Название | Selbst der beste Plan |
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Автор произведения | Séamus Ó Grianna |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783866483996 |
Die Erste, die er ins Auge fasste, war eine gewisse Mary McGee. Mary sah auch nicht schlecht aus, aber sie musste noch auf andere erforderliche Qualifikationen hin unter die Lupe genommen werden. Manus hörte ihr aufmerksam zu, als eines Abends etliche junge Leute in einem Haus in der Nachbarschaft zusammensaßen. Mary, der nicht klar war, was sie anrichtete, zeigte ihre fatale Schwäche. Sie redete sehr viel, und Manus dachte, sie sei in dieser Hinsicht womöglich noch schlimmer als seine Mutter.
Er ging zur Nächsten weiter – einem Mädchen namens Biddy McHugh. Biddy schmückte keine Geschichte mit vielen Abschweifungen aus. Aber sie hatte eine noch schlimmere Angewohnheit – eine ungeheuer irritierende Angewohnheit. Egal, wie spannend die Geschichte war, die gerade erzählt wurde, Biddy sprang auf ein Wort an und eröffnete dann mit einer Bemerkung dazu einen ganz neuen Strang. Der Hausherr erzählte, wie vor der Küste vor kurzer Zeit jemand um ein Haar ertrunken wäre und welche Rolle er selbst bei der Rettung gespielt hatte.
»Wir kamen gerade von Inishbeg und segelten so kurz vor dem Wind, wie überhaupt nur möglich, denn wir wollten schon mit der nächsten Kursänderung die Landzunge von Inishfree hinter uns bringen …«
»Ich frag mich ja, wie es Carry Villy auf Inishfree gefällt«, fiel Biddy ihm ins Wort. Und ihr Schicksal war besiegelt.
Bald sprach sich herum, dass Manus bei seiner zukünftigen Frau nach gewissen Eigenschaften Ausschau hielt. Und natürlich wurde über ihn geredet.
»Wie wäre es denn, wenn ein Mädchen einfach ganz stumm bliebe?«, schlug jemand vor.
»Das würde gar nichts helfen«, sagte Shoney Forker. »Sie muss reden und reden, so wie er damals vor langer Zeit an dem Tag geredet hat, an dem er beim Feis in Gartan den Preis bekommen hat.«
»Da wird er ganz schön lange suchen müssen«, sagte Billy Jack.
»Da wird er überhaupt nicht lange suchen müssen«, sagte eine alte Frau namens Shoogey Brennan. »Er legt sie jetzt in die Waagschale und wägt sie ab. Eines schönen Tages wird er einer begegnen, die ihn einfach umwirft, mitsamt seiner schönen Waage. Er wird festsitzen, ehe er begreift, wo er ist. So geht das nämlich. Gott hat uns Frauen diese Gabe geschenkt. Denn ohne sie wäre uns ein hartes Schicksal beschieden.«
IV
Sally O’Donnell war bekannt als der Stern der Rosses, und alle, die sie in ihren jungen Jahren gekannt haben, würden zugeben, dass sie diesen Beinamen verdient hatte. Sie war eine von drei Schwestern, die zusammen mit ihren Eltern auf einem Hof in den Bergen von Bunnawack lebten.
Sally begegnete Manus MacAward auf einem Jahrmarkt in Cloghanlea. Es wurde gemunkelt, dass vonseiten der jungen Frau diese Begegnung eher geplant als zufällig stattgefunden hatte. Wir können für die Wahrheit dieses Gerüchts nicht garantieren. Sicher wissen wir nur, dass Manus sich auf den ersten Blick bis über beide Ohren in sie verliebte. Wie redete sie? Wie erzählte sie eine Geschichte? Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass sie an diesem besonderen Tag eine Maid von blendender Schönheit war. Am Abend dieses Tages kam Manus mit einem engelhaften Bild vor Augen nach Hause. Und natürlich musste er darüber reden.
»Er steckt fest«, sagte Shoogey Brennan. »Und ich habe ja gesagt, dass er eines Tages feststecken wird. Diesmal waren keine Waagschalen im Einsatz. Der Stern der Rosses hat ihn mit ihren Feenaugen angeschaut. Sie hat ihre goldenen Locken geschüttelt und ist in ein perlendes, melodisches Lachen ausgebrochen, das einen alten Mann wieder jung machen könnte. Er hängt in ihrem Netz fest. Falls sie ihn haben will, natürlich nur.«
»Du kannst ganz sicher sein, dass sie ihn haben will«, sagte Nora Villy.
Wann würde Manus seine Angebetete wiedersehen? Wie würde er eine Begegnung in die Wege leiten können? Die Gelegenheit bot sich früher, als er erwartet hatte. Schon bald kam Mickey John Chondy – ein junger Mann aus dem Nachbardorf – mit einer Bitte zu Manus.
»Ich heirate übernächsten Montag«, sagte er, »und hätte dich gern als Trauzeugen.«
»Ich war in meinem ganzen Leben noch kein Trauzeuge«, wehrte Manus ab. »Ich kenne nicht viele von den jungen Leuten, wo ich doch zehn Jahre in Amerika war. Wen heiratest du übrigens?«
»Ein Mädchen aus Bunnawack – sie heißt Ketty McCole. Vielleicht erinnerst du dich an sie. Du bist ihr auf dem Jahrmarkt in Cloghanlea begegnet, da war sie zusammen mit Sally O’Donnell. Sally ist Brautjungfer.«
»Ach«, sagte Manus und versuchte zu verbergen, dass er Mickeys Wunsch nun unbedingt erfüllen wollte. »Ich kenne da oben nicht viele Leute. Aber ich werde dir deine Bitte nicht abschlagen, wo du mir die Ehre erwiesen hast, mich zu fragen.«
»Er tappt voll in die Falle«, kommentierte Shoogey Brennan danach. »Und der arme Narr sieht nicht einmal, dass sie für ihn aufgestellt worden ist. Er bildet sich ein, dass Mickey John Chondy ihm eine Ehre erweisen will.«
Der Stern der Rosses hatte Vorlieben und Abneigungen. Sally O’Donnell verabscheute den Anblick und den Geruch von Tabakrauch. Einige Wochen vor den oben geschilderten Ereignissen war ihre Familie in ein neues Haus gezogen. Vorher aber hatte Sally ihrem Vater klargemacht, dass sie Rauchen nicht dulden würde. Es würde die Vorhänge ruinieren. Es würde die neue Zimmerdecke schwarz färben. Als der Vater protestierte, weil er ohne seine Pfeife nicht leben könnte, deutete seine Tochter an, dass sie nach Amerika gehen wollte.
»Was soll ich denn bloß machen?«, sagte der alte Mann zu seiner Frau. »Ich könnte doch auch gleich tot sein, wenn ich nicht rauchen darf. Aber ich will auch nicht, dass sie nach Amerika geht. Da könnte ich sie ja auch gleich verbannen.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte die alte Frau. »Ich besorge dir wie immer jede Woche deinen Tabak. Du kannst drüben im alten Haus und in den Nachbarhäusern rauchen, wenn du eine Runde an airneál gehst. Und Sally bleibt ja nicht mehr lange bei uns.«
»Will sie heiraten?«
»Ich glaube schon. Sie kann jederzeit heiraten, wenn sie Lust hat. Ich kenne drei hier in den Hügeln, die ein Auge auf sie geworfen haben. Aber auf dem Jahrmarkt in Cloghanlea hat sie einen Mann aus der unteren Pfarre kennengelernt, und ich habe gehört, dass die beiden schon große Zuneigung zueinander gefasst haben. Der Mann ist gerade aus Amerika zurückgekehrt und hat eine Menge Geld (das weiß ich aus zuverlässiger Quelle) … Sally wird bei Ketty McColes Hochzeit Brautjungfer sein, und der Yankee ist Trauzeuge. Am Abend der Hochzeit werden sie dann zu einer Entscheidung kommen.«
V
Es war ein prachtvolles Hochzeitsfest. Es gab jede Menge Speis und jede Menge Trank. Die Fiedler aus Meenmore waren nie so gut gewesen. Die Tanzenden waren lebhaft und fröhlich. An den Stühlen vor der Wand saßen die älteren Männer und rauchten ihre Pfeifen. Eine Rauchwolke hing unter den Dachbalken wie Morgendunst im Sommer, wenn er aus dem Tal aufsteigt und dann oben am Bergsaum ruht.
Sally O’Donnell schien sich nicht gut zu unterhalten. Immer wieder ging sie nach draußen und rieb sich die Augen, wenn sie wieder hereinkam. Endlich trat Manus zu ihr, als sie bei der Tür stand.
»Ist bei dir irgendetwas nicht in Ordnung?«, fragte er besorgt.
»Der Rauch bringt mich um«, erwiderte sie.
»Sollen wir einen Spaziergang an der frischen Luft machen?«, schlug er vor.
»Dann hol ich nur schnell meinen Mantel. In diesem dünnen Kleid könnte ich mir leicht eine Erkältung holen, nach diesem Backofen da drinnen.«
»Wohin wollen wir gehen?«, fragte er, als sie aufbruchbereit waren.
»Ins Tal, bis zum Ende des Sees«, schlug sie vor.
Also gingen sie ins Tal, bis zum Ende des Sees. Es war Vollmond. Das Wasser im See war so ruhig wie eine Glasscheibe. Ein normaler Mensch