicht in allen Fällen wird es möglich sein, Missverständnisse zwischen der Presse und uns zu vermeiden und mancher Journalist fragt auch gar nicht, bevor er etwas veröffentlicht. In vielen Fällen wird es möglicherweise sogar nur um Schadensbegrenzung gehen. Zum Beispiel dann, wenn etwas Ne-gatives im Bad geschehen ist und wir unseren Besuchern nun klarmachen müssen, dass es sich dennoch lohnt, dieses Bad weiterhin zu besuchen. In solchen Fällen sollte man selbstverständlich auf das Fachpersonal aus der Presseabteilung zurückgreifen, denn die Mitarbeiter dort wissen am besten, wie sie eine Katastrophe unter Umständen in einen Erfolg verwandeln kön-nen.

      Dass dies nicht immer funktioniert, zeigt das Beispiel des Ölkonzerns BP und seiner Ölbohrplattform Deepwater Horizon. Wir werden darauf später noch genauer einge-hen.

      Nun kann man natürlich sagen, dass eine Ölfirma kein Bäderbe-trieb ist und zwischen einem klei-nen Hallenbad und einem Unter-nehmen wie BP, mit 375,580 Mrd. US Dollar Umsatz (2012), ein Un-terschied besteht.

      Doch was passiert z.B., wenn je-mand im Bad zu Schaden kommt? Was darf eine Fachkraft dann ge-genüber der Presse sagen, was nicht? Was ist, wenn Badegäste Fragen stellen und was, wenn wir dann unsere privat gemachten Be-merkungen im Blog des Badegas-

      Beispiele für Krisen-PR

      Die