Название | Radikal gelebte Meisterschaft |
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Автор произведения | Arjuna Ardagh |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783931560904 |
Ein weiterer Mythos ist das Streben nach vollkommener Gesundheit, langem Leben und körperlicher Schönheit. Das Internet ist voll von Nahrungsergänzungsmitteln, die du nach neuesten Erkenntnissen nehmen solltest, nicht nur für vollkommene Gesundheit, sondern auch, um dein Gehirn so zu versorgen, dass du ständig in Topform bist. Viele dieser Ergänzungsmittel werden über Netzwerkmarketing verkauft und haben sich als nachhaltige Finanzspritzen für die Bankkonten der Vertreiber erwiesen.
Wir könnten endlos fortfahren. Jedes Jahr gibt es Tausende von Publikationen, die den neuesten, tollsten ultimativen Schlüssel zu wirklichem, dauerhaftem Glück anbieten. Die Hohepriesterin unter den lebensver ändernden Praktiken ist Spiritualität und die Suche nach Erleuchtung. Das war die besondere Droge, von der ich den größten Teil meines erwachsenen Lebens abhängig war. Die zugrundeliegende Idee ist, dass du „in deinem Ego gefangen“ bist, und wenn du nur genug meditierst/dich zurückziehst/mit dem Lehrer sitzt/achtsam wirst, wirst du letztendlich die schwindelerregenden Höhen des Nirvana erreichen und kannst entspannen und für immer glückselig und frei sein.
Sobald wir in eine dieser Mythen einsteigen, verlieren wir schnell die Fähigkeit zu überprüfen, wie gut sie tatsächlich funktionieren. Wir hypnotisieren uns selbst mit den eigenen Mythen darüber, was funktioniert, und dann überlagern diese „alternativen Fakten“ jegliches Interesse an der Realität. Lass uns deshalb einige beliebte Annahmen der Selbstoptimierungsindustrie betrachten und zusammen auf ihren Realitätsgehalt prüfen.
Es ist inzwischen unglaublich viel über den Zusammenhang von Wohlbefinden und Geld geforscht worden. Martin Seligman und sein Team vom Zentrum für Positive Psychologie an der Penn State University haben gezeigt, dass die Beziehung von Geld und Wohlbefinden sich anhand einer Glockenkurve abbilden lässt. Diese besagt: Wenn man 25.000 Dollar im Jahr verdient und das Einkommen auf 30.000 Dollar steigt, steigert sich auch das Wohlbefinden. Das geht so weiter bis zu einem Einkommen von ungefähr 75.000 Dollar in Amerika, in Ländern mit staatlicher medizinischer Versorgung und höherer Bildung weniger.
Danach macht eine Steigerung des Einkommens einen relativ geringen bis keinen Unterschied für das Wohlbefinden. Aber jetzt kommt die große Überraschung: Über ein bestimmtes Maß hinaus bewirkt die Steigerung des Einkommens sogar eine Verringerung des Wohlbefindens. Das heißt, wenn das Einkommen von 250.000 Dollar im Jahr auf 300.000 Dollar ansteigt, nimmt die Wahrscheinlichkeit von Drogenmissbrauch, Scheidung, stressbedingter Krankheit, Entfremdung von der Familie und einer Men ge anderer Hindernisse für das Wohlbefinden zu. Wer hätte das gedacht?
Wir könnten mit jedem einzelnen Mythos der Selbstoptimierungsindustrie einen Faktencheck durchführen. Tatsächlich müssen wir das! Was geschieht, wenn du die Beziehung zu einer bestimmten Person zum Zentrum deines Wohlbefindens machst? Hast du das schon einmal getan? Hast du erlebt, dass andere es tun? Du triffst jemanden und sagst: „Das ist der oder die eine. Jetzt werden wir für immer zusammen glücklich sein.“ Du weißt, was passiert, oder? Man nennt es den Lauf der romantischen Liebe. In der Anfangszeit erlebst du rauschende Flitterwochen mit viel Sex, doch dann erscheinen Risse auf der Oberfläche. Die andere Person beginnt Dinge zu tun und zu sagen, die nicht zu deiner Vorstellung von Glück passen. Die Bewunderung wandelt sich in Abneigung und du fühlst dich verraten und ebenso leidenschaftlich, wie du den Wunsch hattest, für immer mit dieser Person zusammenzusein, willst du sie jetzt loswerden.
Auch der Mythos der Spiritualität hält selten einer strengen Überprü fung stand. Die große Mehrheit der Menschen, die sich als „spirituell“ bezeichnet, hat die Vorstellung von einem zukünftigen Zustand des Angekommenseins. Er wird für gewöhnlich auf einen unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft projiziert oder auf einen Lehrer oder Guru. Spiritualität zum Mittelpunkt deines Lebens zu machen, kann leicht dazu führen, dass du dich wie ein Hamster im Laufrad fühlst. Ich arbeite hart, ich arbeite hart, ich arbeite hart …, aber ich bin noch nicht angekommen. Menschen, die auf dem spirituellen Weg sind, frage ich immer: „Wie wirkt sich deine Spiritualität auf dein Frühstück aus?“ Daraufhin runzeln sie die Stirn und schauen ein bisschen verwirrt. „Wie bitte?“ „Diese Überzeugung, dass du irgendwann in der Zukunft erleuchtet sein wirst, woran du hart arbeitest, welchen Einfluss hat sie auf dein Frühstück? Hilft sie dir, den Geschmack der Erdbeeren auf dem Pfannkuchen zu genießen?“
Das ist eine wichtige Frage, die wir uns stellen müssen. Wenn wir die Vorstellung haben, noch nicht vollkommen oder noch nicht vollständig geheilt zu sein, noch nicht „den einen“ getroffen zu haben oder noch nicht erleuchtet zu sein, und etwas Besseres in der Zukunft erwarten, welchen Einfluss hat das auf unsere Fähigkeit, das Frühstück zu genießen? Oder das Sonnenlicht, das die Bäume durchflutet?
Alle diese Mythen erweisen sich auf irgendeine Art als labil. Wir schaffen die Vorstellung, dass der gegenwärtige Moment verglichen mit etwas Möglichem ungenügend, ungeeignet und unbefriedigend ist. Wir arbeiten hart daran, etwas zu erreichen, und verschließen uns gleichzeitig der Frage, ob wir irgendeinen Beweis dafür haben, dass es bei uns funktionieren wird oder wirklich bei irgendjemandem funktioniert hat.
An diesem Punkt könnten wir mutlos werden, nahe daran, uns einer Malaise hinzugeben wie Jean-Paul Sartre, zu Mittelmäßigkeit verdammt, zu wiederholen und zu befolgen, was man uns gesagt hat. Aber immer mit der Ruhe, denn die Wahrheit ist, dass es tatsächlich eine Menge glücklicher Menschen auf der Welt gibt, die Erfüllung gefunden haben und für die fast alles gut läuft. Auf die Gefahr hin, ein bisschen selbstherrlich zu klingen, würde ich mich dazu zählen … und meine Frau … und die meisten meiner Freunde. Es gibt heute unglaublich viele Menschen, bei denen alles stimmt. Sie haben liebevolle Beziehungen, eine gute Gesundheit, genug Geld und spirituelle Praxis und Erfahrung haben ihre Funktion im Leben, stehen aber nicht im Mittelpunkt.
Wir alle kennen zumindest Momente in unserem Leben, in denen wir uns vollkommen erfüllt gefühlt haben. Uns allen sind schon Menschen begegnet, die vor Wohlbefinden gestrahlt haben. Du kennst „Erfülltsein“ aus eigener Erfahrung. Was ist also ein verlässliches Rezept für ein wirklich gutes Leben, ein Leben ohne Bedauern? Diese Frage habe ich mehr oder weniger zur zentralen Frage meines Lebens gemacht. Ich führte in den letzten zwei Jahrzehnten Interviews mit Hunderten von Menschen, die den Eindruck vermitteln, überdurchschnittlich viel Erfüllung, Energie und Sinn im Leben zu finden. Dabei wollte ich herausfinden, was der gemeinsame Nenner ist, den sie alle gemeinsam haben.
Bevor ich ihn verrate, schlage ich vor, du legst dieses Buch ein paar Minuten beiseite und betrachtest die Frage für dich. Wenn es etwas gibt, das höchst erfüllte, energiegeladene, motivierte und glückliche Menschen gemein haben, was, denkst du, könnte das sein? Was trägt am meisten zu einem erfüllten Leben bei?
Mach dir bitte einige Notizen und dann werden wir vergleichen, was du denkst und was diese Menschen mir erzählt haben.
Das Ergebnis meiner Forschung war ziemlich eindeutig. Nicht alle der Befragten sind glücklich verheiratet. Einige sind alleinstehend und viele leben in Beziehungen, die Höhen und Tiefen haben. Nicht alle sind vollkommen gesund. Einige sind sehr reich, viele jedoch nicht, Geld scheint für die Erfüllung keine Rolle zu spielen. Nicht jeder meditiert oder betet oder praktiziert Yoga. Nicht alle sind Vegetarier oder Veganer und nicht jeder treibt Sport.
Hier einige Antworten, die ich über die Jahre auf die Frage erhielt: „Was trägt am meisten zu einem (sinn-)erfüllten, energiegeladenen Leben bei?“
• Ein Sendungsbewusstsein zu haben. Für etwas zu brennen.
• Deine Leidenschaft auszuleben.
• Zu wissen, wozu ich hier bin, und es jeden Tag zu tun.
• Authentisch zu leben.
• Mich etwas Größerem als ich selbst hinzugeben.
• Das Gefühl, von einer schöpferischen Kraft erfasst zu werden, gegen die ich mich entweder wehren kann – und Leiden verursachen – oder mit der ich fließen kann.
• So begeistert