Название | Wer hilft mir, was zu werden? |
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Автор произведения | Annamarie Ryter |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783035504408 |
Inhaltlicher Aufbau dieser Publikation
Um zu verdeutlichen, wie die jüngsten strukturellen Veränderungen im Übergang in die Erwerbsarbeit zur Auseinandersetzung mit dem professionellen Verständnis und den Handlungsansätzen der Akteure beigetragen haben, ist der Sammelband in drei Hauptteile gegliedert: »Veränderungen im Übergang«, »Neue Herausforderungen und Anforderungen an Professionalität«, »Arbeitsprinzipien und Methoden«. In jedem Teil werden fünf bis sechs Themen aus unterschiedlichen disziplinären und professionellen Perspektiven diskutiert. Fachpersonen – aus der Sekundarstufe I, aus Brückenangeboten, berufsbildenden Schulen, Motivationssemestern, Verbänden und aus der Bildungsverwaltung sowie dem Case-Management Berufsbildung – reagieren jeweils im Rahmen eines Dialogbeitrags auf die Fachartikel und beleuchten die Thematik auf der Basis ihrer Erfahrungen und Fachkompetenz. Je nach professioneller Herkunft der Fachpersonen werden unterschiedliche Funktionen, Verständnisse und Haltungen exemplarisch erkennbar, was teilweise auch in abweichenden Begriffsverwendungen deutlich wird. So ist für die Aufgaben der Vorbereitung, Begleitung und Vermittlung der Jugendlichen beim Übergang in die Berufsausbildung im Regelschulkontext beispielsweise die Rede von Begleitung bei der »Berufswahl« oder neu bei der »beruflichen Orientierung«, in Brückenangeboten von Begleitung bei der »Berufsvorbereitung/Berufsintegration« und im Kontext der Sonderpädagogik und Sozialen Arbeit von »Berufsintegration und Übergangsbegleitung bzw. -gestaltung«. Die Bezeichnungen »Berufsintegrationscoaching« und »Case-Management Berufsbildung« sind ebenfalls gebräuchlich. Solche Unterschiede wurden bewusst nicht harmonisiert, Widersprüche nicht geglättet – die Vielfalt ist vielmehr Programm und soll eine vertiefte Auseinandersetzung unter den Fachpersonen unterschiedlicher Professionen anregen.
Im ersten Teil der Publikation werden zentrale Veränderungen im Übergang diskutiert. Eine Übersicht über das Übergangssystem und die entstandene Maßnahmenlandschaft in der Schweiz bietet der Artikel von Simon Zysset. Der Beitrag von Thomas Meyer stellt ausgewählte Ergebnisse aus der Längsschnittstudie »Transition from education to employment« (TREE) zu den Entwicklungen der Zwischenlösungen bzw. Brückenangebote vor. Thematisiert werden die Strukturen und Funktionslogiken des Bildungssystems, in welche Brückenangebote eingebettet sind. Beatrix Niemeyer und Matthias Rüth thematisieren kritisch die sich in Deutschland entwickelnde Landschaft von Maßnahmen der Berufsvorbereitung im Spannungsfeld unterschiedlicher Förderlogiken. Der Fokus liegt dabei auf den vielfältigen Angeboten und Aktivitäten der Entwicklung dieses Übergangssystems. Aufgezeigt werden die damit verbundenen Herausforderungen eines regionalen Übergangsmanagements und wie hierin notwendige Abstimmungsprozesse zu moderieren wären. Anhand von Ergebnissen wird aufgezeigt, wie sich diese strukturellen Veränderungen im Übergang auf die individuellen Bildungsverläufe der Jugendlichen auswirken. Markus Neuenschwander diskutiert Ergebnisse einer Analyse zum Berufswahlprozess unter entscheidungstheoretischer Perspektive. Er zeigt, wie der Berufswahlprozess durch das Zusammenspiel von institutionellen Bedingungen, sozialen Ressourcen und individuellen Kompetenzen bestimmt wird, das heißt im Spannungsfeld von Wahl und Selektion erfolgt. Als Erfolgskriterium für einen gelungenen Berufswahlprozess wird die optimale Passung zwischen den Anforderungen der Betriebe und den Voraussetzungen der Jugendlichen bestimmt. Nadia Lamamra und Barbara Duc stellen Ergebnisse aus einer qualitativen Längsschnittstudie zu Lehrvertragsauflösungen vor. Sie haben die Verläufe vom Beginn einer Berufsbildung über die Auflösung des Vertrags bis hin zur Laufbahn nach einer Auflösung untersucht. Unter dem Gesichtspunkt der Sozialisation werden Lehrvertragsauflösungen als Folge eines weiteren Orientierungsbedarfs verstanden und als Ausdruck komplexerer und längerer Berufsintegrationsverläufe.
Im zweiten Teil des Buches werden neue Herausforderungen und Anforderungen an Professionalität aus unterschiedlichen professionellen Perspektiven diskutiert. Ursula Bylinski stellt Ergebnisse einer deutschen Studie zu den Anforderungen an die pädagogischen Fachpersonen im Übergang von der Schule in die Arbeitswelt vor. Im Fokus des Forschungsprojektes standen die subjektiven Perspektiven von pädagogischen Fachkräften und die Frage nach deren Kompetenzen für ein zielgerichtetes pädagogisches Handeln im Rahmen einer Übergangsgestaltung. Dorothee Schaffner diskutiert die spezifische Rolle der Sozialen Arbeit in der Berufsintegration bzw. Übergangsbegleitung. Die berufliche und die soziale Integration stellen in Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit – insbesondere der Jugendhilfe – zentrale Ziele dar, die einen ganzheitlichen Zugang erfordern. Gegenwärtig fehlt für den Schweizer Kontext allerdings gesichertes Wissen darüber, welche Aufgaben damit verbunden sind und mit welchen Handlungsansätzen und -orientierungen Sozialarbeitende Jugendliche in Übergängen begleiten. Kurt Häfeli, Claudia Hofmann und Claudia Schellenberg beleuchten in ihrem Beitrag Lösungsansätze der Sonderpädagogik für die Berufsintegration. Sie diskutieren, welchen Beitrag die Sonderpädagogik mit ihrer Professionsperspektive und ihrem Selbstverständnis zur Integration von Jugendlichen mit spezifischem Förderbedarf leisten kann und welche Kooperationen dabei zentral sind. Daniel Jungo stellt Ansätze der Berufsberatung für Jugendliche vor. Er zeigt, mit welchen Theorien und Methoden die Berufsberatung arbeitet. Skizziert werden deren Chancen und Grenzen. Es wird nach möglichen Kooperationen mit anderen Professionellen im Übergangssystem gefragt. Rolf Arnold diskutiert den gestiegenen Förder- und Integrationsbedarf von beeinträchtigten und sozial benachteiligten Jugendlichen und zeigt, was die Ermöglichungsdidaktik zur Förderung dieser Jugendlichen leisten kann. Gestützt auf Forschungsergebnisse, Erfahrungen aus der Erwachsenenbildung und Reformpädagogik, formuliert Arnold pointiert auch für den Förderbereich des Übergangs, dass das Lernen der Menschen eine Eigenaktivität ist, zu der man einladen und anregen, die man aber nicht »herstellen« kann. Mit dem Konzept der Ermöglichungsdidaktik wird ein Leitkonzept für die Übergangsbegleitung zur Diskussion gestellt.
Im dritten Teil werden ausgewählte neuere Handlungsansätze und Methoden in der Begleitung und Beratung von Jugendlichen im Übergang vorgestellt. Der Beitrag von Annamarie Ryter widmet sich Fragen zum Coaching in der Berufsintegration. Beleuchtet werden Facetten, Rahmen- und Arbeitsbedingungen von Coaching. Die Autorin wagt eine Präzisierung dessen, was den Kern und die Qualität von Coaching in diesem Kontext ausmacht. Der Beitrag von Michele Eschelmüller befasst sich mit Fragen zum Lerncoaching. Insbesondere im Berufsintegrationsprozess müssen vermehrt individuelle Lernpläne verfolgt werden. Für die Fachpersonen entsteht daraus die Herausforderung, individuelle Ausgangslagen und Zielsetzungen zu ermitteln, entsprechende Lern- und Arbeitsprogramme zu entwickeln und regelmäßig Lernstände und Fortschritte zu thematisieren. Angela Rein stellt theoretische Überlegungen zu Handlungsansätzen und -methoden der Sozialen Arbeit vor. Diese Ansätze zielen darauf, die Sozial- und Selbstkompetenzen in einem umfassenden Sinne der Lebensbewältigung zu fördern. Die Diskussion zielt auf eine Kritik an und eine Erweiterung einer Sichtweise, die eine möglichst rasche Integration in den Arbeitsmarkt anstrebt. Petra Lippegaus-Grünau führt in ihrem Beitrag einen kritischen Diskurs zur Kompetenzorientierung und zu den damit verbundenen hohen Erwartungen im Berufsintegrationsbereich. Dazu befasst sie sich mit unterschiedlichen Verständnissen von Kompetenzen, Zielen und Verfahren der Kompetenzfeststellung und liefert dazu eine Systematisierung. Gleichzeitig wird verdeutlicht, dass Kompetenzmessung nur im Zusammenhang mit der Kompetenzförderung sinnvoll eingesetzt werden kann. Mit dem Thema »Kooperation mit Eltern im interkulturellen Umfeld« greifen Ulrike Süss, Ceylan Firat und Susanne Felger ein weiteres wichtiges Thema im Bereich der Berufsintegration auf. Sie stellen ein Modellprojekt zu Elternarbeit im Rahmen einer kommunalen Bildungskette der Stadt Weinheim vor. Angestrebt wird eine enge Zusammenarbeit von Schule und Migrationsbevölkerung, um strukturelle Benachteiligungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei der Lehrstellensuche auszugleichen.
Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Diskussionsbeiträge formulieren Annamarie Ryter und Dorothee Schaffner im abschließenden Beitrag zentrale Erkenntnisse und weiterführende Fragen