Название | Die Reisen des jungen Mr Happy |
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Автор произведения | Marco Höne |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843806848 |
Ich war glücklich, Jerusalem zu entkommen. Raus aus der moralischen Kloake. Alle im Hostel verabschiedeten mich wie jemanden, der seine Prüfung bestanden hat.
»Vergiss uns nicht.«
»Vielleicht sehen wir uns mal wieder.«
»Geh mit Gott!«
Selber mussten sie noch Nachsitzen. Ich wollte zurück nach Tel Aviv und die Freiheit genießen. Mein Gefühl war, dass ich es mir verdient hatte, wie ein Soldat, der von der Front zurückkommt. Ich mietete mich in einem schäbigen Hostel mit Mehrbettzimmern ein. Unter meinem sandigen Bett schlief ein Däne, der in der Nacht schrie, und gegenüber ein spanischer Hippie, der immer erst am späten Vormittag völlig besoffen ins Bett fiel. Endlich normale Menschen.
Ich ging auf die größten Schwulenpartys. Mehrere Stockwerke voller tanzender Männer. Die Geilheit tropfte von der Decke. Alle waren ein bisschen verunsichert, weil ein jüdischer Extremist wenige Wochen zuvor in einem Jugendclub für Homosexuelle ein Dutzend Teenager erschossen hatte, aber auf der anderen Seite heizte das die Party an.
»Du kannst schon morgen tot sein, deswegen feiern wir, solange es geht.«
Alle Hemmungen flogen wie Schweißperlen von mir. Ich soff und leckte mit Typen rum. Wir kraulten uns die Bärte, massierten die Hoden. Ich ging mit einem Typen nach Hause und randalierte nach dem Sex in seiner Wohnung, weil ich der Meinung war, ich hätte Jannes betrogen, obwohl der mir bereits per SMS klar gesagt hatte, dass ich aufhören solle, ihn zu nerven. Bereute ich es? Schämte ich mich dafür? Nein, die Sonne ging wieder auf, das war alles. Ich war hierhergekommen auf der Suche nach einem sinnstiftenden Gedanken und nun war ich völlig verkratzt. Kein Benehmen mehr.
Nach den Partys ging ich betrunken im Sonnenaufgang am Wasser entlang zum »Buzz Stop«. Ein bodenständiges Lokal, wo der Besitzer einen schon vormittags mit Guiness-Pint am Eingang grüßt und Kellnerinnen als Antwort auf den Satz »Ich habe einen Kater« Bier mit Fish & Chips servieren.
Jahre zuvor war der »Buzz Stop« von einem Anschlag erschüttert worden. Der Besitzer wischte das Blut auf und machte wenige Stunden später wieder auf. Wie der Spanier fiel ich gegen 11 Uhr ins Bett, um in der Nacht wieder bei einem Israeli in der Wohnung zu landen, wo wir gemeinsam auf Singstar von Rammstein Du Hast sangen, bis er einschlief.
Eines Abends, die vierte oder fünfte Nacht meines Partymarathons – ich war schon wieder angetrunken –, stand ich auf dem Balkon des Hostels und blickte zum Opernhaus, dem ersten Sitz der Knesset. Dort gründeten die Juden ihren eigenen Staat. Nach Jahrtausenden wieder eine Heimstätte. Ein Franzose schnorrte mich um eine Zigarette an und erzählte, er habe auch den Plan gehabt, nach Ramallah zu gehen. Da dort kein israelischer Bus hinfuhr, habe er diesen Plan aber beerdigt. Er hatte gekniffen und war nur ein Tourist. Wortlos ließ ich ihn stehen. Keine Zeit mehr mit Angst zu verschwenden.
Am Ben-Gurion-Flughafen waren die Sicherheitsschleusen extrem streng. Eine Koreanerin wurde angeschrien, weil sie in ihrem Koffer einen Koran als Souvenir aus Bethlehem hatte. Als die Israelis mit ihr fertig waren, ging ich zu ihr und tröstete sie mit heiserer Stimme: »Es ist wegen der Situation.« Man musste einfach Schläge kassieren und mit blutiger Nase ein Bier bestellen.
Im Flugzeug malte ich mir aus, wie ich in einem brennenden Feuerball zur Erde fallen würde, wenn die mit Kerosin gefüllten Tragflächen explodierten. Jede Sekunde rechnete ich schwitzend mit meinem Ende.
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