Gendersensible Berufsorientierung und Berufswahl (E-Book). Elena Makarova

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Название Gendersensible Berufsorientierung und Berufswahl (E-Book)
Автор произведения Elena Makarova
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783035515305



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18 … neue Freunde zu gewinnen? 111 3.65 1.27 19 … die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen? 112 3.54 1.48 20 … die Erfüllung der Elternerwartungen? 112 2.80 1.29 21 … die Geschlechtstypik des Berufs, der Ausbildung? 112 2.65 1.25 Anmerkung: Likert-Skala: 1 = überhaupt nicht wichtig bis 6 = sehr wichtig; N = Anzahl; M = Mittelwert; SD = Standard-Abweichung

      Frauen und Männer unterscheiden sich hinsichtlich der Relevanz, die sie vier Gründen für die Wahl der Berufslaufbahn beimessen: Die gemachten Erfahrungen in der Berufslehre sind für Frauen wichtiger als für Männer (N = 112; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 1100, p ≤ .05). Die Karrierechancen (N = 111; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 1824.50, p ≤ .01), die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen (N = 112; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 2017, p ≤ .001), und die Höhe des Einkommens (N = 112; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 1772.50, p ≤ .05) sind demgegenüber Männern für die Wahl der Berufslaufbahn wichtiger als Frauen.

      Werden Frauen und Männer innerhalb derselben geschlechtsbezogenen Passung miteinander verglichen, wird deutlich, dass sich Frauen und Männer in einer jeweils für sie geschlechtstypischen Passung in Hinblick auf die Gewichtung von drei Gründen für die Wahl der Berufslaufbahn unterscheiden: Erfahrungen in der Berufslehre (N = 78; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 416.50, p ≤ .01) sowie die vorangegangenen schulischen Fähigkeiten (N = 79; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 478, p ≤ .05) sind für Frauen in geschlechtstypischen Passungen wichtiger als für Männer in geschlechtstypischen Passungen. Die Relevanz der Karrierechancen (N = 78; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 854.50, p ≤ .01) sowie die Möglichkeit, das Hobby zum Beruf zu machen (N = 78; exakter Mann-Whitney-U-Test: U = 1055.50, p ≤ .001), werden dagegen von Männern in geschlechtstypischen Passungen höher eingeschätzt als von Frauen in geschlechtstypischen Passungen. Es gab keine Unterschiede in der Begründung der Wahl der Berufslaufbahn zwischen Frauen und Männern in geschlechtsneutralen oder geschlechtsuntypischen Passungen.

      Schließlich unterscheiden sich Frauen untereinander einerseits in Bezug auf die Relevanz, einer erfüllenden Arbeit nachgehen zu können (Kruskal-Wallis-Test: χ² (2, N = 73) = 6.37, p ≤ .05), und andererseits bezüglich der Wichtigkeit, neue Fähigkeiten erlernen zu können (Kruskal-Wallis-Test: χ² (2, N = 73) = 12.57, p ≤ .01), nach dem Passungstyp voneinander. Der Bonferroni-Post-Hoc-Test zeigt, dass für Frauen in geschlechtstypischen Passungen die Relevanz einer erfüllenden Arbeit signifikant höher ist als für Frauen in geschlechtsuntypischen Passungen (z = 33.32, p ≤ .05). Weiter schätzen Frauen in einer geschlechtstypischen Passung die Wichtigkeit des Erwerbs neuer Fähigkeiten höher ein als Frauen in geschlechtsneutralen (z = 13.26, p ≤ .05) und Frauen in geschlechtsuntypischen Passungen (z = 36.26, p ≤ .05). Keine signifikanten Unterschiede in der Begründung der Wahl der Berufslaufbahn gibt es bei Männern im Zusammenhang mit geschlechtsbezogenen Passungen der gewählten Laufbahn.

      6.3 Zufriedenheit

      Im Folgenden wird zunächst (Abschnitt 6.3.1) die berufsbezogene Zufriedenheit von männlichen und weiblichen Jugendlichen bei der Wahl der beruflichen Grundbildung im Zusammenhang mit der beruflichen Geschlechtstypik der Berufslehre analysiert (vierte Frage). Alsdann wird untersucht (Abschnitt 6.3.2), inwiefern sich männliche und weibliche Jugendliche in ihrer berufsbezogenen Zufriedenheit bei der Wahl der Berufslaufbahn unterscheiden und welche Rolle dabei die berufliche Geschlechtstypik des gewählten Berufs spielt (fünfte Frage).

      Die Variable Zufriedenheit mit dem Beruf (Tabelle 1) wurde mittels der Scale-Split-Methode dichotomisiert. Die Chi-Quadrat-Tests zeigen, dass sich Frauen und Männer nicht signifikant bezüglich der Zufriedenheit mit dem gewählten Beruf voneinander unterscheiden. Im Weiteren gibt es keine signifikanten Unterschiede in der Zufriedenheit mit dem gewählten Beruf zwischen Frauen und Männern innerhalb derselben geschlechtsbezogenen Passung.

      Ein signifikanter Unterschied zeigt sich jedoch beim Vergleich der Zufriedenheit mit dem gewählten Beruf unter Frauen in den unterschiedlichen geschlechtsbezogenen Passungen der Berufslehre: Frauen, die unzufrieden mit dem gewählten Beruf sind, befinden sich überproportional häufig in einer geschlechtsuntypischen Passung in der beruflichen Grundbildung (χ²(2, 77) = 8.49, p ≤ .05). Männer unterscheiden sich nicht untereinander in Zusammenhang mit der geschlechtsbezogenen Passung der Berufslehre.

      Bei Betrachtung der Zufriedenheit mit dem gewählten Beruf nach dem Eintritt in das Erwerbsleben zeigt sich, dass mehr Männer und dementsprechend weniger Frauen zufrieden mit dem ausgeübten Beruf sind (χ²(2, 371) = 8.84 p ≤ .05). Werden dieselben geschlechtsbezogenen Passungen miteinbezogen, wird ersichtlich, dass mehr Männer in einer geschlechtstypischen Passung im Beruf und dementsprechend weniger Frauen in einer geschlechtstypischen Passung im Beruf mit ihrem gewählten Beruf zufrieden sind (χ²(2, 201) = 6.27, p ≤ .05).

      Abschließend wurde eine multivariate zweifaktorielle Varianzanalyse gerechnet, um das Vorhandensein eines Interaktionseffektes zwischen dem Geschlecht und der geschlechtsbezogenen Passung in Bezug auf die Zufriedenheit im Beruf direkt nach dem Übergang von der Berufslehre in den Beruf zu prüfen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Interaktion der beiden Faktoren signifikant ist (F(2, 248) = 5.30, p ≤ .01) (Abbildung 2).

      Abbildung 2: Interaktionseffekt zwischen dem Geschlecht und den geschlechtsbezogenen Passungen in Bezug auf die Zufriedenheit mit dem gewählten Beruf

      Abbildung 2 zeigt, dass Männer in geschlechtstypischen Passungen direkt nach der Berufslehre am unzufriedensten im Beruf sind. Weiter kann festgestellt werden, dass trotz der geringeren Zufriedenheit bei Männern in den geschlechtstypischen Passungen ihre Zufriedenheit im Beruf sowohl bei den geschlechtsneutralen als auch bei den geschlechtsuntypischen Passungen höher ist als bei den Frauen in denselben Passungstypen.

      7 Diskussion

      Die Ergebnisse unserer Studie machen deutlich, dass sich Jugendliche durch die vorherrschende Geschlechtstypik der Berufe in ihrer Berufswahl einschränken lassen. Nur wenige Jugendliche entschieden sich für einen Ausbildungsberuf, der für das eigene Geschlecht untypisch ist. Dabei wird