Der Sonnensturm Teil 2 Graffiti. Hardy Klemm

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Название Der Sonnensturm Teil 2 Graffiti
Автор произведения Hardy Klemm
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783959633291



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Die Psychose brachte sehr kurze Gedanken mit sich. Das, was man dachte, wurde sofort umgesetzt, aber fliegende Menschen gab es nicht, auch nicht unter Psychose. So waren Brücken Orte, an denen man besser völlig wach war, auch Martin. Er war eher in Gefahr als ein Lebensmüder, der noch denken konnte und da Martin schon schlief, konnte selbst das Valium nicht wirken. Eines der bemerkenswertesten Dinge, die einem Schlaflosen auffielen, war zudem noch, wie der Körper langsam versagte. Herzflattern, oder auch das seltsame Gefühl, Kristalle zu schwitzen, war gegen klassische Kopfschmerzen noch angenehm. Ich kenne die Probleme ziemlich gut, nach 3 Tagen riecht und schmeckt die Haut nach Blut und dass wir Autoren manchmal von Blut schwitzen reden, kam nicht von ungefähr. Martin schlief im Flur und um 7 Uhr 30 begann der unglaublich kurze Tag mit Tavor.

      Schwester: »Guten Tag, Herr Bretz, die Liste für die wählbaren Mittagessen nächste Woche.«

      Es war Routine, die sich beim Lösen dieser Aufgabe einschlich.

      Martin: »Ok, Fisch, ok, Kantinen Fisch, ok, Fisch aus dem Gemüsedämpfer. Da kann 10 Mal stehen Dorsch, es ist geschmackloser Pamps. Vegetarisch, oh Grießbrei!«

      Schon stand fest, wo Martin sein Kreuz machen würde.

      Das war alles, was Martin dort tun musste, und der ehemalige Hartz-IV-Empfänger machte das sogar sehr gut. Berufserfahrung, die einem Reichen fehlte, der wohl Calamaris oder gleich Pommes angekreuzt hätte und dabei vergaß, dass in Kantinen nicht gebraten und nur selten ordentlich frittiert wurde. Martin war wieder da und das Problem mit Dr. Molke schwebte noch im Raum.

      Martin: »Seneca, ich glaube, ich weiß nicht ob bei Dr. Molke Jehova spricht oder sein Lehrbuch.«

      Seneca: »Fehlschluss! Man nähert sich dem Metabereich, nicht berechenbar, zu theoretisch zur Auswertung.«

      Martin: »Meta, von Metaphysik.«

      Seneca: »Korrekt, sich ergebende Lösungen sind praktisch nicht umsetzbar.«

      Ich kläre mal auf. Meta bedeutete Theorie zur Theorie und der Grund, wieso Sie vielleicht dieses Adjektiv kennen, ist seine Gespaltenheit. Es hat mehrere Bedeutungen, will man es erläutern. Zum Beispiel glauben Sie, Jesus starb am Kreuz, christliche Theorie, und Sie glauben, er nahm Ihnen dadurch die Sünde, Theorie. Somit ist das schon meta und wenn Sie jetzt sagen, Jesus sei für Sie gestorben und verteidigen das mit einem Buch, dann könnten Sie ebenfalls einen Nobelpreis dafür erhalten, denn, wenn man das auf die Theologie bezieht, dann ist die Definition der höchste Gedankengang, da Sie so fest an eine These geglaubt haben, dass Sie dazu eine These entwickeln konnten. Besser können Sie ihren Glauben nicht beweisen. Und das ist etwas. Das klingt wie ein Kompliment, aber nicht in der Wissenschaft, wo so etwas unerlaubt ist. Soweit dürfen Sie nicht denken. Weswegen? Gael glaubt an den Krieg zwischen Xuianern, und Habierern, Theorie und nun sah er keine Xuianer mehr. Philippinischer Shit ist eben nicht so gut wie US-amerikanischer. Die Habierer haben die Xuianer ausgelöscht. Es waren keine mehr da. Meta war ein sich selbst beweisendes Etwas ohne jede Aussagekraft. Tarot-Karten sind aussagekräftiger als das Adjektiv, das von jeder Seite als Zierde des Verstandes gelobt wurde. Das ist es! Sollten Sie sich aber mal in der Situation befinden, danach Entscheidungen zu treffen, fragen Sie vorher Ihren Frisör.

      Seneca und Glauben, auch für Martin klang das nach einer Fehlbesetzung, aber es war Glauben. Martin wusste, nach was er suchen musste. Die geschlossene Station war alles andere als ein Quell des Wissens.

      Patient: »5, 6, 0, auslassen.«

      Martin: »Was rechnen Sie da?«

      Patient: »Ich häkele, morgen häkel ich mir eine Mütze!«

      So nahm Martin Kontakt mit dem Bücheregal im Aufenthaltsraum auf.

      Martin: »Häkeln von Mützen, ok.«

      Regal: »Dieter!«

      Martin: »Sri Krishna, Quelle aller Freude.«

      Martin musste nicht suchen, es stand ganz am Anfang, Goranga. Die Beschreibungen passten. Es war ein Bewusstseinszustand, aber eben auch wie wach und schlafend. Goranga, es befand sich kurz vor dem Nirvana. Seltsam für Martin, wenn man wach und schlafend zum höheren Denken zählte, wie er kombinierte, wären dann nicht Messen um 3 Uhr früh bei dieser Sekte viel effektiver als die um 12 Uhr mittags, wo der Rezipient noch denken konnte? Das Buch mit nur 80 Seiten war anscheinend medizinisch. Nach kurzer Zeit gesellte sich doch ein Nicht.PatientNicht-Patient zu Martin. Er war perfekt getarnt, Jack Wolfskin von oben bis unten, mit einem Gesicht wie der Weihnachtsmann.

      Weihnachtsmann: »Suchen Sie Trost?«

      Martin: »Eher Erklärungen, wieso ich hier bin.«

      Weihnachtsmann: »Glauben Sie an Krishna?«

      Martin: »Wen? Nein!«

      Weihnachtsmann: »Dann sollten Sie das nicht glauben.«

      Martin: »Das ist doch ein medizinisches Buch, es beschreibt mich zurzeit gut.«

      Weihnachtmann: »Schauen Sie sich doch mal das Cover an.«

      Martin begriff sofort, wieso er in einem Krankenhaus war und hatte also seine Antwort. Krishna war so blau wie Papa Schlumpf und Martin hatte dasselbe.

      Martin: »Ah, Sie glauben an etwas Anderes, an was?«

      Der Weihnachtsmann gab ihm 20 Cent. Es sollte sich ein paarmal wiederholen. Etwas später informierte Martin die Pfleger über den Weihnachtsmann im dicken Pelz, der mit Geld um sich schmiss. Er selbst gab das Geld ab, fand es aber beim Verlassen des Krankenhauses in seinen Sachen wieder. Ja, man hat ihn später noch herausgelassen, aber sein Verdienst war das nicht, oder fast nicht. Zwar fühlte sich Martin wohl, aber dass er etwas unternehmen musste, sah er täglich im Aufenthaltsraum. Mensch ärgere dich nicht, eine Partie mit 4 Spielern dauerte nur 2 Minuten und niemand achtete auf das Spielfeld. Man blickte wie Pokerspieler ins Leere. Es war nicht schwer zu erkennen, dass ein Platz für einen selbst schon bereit gestellt war, und so vergingen nur wenige Tage bis Ulla, Martins Anwältin, ihn da raus boxte, bevor Martin Mau Mau murmelte. Danach wohnte Martin aber erst mal in der offenen Station und zwar mit Gael. Gael war sehr reizbar, aber nie aggressiv. Er war mit Entzugserscheinungen vertraut, denn durch die Diagnose drogeninduzierte Psychose bekam man viel weniger Tavor. Auch im Vergleich zu ganz normalen Patienten schwamm Martin regelrecht im Tranquilizer. Er war eben reich. Architektonisch oder medikamentös betrachtet waren beide Stationen gleich. Die Patienten waren etwas anders, selbstbewusster.

      Patientin: »50% Pfefferminztee und 50% Hagebutte, Ha, Pfefferbutte. Am Wochenende lass ich das patentieren!«

      Natürlich waren sie immer noch Patienten. Die wichtigsten Neuerungen waren entweder die Therapien oder dass man raus durfte. Man durfte zu den Therapien nämlich raus. Selbst um 7 30 Uhr zum Frühsport war Martin gerne draußen. Gael mit seiner Reizbarkeit war vom Frühsport weniger begeistert. Man saß natürlich im Stuhlkreis.

      Therapeut Sporttherapie: »Das Spiel geht so, jeder nennt eine essbare Pflanze und solange sie nicht schon mal genannt wurde, muss man nicht eine ganze, eine ganze Runde um den Stuhlkreis.«

      Gaels Laune war ansteckend, jeder war auf Entzug.

      Gael: »Weizen.«

      Martin: »Aloe Vera.«

      Klara: »Kohlrübe.«

      Gael blickte zur Uhr. Was ich von Gael verstand war seine eigenartige Intelligenz. Er sah sehr schnell, was andere von ihm wollten.

      Gael: »Seegurke.«

      Therapeut: »Eine Runde rum, das ist ein Tier.«

      Martin: »Manjok.«

      Gael: »Kannst du das nächste Mal falsch antworten? Der lässt uns erst gehen, wenn jeder eine Runde rum ist. Dann ist Frühstück und ich bekomme Kaffee! Ok, Mann?«

      Martin: »Dönerbaum.«

      Der Therapeut war nur wenig begeistert vom Gesprächsinhalt und verstand englisch, aber Gael hatte natürlich Recht. Man brauchte nicht zu gewinnen, denn Martin war