Название | Selbst der beste Plan |
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Автор произведения | Séamus Ó Grianna |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783866483996 |
Sally blieb stumm.
»Um Himmels willen, Liebste, sprich!«, flehte Manus. »Mach dieser entsetzlichen Spannung ein Ende, so oder so.«
»Manchmal ist das Sprechen schwer«, sagte Sally mit trauriger Stimme. »Sehr schwer … Das Leben ist manchmal schwer … Die Menschen können nicht immer die heiraten, die sie lieben … Ich weiß nicht, wie ich sagen soll, was ich sagen möchte … Darf ich dir eine Frage stellen?«
»Natürlich darfst du das. Hundert Fragen. Was willst du denn wissen, Liebste?«
»Rauchst du?«, stammelte sie.
»Ja, das tue ich.«
»Das hab ich mir gedacht … Na, damit ist alles zu Ende. Ich kann Rauchgeruch nicht ertragen, er würde mich umbringen. Es tut mir leid, dass wir uns jemals begegnet sind, Manus, denn ich liebe dich. Aber da hilft alles nichts. So schwer es uns beiden fällt, wir müssen uns für immer trennen«, erklärte sie.
Und als sie ihn anschaute, sah er die Trauer in ihrem Gesicht.
Wenn diese Szene sich bei helllichtem Tage abgespielt hätte, hätte Manus vielleicht Weitsicht genug besessen, um zu erkennen, dass es für ihn die grausamste aller grausamen Strafen sein würde, seine Pfeifen aufzugeben … Aber zu diesem Zeitpunkt musterte ihn der Mond stirnrunzelnd. Das fröhliche Trällern der Feen wurde zu einem klagenden Geheul. Manus konnte deutlich hören, wie sie die traurigsten aller traurigen Abschiedsworte der Welt sangen:
Ein zärtlicher Kuss und dann die Trennung,
ein Lebwohl, ach, auf immer!
Er konnte es nicht. Er konnte nicht für immer Abschied von ihr nehmen. Er presste sie an seine Brust.
»Es ist ein leichtes Opfer, wenn ich es für dich bringe, Liebste«, sagte er. »An dem Tag, an dem du kommst, um unter meinem Dach zu leben, werde ich meine Pfeifen weglegen und nie mehr eine davon anrühren.«
»Bist du sicher, dass du dieses Versprechen nicht bereuen wirst?«, fragte sie nach einer Pause.
»Bereuen? Für dich würde ich noch viel mehr aufgeben, Liebste.«
Es war schon heller Tag, als sich die nunmehr Verlobten trennten. Manus begleitete seine Geliebte zum Haus ihres Vaters. Sie fragte ihn noch einmal, ob er sein Versprechen, das Rauchen aufzugeben, nicht bereuen würde. Der Mond hatte den Himmel verlassen. Die Feen hatten sich in ihre unterirdischen Wohnstätten zurückgezogen. Der Morgen war feucht und kalt. Aber Sally war noch immer eine Schönheit. Manus wiederholte sein Versprechen und machte sich auf den Heimweg.
VI
Bald darauf heirateten die beiden, und der Stern der Rosses zog zu dem frischgebackenen Ehemann nach Rosbeg am Meer. Sie fand ein schönes, ordentliches Zuhause in wunderschöner Lage vor.
Manus gab das Rauchen auf. Er legte seine sieben feinen Pfeifen ins Regalfach über der Kommode. Sally schlug vor, sie in einem Schrank zu verstecken. Aber Manus erbat sich von ihr, die Pfeifen dort zu lassen, wo er sie jeden Tag und jede Stunde des Tages sehen konnte, wenn er im Haus war. Es war eine bescheidene Bitte, und Sally willigte ein. Schließlich hatte Manus ihr in dieser wichtigen Sache nachgegeben. Und Sally hatte doch einen winzigen Funken von der Güte in sich, die den meisten Frauen angeboren ist.
Manus wünschte sich, dass seine Liebste sich für die Geschichten interessierte, die er las. Sie war bereit dazu. Doch als er ihr vorlas, stellte er fest, dass sie dazu neigte, ein Wort oder einen Satz aus seiner Erzählung aufzugreifen und dann über etwas zu reden, das vom Thema der Geschichte meilenweit entfernt war. Das stürzte ihn in Verzweiflung. Er versuchte, sie von dieser Gewohnheit abzubringen, indem er verstummte und erst weiterlas, wenn sie ihn darum bat. Manchmal stellte er das Buch weg und las an diesem Tag nichts mehr vor.
»Das hier ist ein Juwel von Geschichte, geschrieben von O. Henry«, sagte er eines Tages. »Sie heißt Das letzte Blatt.« Und er fing an, die Geschichte über das Mädchen vorzulesen, das glaubte, an Lungenentzündung sterben zu müssen, wenn das letzte Blatt der alten Rebenranke fiele.
»Ich habe gehört, die Ärzte in Dublin haben jetzt eine Tablette, die Lungenentzündung in zwei Tagen heilen kann. Das habe ich neulich erst in der Zeitung gelesen.«
Manus verstummte.
»Aber mach weiter mit deiner Geschichte.«
»Bist du sicher, dass du die hören willst?«
»Natürlich will ich sie hören.«
»Ich habe hier noch eine schöne Geschichte, die ich dir vorlesen möchte. Die Gabe der Weisen.«
Er fing an zu lesen. »Die junge Frau hatte wunderschönes Haar. Es war Stolz und Freude ihres Gatten, und er wollte ihr eine Kammgarnitur kaufen …«
»Wusstest du schon, dass meine Mutter eine Frau aus Clochnarone kannte, die mit drei Kämmen in den Haaren aus Amerika zurückkam – auf jeder Seite einer und einer hinten … Riecht das übrigens, als ob mein Brot anbrennt? Aber mach nur weiter.«
Manus legte das Buch weg. Er stand auf und ging nach draußen. Und als er an der Kommode vorbeikam, warf er einen sehnsüchtigen Blick auf die Pfeifen.
»Ich habe hier eine Perle von Geschichte, die ich dir gern vorlesen würde – eine Übersetzung aus dem Französischen. Die Franzosen sind die wahren Meister der Kurzgeschichte. Diese hier handelt von einer Ziege, die vom Bauernhof weglief und in die Berge floh. Wenn du sie gehört hast, wirst du zugeben, dass der Mann, der sie geschrieben hat, aus nichts eine Geschichte machen konnte. Hör zu: Monsieur Seguin hatte mit seinen Ziegen nie Glück gehabt. Er verlor alle auf dieselbe Weise; eines schönes Morgens rissen sie sich los und liefen in die Berge …«
»Einer von unseren Nachbarn, Doney John Hughdie, hatte auch solche Ziegen. Er hat mehr als ein Dutzend verloren und dann die Ziegenhaltung aufgegeben. Eine nach der anderen riss sich los und lief in die Berge von Glendowan … Aber lies weiter.«
»Es tut mir leid, dir das abschlagen zu müssen, Liebste, aber ich kann nicht weiterlesen. Es war falsch von mir, zu erwarten, du würdest zu einer Kopie meiner selbst werden, deshalb werde ich dich mit meinen Büchern nicht mehr belästigen. Vielleicht bin ich ein komischer Vogel. Aber du hast eine Angewohnheit, die mich in den Wahnsinn treibt. Meine Mutter, Gott hab sie selig, redete sich nach Osten und nach Westen fort von dem, was sie eigentlich erzählen wollte. Das hat mich geärgert. Aber deine Angewohnheit verletzt mich. Ich werde nicht mehr versuchen, dir etwas vorzulesen. Aber bei einem normalen Gespräch – da kannst du mich ignorieren, mir widersprechen, mich einen Narren nennen. Egal was. Aber schweife nicht so furchtbar ab. Wie gesagt, es verletzt mich. Es verletzt mich ganz schrecklich.«
»Ich würde dich doch um nichts in der Welt verletzen, Liebster«, sagte Sally, kam zu ihm und legte ihm einen Arm um den Hals.
»Das weiß ich, Liebste«, sagte er. »Denk einfach an meine kleine Schwäche, und ich bin sicher, dass du deine Angewohnheit dann bald abgelegt haben wirst.«
»Ich werde mein Bestes tun.«
»Das weiß ich. Und mehr noch, es wird dir gelingen.«
Es wurde Ostern. Ganz plötzlich kamen keine Zeitungen mehr in die Rosses. In der Gegend brodelten die wildesten Gerüchte. Eine deutsche Armee sei in Kerry an Land gegangen. Jeden Tag würden Tausende von Männern getötet. Die Stadt Dublin sei ein tosendes Feuer!
Eine Woche verging. »Ich glaube, in Gottes Namen, ich werde morgen zum Markt nach Cloghanlea gehen«, sagte Manus zu seiner Frau. »Wir haben Gras genug für einen weiteren Jährling, und da dachte ich, ich kaufe einen.«
Er ging zum Markt. Abends kam er ohne Jährling zurück und sah sehr traurig und niedergeschlagen